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Zusammen sind wir Helden

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am21.12.2017Auflage
Eine große Jugendfreundschaft und die Geschichte einer zarten Liebe Ohne seine Gitarre wäre Dills Leben wirklich trostlos: Sein Vater ist im Gefängnis, seine Mutter unglücklich, und nach der Schule soll er im örtlichen Supermarkt arbeiten, um die Schulden abzubezahlen. Aber Dill sehnt sich nach einem anderen Leben, irgendwo da draußen. Seine Träume teilt er mit seinen beiden besten Freunden: Lydia, selbstbewusst und mit dem festen Plan, als Modebloggerin nach New York zu gehen, und Travis, der halb in seiner geliebten Fantasy-Serie lebt. Zusammen, glauben sie, können sie alles schaffen ... Mit einer versteckten Hommage an Game of Thrones!

Jeff Zentner ist Singer-Songwriter und Gitarrist und hat bereits mit Iggy Pop, Nick Cave und Debbie Harry zusammengearbeitet. Seine Arbeit mit jungen Musikern im Tennessee Teen Rock Camp inspirierte ihn zu seinem ersten Jugendroman »Zusammen sind wir Helden«. Auf die Frage, was ein gutes Buch ausmacht, hat er einmal geantwortet: »Herz. Ein großes, schlagendes Herz.« Jeff Zentner lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Nashville, Tennessee.
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Produkt

KlappentextEine große Jugendfreundschaft und die Geschichte einer zarten Liebe Ohne seine Gitarre wäre Dills Leben wirklich trostlos: Sein Vater ist im Gefängnis, seine Mutter unglücklich, und nach der Schule soll er im örtlichen Supermarkt arbeiten, um die Schulden abzubezahlen. Aber Dill sehnt sich nach einem anderen Leben, irgendwo da draußen. Seine Träume teilt er mit seinen beiden besten Freunden: Lydia, selbstbewusst und mit dem festen Plan, als Modebloggerin nach New York zu gehen, und Travis, der halb in seiner geliebten Fantasy-Serie lebt. Zusammen, glauben sie, können sie alles schaffen ... Mit einer versteckten Hommage an Game of Thrones!

Jeff Zentner ist Singer-Songwriter und Gitarrist und hat bereits mit Iggy Pop, Nick Cave und Debbie Harry zusammengearbeitet. Seine Arbeit mit jungen Musikern im Tennessee Teen Rock Camp inspirierte ihn zu seinem ersten Jugendroman »Zusammen sind wir Helden«. Auf die Frage, was ein gutes Buch ausmacht, hat er einmal geantwortet: »Herz. Ein großes, schlagendes Herz.« Jeff Zentner lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Nashville, Tennessee.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646929539
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum21.12.2017
AuflageAuflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3174 Kbytes
Artikel-Nr.2365522
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
DILL

Es gab Dinge, die Dillard Wayne Early junior noch mehr fürchtete als den Schulanfang an der Forrestville Highschool. Nicht viele, aber ein paar. Zum Beispiel über die Zukunft nachzudenken. Auch auf Gespräche über Religion mit seiner Mutter war er nicht besonders scharf. Danach war er nie glücklich oder erlöst. Auch das Zucken im Gesicht der meisten Leute, wenn sie seinen Namen hörten und sich erinnerten, konnte er nicht ausstehen. Daraus ergab sich nur selten ein Gespräch, das er gern führte.

Und auf gar keinen Fall freute er sich auf einen Besuch bei seinem Vater, Pastor Dillard Early senior, im Riverbend Prison. An diesem Tag galt der Nashville-Trip gar nicht seinem Vater, aber die nagende, unbestimmte Angst war trotzdem da und er wusste nicht wieso. Vielleicht weil am nächsten Tag die Schule losging, aber irgendwie fühlte es sich anders an als in den letzten Jahren am Ferienende.

Es wäre noch schlimmer, wenn er sich nicht darauf freute, Lydia zu sehen. Die schlimmsten Tage mit ihr waren immer noch besser als die besten Tage ohne sie.

Dill unterbrach sein Klimpern auf der Gitarre und schrieb etwas in das billige Notizbuch, das aufgeschlagen zu seinen Füßen lag. Die altersschwache Klimaanlage über dem Fenster ächzte vergeblich gegen die stickige Luft im Wohnzimmer an.

Das trockene, unentschlossene Pochen einer Wespe, die immer wieder gegen die Scheibe flog, übertönte die Anstrengungen der Klimaanlage und lenkte ihn ab. Er stand vom fleckigen Sofa auf, ging zum Fenster und ruckelte daran, bis es quietschend aufging.

Dann scheuchte Dill die Wespe durch den Spalt. »Hier drinnen willst du sicher nicht bleiben«, murmelte er. »In diesem Haus sollte man nicht sterben. Na los. Raus mit dir.«

Sie landete auf der Fensterbank, warf noch einen letzten Blick auf das Haus und flog davon. Dillon schloss das Fenster, wofür er sich beinahe dranhängen musste.

Seine Mutter kam in ihrer Zimmermädchen-Uniform aus dem Motel herein. Sie sah müde aus wie immer, und das ließ sie viel älter wirken als ihre fünfunddreißig Jahre. »Wieso machst du das Fenster auf, wenn die Klimaanlage läuft? Strom ist nicht umsonst.«

Dill drehte sich um. »Wespe.«

»Wieso bist du denn so angezogen? Willst du irgendwohin?«

»Nashville.« Ich weiß, was du fragen wirst - bitte frag nicht.

»Deinen Vater besuchen?« Sie klang zugleich hoffnungsvoll und anklagend.

»Nein.« Dill wandte sich ab.

Seine Mutter trat auf ihn zu und schaute ihm in die Augen. »Warum nicht?«

Dill wich ihrem Blick aus. »Darum nicht. Weil wir nicht deshalb hinfahren.«

»Wer sind denn wir?«

»Lydia. Travis. Ich. Wie immer.«

Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. »Und warum fahrt ihr hin?«

»Klamotten für die Schule kaufen.«

»Deine Sachen sind doch noch gut.«

»Sind sie nicht. Sie werden zu klein.« Dill hob die mageren Arme und das T-Shirt gab den Blick auf seinen schlanken Bauch frei.

»Und wo hast du Geld her?« Seine Mutter runzelte die Stirn, die schon mehr Falten hatte als bei den meisten Frauen ihres Alters.

»Bloß mein Trinkgeld, wenn ich Leuten den Einkauf ins Auto trage.«

»Gratisfahrt nach Nashville. Da solltest du deinen Vater besuchen.«

Du besuchst besser deinen Vater, sonst ... meinst du wohl eher. Dill schob das Kinn vor und sah sie an. »Will ich aber nicht. Ich hasse das Gefängnis.«

Sie verschränkte die Arme. »Es soll ja auch nicht lustig sein da. Ist schließlich ein Gefängnis. Meinst du, er amüsiert sich da drin?«

Wahrscheinlich mehr als ich. Dill zuckte die Achseln und sah aus dem Fenster. »Bezweifle ich.«

»Ich verlange nicht viel, Dillard. Es würde mich freuen. Und es würde ihn freuen.«

Dill seufzte und antwortete nicht. Du verlangst eine ganze Menge, ohne es auszusprechen.

»Das schuldest du ihm. Du bist der Einzige, der genug freie Zeit hat.«

Das lud sie ihm immer auf. Wenn er seinen Vater nicht besuchte, würde sie ihn länger damit quälen, als wenn er nachgab. Die nagende Furcht in seinem Bauch wurde stärker. »Vielleicht. Wenn wir noch Zeit haben.«

Seine Mutter wollte ihm eine klarere Zusage abnötigen, doch da kam ein mit Stickern übersäter Toyota Prius die Straße heraufgeschossen und hielt mit quietschenden Reifen und quäkender Hupe vor seinem Haus. Danke, Gott.

»Ich muss los«, sagte Dill. »Einen schönen Arbeitstag wünsche ich.« Er umarmte seine Mutter zum Abschied.

»Dillard ...«

Doch er war schon draußen, ehe sie Gelegenheit hatte, noch mehr zu sagen. Er spürte eine Last auf sich, als er in den hellen Sommermorgen hinaustrat und die Augen vor der Sonne schützte. Die Feuchtigkeit sprang einen schon morgens um zwanzig nach neun an - ein warmes, feuchtes Handtuch, das sich auf sein Gesicht legte. Er schaute die Straße hinauf, wo die Farbe von der Fassade der weißen Calvary Baptist Church blätterte. Aus Gewohnheit las er die täglich wechselnde Spruchtafel: NO JESUS, NO PEACE. KNOW JESUS, KNOW PEACE.

Und wenn man Jesus kennt, aber trotzdem keinen Frieden findet? Bedeutet das, diese Tafel liegt falsch, oder kennt man Jesus bloß nicht so gut, wie man glaubt? Dill war beigebracht worden, dass beide Möglichkeiten nicht besonders erfreulich waren.

Er öffnete die Autotür und stieg ein. In der klimatisierten Kälte zogen seine Poren sich zusammen.

»Hey, Lydia.«

Sie nahm das zerlesene Taschenbuch Die geheime Geschichte vom Beifahrersitz, ehe Dill sich daraufsetzte, und warf es auf den Rücksitz. »Tut mir leid, dass ich zu spät bin.«

»Tut dir gar nicht leid.«

»Nein, natürlich nicht. Aber ich muss doch so tun als ob. Gesellschaftliche Verpflichtung und so.«

Man konnte die Uhr danach stellen, dass Lydia zwanzig Minuten zu spät kam. Und es hatte auch keinen Zweck, sie auszutricksen, indem man sich zwanzig Minuten früher mit ihr verabredete, als man eigentlich wollte. Dann kam sie vierzig Minuten zu spät. Dafür hatte sie einen sechsten Sinn.

Lydia beugte sich zu Dill herüber und nahm ihn in den Arm. »Es ist noch frühmorgens und du bist schon verschwitzt. Jungs sind so eklig.«

Ihr schwarzes Brillengestell glitt quietschend an seinem Jochbein entlang. Ihr zerwühltes graublau gefärbtes Haar - von der Farbe eines bewölkten Novemberhimmels - roch nach Honig, Feige und Vetiver. Er sog den Duft ein, was ihn angenehm schwindlig machte. Sie hatte sich für Nashville eine rot-weiß karierte, ärmellose Vintage-Bluse, schwarze, hoch sitzende Jeans-Shorts und klassische Cowboystiefel angezogen. Er mochte es, wie sie sich anzog - jede Variation und Wendung, und davon gab es viele.

Dill schnallte sich rasch an, bevor ihr Tritt aufs Gaspedal ihn in den Sitz drückte. »Tut mir leid, mir steht keine Klimaanlage zur Verfügung, die den August in Dezember verwandelt.« Manchmal spürte er tagelang keine so kalte Luft wie in Lydias Auto - höchstens wenn er den Kühlschrank aufmachte.

Sie regelte die Klimaanlage ein paar Stufen herunter. »Ich finde, mein Auto sollte auf jede denkbare Weise gegen die Erderwärmung ankämpfen.«

Dill drehte einen der Lüftungsschlitze in Richtung seines Gesichts. »Findest du es auch manchmal seltsam, dass die Erde durch den leeren, schwarzen Weltraum rast, wo minus tausend Grad herrschen, und wir gleichzeitig hier unten schwitzen?«

»Ich finde es oft seltsam, dass die Erde durch den leeren, schwarzen Weltraum rast, während du hier unten so total schräg drauf bist.«

»Also, wieso fahren wir eigentlich nach Nashville? Shoppen in der Opry Mills Mall, oder was?«

Lydia starrte ihn an und schaute dann wieder auf die Straße. Den Blick nach vorn gerichtet, streckte sie ihm die Hand hin. »Entschuldige, ich dachte, wir seien seit der Neunten beste Freunde, aber offenbar kennen wir uns überhaupt nicht. Lydia Blankenship. Und du bist ...?«

Dill ergriff die Gelegenheit und ihre Hand. »Dillard Early. Vielleicht hast du von meinem Vater gehört, der genauso hieß.«

Es war der große Skandal in Forrestville, Tennessee, gewesen, als Pastor Early von der Kirche der Jünger Christi mit den Zeichen des Glaubens ins Gefängnis wanderte - und zwar aus Gründen, mit denen niemand gerechnet hatte. Alle hatten angenommen, er würde eines Tages Ärger wegen der siebenundzwanzig Klapperschlangen und Kupferköpfe kriegen, die seine Gemeinde jeden Sonntag durch die Bankreihen reichte. Keiner wusste genau, welches Gesetz er damit brach, aber es schien jedenfalls ungesetzlich. Und die Forst- und Naturbehörde von Tennessee nahm die Schlangen nach seiner Verhaftung auch tatsächlich in Verwahrung. Oder vielleicht, dachten die Leute, hatte er auch das Gesetz gebrochen, als er seine Schäfchen dazu anhielt, verdünnte Batteriesäure und verdünntes Strychnin zu trinken - auch so eine beliebte Aktivität im Gottesdienst. Aber nein, er war wegen einer ganz anderen Art von Gift ins Riverbend Prison gekommen: dem Besitz von mehr als hundert Bildern, die Minderjährige bei sexuellen Handlungen zeigten.

Lydia legte den Kopf schräg und kniff die Augen zusammen. »Dillard Early, ja? Da klingelt was. Aber um deine Frage zu beantworten: Ja, wir fahren anderthalb Stunden nach Nashville, um in der Opry Mills Mall den gleichen Ausbeuterscheiß zu kaufen, den Tyson Reed, Logan Walker, Hunter Henry, ihre unerträglichen...

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Autor

Jeff Zentner ist Singer-Songwriter und Gitarrist und hat bereits mit Iggy Pop, Nick Cave und Debbie Harry zusammengearbeitet. Seine Arbeit mit jungen Musikern im Tennessee Teen Rock Camp inspirierte ihn zu seinem ersten Jugendroman »Zusammen sind wir Helden«. Auf die Frage, was ein gutes Buch ausmacht, hat er einmal geantwortet: »Herz. Ein großes, schlagendes Herz.« Jeff Zentner lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Nashville, Tennessee.Ingo Herzke wuchs in einem Dorf im südlichen Niedersachsen auf. Er hat Klassische Philologie, Anglistik und Geschichte in Göttingen und Glasgow studiert und sich durch zahlreiche Übersetzungen von Büchern für Kinder und Erwachsene einen Namen gemacht. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Hamburg. Für seine Übersetzung des Romans »Nur drei Worte« von Becky Albertalli wurde er 2017 mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.