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Der Rest ist Schweigen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
126 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am17.10.20161. Auflage
So einen Auftrag hat Privatdetektiv Talbot noch nie übernommen. Er soll einen toten Bestattungsunternehmer herbeischaffen, der verdächtigt wird, eine höchst kostbare Leiche gestohlen zu haben. Schwierig wird die Angelegenheit dadurch, daß jener Bestatter nicht ohne Talbots Zutun zu Tode kam und spurlos verschwunden ist - fast spurlos. Denn er bereitet Talbot noch böse Stunden ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Thomas P. Mulkeen veröffentlichte den Krimi ?Der Rest ist Schweigen? erstmals 1972. Der Originaltitel lautet ?Honor Thy Godfather?.
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Produkt

KlappentextSo einen Auftrag hat Privatdetektiv Talbot noch nie übernommen. Er soll einen toten Bestattungsunternehmer herbeischaffen, der verdächtigt wird, eine höchst kostbare Leiche gestohlen zu haben. Schwierig wird die Angelegenheit dadurch, daß jener Bestatter nicht ohne Talbots Zutun zu Tode kam und spurlos verschwunden ist - fast spurlos. Denn er bereitet Talbot noch böse Stunden ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Thomas P. Mulkeen veröffentlichte den Krimi ?Der Rest ist Schweigen? erstmals 1972. Der Originaltitel lautet ?Honor Thy Godfather?.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105614242
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum17.10.2016
Auflage1. Auflage
Seiten126 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2103716
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Am Wochenende war ich ziemlich erledigt. Ich hatte noch nie einen Menschen getötet, auch nicht gegen meinen Willen, und ich fühlte mich genauso, wie es in der Bibel beschrieben wird. Ich bildete mir ein, daß ich ein Zeichen trug, ein unauslöschbares Zeichen, und starrte ständig meine Hände an.

Natürlich wußte ich, daß mich eigentlich keine Schuld traf. Er war mit einem Messer auf mich losgegangen, und ich hatte ihn gewarnt. Daß ich die Leiche auf diese Weise hatte verschwinden lassen - nun, ich wußte einfach keinen anderen Weg. Aber ich war kein Leichenschänder oder Verrückter. Im Grund genommen bin ich völlig normal. Das erkennt man zum Beispiel schon daran, wie ich den Burschen am Hafen eingewickelt habe:

Er war ein Zeuge - der einzige Belastungszeuge -, und wenn ich verrückt wäre, hätte ich ihn auch ins Wasser geworfen, DiMaio hinterher. Statt dessen blieb ich gelassen. Ich schaltete schnell und drehte den Spieß um. Ich erzählte ihm, ich hätte eine Leiche ins Wasser geworfen, und selbstverständlich glaubte er mir nicht.

Verstehen Sie, was ich meine?

Das Wochenende verging ohne Aufregung. Kein Polizist erschien, und auch sonst erkundigte sich niemand nach DiMaio. Aber am Montag abend rief Mrs. DiMaio an und fragte mich, ob ich ihren Mann gesehen hätte. Als ich verneinte, berichtete sie, daß er offenbar verschwunden sei.

»Tatsächlich?«

»Ja. Ein Geschäftsfreund hat es mir gesagt.«

»Ist Ihr Mann nicht im Bestattungswesen?«

»Ja.«

»Bei welchem Unternehmen denn?«

»Scatologgia.«

»Ach! Was Sie nicht sagen!«

Ich war beeindruckt. Das Beerdigungsinstitut Scatologgia war eine Sehenswürdigkeit unseres Viertels. Manche Leute nannten es das Himmlische Haus. Es lag am Concourse Square beim Gerichtsgebäude und dem Verein Christlicher Junger Männer. »Wissen Sie, wem es tatsächlich gehört?« fragte sie.

»Nein.«

»Der Mafia.«

Dann erzählte sie mir noch, daß die Jungs sich nach mir erkundigt hätten.

 

Am nächsten Morgen klingelte das Telefon, als ich gerade Frühstück machte. Eine tiefe Stimme fragte nach Mr. Talbot. »Am Apparat.«

»Hier spricht Mr. Gilbert. Ich möchte Sie in einer wichtigen Angelegenheit konsultieren.«

»Um was handelt es sich?«

»Jemand ist verschwunden.«

Ich sagte ihm, daß ich um ein Uhr im Büro sei.

Sie kamen zu dritt. Der Mann, der sich als Mr. Gilbert ausgab, war der Hauptdarsteller, was man daran erkannte, daß er seinen Mantel auszog. Darunter kam ein wunderschöner grauer Anzug aus Haifischleder zum Vorschein. Im Knopfloch steckte eine Nelke. Er war ein harter Brocken, etwa Ende Vierzig, und hatte welliges graues Haar, das fürchterlich nach Pomade roch.

Seine beiden Begleiter ließen ihre Mäntel an. Der eine war ein kräftiger mondgesichtiger Bauer, der aussah wie ein zu dick gewordener Dorftrottel. Der zweite war auch groß und hatte ein teigiges Gesicht mit blassen verschlagenen Augen, die hinter der Sonnenbrille hin und her huschten. Er paßte haargenau zu dem Bild, das man sich von einem Leichenbestatter macht. Sie hießen Gino und Karl.

Wir setzten uns.

»Sie erraten wohl, wer wir sind«, begann Gilbert glatt - ganz ein Mann der Unterwelt.

Ich nickte.

»Es ist so«, erklärte er. »Ich bin Direktor eines Beerdigungsinstituts und bat Mr. DiMaio letzten Freitag, eine sehr wichtige Lieferung vom Flughafen abzuholen. Nun ist er verschwunden, und die Lieferung auch.«

»Weshalb kommen Sie zu mir?«

»Weil er an jenem Tag auffallend früh wegfuhr und Gino noch erzählte, daß er vorher noch jemanden besuchen müsse, der um seine Frau rumscharwänzelt. Wir haben Mrs. DiMaio gefragt, und die nannte Sie, und da nehmen wir an, er war bei Ihnen.«

Ich nickte wieder, um Zeit zu schinden. Gilbert beugte sich vor und sagte:

»Damit wir uns klar sind, mein Junge. Es steht eine Menge auf dem Spiel, und wir spaßen nicht. Sie erzählen uns die Wahrheit, und alles ist in Ordnung, aber wenn Sie uns an der Nase herumführen wollen, geht´s Ihnen dreckig - verstanden?«

»Verstanden.«

»Okay!« Gilbert lehnte sich zurück, als sei damit alles geklärt.

»Jetzt zu unseren Fragen: War DiMaio vergangenen Freitag hier?«

»Ja.«

»Was wollte er?«

»Daß ich seine Frau in Ruhe lasse.«

»Außerdem?«

»Das war alles.«

»Haben Sie irgendein Abkommen mit ihm getroffen?«

»Nein.«

»Er ging einfach wieder?«

»Ja.«

»Sagte er, wohin?«

»Kein Wort.«

»Wann war das?«

»Es war ziemlich spät.«

»Wie spät?«

»Sehr spät.«

»Nach zwei Uhr?«

»Ja.«

»Nach drei?«

»Ich glaube.«

»Haben Sie ihm Ihren Wagen geliehen?«

»Ich habe keinen.«

Gilbert runzelte die Stirn und starrte Gino und Karl an, aber die starrten nur zurück, ohne ein Wort zu sagen. Ich hatte das Gefühl, daß er die beiden nur zur Dekoration mitgenommen hatte, um zu zeigen, wer am Drücker saß. Allein waren sie viel zu blöde, um etwas zu drehen. Es schien sie nicht weiter zu beeindrucken, als Gilbert mir eröffnete, daß ich in großen Schwierigkeiten sei.

»Warum denn?« fragte ich.

»Weil DiMaios Kombiwagen eben von der Polizei abgeschleppt worden ist. Der Wagen war die letzten Tage hier ganz in der Nähe geparkt. Und weil er gegen ein Uhr eine Sendung abholen sollte, die ein Vermögen wert ist. Jetzt kommen Sie daher und erzählen mir, daß Sie und er den Nachmittag über hier waren und ein kleines Schwätzchen abhielten. Sehen Sie ein, daß da was faul ist, mein Junge? Habe ich recht oder nicht?«

»Sie haben recht.«

»Schön. Dann rücken Sie mit der wahren Geschichte raus.«

Ich zögerte und sah Gino und Karl an. Gilbert bemerkte es und schickte die beiden mit einem kurzen Nicken hinter die Mattscheibe meiner Bürotür. Dann sagte ich:

»Es passiert mir nichts, wenn ich die Wahrheit sage?«

»Beim Grabe meiner Mutter!« Er bekreuzigte sich.

»DiMaio ist tot.«

»Wie ist das passiert?«

»Er ging mit dem Messer auf mich los, und ich schoß.«

Gilbert schüttelte den Kopf hin und her wie ein verblüffter Stier und fragte, was ich mit dem Leichnam gemacht hätte.

»Ins Wasser geworfen.«

»Er war ein Verrückter«, meinte Gilbert.

»Ich kann nichts dafür. Er ging mit dem Messer auf mich los.«

»Das werden Sie dem Boss erklären müssen.«

 

Der Wagen, der am Straßenrand wartete, war eine dunkelgrüne unauffällige Limousine. Wir vier quetschten uns hinein. Der Fahrer war ein magerer Mann mit fliehender Stirn und erinnerte an einen zu großen Jockey. Sein Name war Andy. Als er losfuhr, fragte ich, wohin die Reise ginge.

»Aufs Land«, antwortete Gilbert.

Auf dem Highway wurde der Fahrer munter. Der Wagen auch. Ich spürte, wie der Wagen wegzog, und entdeckte, daß er einen Schnellgang besaß. Die Limousine raste an den anderen Autos vorbei, als seien es Planwagen. Ich hatte teuflische Angst.

Die Strecke kannte ich sehr genau, denn ich hatte schon viele Pärchen auf dem Weg zu den Motels entlang der Straße beschattet. Ich konnte mich gar nicht mehr erinnern, wieviele es gewesen waren. Mich beunruhigte, daß der Highway durch einen Haufen Hügel führte und sehr kurvig war. Würde dieser Verrückte von einem Fahrer dann langsamer fahren?

Er wurde langsamer - wir fuhren ungefähr noch fünfundsechzig Meilen -, als er die erste Kurve anschnitt. Es war eine Linkskurve, aber zu meinem unglaublichen Entsetzen sah ich, daß er das Steuerrad nach rechts riß.

Gleichzeitig trat er aufs Bremspedal, und wir schleuderten nach links. Er trat die Kupplung, schaltete in einen kleineren Gang und gab Gas. Der Wagen schleuderte und schoß mit siebzig aus der Kurve. Oder mit achtzig oder neunzig.

Ich holte tief Luft. Mein Seufzer war im ganzen Wagen zu hören. Gilbert kicherte. »Beim erstenmal ist man fix und fertig«, sagte er.

»Bitte, sagen Sie ihm, er soll das bleiben lassen.«

»Nur noch ein einziges Mal!« bat Andy.

»Andy war mal Rennfahrer. Es macht ihn einfach verrückt, immer nur Leichenwagen zu fahren - Sie wissen ja, wie das ist. Was Sie eben erlebt haben, war Andys berühmtes Kurvenrutschen. Also gut, Andy, du kannst es noch mal machen. Aber nur noch einmal. Wir wollen Mr. Talbot nicht Angst einjagen.«

Eine Minute später rasten wir auf eine metallene Leitplanke vor einem senkrecht abfallenden Hügel zu, und die weißen Häuser unten im Tal sahen winzig und unwirklich aus. Dann spürte ich wieder das Magendrücken, als der Wagen in die Kurve rutschte, und schrie: »Jetzt reicht´s!«

Danach fuhr Andy vernünftiger, und kurz darauf bogen wir auf eine Landstraße ein, die durch bewaldetes hügeliges Land führte. Der Boden war mit braunen und gelben Blättern bedeckt. Bald knirschte Kies unter unseren Reifen. Die Auffahrt war lang wie ein Fußballfeld, unser Ziel ein Herrenhaus mit zwei riesigen chinesisch aussehenden Bäumen davor. Auf dem Rasen spielten ein weißhaariger Mann und ein paar kleine Kinder mit einem Bernhardiner.

Wir parkten und gingen hinein. Ein Butler nahm unsere Mäntel in Empfang. Seine Nase war voller Narben, als hätte sie ihm jemand abgebissen und dann wieder angenäht. Ich sah mich in dem Raum mit der hohen Decke, dem schwarzen Marmorfußboden und der geschnitzten Täfelung um. Wirklich erstklassig.

Andy, Gino und Karl standen da wie die drei Musketiere, während Gilbert mich in eine kleine Bibliothek führte und die hölzerne Schiebetür hinter...
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