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Böse Spiele auf Ibiza

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
180 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.11.20161. Auflage
Auf Ibiza ist der Teufel los. Die Drahtzieher legen einen stattlichen Rauschgiftköder aus, der die Agenten anzieht wie das Licht die Motten. Ehe Apple von Ihrer Majestät Geheimdienst die tödlichen Fäden entwirren kann, gerät er in das härteste Abenteuer seines Lebens ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Mark McShane wurde 1929 in Sydney geboren. Er reiste lange in der Welt herum, bis er sich 1960 auf Mallorca niederließ und anfing, Kriminalromane zu schreiben. Sein drittes Buch ?Séance on a Wet Afternoon? machte ihn international bekannt. 1964 wurde es von Bryan Forbes mit Kim Stanley in der Hauptrolle verfilmt. McShane veröffentlichte auch unter dem Pseudonym Marc Lovell. Er starb 2013 auf Mallorca.
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Produkt

KlappentextAuf Ibiza ist der Teufel los. Die Drahtzieher legen einen stattlichen Rauschgiftköder aus, der die Agenten anzieht wie das Licht die Motten. Ehe Apple von Ihrer Majestät Geheimdienst die tödlichen Fäden entwirren kann, gerät er in das härteste Abenteuer seines Lebens ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Mark McShane wurde 1929 in Sydney geboren. Er reiste lange in der Welt herum, bis er sich 1960 auf Mallorca niederließ und anfing, Kriminalromane zu schreiben. Sein drittes Buch ?Séance on a Wet Afternoon? machte ihn international bekannt. 1964 wurde es von Bryan Forbes mit Kim Stanley in der Hauptrolle verfilmt. McShane veröffentlichte auch unter dem Pseudonym Marc Lovell. Er starb 2013 auf Mallorca.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105613634
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.11.2016
Auflage1. Auflage
Seiten180 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse999 Kbytes
Artikel-Nr.2134261
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Das Angenehme an Ibizas Hafen ist, dachte Apple, daß er nicht wie ein Hafen aussieht. Es gab nur wenige der häßlichen Maschinen, die gewöhnlich herumstehen, drohend wie menschenfressende Roboter. Kaum Öl und Dreck, nur ein paar Schornsteine, von Segeltuch vermummt, und es fehlten auch der schmierige Unrat und die groben Schauerleute.

Apple schaute vom Bug des Miniaturliners, der sich mit der Nase voran dem L-förmigen Landesteg näherte, auf Läden und Straßencafés. Passanten schlenderten in der schwülen Septemberluft dahin oder lümmelten an Tischen bei Schnäpsen und Kaffee.

Einige Fassaden waren weiß, andere aus Naturstein, doch Weiß überwog dort, wo sich die Altstadt an einem Hang hochzog. Es sah aus, als erstürme eine Menge geduckter Araber die Anhöhe.

Apple war froh, per Schiff angereist zu sein. Er war mit dem Flugzeug auf Mallorca angekommen, war dort durch den spanischen Zoll gegangen und hatte dann von Palma aus die sechsstündige Überfahrt angetreten. Auf diese Weise spürte er den Kontrast deutlicher und wurde sich auch eher bewußt, daß er tatsächlich an einer Mittelmeerinsel anlegte. Fast konnte er glauben, er sei ein echter Tourist. Auf jeden Fall sah er wie einer aus, sagte er sich.

Das stimmte. Blaß, sommersprossig, mit einem erwartungsvollen Blick in den grünen Augen, in neuen Jeans und T-Shirt sowie einem Rucksack neben sich wirkte Appleton Porter wie ein aus der trüben Welt der Büros Entkommener, der sich gerade anschickte, sich zwei Wochen lang in der Sonne zu aalen.

Der Urlaub außerhalb der Saison war leicht zu arrangieren gewesen. Apple sparte sich grundsätzlich Urlaub an. Seinem Vorgesetzten beim Philologischen Institut hatte er erzählt:

»Professor Warden, mein Norwegisch wird langsam rostig.

Sie wissen ja, wie das ist, wenn man plötzlich so einen ganz irrationalen Drang bekommt. Ich möchte sofort nach Oslo fliegen, wenn es Ihnen recht ist.«

Der Alte, der vierzehn Sprachen fließend beherrschte und nichts von Apples Geheimdienstkontakten wußte, war einverstanden gewesen.

Apple hatte Professor Warden nur ungern angelogen. Lieber wäre er der Wahrheit etwas näher gekommen mit der Behauptung, er wolle die in Ibiza auftretende Abart des Katalanischen studieren. Angus Watkin, der einfach alles zutage zu fördern schien, würde es in jedem Falle herausbekommen, sich sarkastisch über amateurhaftes Verhalten äußern und seinen Untergebenen um eine weitere Stufe degradieren.

Apple hatte ein paar Abneigungen, derer er sich schämte. Die einzige, die er gerechtfertigt fand, war die gegen seinen Chef, den aalglatt kultivierten Angus Watkin.

Andererseits Vorlieben: Sie waren bei Apple Legion. Manchen gab er sich geradezu hin. Und daran dachte er nun, als das Schiff vibrierend anlegte und er sich die Menschen, die unten spazierengingen oder herumsaßen, näher ansehen konnte.

Zu einem gut Teil waren sie in jenem lässig-skandalösen Stil gekleidet, der inzwischen sprichwörtlich für Ibiza geworden ist. Hier war eine Heimstatt für verlorene Hippies, schienen die Kleider zu sagen; hier war es unmöglich, zu schockieren oder Anstoß zu erregen, Gehässigkeit, Spott oder Verachtung zu provozieren - denn mal zu, mach ruhig einen drauf.

Apple lächelte nervös. Solange er sich entsinnen konnte, war er gezwungen gewesen, seinen inneren Rebellen im Zaum zu halten. Dieser unkonventionelle Geselle hätte ihn glatt bewegt, sich die Haare wachsen zu lassen, Mokassins zu tragen und seine schimpfliche Körpergröße nicht etwa zu verbergen, sondern durch farbenfrohe Textilien noch zu betonen. Hin und wieder war sogar auf einen Ohrring angespielt worden.

Hier ist deine Chance, sagte der Rebell.

Apple blinzelte und schüttelte den Kopf. Er trug zwar Jeans und ein T-Shirt anstelle der üblichen gedeckten Anzüge, fühlte sich aber längst nicht mehr kühn, sondern spießig. Alt. Starr. Langweilig.

Dennoch starrte Apple tapfer auf das Übermaß nackter Füße, zerfetzter Hüte, langer, verfilzter Haare, baumelnden Schmucks und die Versuche, alle Farben des Spektrums gleichzeitig zu tragen.

Sein Blick blieb an einer Gestalt haften, die gegen einen Pfosten gesackt war. Der Mann, der gelangweilt das Schiff betrachtete, trug vorhangähnliches Haar, das außer einem Zapata-Schnauzer so gut wie nichts von seinem Gesicht erkennen ließ, ein mantellanges grün-rot-blaues Hemd, orange Hosen mit ausgefransten Beinen und eine Sandale.

Glocken erklangen. Apple fuhr zusammen und glaubte für eine Sekunde, sie hätten in seinem Kopf geläutet. Dann aber bemerkte er, daß sie echt waren und zum Ausschiffen aufforderten; das Schiff hatte mit einem letzten Seufzer angelegt.

Fünf Minuten später ging Apple mit seinem Rucksack, dessen Tragriemen ihm in die Schulter schnitt, die Gangway hinunter und betrachtete heiter die Szene.

Am Kai herrschte ein buntes Gewimmel: Wartende und einander Begrüßende; Neugierige und Polizisten, die nur darauf warteten, daß etwas passierte; Hotelkuriere in auffälligen Prunkuniformen und bescheidenere dieser Zunft mit Pappschildern; sodann Vertreter des schrillen Kontingents.

Was letztere betraf, tröstete sich Apple mit der Tatsache, daß die Hippies im Grunde genommen nicht echt waren. Sie waren keine Einheimischen, sondern Ausländer, extranjeros, die sich hier wild entschlossen sechs Monate oder ein Jahr lang austobten, ehe sie in ihr graues, ödes Leben zurückkehrten.

Nun fiel Apple wieder ein, daß er etwas Besonderes war. Er war keineswegs spießig oder langweilig. Er hatte eine Mission. Lächelnd schritt er durch die spärliche Menschenmenge und setzte das Grinsen eines Touristen auf, das sagte: Ich bin hier ganz unschuldig zu Besuch, um Ibizas Reize zu genießen, Souvenirs zu kaufen, Postkarten zu schreiben und die einheimischen Gerichte zu kosten. Ich bin ein Lamm.

Als ihm der Verdacht kam, daß er diese Rolle ohne die geringste Anstrengung zu spielen vermochte, verzog er schmerzlich das Gesicht und ließ dann sein Lächeln schmäler werden.

Zwischen den Kurieren und berufsmäßigen Willkommenheißern entdeckte Apple eine Frau, die vor der Brust ein Schild hatte, auf dem »Royal Rose Pension« stand. Das Schild, geknickt und abgestoßen, war mit Kugelschreiber beschriftet. Apples Lächeln wurde echt und warm, als er auf die Frau zusteuerte.

Sie war in seinem Alter, durchschnittlich groß und trug über einer üppigen, aber wohlgeformten Figur verblichene Jeans und ein Herrenhemd. Das braune Haar hatte sie in der Mitte gescheitelt und links und rechts zu einem Zopf geflochten. Sie hatte eine Stupsnase und blaue Augen und hätte noch hübscher ausgesehen, wenn sie nicht so besorgt dreingeschaut hätte.

Sie sah sich suchend um, hielt dann jäh inne, als Apple vor ihr stehenblieb. Ihr Lächeln konnte den sorgenvollen Ausdruck nicht aus ihrem Gesicht vertreiben.

»Ich habe ein Zimmer reserviert«, tönte Apple in miserablem Spanisch wie einstudiert.

Die Frau antwortete in leicht walisisch gefärbtem Englisch. »Dann müssen Sie Mr. Barker sein. Guten Tag und herzlich willkommen auf Ibiza.«

Sie hieß Mona Smith, wie Apple erfuhr, als sie über den Kai gingen. Sie war seit fünf Jahren verwitwet und seit acht Monaten Inhaberin der »Royal Rose Pension«. Sie hatte eine Angestellte namens Martha, deren freier Tag heute war.

»Deshalb bin ich persönlich hier, Mr. Barker.«

»Sehr groß kann Ihr Haus ja nicht sein, Mrs. Smith.«

»Zehn Zimmer, drei Bäder. Ganz im Vertrauen, die Mindestgröße. Die früheren Besitzer, ebenfalls Briten, machten Konkurs, und ich erreiche gerade knapp die Rentabilitätsgrenze.«

»Immerhin etwas«, meinte Apple und nickte ihr ermunternd zu.

»Ja, schon, aber die Hauptsaison ist jetzt vorbei. Der Winter wird hart. Im Augenblick habe ich nur drei Gäste. Ich muß ganz ehrlich sagen, daß ich froh war, als Ihr Telegramm kam.«

Apple war nicht der Absender gewesen. »Gut«, sagte er.

»Ach ja, wie haben Sie eigentlich von der guten alten Royal Rose gehört?«

Überhaupt nicht - oder erst, als man ihm sagte, wo er abzusteigen hatte. Typisches Beispiel für einen Watkinschen Fehler, sagte er sich selbstgefällig. Die wichtigen Aspekte einer Operation wurden immer bis zum letzten, raffinierten, hinterlistigen I-Pünktchen ausgeklügelt, während man nebensächliche Details oft dem Zufall überließ. Man hätte ihn mit einer Legende versorgen sollen.

»Von einem Freund«, log Apple mühelos. »Er war im vergangenen Sommer auf der Insel und hörte, daß man in der Royal Rose ordentliches englisches Essen vorgesetzt bekommt.« Das war ein kalkuliertes Risiko.

»Stimmt«, erwiderte Mona Smith. »Ich halte mich mit dem Öl zurück.«

»Um meine Verdauung brauche ich mich also nicht zu sorgen.«

»Nein, solange Sie kein Leitungswasser trinken, nicht.«

Sie hatten nun den Knick des Kais hinter sich gelassen und gingen an den Straßencafés entlang. Mona Smith steckte ihr Pappschild in die Hüfttasche und meinte: »Falls Sie es noch nicht erraten haben sollten, es ist nur ein kurzer Fußmarsch von hier zu meiner Pension. Zentral gelegen, steht in den Prospekten.«

Apple nickte. Das gefiel ihm, und es freute ihn auch, daß die Wirtin ein gesprächiger Typ war und ihn persönlich abgeholt hatte. Die beiden letzten Aspekte waren besonders nützlich; er konnte nämlich etwas über die anderen Gäste erfahren, ehe er in der Pension eintraf.

Ganz gerissen setzte Apple bei der Inhaberin selbst an. Auf diese Weise weckte er keinen Verdacht. »Haben Sie schon immer in dieser Branche gearbeitet, Mrs. Smith?« fragte er.

»Könne man sagen«, erwiderte sie. »Und da Sie zwei Wochen...
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Autor

Mark McShane wurde 1929 in Sydney geboren. Er reiste lange in der Welt herum, bis er sich 1960 auf Mallorca niederließ und anfing, Kriminalromane zu schreiben. Sein drittes Buch >Séance on a Wet Afternoon