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Klüger als die Polizei erlaubt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
128 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am17.05.20161. Auflage
Die Polizei von Fortrow ist in höchster Alarmbereitschaft. Ein tschechischer Minister und ein afrikanischer Präsident sollen die Stadt besuchen. Man fürchtet Attentate. Und gerade da wird ein städtischer Beamter von einer Dirne erpreßt, ein Verbrecher wird ermordet, ein Betrunkener ertrinkt. Zufälliges Zusammentreffen? Die Polizeibeamten Fusil und Kerr glauben nicht daran ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Jeffrey Ashford ist eines der Pseudonyme, unter denen Roderic Jeffries, Sohn des berühmten Krimi-Autors Graham Montague Jeffries, Kriminalgeschichten veröffentlichte.
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Produkt

KlappentextDie Polizei von Fortrow ist in höchster Alarmbereitschaft. Ein tschechischer Minister und ein afrikanischer Präsident sollen die Stadt besuchen. Man fürchtet Attentate. Und gerade da wird ein städtischer Beamter von einer Dirne erpreßt, ein Verbrecher wird ermordet, ein Betrunkener ertrinkt. Zufälliges Zusammentreffen? Die Polizeibeamten Fusil und Kerr glauben nicht daran ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Jeffrey Ashford ist eines der Pseudonyme, unter denen Roderic Jeffries, Sohn des berühmten Krimi-Autors Graham Montague Jeffries, Kriminalgeschichten veröffentlichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105610701
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum17.05.2016
Auflage1. Auflage
Seiten128 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse942 Kbytes
Artikel-Nr.1930876
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Der Polizist am Steuer des Streifenwagens bremste, als sie sich den aufgeregt diskutierenden Männern vor der Kneipe näherten, die gerade geschlossen hatte. »Nur ein paar Fußballfans«, sagte der Beifahrer, während sie weiterfuhren und die Leute ihnen unbehaglich nachstarrten. Offenbar waren sie noch nicht so betrunken, daß sie nicht mehr merkten, was in ihrer Umgebung vorging.

Der Beifahrer lehnte sich in seinen Sitz zurück. »Wie ich schon gesagt habe«, erklärte er. »Fortrow wird den Pokal gewinnen.«

»Nie«, antwortete der Fahrer verächtlich. »Die spielen Fußball, als hätten sie alle Holzbeine. Habe ich nicht recht, John?«

»Ich habe noch nie ein Spiel gesehen«, grunzte Constable Kerr schläfrig vom Rücksitz her. Einer der beiden Baseballschläger, die in gewissen Situationen so nützlich waren, stieß ihm zum hundertsten Mal in die Seite. Er schob ihn weg und gähnte. »Wie spät ist es?«

»Hör dir das an!« sagte der Fahrer. »Er ist erst eine Stunde mit der Nachtschicht unterwegs, und schon fragt er, wie spät es ist. Du bist wohl müde, was? Wahrscheinlich liegst du gewöhnlich um diese Zeit schon im Bett.«

»Wenn du zwanzig Stunden am Tag arbeitest und das die ganze Woche durch, mein Junge, dann kannst du wieder nachfragen.«

Der Beifahrer, dessen Sicherheitsgurt gegen die Vorschriften nicht geschlossen war, wandte sich halb um und meinte: »Wieso fährst du überhaupt mit?«

»Verbrecher fangen. Der Chef findet, daß die Verhaftungsquote zu niedrig ist.«

»Mit uns? Im Streifenwagen?«

»Weil ihr nicht mal Frankenstein erkennen würdet, wenn er die Straße runterkäme.« Kerr dachte an Kriminalinspektor Fusil und hoffte, daß er Verdauungsbeschwerden hatte und nicht schlafen konnte. Jeder andere Vorgesetzte außer Fusil wäre so rücksichtsvoll gewesen, einen frisch verheirateten Constable nicht von Frau und Bett fernzuhalten.

Aus dem Funkgerät im Wagen, das mit dem Revier verbunden war, klang die Anordnung für einen anderen Streifenwagen, zu einem Haus in Keighley zu fahren, wo ein geistesgestörter älterer Mann gedroht hatte, Selbstmord zu begehen.

»Arme Haut«, sagte der Fahrer. »Mein Großonkel hat auch durchgedreht.«

»Liegt wohl in der Familie?« fragte der Beifahrer.

Der Fahrer schimpfte. »Er war fünfzehn Jahre im Irrenhaus. Als er starb, erwartete uns eine böse Überraschung. Er hatte all sein Geld einem Hundeasyl vermacht. Fünftausend Pfund. Das war damals ganz schön viel. Blöder alter Bock!«

Eine Stimme tönte aus dem Funkgerät: »Hallo, Alpha eins, eins. Bitte, kommen! Romeo, Romeo, Papa!«

Der Beifahrer nahm die Sprechmuschel ab. »Ich wußte doch, daß wir keine Ruhe haben würden.« Er drückte auf die Taste.

»Hallo, Romeo, Romeo, Papa! Hier eins, eins! Ende.«

»Fahren Sie zum Elwick-Dock. Dort soll ein Wagen ins Wasser gestürzt sein.«

»Sind schon unterwegs. In ungefähr fünf Minuten sind wir an Ort und Stelle.«

Der Fahrer gab Gas.

»Die Meldung wurde um 23.42 Uhr durchgegeben. Ein Krankenwagen ist benachrichtigt.«

Der Beifahrer hängte das Mikrophon ein. »Erinnert ihr euch noch an den letzten Fall? Da war ein Wagen mit zwei Frauen und einem Kind im Hafen gelandet. Als man ihn rauszog, sahen alle drei aus, als lächelten sie.«

»Vielleicht hatten sie einen schönen Wassermann gesehen.«

Spott und Sarkasmus waren für die Polizeibeamten die einzigen Mittel, sich die Tragödien, mit denen sie täglich zu tun hatten, nicht zu Herzen gehen zu lassen.

 

Titch Napier spielte mit seinem halbvollen Whiskyglas.

»Chokey ist gerade dabei, die Böcke von den Schafen zu trennen«, sagte er.

Joyce nickte.

»Wenn er einen Typ findet, der was gegen einen Beamten in der Hand hat, kaufen wir ihn.«

»Das könnte ganz schön teuer werden, Titch! Die merken gleich, daß wir scharf drauf sind.«

»Wir zahlen nicht mehr, als die Geschichte wert ist«, antwortete Titch Napier mit seiner hohen Stimme ausdruckslos.

Joyce war ein kräftiger, großer Mann mit einem Gesicht, das aussah, als habe man es aus den falschen Teilen zusammengesetzt. Wieder nickte er, obwohl er insgeheim fand, daß Napier sich möglicherweise irrte. Mit seinen eisenharten Fäusten hätte er ihn ohne weiteres erschlagen können, doch dazu hatte er viel zuviel Furcht vor ihm. Außerdem bewunderte er Napier sehr.

»Sicher wäre es einfacher, ein Mädchen zu finden, die einen verheirateten Kerl erpressen kann. Wir machen einfach Fotos von den beiden.«

»Ja, eine großartige Idee.« Joyces Finger schlossen sich um sein Glas, er hob es hoch und trank es in einem Zug leer. Es war sein dritter Whisky.

Napier starrte in das lodernde Feuer im Kamin, das eine starke Hitze verbreitete. Schwitzend grübelte er über eine andere Möglichkeit nach, wie man einen Angestellten der Stadtverwaltung dazu zwingen konnte, ihnen den Zeitplan für den bevorstehenden Staatsbesuch zu verraten.

Joyce holte ein Kaugummipäckchen aus der Tasche, wickelte es aus und steckte den Kaugummi in den Mund. Wie er so dümmlich kauend dasaß, wie ein im Gras liegendes wiederkäuendes Rindvieh, hätte man sehr leicht den falschen Schluß ziehen können, daß auch seine Intelligenz nicht besonders gut entwickelt sei.

Napier, dessen Bewegungen graziös waren wie bei einer Frau, nippte an seinem Whisky. »Wir brauchen unseren Mann bald, Stick.«

»Es wird schon klappen, Titch«, antwortete Joyce im überzeugten Ton desjenigen, der großes Vertrauen in das Können eines anderen hat. Er stand auf. »Ich muß weg.«

Napier reagierte nicht darauf. Er kümmerte sich kaum darum, was Joyce tat. Er verlangte nur bedingungslose Unterwerfung, die er auch erhielt.

Die Haustür schlug zu. Nur selten tat Joyce etwas mit dem kleinstmöglichen Kraftaufwand.

Napier holte ein silbernes ziseliertes Zigarettenetui hervor und zündete sich eine seiner parfümierten Zigaretten an. Vor ein paar Monaten war ein Mann so dumm - oder so ahnungslos - gewesen, ihn als weibischen Schwächling zu verspotten, weil er parfümierte Zigaretten rauchte. Vier Tage später war der Mann im Krankenhaus zu sich gekommen und hatte sicherlich diesen Augenblick verflucht.

Napier stand auf. Er war sehr klein und wirkte fraulich weich und geschmeidig, aber das störte ihn nicht mehr wie früher in seiner Jugend, als ihn seine Freunde deswegen verspotteten.

Im Zimmer über sich hörte er Schritte. Jenny ging im Schlafzimmer umher und wartete auf ihn. Sie fürchtete sich vor ihm und liebte ihn nicht, was sie nicht verbergen konnte. Wäre ihr das gelungen, hätte er sie nicht mehr länger amüsant gefunden.

Seine Gedanken wanderten in die Vergangenheit. Ihm fiel ein, wie seine Geschwister ihn als Spielzeug, als Schoßtier behandelt hatten, ihn, den jüngsten und kleinsten. Doch dann, als er sich hartnäckig geweigert hatte, so groß und kräftig zu werden wie sie, als seine Gesichtszüge weich und weiblich blieben, begannen sie, ihn zu verabscheuen, wie der Dumme immer die Mißgeburt verabscheut. Seine Eltern dagegen hatten unsinnigerweise stets behauptet, daß er adoptiert und nicht ihr eigenes Kind sei.

Die Schule war eine einzige Hölle gewesen. Die anderen Jungen hatten ihn verspottet und gereizt mit der jugendlichen Grausamkeit, zu der Erwachsene kaum fähig sind. Ein paar ältere Klassenkameraden hatten versucht, ihn zu verführen.

Die Schulzeit hatte ihn gelehrt, daß das Leben grausam war und die Schwachen gestoßen und getreten wurden.

Er trank sein Glas aus und goß sich noch einen Whisky ein. Der Klassenbeste in der fünften hatte Travers geheißen. Er war wütend gewesen, als er - Napier - irgendwie hatte er schließlich seine körperlichen Unzulänglichkeiten ausgleichen müssen -, als er, Napier, das beste Zwischenzeugnis bekam. Travers hatte sich ihn mit zwei Klassenkameraden vorgenommen, ihn ausgezogen und nur mit einem Hemd bekleidet, auf den Schulhof gejagt. Napier mußte bei dem Gedanken an die Geschichte grinsen. Zwei Tage später war Travers abends durch den Regen nach Hause gegangen, nachdem er an einem fliegenden Stand Fish and Chips gegessen hatte. Erstaunlich, wie leicht das Messer in seinen Rücken geglitten war, wenn man bedenkt, wieviele Knochen unter den Muskeln liegen. Kurz bevor man ihn operierte und er vor Schmerz und Angst nur noch ein klapperndes Häufchen Elend war, hatte er dem wachhabenden Polizisten erzählt, daß Napier der Angreifer gewesen sein müsse. Doch die Polizei hatte ihm nie etwas beweisen können.

Die Schulzeit hatte ihm noch eine zweite Erkenntnis gebracht: Geschickt eingesetzte Gewalt war keine Frage der Körpergröße.

Ironischerweise - jedenfalls war es ihm damals als Ironie vorgekommen - hatten ihn seine Klassenkameraden von dem Zeitpunkt an als gleichwertig behandelt, obwohl sie gewußt haben mußten, daß er trotz seines perfekten Alibis der Messerstecher gewesen war.

Während der Schulzeit hatte er noch eine dritte und letzte Lektion über das Leben erhalten: Es war besser, gefürchtet als geliebt zu werden.

Er warf sich in einen Sessel. In den letzten Jahren hatte er wirklich Erfolg gehabt. Jetzt waren die Leute scharf darauf, für ihn zu arbeiten, obwohl sie ihn fürchteten. Weil sie ganz instinktiv wußten, daß seine Bösartigkeit keine Grenzen kannte. Ganz eindeutig hatte sich sein Ruf herumgesprochen, da man ihn nun beauftragt hatte, den Mord durchzuführen, obwohl dies nicht auf seiner Linie lag. Die Bezahlung war beachtlich. Eine Viertelmillion Pfund, zehn Prozent im voraus.

Sein Team war klein. Die meisten Aufträge ließ er von anderen ausführen, er selbst...
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Autor

Jeffrey Ashford ist eines der Pseudonyme, unter denen Roderic Jeffries, Sohn des berühmten Krimi-Autors Graham Montague Jeffries, Kriminalgeschichten veröffentlichte.