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Annas Entscheidung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am03.02.20201
Ein psychologisch raffinierter, nachdenklich machender Roman von Bestseller-Autorin Sabine Kornbichler Nach dem Unfalltod ihrer geliebten Eltern ist Anna völlig am Boden zerstört - und stürzt sich Hals über Kopf in eine Beziehung mit dem Mediziner Steffen, der sich liebevoll um sie kümmert. Sie könnte wieder Geschmack am Leben finden, wäre da nicht Thea, Steffens Mutter, die sich als ewiges Opfer fühlt und von ihrem Sohn ständige Zuwendung fordert. Ehe sie sich versieht, wird auch Anna zur Zielscheibe des Giftes, mit dem Thea ihre Umgebung lähmt. Doch da ist auch noch Ruppert, der ihr mit seinen lebensklugen Ratschlägen immer wieder den Spiegel vorhält und Anna neuen Lebensmut gibt ...

Sabine Kornbichler, geboren 1957, wuchs an der Nordsee auf und arbeitete in einer Frankfurter PR-Agentur, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Schon ihr Debüt »Klaras Haus« war ein großer Erfolg, ihr Kriminalroman »Das Verstummen der Krähe« wurde für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Sabine Kornbichler lebt und arbeitet als Autorin in der Nähe von München.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR5,99

Produkt

KlappentextEin psychologisch raffinierter, nachdenklich machender Roman von Bestseller-Autorin Sabine Kornbichler Nach dem Unfalltod ihrer geliebten Eltern ist Anna völlig am Boden zerstört - und stürzt sich Hals über Kopf in eine Beziehung mit dem Mediziner Steffen, der sich liebevoll um sie kümmert. Sie könnte wieder Geschmack am Leben finden, wäre da nicht Thea, Steffens Mutter, die sich als ewiges Opfer fühlt und von ihrem Sohn ständige Zuwendung fordert. Ehe sie sich versieht, wird auch Anna zur Zielscheibe des Giftes, mit dem Thea ihre Umgebung lähmt. Doch da ist auch noch Ruppert, der ihr mit seinen lebensklugen Ratschlägen immer wieder den Spiegel vorhält und Anna neuen Lebensmut gibt ...

Sabine Kornbichler, geboren 1957, wuchs an der Nordsee auf und arbeitete in einer Frankfurter PR-Agentur, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Schon ihr Debüt »Klaras Haus« war ein großer Erfolg, ihr Kriminalroman »Das Verstummen der Krähe« wurde für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Sabine Kornbichler lebt und arbeitet als Autorin in der Nähe von München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492986397
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum03.02.2020
Auflage1
SpracheDeutsch
Dateigrösse5352 Kbytes
Artikel-Nr.5075109
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Was willst du mehr?, hätte sie mich mit leisem Tadel gefragt. Sitzt an einem wunderschönen Sommertag auf einer Bank und blickst auf ein Bergpanorama, das einem das Herz höherschlagen lässt. Im Geist hörte ich die Stimme meiner Mutter, als stünde sie neben mir. Sie hätte tatsächlich nicht mehr gewollt, sie war ein Mensch gewesen, der akzeptierte, was nicht zu ändern war. Ich aber wollte die Zeit zurückdrehen und alles ungeschehen machen. So sinnlos dieser Gedanke auch schien, er war tausendmal besser als die Bilder, die mich seit jenem Tag im Mai verfolgten. Sie hatten von mir Besitz ergriffen und hielten mich ständig in ihrem Bann. Sie ließen keinen Raum für etwas anderes als dieses maßlose Entsetzen.

Ich will, dass das aufhört. Sofort!, antwortete ich meiner Mutter im Stillen und starrte auf die Berge, die sie so sehr geliebt hatte und für deren Schönheit ich blind geworden war. Weder der strahlend blaue Himmel noch die Wärme der Sonne auf meiner Haut konnten meine innere Starre auflösen. Würde es jemals etwas geben, das stärker war als die Bilder meiner Fantasie, etwas, das sie verdrängte und mich aus dieser Folterkammer befreite?

Wenn es etwas gab, so würde ich es hier jedoch nicht finden, das spürte ich ganz deutlich. Schwerfällig erhob ich mich von der Bank und setzte meine Wanderung fort. Ich war noch nicht weit gegangen, als ich merkte, dass ich meine Zigaretten auf der Bank hatte liegen lassen. Wäre ich nicht noch einmal umgekehrt und dabei auf einem Stein abgerutscht, der verdeckt im Gras lag, wäre ich Steffen wahrscheinlich nie begegnet.

»Au!«, schrie ich, als ein stechender Schmerz durch meinen linken Knöchel fuhr und mich in die Knie zwang. Ich ließ mich ins Gras fallen, zog meinen Schuh aus und massierte das schmerzende Gelenk. Gerade wollte ich aufstehen, um zu testen, ob ich auftreten konnte, als ich neben mir die Stimme eines Mannes hörte.

»Nein, nicht bewegen!«

»Wie bitte?« Über meine Schulter hinweg sah ich in hellbraune Augen unter einer tief in die Stirn gezogenen dunkelblauen Schirmmütze.

»Ich möchte mir das erst einmal anschauen, wenn Sie nichts dagegen haben.« Er kniete sich neben mich.

»Und wenn ich etwas dagegen habe? Mein Knöchel ist schließlich kein Ausstellungsstück.« Ich sah ihn abweisend an.

»Ich bin Arzt.«

»Das mag sein, aber ich habe Sie nicht gerufen. Oder läuft Ihre Praxis so schlecht, dass Sie sich auf diese Weise Patienten beschaffen müssen?«

Er hatte seine Hände schon nach meinem Fuß ausgestreckt, zog sie jedoch blitzschnell wieder zurück, als hätte er sie sich auf dem Weg dorthin verbrannt. »Entschuldigen Sie, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«

»Nein, ich muss mich entschuldigen«, lenkte ich halbherzig ein, als ich seinen zerknirschten Gesichtsausdruck sah. »Sie haben mich nur gerade auf dem falschen Fuß erwischt.«

»Auf dem umgeknickten«, meinte er lächelnd, während er sich auf seine Unterschenkel setzte. »Steffen Wolf.« Seine Hand streckte sich mir versöhnlich entgegen.

»Anna Laudien.«

»Darf ich jetzt Ihren Knöchel untersuchen?«

»Wenn Sie dann heute Nacht besser schlafen.«

»Eigentlich geht es mir darum, dass Sie heute Nacht gut schlafen«, entgegnete er ernst und begann vorsichtig, meinen Fuß abzutasten und in alle Richtungen zu drehen.

»Um das zu erreichen, müssten Sie ein Wunderheiler sein.« Wenn ich an die Nächte der vergangenen Wochen dachte, konnte ich mich ausschließlich an Albträume erinnern.

»Geben Sie mir eine Chance«, sagte er sanft.

»Warum sollte ich?«

»Weil ⦫ Er sah mich forschend an und stockte sekundenlang. »Weil Traurigkeit lähmt - weit schlimmer als ein verstauchter Knöchel.«

Es war nicht Traurigkeit, die mich lähmte, aber wie sollte er das wissen? »Sprechen Sie aus Erfahrung?«, fragte ich mit leisem Spott, den er jedoch nicht zu bemerken schien.

»Schon vergessen? Ich bin Arzt.«

Mein Blick verfing sich in seinem, der ebenso viel Wärme ausstrahlte wie seine Hände, die meinen Fuß nach wie vor umfangen hielten. »Und ich hätte meinen Fuß jetzt gerne wieder.«

»Oh, Entschuldigung, natürlich.« Im Aufstehen reichte er mir seine Hand und zog mich hoch. »Was halten Sie davon, wenn ich Sie bei einer Tasse Tee über die möglichen Spätschäden von verstauchten Knöcheln aufkläre?«, fragte Steffen Wolf mit einem ebenso schiefen wie hoffnungsvollen Lächeln.

»Nichts«, antwortete ich ehrlich und erntete einen enttäuschten Blick, der sich bei meinem nächsten Satz jedoch in einen freudigen wandelte. »Aber gegen einen Kaffee hätte ich nichts einzuwenden. Ich hole nur schnell meine Zigaretten von der Bank dort drüben, bin gleich zurück.« Ich zog meinen Schuh an und trat vorsichtig auf. Mein Knöchel tat bei jedem Schritt weh, sodass mein Gang in ein Humpeln ausartete.

»Sie müssen Ihren Fuß später unbedingt kühlen«, rief er mir hinterher.

Seine Fürsorge tat mir gut. Zum ersten Mal seit Wochen entspannten sich meine Mundwinkel für einen wohltuenden Moment. Ich verstaute die Zigaretten in meinem Rucksack und ging zu ihm zurück. »Wohin wollen wir gehen?«

»Das Café Krugalm ist gleich da vorn, dort habe ich auch meinen Wagen abgestellt.«

»Ja ⦠okay.« In dem Café, auf halbem Weg zwischen Bayrischzell und Schliersee gelegen, hatten meine Eltern auf ihren Wanderungen oft eine Pause eingelegt. Vor einem Jahr hatte ich sie zuletzt auf einem dieser Ausflüge begleitet.

Wir hatten Glück und bekamen draußen noch einen Platz im Schatten einer Linde. Steffen Wolf nahm die Schirmmütze ab und strich sich durch seine dunkelblonden Haare, die sich jedoch durch die Richtung, die er ihnen damit vorschreiben wollte, nicht beeinflussen ließen. Sie fielen ihm sofort in die Stirn. Während er versuchte, die Aufmerksamkeit der Kellnerin zu erlangen, betrachtete ich ihn etwas genauer. Er hatte ein schmales, fein geschnittenes Gesicht mit einem sehr sensiblen Mund. Im Vergleich zu den gebräunten Gesichtern an den Nachbartischen sah seines eher blass aus. Er trug ein weinrotes Polohemd zu dunkelblauen Bermudas und zählte offensichtlich zu jenen Menschen, die nicht leicht schwitzen. Trotz der siebenundzwanzig Grad im Schatten wirkte alles an ihm frisch.

»Machen Sie Urlaub hier?«, begann ich das Gespräch, nachdem die Kellnerin unsere Bestellung aufgenommen hatte.

»Halb und halb, ich war auf einem Kongress in Schliersee und hänge jetzt noch in Geitau das Wochenende zum Ausspannen dran.«

»Hat er sich gelohnt?«

»Wer?«

»Der Kongress natürlich.«

»Ja ⦠schon allein, weil ich Sie sonst nie kennengelernt hätte.« Er sagte es mit einer fast andächtigen Aufrichtigkeit und ohne jeden Anflug von billiger Schmeichelei.

Von kennen kann keine Rede sein, dachte ich, sagte es jedoch nicht, um ihn mit meiner Ruppigkeit nicht gleich wieder zu verschrecken.

Inzwischen hatte er seinen Tee und ich meinen Milchkaffee bekommen. Ich holte meine Zigaretten aus dem Rucksack und hielt ihm die Schachtel hin. »Rauchen Sie?«

Er schüttelte den Kopf und sah mir über seine dampfende Tasse hinweg zu, wie ich mir eine Zigarette anzündete und den Rauch tief inhalierte. »Sind Sie Kinderarzt?«

»Nein.« Meine Frage schien ihn zu amüsieren.

»Sie sind auf eine so besondere Weise fürsorglich, da dachte ich ⦫

»Meine Patienten sind zwar auch manchmal wie Kinder«, unterbrach er mich mit einem Lächeln, »aber weit älter. Ich bin Internist und habe mich auf Geriatrie spezialisiert.«

»Geriatrie? Das sagt mir nichts«, gab ich offen zu.

»Einigen meiner Kollegen sagt diese Ausrichtung leider auch nichts. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Geriatrie ist Altersheilkunde.«

»Wie sind Sie denn darauf gekommen? Als Vorsorgemaßnahme zum Selbstzweck?«

Er zuckte merklich zusammen und starrte mich entgeistert an. Seine Antwort kam zögerlich: »Bei meinem Vater wurde Alzheimer diagnostiziert ⦠er hat ⦫

»O mein Gott, das tut mir leid«, brachte ich stotternd heraus. Ich hätte mich ohrfeigen können. Was glaubte ich denn? Dass ich mich aus meiner Gefühlsstarre würde lösen können, indem ich anderen Schmerzen zufügte? Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken.

»Wie sollten Sie das wissen - es steht doch nicht auf meiner Stirn geschrieben.« Die Falte, die sich plötzlich zwischen seinen Augenbrauen die Stirn hinaufzog, sprach allerdings Bände.

»Trotzdem war es taktlos von mir.« Und das war noch untertrieben.

»Schon vergessen«, sagte er beschwichtigend.

Wenn sich nur alles so schnell vergessen ließe, dachte ich müde. Um es wenigstens für den Moment zu versuchen, schnitt ich ein unverfänglicheres Thema an: »Wo leben Sie?«

»In Düsseldorf, dort habe ich meine Praxis und auch meine Wurzeln.«

Ich zog fragend meine Augenbrauen in die Höhe.

»Ich bin dort geboren, aufgewachsen und habe dort studiert.«

»Muss ja eine faszinierende Stadt sein, wenn es Sie nie von dort weggezogen hat.«

»Ach, ich weiß nicht«, sagte er mit wenig Begeisterung. »Ich denke, Düsseldorf ist so faszinierend wie jede andere deutsche Großstadt auch. Es hat sich für mich nur nie ergeben, von dort wegzugehen. Aber wir reden die ganze Zeit nur von mir - was ist mit Ihnen?«

»Ich lebe in Hamburg«, gab ich ihm knapp Auskunft. Nachdem ich mir noch einen Kaffee bestellt hatte, zündete ich mir eine weitere Zigarette an.

»Wenn Sie das noch ein paar Jahre machen, sterben Sie, lange bevor Sie ein Fall für einen Geriater werden könnten.«

»So mörderisch ist Hamburg nun wirklich nicht«, entgegnete ich, obwohl ich genau wusste, worauf er...
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Sabine Kornbichler, geboren 1957, wuchs an der Nordsee auf und arbeitete in einer Frankfurter PR-Agentur, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Schon ihr Debüt »Klaras Haus« war ein großer Erfolg, ihr Kriminalroman »Das Verstummen der Krähe« wurde für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Sabine Kornbichler lebt und arbeitet als Autorin in der Nähe von München.