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Die Beichte des Gehenkten

von
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
317 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am18.06.20151. Aufl. 2015
Als Inspector Benjamin Ross ins Gefängnis von Newgate gerufen wird, ist er skeptisch. Ein Mann, der gehenkt werden soll, will eine Aussage machen. Doch als dieser ihm dann von einem 17 Jahre alten Mord berichtet, dessen Zeuge er wurde, ist er so überzeugend, dass Ben Zweifel kommen. Könnte der Mann nicht doch die Wahrheit sagen? Und ist er vielleicht unschuldig? Der Fall lässt Ben nicht los, und bald macht er sich mit seiner Ehefrau Lizzie auf die Spuren eines Mordes, die zwar längst erkaltet sind - aber offenbar noch immer für Unruhe sorgen. Und für Gefahr ... Inspector Benjamin Ross' und Lizzie Martins fünfter Fall.


Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie lebt heute mit ihrer Familie in der Nähe von Oxford. Bestsellerruhm erlangte sie mit der Mitchell-und-Markby-Reihe, von denen 15 Bände vorliegen und die mit der Jessica-Campbell-Reihe fortgesetzt wird, sowie der siebenbändigen Fran-Varady-Reihe. Dies ist der fünfte Band der Lizzie-Martin-und-Benjamin-Ross-Reihe, die im viktorianischen England spielt.
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KlappentextAls Inspector Benjamin Ross ins Gefängnis von Newgate gerufen wird, ist er skeptisch. Ein Mann, der gehenkt werden soll, will eine Aussage machen. Doch als dieser ihm dann von einem 17 Jahre alten Mord berichtet, dessen Zeuge er wurde, ist er so überzeugend, dass Ben Zweifel kommen. Könnte der Mann nicht doch die Wahrheit sagen? Und ist er vielleicht unschuldig? Der Fall lässt Ben nicht los, und bald macht er sich mit seiner Ehefrau Lizzie auf die Spuren eines Mordes, die zwar längst erkaltet sind - aber offenbar noch immer für Unruhe sorgen. Und für Gefahr ... Inspector Benjamin Ross' und Lizzie Martins fünfter Fall.


Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie lebt heute mit ihrer Familie in der Nähe von Oxford. Bestsellerruhm erlangte sie mit der Mitchell-und-Markby-Reihe, von denen 15 Bände vorliegen und die mit der Jessica-Campbell-Reihe fortgesetzt wird, sowie der siebenbändigen Fran-Varady-Reihe. Dies ist der fünfte Band der Lizzie-Martin-und-Benjamin-Ross-Reihe, die im viktorianischen England spielt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732506019
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum18.06.2015
Auflage1. Aufl. 2015
Reihen-Nr.5
Seiten317 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2190006
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL EINS
Inspector Benjamin Ross

»Zum ersten Mal habe ich Francis Appleton gesehen, als wir beide oben in Oxford waren, vor fast vierzig Jahren«, berichtete James Mills. »Es war ein ungewöhnlich warmer Frühlingstag, wie ich mich erinnere, und ich ging am Cherwell spazieren, nicht weit von der Magdalen Bridge. Es waren noch viele andere Leute unterwegs, die die Sonne genossen und über die Wiesen des Colleges schlenderten, genau wie ich, außerdem befuhren die unterschiedlichsten Boote den Fluss, Ruderboote, Kähne und so weiter. Einige davon wurden mit deutlich mehr Geschick manövriert als andere.«

Mills hielt inne, und sein Blick wurde abwesend, als er an eine lang zurückliegende Szene dachte. Durch das kleine Fenster kam nur wenig Licht, und die Kerze, die auf dem Tisch flackerte, ließ unsere Schatten fantastisch über die Wände tanzen. Er hatte Gewicht verloren im Gefängnis, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte auf der Anklagebank im Old Bailey. Aber er war immer noch ein kräftiger Mann und ausgesprochen robust für seine mehr als sechzig Jahre.

Ich hoffte, dass der Henker am nächsten Tag keinen Pfusch ablieferte. Ich empfand kein Vergnügen bei dem Gedanken, dass Mills gurgelnd und mit den Füßen zappelnd am Strick baumeln würde, während das Leben langsam aus ihm herausgepresst wurde.

Calcraft, der Henker von Newgate, war berüchtigt, weil er eine so hohe Zahl an Hinrichtungen durchgeführt hatte und die Todesqualen der Verurteilten dabei deutlich länger gedauert hatten. Wenn er mit der Vollstreckung des Urteils betraut war, hatte ich nicht viel Hoffnung, dass Mills ein schnelles und schmerzloses Ende fände. Ich hatte Berichte gehört, denen zufolge Calcraft sich an die Beine der Verurteilten gehängt hatte, um die Dinge am Ende zu beschleunigen. Wahrscheinlich betrachtete er das als Gefälligkeit den Gefangenen gegenüber. Ich hatte meine eigene Meinung dazu.

Es war nicht der einzige Grund, warum ich an diesem Abend dem Ruf ins Newgate-Gefängnis nur mit großem Widerwillen gefolgt war. Der Gestank des Gefängnisses brauchte stets ein paar Tage, um wieder zu verfliegen. Er hatte die Angewohnheit, alles zu durchdringen. Die Säure von ungewaschenen Menschen, der fettige Gestank von dem Zeug in den großen Kesseln, das als Essen durchgehen sollte, die abgestandene Luft durch den Mangel an Ventilation, und über alledem die nackte Verzweiflung, denn die hat ihren ganz eigenen Geruch. All dies sickert in die Kleidung, die Haut und die Haare. Selbst nachdem alles gründlich gereinigt worden ist, hängt einem der Geruch noch im Kopf fest. Der Gestank und die Atmosphäre in der Zelle des Verurteilten, wo ich mit Mills saß, waren sogar noch finsterer und unangenehmer. Es war, als säße der Tod selbst bei uns in seinen verrottenden Lumpen und als bedächte er uns mit seinem grausigen Grinsen, während wir redeten.

Mills zuckte und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die trostlose Umgebung, in der er sich gegenwärtig befand. »Hören Sie mir überhaupt zu, Inspector?«, fragte er gereizt.

Ich versicherte ihm, dass dem so sei, und bat ihn, seine Geschichte ohne weitere unnötige Verzögerungen fortzusetzen.

»Ah«, erwiderte Mills mit freudlosem Lächeln. »Sie möchten wieder nach Hause zu Ihrer Frau - ich nehme an, Sie haben eine? - und Ihrer Familie. Sie sitzen sicher am eigenen Tisch, eh?«

Beinahe hätte ich ihn angeplärrt, dass ich es in der Tat vorzöge, gemütlich zu Hause zu sitzen anstatt an diesem elenden Ort, den ich auf seine dringende Bitte hin aufgesucht hatte. Aber das sagte ich nicht, weil mich Mills mit seiner ruhigen Art irgendwie verlegen machte. Ich konnte ja jederzeit von hier weggehen, aber er nicht. Als er sah, dass ich unruhig wurde, fuhr er mit seinem Bericht fort.

»Wie auch immer, Inspector Ross, ich war gerade dabei, Ihnen zu erzählen, wie ich Appleton kennengelernt habe. Dort saß ich nun, unten am Fluss, und ließ den lieben Gott einen guten Mann sein. Da tauchte unter der Brücke ein Stechkahn auf, den ein junger Bursche, den ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte, direkt auf mich zustakte. Er war ungefähr in meinem Alter, etwas über zwanzig, blond und von athletischer Statur. Ich gestehe freilich, dass ich der Insassin dieses Kahns mehr Aufmerksamkeit widmete. Ein Mädchen, ein ungewöhnlich hübsches Mädchen überdies, lag halb im Kahn und lachte zu ihm hoch. Sie trug ein weißes Musselinkleid, ziemlich tief ausgeschnitten, wenn ich mich recht entsinne. Das war vor der späteren hässlichen Mode, als die Frauen anfingen, sich hinter Reifröcken zu verbarrikadieren. Damals jedoch hatten die Frauen Kleider mit weit geschnittenen Röcken an über Petticoats, die beim Gehen wunderbar raschelten. Sie trug lange weiße Handschuhe und einen breitkrempigen Hut aus italienischem Stroh, weiß mit blauen Bändern, der sie vor der Sonne beschirmte. Darunter rahmten lange dunkle Locken ihr Gesicht ein. Sie hatte außerdem einen Sonnenschirm. Oh, ich wage zu sagen, dass sie genau das war, wonach sie aussah: eine der vielen jungen Frauen aus der Stadt mit ungezwungenen Manieren und noch ungezwungenerer Moral. Es gab zu jener Zeit genug von ihnen in Oxford, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Trotz ihrer weißen Kleidung und Handschuhe lachte sie ihn so ungeniert an, bedachte ihn mit solch schelmischen Blicken und zwirbelte den Schirm so geschickt - ich kann sie heute noch vor mir sehen! Er grinste sie an wie ein Seemann auf Landgang. Ich beneidete ihn auf der Stelle.«

Er hielt inne und kicherte wieder. »Ich habe sie nie wiedergesehen, zu meinem großen Bedauern. Appleton hingegen sah ich ein paar Tage später am Broad entlanghasten, womöglich, weil er zu spät zu einer Vorlesung kam. Er war allein. Der Student, mit dem ich unterwegs war, kannte ihn und rief seinen Namen. Er stellte uns vor, und so lernte ich Francis Appleton offiziell kennen. Es war ein schlimmer Tag.«

»Und nun haben Sie mich darum gebeten, heute Abend hierherzukommen, damit Sie mir selbst in diesem späten Stadium des Verfahrens noch schnell erzählen können, dass Sie ihn nicht letzten Michaeli aufs Schändlichste ermordet haben - und dass ich den falschen Mann verhaftet habe.«

»Oh nein, Inspector Ross, ganz und gar nicht!« Mills hob protestierend eine Hand. »Sicher nicht. Sie haben den Richtigen verhaftet. Ich gestehe freimütig, dass ich ihm die Kehle durchgeschnitten habe, mit einem Tranchiermesser - dem gleichen Messer, mit dem wir die Gans zerlegt haben, die zuvor aus der Garküche vorbeigeschickt worden war. Die kalten Reste unserer Mahlzeit standen noch auf dem Tisch. Ich schnappte mir das Messer in einem Anfall von heißer Wut und stieß es ihm in die Kehle. Das brachte ihn nicht auf der Stelle um, also musste ich weitermachen, wie es der Teufel so will. Ich hackte auf seine Luftröhre ein, während er gurgelte und um sich schlug und blutiger Schaum aus seinem Mund sprudelte. Endlich traf ich die Arterie, und das war es dann auch. Wer hätte schon gedacht, dass es so schwer ist, einen Mann umzubringen? Oh ja, Inspector, ich bin ein Mörder, und morgen früh werde ich den kurzen Weg aus meiner Zelle zum Galgen von Newgate antreten. Wenn ich richtig informiert bin, hat man ihn im Hof errichtet, innerhalb der Gefängnismauern, nicht mehr draußen auf der Straße. Ist das richtig?«

»Das ist richtig. Sie gehören zu den Ersten, die von dem neuen Gesetz profitieren, demzufolge Hinrichtungen nicht mehr in der Öffentlichkeit stattfinden dürfen.«

Als ich mich dem Gefängnis genähert hatte, war mir sogleich das Fehlen der schwarz gestrichenen Barrieren aufgefallen, die noch vor Kurzem am Tag vor einer Hinrichtung aufgestellt wurden, um den Mob unter Kontrolle halten zu können, der sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen wollte. Überhaupt fehlten die frühen Gaffer, die sich die besten Plätze sichern wollten und die Nacht vor der Hinrichtung mit Trinken und Spielen verbrachten. Die Menge würde sich trotzdem einfinden, sobald die Dämmerung den Himmel erhellte, dessen war ich mir sicher. Selbst wenn sie die eigentliche Vollstreckung nicht sehen konnten, würde sie das anlocken, was hinter den Mauern vorging. Sie würden darauf warten, dass jemand herauskam und die Nachricht von der erfolgreichen Exekution an das Tor nagelte. Dann würden sie wahrscheinlich in lauten Jubel ausbrechen. Ich fragte mich, ob der Henker Calcraft seine Technik vielleicht endlich verbessern würde, nachdem er nicht länger vor Publikum auftreten durfte. Er war zweifellos eine Art Selbstdarsteller, und die Menge hatte sich stets an seinen zappelnden, baumelnden Opfern ergötzt, wenn sie am Galgen langsam verendet waren.

»Profitieren?« Mills bedachte mich mit einem amüsierten Blick.

Zu meiner Verärgerung wurde mir bewusst, dass mein Gesicht meine Verwirrung verriet. »Verzeihen Sie«, sagte ich steif. »Das war kein mit Bedacht gewähltes Wort. Ich wollte damit nur sagen, dass Sie den Mob nicht sehen müssen, der Sie ausbuht.«

»Was für ein menschenfreundlicher Bursche Sie doch sind, Inspector.« Mills nickte gnädig. Dann runzelte er die Stirn. »Draußen wurde ein Mann gehängt, kurz nachdem ich hierhergebracht worden war. Das war im Mai. Ich habe die Menge vor Entzücken jubeln hören. Sie haben sogar gesungen.«

»Das muss Barrett gewesen sein, der für seine Mittäterschaft bei den Bombenanschlägen von Clerkenwell büßen musste«, informierte ich ihn. »Es waren fast zweitausend Zuschauer draußen. Ich bin nicht überrascht, dass Sie den Lärm gehört haben.«

»Ah, richtig, Barrett der Fenier. Er brachte zwölf Menschen um, die er überhaupt nicht kannte und die ihm nichts getan hatten. Ich habe nur...

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Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie lebt heute mit ihrer Familie in der Nähe von Oxford. Bestsellerruhm erlangte sie mit der Mitchell-und-Markby-Reihe, von denen 15 Bände vorliegen und die mit der Jessica-Campbell-Reihe fortgesetzt wird, sowie der siebenbändigen Fran-Varady-Reihe. Dies ist der fünfte Band der Lizzie-Martin-und-Benjamin-Ross-Reihe, die im viktorianischen England spielt.
Die Beichte des Gehenkten

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