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Die Tote von Deptford

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
365 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am13.01.20171. Aufl. 2017
Deptford: Hier liegen die Werften und Häfen Londons - und die Leiche einer unbekannten Frau. Inspector Ben Ross hat zunächst kaum Hinweise auf ihre Identität, bis ein Dienstmädchen bei der Polizei auftaucht und seine Herrin Mrs Clifford als vermisst meldet. Es stellt sich rasch heraus: Sie ist die Tote von Deptford.
Eine neue Spur ergibt sich, als Bens Ehefrau Lizzie von einer Freundin um Rat gefragt wird. Deren Bruder Edgar hat Spielschulden - bei niemand anderem als Mrs Clifford. Nun gerät Edgar in Verdacht, und Lizzie soll ihm helfen.
Bald sind Lizzie und Ben wieder auf der Jagd nach einem rücksichtslosen Mörder ...



Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie lebt heute mit ihrer Familie in der Nähe von Oxford. Bestsellerruhm erlangte sie mit der Mitchell-und-Markby-Reihe, von der fünfzehn Bände vorliegen und die mit der Jessica-Campbell-Reihe fortgesetzt wird, sowie der siebenbändigen Fran-Varady-Reihe. Dies ist der sechste Band der Lizzie-Martin-und-Benjamin-Ross-Reihe, die im viktorianischen England spielt.
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Produkt

KlappentextDeptford: Hier liegen die Werften und Häfen Londons - und die Leiche einer unbekannten Frau. Inspector Ben Ross hat zunächst kaum Hinweise auf ihre Identität, bis ein Dienstmädchen bei der Polizei auftaucht und seine Herrin Mrs Clifford als vermisst meldet. Es stellt sich rasch heraus: Sie ist die Tote von Deptford.
Eine neue Spur ergibt sich, als Bens Ehefrau Lizzie von einer Freundin um Rat gefragt wird. Deren Bruder Edgar hat Spielschulden - bei niemand anderem als Mrs Clifford. Nun gerät Edgar in Verdacht, und Lizzie soll ihm helfen.
Bald sind Lizzie und Ben wieder auf der Jagd nach einem rücksichtslosen Mörder ...



Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie lebt heute mit ihrer Familie in der Nähe von Oxford. Bestsellerruhm erlangte sie mit der Mitchell-und-Markby-Reihe, von der fünfzehn Bände vorliegen und die mit der Jessica-Campbell-Reihe fortgesetzt wird, sowie der siebenbändigen Fran-Varady-Reihe. Dies ist der sechste Band der Lizzie-Martin-und-Benjamin-Ross-Reihe, die im viktorianischen England spielt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732529483
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.01.2017
Auflage1. Aufl. 2017
Reihen-Nr.6
Seiten365 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2271853
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL EINS
Inspector Ben Ross

Sein Name war Harry Parker. Er war eine kleine, hagere Gestalt in abgerissener Kleidung. Im gelben Licht der Polizeilaterne spähte er zu uns hoch mit dem gehetzten Blick eines streunenden Hundes, der in die Ecke gedrängt worden war und keinen Ausweg mehr hatte. Er hielt eine Stoffmütze in den Händen, an die Brust gepresst, und seine kleinen Äuglein huschten ständig zwischen uns hin und her. Ich konnte nicht sagen, welchen Eindruck er als Zeuge vor einem Richter oder einer Jury machen würde. Ich wusste nur, dass er einen sehr bescheidenen Eindruck auf mich machte.

Eine knappe Stunde zuvor hatte ich noch geglaubt, mit meiner Arbeit für den Tag fertig zu sein. »Ich schätze, Morris, wir können endlich auch Feierabend machen«, hatte ich sogar in einem Anflug von Verwegenheit geäußert.

Ich war zusammen mit dem Sergeant außerhalb von London gewesen, in Cambridge, um eine Angelegenheit zu klären, bei der man um unsere Hilfe gebeten hatte. Abgesehen von den polizeilichen Aufgaben war es eine willkommene Abwechslung gewesen. Cambridge war mir ruhiger erschienen als London, und wir hatten die viel sauberere Luft genossen, die Atmosphäre der alten Universitätsstadt, die hübschen Gebäude im gotischen Stil sowie die offenen Weiden, auf denen Kühe friedlich grasten. Es war uns vorgekommen wie eine andere Welt.

Auf dem Rückweg nach Hause hatten wir vom Zug aus die graubraune Dunstwolke sehen können, die über unserer großen Hauptstadt hing. Es hätte schlimmer sein können. Um diese Jahreszeit, im November, stieg normalerweise zusätzlich Nebel aus den Niederungen der Themse auf. Zusammen mit dem Qualm aus den zahllosen Kohleöfen bildete er häufig eine undurchdringliche, stinkende, gelbliche Masse, die jeden Winkel und jede Ritze eroberte, bis hinunter zum Pflaster der Bürgersteige, und die Gebäude in einen dreckigen Schleier hüllte. Man konnte nicht an ihnen entlangstreifen, ohne seine Kleidung mit schwarzen Rußschlieren zu beschmutzen. Gott sei Dank war uns diese Londoner Eigenart trotz des kalten Wetters in diesem Herbst bisher erspart geblieben.

Morris und ich stiegen aus dem Zug und wurden sofort von den hin und her eilenden Massen verschluckt, während wir uns unseren Weg durch die vollen Straßen bahnten. Unsere Ohren waren voll vom Rattern von Rädern und dem Geklapper von Hufen, den Rufen der Straßenhändler und dem Geklimper von Drehorgeln. Alles Leben war hier versammelt. Unter die respektablen Bürger gemischt waren Bettler - die offen ihrem Gewerbe nachgingen - sowie Taschendiebe, die dies nicht taten. Die lebendige, doch gelehrte Atmosphäre in Cambridge erschien uns im Nachhinein wie aus einem anderen Land. Als wir die Türen von Scotland Yard passierten, erschien es uns, als hätten wir nach einem Sturm den sicheren Hafen erreicht. Ich meldete unsere Rückkehr an und versprach, gleich am nächsten Morgen meinen Bericht abzuliefern. Damit blieb uns für den Rest des Tages nur noch die angenehme Aussicht auf ein gemeinsames Abendessen im Kreis unserer Familien.

Das war der Augenblick, in dem das Schicksal einen Dämonen heraufbeschwor in Gestalt eines rotgesichtigen, atemlosen jungen Constables. Das Klappern seiner schweren Stiefel auf der Treppe kündete sein Eintreffen an, und Sekunden später stand er in der Tür, einen Brief in den verkrampften Händen. Er schwitzte stark.

»Wer sind Sie und was wollen Sie?«, bellte Morris den jungen Burschen an. Er kannte ihn nicht, doch er erkannte instinktiv ein Hindernis zwischen sich und seinem eigenen Kamin zu Hause.

»Evans, Sir, aus Deptford, Sir!«, krächzte der Neuankömmling und knallte die Hacken zusammen. Er spähte unsicher von einem zum anderen. »Man hat mir unten gesagt, ich soll mich an Inspector Ross wenden, Sir!«

»Hat man das tatsächlich?«, brummte ich und trat vor. »Ich bin Ross.« Ich trat vor und nahm den Brief an mich, den er mir entgegenhielt. »Nun, junger Mann, was hat Sie so dringlich hierher geführt?«

»Wir haben einen Mordfall, Sir!«, deklarierte der junge Mann aufgeregt. »Man hat die Leiche soeben erst gefunden. Sie liegt in Skinner´s Yard. Oh, und Sir, Inspector Phipps lässt Ihnen seine Grüße ausrichten und bittet um Entschuldigung«, fügte er ein wenig verspätet hinzu.

»Gut von ihm«, murmelte Morris hinter mir.

Wir wussten in diesem Moment beide, dass wir erst spät in der Nacht nach Hause kommen würden. Die meisten Beamten hatten das Gebäude längst verlassen, und die wenigen verbliebenen waren beschäftigt - oder zumindest hatten sie so viel zu tun, dass sie Constable Evans zu mir geschickt hatten. Ich las den Brief langsam. »Eine ermordete Frau, wie?«

»Die Leiche liegt noch genau dort, wo man sie gefunden hat«, drängte Evans. »Ich soll Sie hinbringen, Sir.« Der junge Kerl hüpfte vor Aufregung von einem Bein aufs andere.

Es war erforderlich, etwas zu unternehmen, bevor dieser eifrige junge Merkur von seiner Erregung so übermannt wurde, dass ich ihm einen Eimer Wasser über den Kopf schütten musste. Ich schickte ihn nach draußen, um eine Kutsche zu suchen, die uns alle drei zum Tatort bringen konnte.

»Tut mir leid, Morris«, sagte ich, als wir ihm langsam aus dem Gebäude folgten.

Morris murmelte eine Erwiderung, doch ich konnte ihn nicht verstehen. Es war auch nicht nötig.

Auf dem Weg nach Süden und über den Fluss las ich erneut den Brief von Phipps. Ich saß neben dem jungen Evans, denn er war von schmalerer Statur als Morris, dessen großzügige Körpermasse die Bank uns gegenüber beinahe ausfüllte. Um lesen zu können, musste ich mich gehörig verrenken und den Brief so halten, dass das schauerliche Licht der Gaslaternen darauffiel. Es ließ das Dokument aussehen wie ein mittelalterliches Pergament. Das Ruckeln und Schaukeln der Kutsche auf der unebenen Straße ließ die Worte vor meinen Augen auf und ab tanzen, doch es gelang mir, sie zu erkennen.

Der Mord wies einige ungewöhnliche Umstände auf, schrieb Phipps, ohne sich indes darin zu ergehen, welcher Natur diese Umstände wohl sein mochten. Er war jedoch der festen Überzeugung, dass die Ermittlungen in den Händen von Scotland Yard besser aufgehoben seien. In Deptford verfügten sie einfach nicht über die erforderlichen Ressourcen. Die jüngste Zunahme an Schlägereien unter Betrunkenen und Seeleuten, viele darunter von ausländischen Schiffen und nicht des Englischen mächtig, beanspruchte ihre gesamte Arbeitskraft.

Ich kannte Inspector Phipps nicht persönlich, doch ich hatte von ihm gehört, und er besaß den Ruf eines fähigen Beamten. Ich hatte jedoch meine Not, zu begreifen, dass in Deptford derartige Anarchie herrschte, dass die dortigen Beamten sich außerstande sahen, einer Mordermittlung Priorität zu geben, zumindest anfänglich. Falls sich tatsächlich herausstellte, dass es Komplikationen gab, hätte man Scotland Yard zu einem späteren Zeitpunkt immer noch hinzuziehen können. Dass man uns sofort herbeigerufen hatte, brachte mir den Begriff »heiße Kartoffel« zu Bewusstsein.

Ich spähte aus dem Fenster. Deptford stand schon lange in dem Ruf, die ungesundeste Gegend von London zu sein, und das trotz starker Konkurrenz durch andere Stadtteile. Doch die Gegend, die wir durchfuhren, erweckte den Eindruck eines lebhaften Viertels. Entlang dem Fluss lagen auf einer Seite Schiffe vor Anker, deren hohe Masten einen richtigen Wald vor dem nächtlichen Himmel bildeten. Gelegentlich wurde die Dunkelheit des winterlichen Nachthimmels durchbrochen von einem Schauer aus roten und goldenen Funken, als hätte jemand ein spektakuläres Feuerwerk gezündet. Die spontane Szenerie markierte Stellen, wo Männer in einer der zahllosen Werften den Rumpf eines Stahlschiffs bearbeiteten.

Wir rumpelten und polterten an den dunklen Silhouetten der großen Lagerhäuser vorbei, die ausnahmslos Großhändlern gehörten. Der Hafen von London war Ziel von Frachtschiffen aus aller Welt, und zwischen all den anderen Gerüchen, die ihren Weg in die Kutsche fanden, entdeckte meine Nase auch den Duft von Gewürzen und Tabak. Zahlreiche Geschäfte waren von den Docks abhängig: Kerzenmacher, Schmiede, Wagner, Stellmacher. Wir klapperten durch die Hauptstraße mit der üblichen Ansammlung von Krämern, Obsthändlern und Weinverkäufern. Viele von ihnen hatten selbst um diese späte Stunde noch alle Hände voll zu tun. Nach den flüchtigen Blicken, die mir möglich waren, schienen viele der Läden klein und vollgestopft zu sein, mit niedrigen Decken und frei liegenden Balken. Schon jetzt war jedes Lokal, das wir passierten, voll mit Gästen. Wir fingen Fetzen von rauen Gesängen und das Kratzen einer Fiedel auf. Über uns versperrten die oberen Stockwerke der Gebäude den Blick zum Himmel, menschliche Ameisenhügel, in denen Familien unter den beengtesten Umständen lebten, oftmals nur in einem einzigen Zimmer.

Ich hatte bisher noch keine Hinweise auf aufrührerische Mobs gesehen und auch keine gebrüllten Flüche in einer Vielzahl von Sprachen hören können, wie es Phipps in seiner Bitte um Hilfe durch Scotland Yard geschildert hatte.

Natürlich konnte ich das nicht laut vor dem Constable aus Deptford aussprechen, doch ich hatte eine böse Vorahnung wegen dieser ganzen Angelegenheit. Ich reichte Morris den Brief des Inspectors, der ihn überflog, so gut es im spärlichen Licht ging, bevor wir in noch schlechter beleuchtete Straßen einbogen. Laut und gedacht als schwacher Trost sagte ich zu ihm: »Vielleicht stellt sich ja heraus, dass Deptford ganz gut alleine mit diesem Fall zurechtkommt.«

»Und warum hat man uns dann überhaupt gerufen?«, murmelte Morris. Vielleicht hatte er nicht beabsichtigt, dass ich...

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Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie lebt heute mit ihrer Familie in der Nähe von Oxford. Bestsellerruhm erlangte sie mit der Mitchell-und-Markby-Reihe, von der fünfzehn Bände vorliegen und die mit der Jessica-Campbell-Reihe fortgesetzt wird, sowie der siebenbändigen Fran-Varady-Reihe. Dies ist der sechste Band der Lizzie-Martin-und-Benjamin-Ross-Reihe, die im viktorianischen England spielt.
Die Tote von Deptford

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt