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Killer in der Manege

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
158 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.11.20161. Auflage
Appleton Porter, genannt »Apple«, ist die neue Geheimwaffe des englischen Geheimdienstes. Er verfügt über außergewöhnliche Fähigkeiten, die man bei einem Agenten nicht vermutet. Und prompt wird er mit einer delikaten Mission betraut. Der KGB hat eine neue Wahrheitsdroge entwickelt, die unter der Tarnung eines Zirkusunternehmens eingeschleust werden soll. Bald kämpft »Apple« an allen Fronten - damit diese Zirkusvorstellung nicht die letzte seines Lebens ist ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Mark McShane wurde 1929 in Sydney geboren. Er reiste lange in der Welt herum, bis er sich 1960 auf Mallorca niederließ und anfing, Kriminalromane zu schreiben. Sein drittes Buch ?Séance on a Wet Afternoon? machte ihn international bekannt. 1964 wurde es von Bryan Forbes mit Kim Stanley in der Hauptrolle verfilmt. McShane veröffentlichte auch unter dem Pseudonym Marc Lovell. Er starb 2013 auf Mallorca.
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Produkt

KlappentextAppleton Porter, genannt »Apple«, ist die neue Geheimwaffe des englischen Geheimdienstes. Er verfügt über außergewöhnliche Fähigkeiten, die man bei einem Agenten nicht vermutet. Und prompt wird er mit einer delikaten Mission betraut. Der KGB hat eine neue Wahrheitsdroge entwickelt, die unter der Tarnung eines Zirkusunternehmens eingeschleust werden soll. Bald kämpft »Apple« an allen Fronten - damit diese Zirkusvorstellung nicht die letzte seines Lebens ist ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Mark McShane wurde 1929 in Sydney geboren. Er reiste lange in der Welt herum, bis er sich 1960 auf Mallorca niederließ und anfing, Kriminalromane zu schreiben. Sein drittes Buch ?Séance on a Wet Afternoon? machte ihn international bekannt. 1964 wurde es von Bryan Forbes mit Kim Stanley in der Hauptrolle verfilmt. McShane veröffentlichte auch unter dem Pseudonym Marc Lovell. Er starb 2013 auf Mallorca.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105613931
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.11.2016
Auflage1. Auflage
Seiten158 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1073 Kbytes
Artikel-Nr.2134243
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Im »Wintertree« stiegen fast nur Vertreter ab. Sie belogen sich gerade über ihre Verkaufszahlen, als Apple am nächsten Morgen in die Halle kam. Er hatte es geschafft, noch rechtzeitig zum Frühstück zu erscheinen. Bedauerlicherweise war keine Zitronenmarmelade zu seinem Toast dagewesen.

Die Besitzerin lehnte über der Empfangstheke und nickte ihm zu. Sie war eine kräftige ältere Frau mit Augen, die alles sahen. Apple trat zu ihr.

»Bleiben Sie noch eine Nacht, Sir?« fragte sie.

»Ja«, antwortete er. »Vielleicht auch länger.« Der Übung halber erzählte er ihr seine Geschichte. Sie klang nicht nur glaubwürdig, sondern sogar rührend. » Die tollen Porters ! Sie haben sicherlich von ihnen gehört. Es waren Akrobaten.« Die Frau war beeindruckt. Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht kennt mein Jimmy sie. Er ist ganz verrückt auf so was. Er sammelt Erinnerungen und Autogramme von Schauspielern und Zirkusleuten. Ich kann ihn ja mal fragen.«

Apple meinte, es sei nicht weiter wichtig. Er trat hinaus auf die ruhige Vorortstraße. Es war wieder ein schöner Tag. Er stieg in seinen Kombiwagen, der zu seinem Erstaunen sofort ansprang, wendete und fuhr aus der Stadt. Eigentlich hätte er sich nicht weiter wundern sollen, sagte er sich, der Motor war bestimmt frisiert. Womöglich hatten sie sogar einen Kompressor eingebaut.

Apple fuhr schnell. Er versuchte, sich an die schlüpfrigeren Dinge seines nächtlichen Traums von Tina Koves zu erinnern, bis er den Parkplatz erreichte. Er war leer. Er ließ den Wagen dort stehen und ging zur anderen Seite hinüber.

Die Buden und Karussells waren noch von der Nacht her verhängt, die ersten Arbeiter waren bereits da, um sie wieder für das Publikum zu öffnen. Einer erklärte Apple, wo Sir Jaspers Trailer stand. Apple hielt die höfliche Methode für die beste, auch für die klügste.

Der Wohnwagen war groß, hoch und altmodisch. Eigentlich hatte Apple nichts anderes erwartet. Er stand mitten zwischen den anderen durcheinandergeparkten Fahrzeugen. Sir Jasper saß an einem Tisch auf dem Gras und frühstückte. Ein Diener servierte. Sir Jasper trug einen Morgenrock mit bunten Bordüren.

Apple trat näher und sagte: »Guten Morgen, Sir. Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle.«

Als Sir Jasper von den »tollen Porters« hörte, wechselte seine Haltung von freundlich-reserviert zu wohlwollend. »Setzen Sie sich, junger Mann«, sagte er. »Haben Sie schon gefrühstückt? Ja? Dann trinken Sie wenigstens eine Tasse Kaffee. Gießen Sie ein, Marton. So so, junger Mann, Sie sind also der Sohn dieser großartigen Artisten?«

Apple brauchte keine Ausreden zu erfinden. Er hatte nicht einmal die Möglichkeit dazu. Sir Jasper jonglierte mit den Bällen der Konversation geschickt und allein, nur manchmal warf er Apple den einen oder anderen zu, fing ihn aber so schnell wie möglich geübt und schnell wieder auf. Er sprach von der Welt des Zirkus, in den alten Tagen Roms und heute. Apple lauschte und merkte sich einige Namen, falls er sie später einmal brauchen sollte: Lord John Sanger, Bertram-Mills, Billy Smart, die Chipperfields. Er erfuhr von dem Zeltbrand in Hartford, Connecticut; von Barnum, Bailey, Oberst North, den Ringling Brothers.

Schließlich, nach zwei Tassen Kaffee, die ihm der schweigsame Marton serviert hatte, stand Apple auf und verabschiedete sich. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Sir«, sagte er, »daß ich mich ein bißchen beim Zirkus herumtreibe, solange ich in der Gegend zu tun habe. Es ist wie Nachhausekommen.«

Sir Jasper breitete die plumpen Hände aus. »Sie können tun und lassen, was Sie wollen, mein Junge. Wenn jemand was dagegen hat, schicken Sie ihn zu mir.«

Du bist doch ein ganz Gerissener, lobte Apple sich, während er davonging. Du hast zwar nicht das geringste über die fraglichen Leute erfahren, aber du gehörst jetzt offiziell dazu. Er schlenderte zwischen den Fahrzeugen weiter und stand dann vor dem großen Zelt. Er entdeckte eine zurückgeschlagene Plane und trat ein. Drinnen war es unheimlich still, als habe alles die Flucht ergriffen. Das fahle graugrüne Licht ließ den Raum noch unwirklicher erscheinen. Apple hatte das Gefühl, unter Wasser zu sein.

Er marschierte mitten durch das Zelt auf den Hintereingang zu. Als er auf das Sägemehl trat, lief ihm ein ehrfürchtiger Schauder über den Rücken. In der Mitte blieb er stehen und drehte sich langsam im Kreis. Er lachte in sich hinein und ging weiter.

Dann kam er zu dem kleinen Zeltanbau. Dort würde er sicherlich jemand ausfragen können. Ein Arbeiter, der einen Spiegel putzte, starrte ihn kalt an und fragte: »Haben Sie sich verlaufen, Kollege?«

Apple antwortete genauso kalt: »Ich bin Sir Jaspers Gast. Würden Sie mir wohl freundlicherweise sagen, wo ich die Ungarn finde?«

Zum Beweis, daß er sich nicht einschüchtern ließ, wandte der Arbeiter sich ab und musterte Apple im Spiegel, während er den Weg beschrieb. »Es sind zwei Wohnwagen«, sagte er zum Abschluß. »Einer für die Männer, der andere für die Frau.«

»Vielen Dank.«

»Gern geschehen«, sagte der Mann.

Zwei Minuten später erreichte Apple zwei völlig gleich aussehende graue Wohnwagen, die nebeneinander parkten. Dort, wo sie beinahe zusammenstießen, saß Tibor Polk, der Tierpfleger, auf einer Kiste und schälte Kartoffeln. Er trug immer noch den grünen Arbeitskittel, und auch sein trauriger Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert. Er blickte Apple ohne eine Miene zu verziehen entgegen.

»Sir Jasper erzählte mir eben, daß Sie aus Budapest seien«, sagte Apple, während er auf ihn zutrat. Er sprach den Namen der Stadt richtig aus, das st wie scht. »Stimmt das?«

»Buda, ja, ich stamme von dort«, antwortete Tibor Polk. »Ich bin gerade noch vor dem Aufstand rausgekommen.« Sein Englisch war ziemlich holprig. »Die andern nicht. Sie stammen aus anderen Städten. Tut mir leid.« Er sah wieder auf seine Arbeit hinunter.

Apple ließ sich in die Hocke nieder. »Als Junge war ich viel mit ungarischen Zirkusleuten zusammen«, sagte er auf ungarisch.

Tibor Polk lächelte traurig und schälte weiter. »Wie schön, daß Sie so gut Ungarisch sprechen.«

Apple nickte. »Danke.« Er fragte ihn weiter aus, aber so zwanglos, als gehöre es zu ihrer kleinen Unterhaltung.

Tibor Polk war kein Zirkuskind. Dies hier war ein Job wie jeder andere. Er war jetzt französischer Staatsbürger, die andern auch. Tina war sogar in Paris geboren, ihre Eltern hatten sich als Flüchtlinge dorthin durchgeschlagen. Und Anton, der war als junger Mann aus Ungarn geflohen.

»Ich schäle gern Kartoffeln«, fügte Tibor zusammenhanglos hinzu.

Diese Bemerkung nahm Apple sehr für ihn ein. Er musterte das traurige Gesicht verstohlen. Es war, fand er, typisch ungarisch, hübsch auf eine verhaltene Art, mit feinen Zügen.

Die braunen Augen blickten freundlich. Mehr das Gesicht eines Komponisten als eines Mannes, der Hilfsarbeiten verrichtete.

»Haben Sie immer schon solche Arbeit gemacht?« fragte Apple.

Dann machte sein Herz einen Satz. Genau hinter ihm rief eine laute Stimme: »Guten Morgen, Sir.«

Apple richtete sich auf und drehte sich um. Ein lächelnder Anton Gavor stand vor ihm. Er trug einen schwarzen Rollkragenpullover, seine Reithosen und Stiefel. »Ich habe ungarische Laute gehört«, sagte er, immer noch auf englisch.

Apple stellte sich vor - auf ungarisch -, die Männer schüttelten sich die Hände, und Apple erklärte, warum er sich hier beim Zirkus herumtreibe, und erwähnte auch Sir Jaspers Einladung.

Gavors Zähne waren genauso kräftig wie sein Kinn. Er zeigte sie gern und häufig. Auch jetzt, während er sagte: »Wenn Sie nichts dagegen haben, reden wir lieber englisch. Es ist gut zum Üben. Tibor tut es auch gut.«

»Ich habe eine Auffrischung dringender nötig als Sie«, antwortete Apple einschmeichelnd.

»Trotzdem, Sir. Wir haben es uns angewöhnt, immer die Sprache des Landes zu sprechen, in dem wir zu Gast sind. Das gehört sich so.«

Gehorsam sprach Apple englisch weiter. »Meine Eltern waren die tollen Porters . Sie hatten auch eine Tiernummer. Bären. Ziemlich bekannte Leute.«

»Eigentlich gehören wir nicht zum Zirkus, das möchte ich Ihnen doch sagen. Unsere Nummer war fürs Varieté geplant. Unglücklicherweise werden die meisten Direktoren nervös, wenn sie wilde Tiere im Haus haben.«

»Das ist verständlich.«

»Aber der finnische Mann stammt vom Zirkus«, sagte Gavor.

»Er heißt Arvo. Mit dem können Sie sich unterhalten.«

»Danke für den Tip.«

Der Ungar streckte die Hand aus. »Es freut mich, Sie kennengelernt zu haben, Sir.«

»Oh«, sagte Apple und ließ sich hilflos gefallen, daß man ihm kräftig die Hand schüttelte. »Ganz meinerseits.«

»Sie werden uns jetzt sicherlich entschuldigen. Wir haben viel zu tun.«

»Ja, aber ich wollte mich mit Ihnen über die Tiere unterhalten. Ich möchte Ihnen gern erzählen, wie mein Vater mit den Bären trainierte.«

»Ein andermal, Sir. Wir sind schrecklich beschäftigt. Auf Wiedersehen!«

 

In düsterer Stimmung wanderte Apple durch den Irrgarten von Fahrzeugen. Immer wieder versicherte er sich, daß er sich gut geschlagen habe, daß er schnell und leicht den Kontakt hergestellt habe, aber er konnte nicht vergessen, wie Anton Gavor ihn abgeschmettert hatte. Er würde ein harter Brocken sein, dachte Apple.

Eine Viertelstunde lief Apple ziellos zwischen den Zirkuswagen umher. Dann war er wieder auf der Budenstraße. Er lehnte sich gegen eine Holzwand und beobachtete müßig das immer geschäftiger werdende Treiben. Von irgendwoher kam Hämmern, schräg gegenüber stritt sich ein Paar...
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Autor

Mark McShane wurde 1929 in Sydney geboren. Er reiste lange in der Welt herum, bis er sich 1960 auf Mallorca niederließ und anfing, Kriminalromane zu schreiben. Sein drittes Buch >Séance on a Wet Afternoon