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Eine Woche für die Ewigkeit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am24.03.2017Auflage
Eine Freundschaft in Regenbogenfarben Sie kennen sich nur flüchtig, bis sie sich eines Nachts zufällig in einem Club in San Francisco begegnen: Mark, der sich gerade völlig umsonst zum Affen gemacht hat, um seinen besten Freund zu beeindrucken - und Kate, die vor dem Mädchen ihrer Träume weggelaufen ist. Verloren im Chaos ihrer Gefühle beschließen die beiden, von nun an zusammenzuhalten. Gemeinsam stürzen sie sich ins kunterbunte Getümmel der Pride Week und lernen zwischen wilden Partys und Liebeskummer, was wahre Freundschaft bedeutet.

Nina LaCour arbeitete als Buchhändlerin, bevor sie an einer Highschool Englisch zu unterrichten begann. Inzwischen konzentriert sie sich ganz aufs Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie in Oakland, Kalifornien. Mehr über Nina LaCour unter www.ninalacour.com.
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Produkt

KlappentextEine Freundschaft in Regenbogenfarben Sie kennen sich nur flüchtig, bis sie sich eines Nachts zufällig in einem Club in San Francisco begegnen: Mark, der sich gerade völlig umsonst zum Affen gemacht hat, um seinen besten Freund zu beeindrucken - und Kate, die vor dem Mädchen ihrer Träume weggelaufen ist. Verloren im Chaos ihrer Gefühle beschließen die beiden, von nun an zusammenzuhalten. Gemeinsam stürzen sie sich ins kunterbunte Getümmel der Pride Week und lernen zwischen wilden Partys und Liebeskummer, was wahre Freundschaft bedeutet.

Nina LaCour arbeitete als Buchhändlerin, bevor sie an einer Highschool Englisch zu unterrichten begann. Inzwischen konzentriert sie sich ganz aufs Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie in Oakland, Kalifornien. Mehr über Nina LaCour unter www.ninalacour.com.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646929027
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum24.03.2017
AuflageAuflage
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3764 Kbytes
Artikel-Nr.2144311
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

MARK  1

MEINE ELTERN GLAUBEN, dass ich in diesem Augenblick bei meinem besten Freund Ryan auf der Couch schlafe, eingelullt von der Stille einer Vorstadt; Ryans Eltern hingegen glauben, dass er nach einem gemütlichen Abend mit Videospielen und Fernsehen friedlich im Stockbett über mir schlummert. Tatsächlich sind wir im Castro, dem Lesben-und-Schwulen-Viertel der Stadt, und hängen anlässlich der ersten gay-gantischen Party von San Franciscos Gay-Pride-Week in einem Club namens Happy Happy ab. Heute Abend ist das ganze schillernde Spektrum versammelt, atmet die Regenbogenluft ein, tanzt zu den Regenbogenklängen. Ryan und ich sind zu jung, zu unerfahren, zu langweilig angezogen und zunehmend gebannt von dem, was hier auf uns einstürmt. Ryan wirkt ein bisschen verschreckt, versucht das aber mit einer hochgezogenen Augenbraue und einer guten Portion Sarkasmus zu verschleiern. Wenn jemand auf uns zukommt, der ihm nicht gefällt, greift er nach meiner Hand, damit es so aussieht, als wäre er vergeben. Ansonsten heißt es aber Hände weg. Was unsere Beziehung angeht, folgen wir dem Prinzip: Wir sind einfach nur Freunde, abgesehen von den Momenten, in denen wir, nun ja, mehr als nur Freunde sind. Über diese Momente reden wir nicht, und vermutlich glaubt Ryan, wenn wir nicht darüber reden, sind sie auch nicht passiert. So will er es haben.

Wie ich es haben will, weiß ich nicht so genau, darum schließe ich mich da meistens an.

Es war meine Idee, hierherzufahren, aber ohne Ryan hätte ich sie niemals durchgezogen. Mein öffentliches Leben hat bisher nur auf den Fluren meiner Highschool stattgefunden und sich auch im Vergleich zu der Zeit, bevor alle anderen (und ich selbst) Bescheid wussten, kaum verändert. Aber jetzt sind wir in der letzten Woche der Elften, und meinem Gefühl nach war es an der Zeit, uns endlich mal die Dreiviertelstunde Fahrt in die Stadt zu gönnen. »Süße sechzehn, und nie was riskiert«, beschreibt Ryan mein Leben, dabei hat er sich selbst auch noch nie einfach so aus dem Staub gemacht. Zum Glück sehe ich älter aus, als ich bin - irgendwann wollte der Trainer einer gegnerischen Mannschaft sogar meine Unterlagen einsehen, um sicherzugehen, dass ich nicht zu einer College-Mannschaft gehöre. Ich habe keinen gefälschten Ausweis oder so was, aber ernsthaft kontrolliert wird in einem Laden wie dem Happy Happy am ersten Abend der Pride-Parade eh nicht. Ein bisschen vorgetäuschte Selbstsicherheit, und schon waren wir drin.

Es hat mich etwas gewundert, als Ryan meinte, er käme mit. Schließlich besteht er immer darauf, dass es »niemanden was angeht«, ob er schwul ist oder nicht. Keine Ahnung, was ich davon halten soll. Manchmal möchte ich ihn schütteln und sagen: Alter, ich bin der Baseballspieler mit den Spitzensportlerfreunden, und du bist der empfindsame Dichter, der das Literaturmagazin herausgibt - sollte da nicht eigentlich ich Schiss haben? Aber dann denke ich: Das wäre nicht besonders nett, oder jedenfalls nicht verständnisvoll. Denn so was muss Ryan natürlich mit sich selbst ausmachen. Das kann einem niemand abnehmen. Auch der beste Freund nicht, mit dem man irgendwie immer wieder mal rummacht.

Es ist stockfinster und total eng hier drin. Die anderen beäugen uns wie Wölfe auf Beutezug. Ich glaube, das gefällt Ryan - zumindest, wenn sie schnuckelig sind. Aber ich komme mir blöd vor. Ich bin nicht hergekommen, um jemanden kennenzulernen, doch vielleicht hat Ryan genau das bei seiner Zusage im Sinn gehabt. Manche Typen auf dieser Party sehen so aus, wie ich mir meinen Dad in voller Ledermontur vorstelle, andere posieren so übertrieben, als würden sie gerade ein Selfie nach dem anderen schießen. Sämtliche Sätze formen sich zu einem einzigen, gigantischen Lärm, und ich höre nur noch dieses Getöse, weil mir so viel anderes im Kopf herumschwirrt.

Bisher bin ich bloß auf Partys in Hobbykellern und Schulturnhallen gewesen. Jetzt scheine ich eine weitere und zugleich engere Welt betreten zu haben. Robyn singt, dass sie ganz für sich tanzt, und die Leute verbiegen sich im Takt dazu. Nicht die Leute, mit denen ich normalerweise abhänge. Wir sind hier nicht zum Giants-Spiel im Brewster´s. Das hier ist keine Biermeute. Hier ist jeder ein ganz eigener Cocktail.

Wir sind nicht so richtig an der Bar und auch nicht so richtig auf der Tanzfläche. Ryan will etwas sagen, aber da schiebt sich ein Mann mit Kamera vor ihn und fragt, wer ich bin. Maximal dreißig, mit silbrig weißen Haaren.

»Worum geht´s?«, schreie ich über den Lärm hinweg.

»Wer bist du?«, fragt er noch einmal.

»Ich heiße Mark«, sage ich. »Wieso?«

»Modelst du?«

Ryan muss kichern.

»Nein!«, erwidere ich.

»Solltest du aber!«, sagt der Typ.

Das meint er mit Sicherheit nicht ernst, aber dann gibt er mir seine Visitenkarte. Bevor ich was sagen kann, blendet mich ein Blitzlicht. Ich blinzle noch, da umfasst der Fotograf mein Handgelenk und sagt, ich solle ihm eine Mail schicken. Dann verschwindet er wieder in der Menge.

»Was war das denn?«, frage ich Ryan.

»Sprichst du etwa mit mir?«, gibt er zurück. »Wie es aussieht, bin ich gerade unsichtbar. Jedenfalls für berühmte Modefotografen.«

Ryan sieht genauso gut aus wie ich, aber es wäre ein Verstoß gegen die Regeln, darüber ein Wort zu verlieren.

Ich lasse die Karte zu Boden fallen. »Egal.«

Ryan hebt sie auf und drückt sie mir wieder in die Hand.

»Behalt sie als Andenken«, sagt er. »Du wirst ja vermutlich sowieso nichts damit anfangen.«

»Wer sagt das?«

»Ich würde mal behaupten, die Vergangenheit spricht gegen dich.«

Und damit hat er nicht ganz Unrecht. Ich bin schüchtern. Manchmal so schüchtern, dass es wehtut. Und es tut besonders weh, wenn mir jemand das vor Augen führt.

»Schauen wir uns weiter um?«, frage ich. »Und tanzen vielleicht ein bisschen?«

»Ich tanze nicht, das weißt du doch.«

Damit meint er: Er tanzt nur, wenn niemand zusieht. Das war seine Ausrede, als ich mit ihm zum Abschlussball der Elften gehen wollte. Es wäre ein großer Schritt für uns gewesen und er hat mich angeguckt, als hätte ich gefragt, ob er mit mir in einem Haifischaquarium knutschen möchte. Und zwar vor seinen Eltern. Statt klar zu sagen, er wolle das mit uns lieber weiter geheim halten, hüllte er sich in den Deckmantel einer Tanzabsage ein. Mich zusehen zu lassen, wie er mit jemand anders hinginge - das hätte er mir niemals angetan. Aber mit mir zu dem Ball gehen wollte er auch nicht.

Letztlich bin ich damals einfach nicht hingegangen. Er kam bei mir vorbei und ich dachte, er würde es wiedergutmachen, aber wir guckten uns nur There Will Be Blood an, dann fuhr er zurück nach Hause.

Ich verstehe, dass er nicht vor lauter Freunden und Bekannten mit mir tanzen will. Das wäre schon ziemlich happig gewesen. Aber hier, wo nichts happig ist und alle einfach nur happy sind, habe ich gehofft, es würde anders laufen.

»Komm schon«, sage ich so leichthin wie möglich. »Ist schließlich Pride Week!«

Doch Ryans Blick ist schon wieder abgeschweift - zu einem bildhübschen College-Typen mit Clark-Kent-Brille und einem links an der Schulter leicht eingerissenen blauen T-Shirt. Der gefundene Apfel für jeden Bücherwurm und viel eher Ryans Typ als ich. Er spürt, dass Ryan ihn anschaut, spürt dann, dass ich ihn anschaue, und sieht zu mir hin. Ich gucke schnell weg.

»Ich hab ihn zuerst entdeckt«, murrt Ryan. Könnte scherzhaft gemeint sein, aber irgendwas in meiner Magengrube spricht dagegen. Dann sagt er: »O Mann.« Ich gucke wieder hin, und siehe da, unser Buchladen-Clark-Kent schlingt die Arme um einen Jungen, der eine Wollmütze aufhat, und das im Juni. Der Mützenjunge fordert einen Kuss ein, den Clark ihm mit Freuden gewährt. Wenn das Ganze ein Manga wäre, sähe man Ballons in Herzform über ihren Köpfen aufsteigen.

»Happy Happy macht mich depri-depri«, sagt Ryan. »Du hast mir Spaß versprochen. Und, wo ist der?«

Das war mein schlagendes Argument gewesen - wir werden Spaß haben. Nicht erwähnt habe ich meine Überlegung, wie es wäre, sich aus dem Haus zu stehlen, auf Zehenspitzen zum Zug zu schleichen und in die Stadt zu fahren, ohne dass jemand davon wüsste ... irgendwie romantisch, dachte ich. Unterwegs war es auch fast so, wie bei einem gemeinsamen Abenteuer. Ich drückte mein Bein an seins und er rückte nicht weg. Wir witzelten rum und stellten uns die Miene meiner Mutter vor, falls sie nach uns schauen wollte und das Zimmer leer vorfände. (Meine Mutter kriegt schon Zustände, wenn ein Sofakissen nicht da liegt, wo es hingehört.) Ich dachte, andere würden uns für ein Paar halten, und das hätte mir so was wie Bestätigung gegeben.

Aber jetzt wirken wir wohl eher wie Freunde und ich wie derjenige, der für Ryan jemanden aufreißen soll.

»Ich will was trinken«, erklärt er.

»Die erwischen dich doch.«

»Nein, tun sie nicht. Jetzt hab mal ein bisschen Vertrauen in die Menschheit und sei nicht so ein alberner Angsthase.«

Er bahnt sich seinen Weg durch die Menschenmenge zur Bar. Ich folge ihm und frage mich, was passieren würde, wenn ich stehen bliebe und die Lücke zwischen uns sich wieder schlösse. Würde er es mitbekommen? Würde er zurückrudern, um mich zu finden? Oder würde er sich einfach weiter durchpflügen, weil sein Ziel »Vorwärts« heißt und nicht »Mark«?

Ich gerate kurz ins Wanken und genau in dem Moment greift er nach meiner Hand....

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Autor

Nina LaCour arbeitete als Buchhändlerin, bevor sie an einer Highschool Englisch zu unterrichten begann. Inzwischen konzentriert sie sich ganz aufs Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie in Oakland, Kalifornien.Mehr über Nina LaCour unter ninalacour.com.David Levithan, geboren 1972, ist Verleger eines der größten Kinder- und Jugendbuchverlage in den USA und Autor vieler erfolgreicher Jugendbücher, unter anderem >Will & WillTwo Boys KissingLetztendlich sind wir dem Universum egal