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Die Frau auf dem Wasser

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
357 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am01.02.2017Auflage
Früher als sonst ist John an jenem Morgen mit seinem Fischerboot unterwegs, als er die Leiche der schönen und geheimnisvollen Evangeline an einem Baum festgebunden entdeckt. Der idyllische Ort an der rauen irischen Küste hat mit dem Mord an Evangeline für immer seine Unschuld verloren. Doch wer hätte sich auf so bizarre Weise an der fremden Amerikanerin rächen wollen? Ein Netz dunkler Geheimnisse umhüllt die Tote und versetzt das kleine Fischerdorf in Angst und Schrecken ... Gemma O'Connor versteht es, in ihrem mitreißenden Thriller die Abgründe menschlicher Gefühle auszuloten.

Gemma O'Connor, geboren in Dublin, wuchs in Irland und Frankreich auf. Mit ihren psychologisch dichten Kriminalromanen avancierte sie in England schnell zur Erfolgsautorin. Zusammen mit ihrem Mann lebt die ehemalige Buchrestauratorin heute in einem Cottage bei Oxford. Zuletzt erschien auf deutsch ihr sechster Roman: »Der irische Inspektor«.
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Produkt

KlappentextFrüher als sonst ist John an jenem Morgen mit seinem Fischerboot unterwegs, als er die Leiche der schönen und geheimnisvollen Evangeline an einem Baum festgebunden entdeckt. Der idyllische Ort an der rauen irischen Küste hat mit dem Mord an Evangeline für immer seine Unschuld verloren. Doch wer hätte sich auf so bizarre Weise an der fremden Amerikanerin rächen wollen? Ein Netz dunkler Geheimnisse umhüllt die Tote und versetzt das kleine Fischerdorf in Angst und Schrecken ... Gemma O'Connor versteht es, in ihrem mitreißenden Thriller die Abgründe menschlicher Gefühle auszuloten.

Gemma O'Connor, geboren in Dublin, wuchs in Irland und Frankreich auf. Mit ihren psychologisch dichten Kriminalromanen avancierte sie in England schnell zur Erfolgsautorin. Zusammen mit ihrem Mann lebt die ehemalige Buchrestauratorin heute in einem Cottage bei Oxford. Zuletzt erschien auf deutsch ihr sechster Roman: »Der irische Inspektor«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492982474
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum01.02.2017
AuflageAuflage
Seiten357 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2021 Kbytes
Artikel-Nr.2214505
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Wo der Glár sich weitet und bei dem unmittelbar an der Küste gelegenen Dorf Passage South ins Meer mündet, ist er fast einen Kilometer breit. Dort kräuselt das Wasser sich verspielt um eine Anhäufung schroffer Felsen, und dort läßt sich am besten fischen; wie eine Unmenge kleiner Fahnenstangen ragen die Markierungen der Hummerkörbe aus der See. Ihre zerfetzten Fähnchen tanzen flatternd auf dem Wasser, kleinen, von Windböen zerzausten Pferdeschwänzen gleich. Den jungen Seglern, die an den Wochenenden hierherkommen, dienen sie als eine Art Miniaturslalomstrecke, und wie wildgewordene Fledermäuse schlängeln die kleinen Laser sich zwischen ihnen durch.

Es war Mitte September. Nach etlichen Regentagen und nahezu jeder Spielart von Herbststürmen dämmerte ein heller, sonniger Dienstagmorgen mit herrlichem, wenn auch kühlem Wetter herauf, das wie durch ein Wunder mittags noch nicht umgeschlagen war. Oben auf der Klippe stand Sergeant Francis Xavier Recaldo - Amateurmusiker und gelegentlich Reiseschriftsteller -, der die gesamte Polizeieinheit von Passage South repräsentierte, und ließ seinen Blick übers Meer schweifen; sein starkes Fernglas hatte ein blau gestrichenes Fischerboot im Visier, das zwischen den Inseln auf der anderen Seite der Bucht Verstecken spielte.

Nach ein paar Minuten begann sein Funktelephon zu knistern. Er preßte den Hörer ans Ohr und lauschte. »Der versucht uns zum Narren zu halten«, antwortete er. »Aber jetzt müßte er eigentlich gleich in dein Blickfeld kommen ... jetzt. Siehst du ihn? Umrundet gerade Cormorant Island. Hast du ihn? In Ordnung, bis nachher, wie abgemacht.« Er schob die Antenne wieder zusammen und hakte den Hörer an seinem Gürtel fest.

Recaldo - für seine Freunde Frank und FX für diejenigen, die sich für seine Freunde hielten - war über einen Meter neunzig groß und sah seinen romanischen Vorfahren ähnlich. Üppige blauschwarze Mähne, tiefblaue Augen mit schwarzen Wimpern, von schweren Lidern verschattet. Adlernase und ein sinnlicher Mund. Ein zurückhaltender Mensch, der eine seltsame Ruhe ausstrahlte. Außergewöhnlich förmlich und äußerst höflich; nur selten vergaß er seine guten Manieren. Oberflächliches Geplauder fiel ihm allerdings schwer, und er schloß nicht so ohne weiteres Freundschaften. Im großen und ganzen fanden Frauen ihn anziehend, Männer hingegen weniger, da er kein besonderes Interesse daran hatte, mit ihnen zu klüngeln. Taktgefühl und Diskretion waren bei einem Vertreter des Gesetzes auf dem Land von Vorteil, und über beides verfügte Recaldo. Gleichgültig, welche Informationen ihm zugetragen wurden, er behielt sie eisern für sich: ein guter Polizist, aufgeschlossen, doch nie von aufdringlicher Freundlichkeit.

Mittlerweile ging es auf Mittag zu. Seit der Morgendämmerung war er auf seinem Überwachungsposten und fühlte sich jetzt irgendwie ausgelaugt. Er zog sich an einem großen glatten Felsen hoch und streckte sein Gesicht der Sonne entgegen. Vor drei Jahren - damals war er achtunddreißig - hatte er nach einem anstrengendem Squashspiel einen Herzanfall gehabt. Streß und sechzig Zigaretten am Tag waren wohl mit daran schuld gewesen. Aber auch seine Gene hatten eine Rolle gespielt: Sein Vater war mit fünfundfünfzig an einem Herzinfarkt gestorben. Die Bypass-Operation war erfolgreich verlaufen - allerdings hatte die Erkrankung seiner vielversprechenden Karriere im Polizeihauptquartier von Dublin ein Ende gesetzt. Und seiner Ehe, obwohl die schon seit einiger Zeit zerrüttet gewesen war.

Ironischerweise war er, als er sich - entgegen seinen eigenen Erwartungen - allmählich erholte, zu dem Schluß gekommen, daß er sich nichts sehnlicher wünschte, als vom Fließband einer vorhersagbaren Laufbahn herunterzuspringen und seine Lebensweise von Grund auf zu ändern. Weil dieser Wunsch so stark gewesen war, hatte er seine frühzeitige Pensionierung beantragt und seine Frau nicht in diese Pläne eingeweiht. Für Sheila hatte dies - durchaus verständlich - das Faß zum Überlaufen gebracht. Ihre Scheidung war eine der ersten im Rahmen der neuen Gesetzgebung gewesen. Sie waren übereingekommen, sich zu trennen, noch ehe ihm klargeworden war, daß fünfzig Prozent von dem, was nach der Scheidung blieb, nicht einmal reichte, um sich ein Cottage zu kaufen, in das er sich als Pensionär zurückziehen könnte, ganz zu schweigen von dem Haus, das er in seinen Träumen auf dem Familiengrundstück in der Nähe von Dingle gebaut hatte. Das Ganze schien aussichtslos, bis ein Freund ihm den Tip für die Stelle in Passage South gab. Zwar lag das nicht in seinem geliebten Kerry, sondern in Cork, der angrenzenden Grafschaft, doch das war nahe genug.

Es bedurfte beträchtlicher Überredungskunst, seine Vorgesetzten dazu zu bringen, ihn dorthin zu versetzen - die Polizei stufte ihre Beamten nicht gerne herunter -, doch letztlich setzte er sich durch. Körperlich angeblich geheilt, jedoch mit völlig ramponiertem Gefühlsleben, traf er in Passage South ein. Seine gesamte weltliche Habe bestand aus einem frisch erstandenen Armeejeep, der bereits acht Jahre auf dem Buckel hatte, zwei Koffern voller Kleidungsstücke, einem Schrankkoffer mit Taschenbüchern, einem abscheulichen Kofferradio und einer umfangreichen CD-Sammlung.

Seine Söhne - beide im Teenager-Alter - weigerten sich, ihn in der »finsteren Provinz« zu besuchen, doch mit Sturheit schaffte er es, eine vernünftige Beziehung zu ihnen aufzubauen. Bei seinen Besuchen in Dublin richtete er sich nach ihnen; außerdem hatte er mit der Zeit gelernt, auf ihr Alter und die entsprechenden Vorlieben Rücksicht zu nehmen. Daß er Musiker war, half ihm dabei. Zu seiner eigenen Belustigung entwickelte er ein echtes Interessse an der Musik, die gerade in war. Seltsamerweise trug seine Liebe zur Musik auch dazu bei, daß man ihn in Passage South akzeptierte - obwohl seine hartnäckigen Versuche, segeln zu lernen, vielleicht noch wichtiger waren.

Und genau danach sehnte Recaldo sich heute vormittag, er wollte in seinem kleinen Boot sein. Unruhig ging er zum Klippenrand und blickte auf die Szenerie unter ihm. Das in der Sonne glitzernde Meer mit den wie Juwelen darin verstreuten Inseln stellte eine ungeheure Versuchung dar. Einige kleine Boote flitzten durch die Bucht - die Fischer und Segler genossen den Tag, der möglicherweise der letzte schöne in diesem Jahr war; mitten unter ihnen entdeckte er seinen Freund John Spain in seinem robusten Holzboot. Der Alte tuckerte fast jeden Morgen die paar Meilen von seinem Cottage aus die Bucht hinunter und verbrachte dann drei oder vier besinnliche Stunden damit, zu fischen, Köder zu fangen oder seine fünf Hummerkörbe zu überprüfen.

Von seinem Aussichtpunkt konnte Recaldo gerade noch den goldfarbenen Sandstrand von Trabuí auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht erkennen, wo er später mit Cressida Sweeney verabredet war, der er seit ein paar Monaten den Hof machte. Heimlich natürlich, und das hieß, verbunden mit all der Geheimniskrämerei und den Unannehmlichkeiten, die derlei mit sich brachte. Und Enttäuschung und Niedergeschlagenheit. Samstag und Sonntag hatte er bei seinen Söhnen in Dublin verbracht und sie daher seit vergangenem Freitag nicht mehr gesehen. Er hatte die Hoffnung, sie zu überreden, ihren widerwärtigen Ehemann zu verlassen. Und mit ihm zusammenzuleben. Wie stets weckte der Gedanke an sie maßlose Sehnsucht ihn ihm - er hatte entdeckt, was Liebe bedeuten kann, als er am wenigsten damit gerechnet hatte, und sie erfüllte ihn mit unbändiger Freude.

Trabuí lockte. Oder vielleicht war es der Gedanke an Cressie, der seine Vorstellungskraft beflügelte und ihn den Entschluß fassen ließ, den Nachmittag freizunehmen und über die Bucht zu segeln, um sich mit ihr zu treffen. Eine romantische Geste, um zu zeigen, daß das Glück es ausnahmsweise gut mit ihnen meinte. Am Tag zuvor hatte er einen einigermaßen akzeptablen Vertrag für seine erste Sammlung von Reisegeschichten unterschrieben. Er streckte die Arme aus und rief: »Ich danke dir, ich danke dir, Gott, oder wer auch immer seine Hand über mich hält.« Dann pfiff er seinem Hund.

Es dauerte etliche Minuten, bis Barker, ein Labradormischling, auf ihn zusauste und dabei wie wild bellte. Als sie am Hotel Atlantis vorbeikamen, rief der alte Gärtner ihnen einen Gruß zu. Recaldo winkte zurück, blieb jedoch aus Angst, aufgehalten zu werden, nicht stehen. Er war auf der Hut vor Finbarr Spillane, einem hingebungsvollen Klatschmaul.

Sein Zuhause war ein kleines, in neuerer Zeit hinten an die Terrasse einer der leerstehenden Ferienwohnungen angebautes Häuschen. Er nahm sich kaum Zeit, ein belegtes Brot hinunterzuschlingen, dann ging er ins Dorf hinunter, das in der Sonne friedlich vor sich hin dämmerte.

Passage South hatte den Vorzug...
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Autor

Gemma O'Connor, geboren in Dublin, wuchs in Irland und Frankreich auf. Mit ihren psychologisch dichten Kriminalromanen avancierte sie in England schnell zur Erfolgsautorin. Zusammen mit ihrem Mann lebt die ehemalige Buchrestauratorin heute in einem Cottage bei Oxford. Zuletzt erschien auf deutsch ihr sechster Roman: "Der irische Inspektor".