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Brandmal

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am20.02.20172. Auflage - überabeitete Ausgabe
Ein Bahnhof in Deutschland, irgendwann in den Siebzigerjahren. Ein Paar wartet auf den Zug. Der Mann, auffallend durch seine pechschwarzen Haare und sein blasses Gesicht, ist nervös. Dann macht einer eine falsche Bewegung. In dem darauf folgenden Feuergefecht sterben zwei Menschen, und ein kleiner Junge sieht dabei zu.

Hamburg, Gegenwart. In der Stadt geht ein Serienkiller um. Seine Signatur besteht darin, dass er seinen Opfern die Haare rot färbt. Kommissar Jan Fabel wird auf den Fall angesetzt. Bald kommt ihm der Verdacht, dass die Morde etwas mit der RAF-Szene von früher zu tun haben müssen. Damals gab es einen Terroristen, den man den 'Roten Franz' nannte und der unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Wer war der Junge, der damals überlebt hat, und was ist aus ihm geworden? Ist jemand auf einem Rachefeldzug - und wenn ja, gegen wen? Oder liegen die Gründe, wie der Mörder den Kommissar glauben machen will, weit tiefer, in dunkelster Vergangenheit? Und wird die Gewalt niemals enden?

'Ein russell-rassiger Thriller! Sorgt für erhöhten Pulsschlag.' Bild am Sonntag. 'Fabelhafter Lesestoff.' Münchner Merkur.



Craig Russell, Jahrgang 1956, wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, seine Bücher wurden in 23 Sprachen übersetzt. Er hat sich schon als Student für deutsche Kultur interessiert und lebt in der Nähe von Edinburgh.

Im Aufbau Taschenbuch sind die Romane um den Hamburger Ermittler Jan Fabel lieferbar: »Blutadler«, »Wolfsfährte« und »Auferstehung« sowie sein Roman über das Prag der dreißiger Jahre »Wo der Teufel ruht«.
Die Romane »Brandmal«, »Carneval«, »Walküre« und »Tiefenangst« sind als E-Books bei Aufbau Digital erhältlich.
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Produkt

KlappentextEin Bahnhof in Deutschland, irgendwann in den Siebzigerjahren. Ein Paar wartet auf den Zug. Der Mann, auffallend durch seine pechschwarzen Haare und sein blasses Gesicht, ist nervös. Dann macht einer eine falsche Bewegung. In dem darauf folgenden Feuergefecht sterben zwei Menschen, und ein kleiner Junge sieht dabei zu.

Hamburg, Gegenwart. In der Stadt geht ein Serienkiller um. Seine Signatur besteht darin, dass er seinen Opfern die Haare rot färbt. Kommissar Jan Fabel wird auf den Fall angesetzt. Bald kommt ihm der Verdacht, dass die Morde etwas mit der RAF-Szene von früher zu tun haben müssen. Damals gab es einen Terroristen, den man den 'Roten Franz' nannte und der unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Wer war der Junge, der damals überlebt hat, und was ist aus ihm geworden? Ist jemand auf einem Rachefeldzug - und wenn ja, gegen wen? Oder liegen die Gründe, wie der Mörder den Kommissar glauben machen will, weit tiefer, in dunkelster Vergangenheit? Und wird die Gewalt niemals enden?

'Ein russell-rassiger Thriller! Sorgt für erhöhten Pulsschlag.' Bild am Sonntag. 'Fabelhafter Lesestoff.' Münchner Merkur.



Craig Russell, Jahrgang 1956, wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, seine Bücher wurden in 23 Sprachen übersetzt. Er hat sich schon als Student für deutsche Kultur interessiert und lebt in der Nähe von Edinburgh.

Im Aufbau Taschenbuch sind die Romane um den Hamburger Ermittler Jan Fabel lieferbar: »Blutadler«, »Wolfsfährte« und »Auferstehung« sowie sein Roman über das Prag der dreißiger Jahre »Wo der Teufel ruht«.
Die Romane »Brandmal«, »Carneval«, »Walküre« und »Tiefenangst« sind als E-Books bei Aufbau Digital erhältlich.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841213334
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum20.02.2017
Auflage2. Auflage - überabeitete Ausgabe
Reihen-Nr.3
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2223982
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Prolog
Donnerstag, den 15. September 2005, achtundzwanzig Tage nach dem ersten Mord

Bahnhof Nordenham, 125 Kilometer westlich von Hamburg

 

Fabel konnte sich des ironischen Gedankens, dass Nordenham im doppelten Sinne eine Endstation war, nicht erwehren. Hier also endete die Reise. Nun ging es nicht mehr weiter.

Die Scheinwerfer der Streifenwagen auf der anderen Seite der Gleise erhellten den Bahnsteig wie eine Bühne. Es war ein kristallener Moment: scharf und klar und hart wie ein Diamant. Sogar die rotbraune Fassade des über hundertdreißig Jahre alten Bahnhofs schien ihre Farbe eingebüßt zu haben. Ihre Ränder stachen mit künstlicher Deutlichkeit hervor wie auf einer Architekturzeichnung oder auf einer Kulisse, von der sich die Riesenschatten der beiden Gestalten auf dem Bahnsteig abhoben. Die eine stand, die andere war auf die Knie gezwungen. Und nichts war schärfer und klarer als das gierige Glänzen der Klinge in der Hand der beleuchteten Gestalt, die hinter dem knienden Mann aufragte.

In Fabels Geist jagten sich tausend Möglichkeiten, wie alles enden konnte. Seine nächsten Worte, seine nächste Handlung würden Konsequenzen haben, eine Folge von Ereignissen auslösen. Und eine nur zu gut vorstellbare Konsequenz war der Tod mehrerer Personen.

Ihm tat der Kopf weh. Trotz der Jahreszeit fühlte sich die Nachtluft in seinem Mund trocken und steril an. Aus seinem Atem bildeten sich graue Schemen, als könnten sie in diesem Moment, in dieser niedrigen Landschaft, eine große Höhe erreichen.

Die Luft schien so dünn zu sein, dass sie keinen anderen Laut als das verzweifelte, halb schluchzende Keuchen des knienden Mannes weiter trug. Fabel warf einen Blick auf seine Beamten. Sie standen, ihre Waffen im Anschlag, mit gespannten Muskeln in der Haltung derjenigen da, die darauf vorbereitet sind, in Sekundenschnelle zu töten. Maria nahm er am aufmerksamsten wahr. Ihr Gesicht war blutleer, ihre Augen glitzerten eisblau, die Knochen und Sehnen ihrer Hände traten deutlich unter der straffen Haut hervor, während sie ihre Sig-Sauer-Automatik gepackt hielt.

Fabel machte eine fast unmerkliche Kopfbewegung und hoffte, dass sein Team das Signal, sich zurückzuhalten, verstand.

Er musterte den Mann in der Mitte des grellen Lichtes. Fabel und sein Team hatten sich seit Monaten bemüht, den Namen, die Identität des von ihnen gejagten Mörders festzustellen. Er hatte sich als Mann mit vielen Namen erwiesen: Sich selbst bezeichnete er in seinem pervertierten Gerechtigkeitsgefühl als Roten Franz, während die Medien ihn in ihrer enthusiastischen Entschlossenheit, Furcht und Angst zu verbreiten, den »Hamburger Haarschneider« getauft hatten. Doch nun kannte Fabel seinen wirklichen Namen.

Vor dem Roten Franz, in dieselbe Richtung blickend, kniete ein Mann mittleren Alters, den der Mörder niedergezwungen hatte. Der Rote Franz hielt ihn an einem Schöpf grauer Haare fest und hatte seinen Kopf zurückgezerrt, sodass die weiße Kehle entblößt war. Über der Kehle und über dem schreckerfüllten Gesicht war das Fleisch knapp unter dem Haaransatz in gerader Linie durchschnitten worden. Die Wunde öffnete sich, als der Rote Franz den Kopf am Haar zurückriss. Blut ergoss sich über das Gesicht des knienden Mannes, der einen hohen, tierischen Schrei ausstieß.

Und unablässig funkelte und glänzte die Klinge an der Seite des Roten Franz boshaft in der Nacht.

»Um Himmels willen, Herr Fabel!« Die Stimme des knienden Mannes war vor Furcht angespannt und schrill. »Helfen Sie mir ⦠Bitte ⦠Helfen Sie mir ⦫

Fabel ignorierte das Flehen und wandte den Blick nicht vom Roten Franz ab. Er streckte die Hand in die leere Luft, als würde er den Verkehr stoppen. »Ruhig ⦠ganz ruhig. Ich spiele nicht mit. Keiner von uns tut das. Wir werden nicht die Rollen übernehmen, die Sie uns zugedacht haben. Heute Nacht wird sich die Geschichte nicht wiederholen.«

Der Rote Franz lachte bitter. Die Hand, die das Messer hielt, zuckte, und wieder funkelte die Klinge hell und intensiv.

»Glauben Sie allen Ernstes, dass ich einfach aufgeben werde? Dieser Dreckskerl ⦫ Wieder riss er an dem Haar, und der kniende Mann heulte erneut durch den Schleier seines eigenen Blutes hindurch. »Dieser Dreckskerl hat mich und alles verraten, was uns teuer war. Er hat gemeint, sich mit meinem Tod ein neues Leben erkaufen zu können. Genau wie die anderen.«

»Das ist ein Hirngespinst«, sagte Fabel. »Das war nicht Ihr Tod.«

»Wirklich nicht? Warum haben Sie dann an Ihrer Überzeugung gezweifelt, als Sie nach mir suchten? Es gibt keinen Tod, nur Erinnerung. Der einzige Unterschied zwischen mir und allen anderen ist der, dass ich mich erinnern darf, als wenn ich in einem Spiegelsaal stünde. Ich erinnere mich an alles.« Er verhielt, und das kurze Schweigen wurde nur durch das ferne Geräusch eines Autos durchbrochen, das zu später Stunde durch den Ort Nordenham fuhr - hinter dem Bahnhof und ein Universum entfernt. »Natürlich wiederholt sich die Geschichte. Das ist ihre Aufgabe. Sie hat mich wiederholt ⦠Sie sind stolz darauf, in Ihrer Jugend Geschichte studiert zu haben, aber verstehen Sie sie wirklich? Wir alle sind nur Variationen desselben Themas ⦠alle von uns. Was war, wird wieder sein. Wer früher war, kommt zurück. Immer wieder. Geschichte hat mit Anfängen zu tun. Sie wird erzeugt, nicht zerstört.«

»Dann erzeugen Sie Ihre eigene Geschichte«, sagte Fabel. »Andern Sie die Dinge. Hören Sie auf, Mann. Heute Nacht wird sich die Geschichte nicht wiederholen. Heute Nacht stirbt niemand.«

Der Rote Franz lächelte. Sein Lächeln war so hell und hart und kalt wie das Messer in seiner Hand. »Tatsächlich? Das bleibt abzuwarten, Herr Hauptkommissar.« Die Klinge fuhr zu der Kehle des knienden Mannes.

Ein Schrei. Und das Knallen einer Pistole.
Frühlingstagundnachtgleiche, 324 n. Chr., eintausendsechshunderteinundachtzig Jahre vor dem ersten Mord

Bourtanger Moor, Ostfriesland

 

Der Himmel war bleich und leer und schaute wolkenlos auf das flache, eintönige Moor hinunter.

Er schritt voller Stolz und Würde dahin. Seine Nacktheit machte ihn nicht verlegen und war nicht demütigend. Die Luft und die Sonne legten sich wie königliche Gewänder auf seine Haut. Sein dichtes, frisch gewaschenes und parfümiertes Haar glänzte golden im hellen Tageslicht. Gesichter, die er sein Leben lang gekannt hatte, säumten am Rand des Holzdamms seinen Weg, der über den sumpfigen Boden führte, und die Menschen jubelten seiner nackten Gestalt zu. Seine Begleiter gingen neben und hinter ihm: der Priester, der Häuptling, die Priesterin und die Ehrenwachen. Während er seinen Weg zurücklegte, erhoben sich überall bewundernde Stimmen. Unter den Gesichtern und Stimmen waren jene der Frauen, die, teils von nobler Geburt, sich in den vorangegangenen Tagen mit ihm vermählt hatten. Auch er war nun von hohem Rang, und man hatte seine niedrige Herkunft vergessen. Dieser Tag, dieser Akt erhöhten ihn über einen Häuptling oder König. Fast war er ein Gott.

Während er vorbeiging, begannen sie zu singen. Sie sangen von Anfang und Ende, von Wiedergeburt, von Sonnen und Monden und sich erneuernden Jahreszeiten. Von dem großen, wundersamen, geheimnisvollen Zyklus. Die Wiedergeburt, von der sie am häufigsten sangen, sollte die seine werden. Eine glorreiche Wiedergeburt. Er würde erneuert werden und zu einem besseren, reineren Leben zurückkehren. Seine Begleiter und er näherten sich dem Ende des Holzdamms, und an der Seite sah er die Haselnussäste, die man über ihn legen und mit Steinen beschweren würde, damit er nicht vor dem richtigen Zeitpunkt wieder auferstand. Sie erreichten das Ende des Dammes. Die glatte, glasartige Fläche des kleinen Bergsees öffnete sich vor ihnen und bot ein dunkles Spiegelbild des hellen Himmels dar.

Der Zeitpunkt war gekommen.

Der Mann spürte, wie das Herz in seiner Brust hämmerte. Er trat von dem Holzdamm hinunter und sah die Welt um sich herum in lebhafter Schärfe: den feuchten, nachgiebigen Mulch und das harte Sumpfgras unter seinen nackten Füßen; die Luft und die Sonne auf seiner Haut; die kräftigen Hände seiner beiden Ehrenwachen, die seine Oberarme packten. Gemeinsam wateten die drei Männer in den See hinein. Sie versanken bis zur Hüfte, und das kalte Wasser kribbelte an seinen Beinen und Genitalien. Er atmete schwer. Sein Herz pochte noch schneller, als wisse es, dass es bald still sein würde, und als versuche es, in diesen wenigen, letzten Sekunden noch so viele Schläge wie möglich zu vollziehen.

Er musste glauben. Dazu zwang er sich. Es war die einzige Möglichkeit, sich der Panik zu entziehen, die kreischend, doch ungehört und ungesehen von den Zuschauern, über den Holzdamm auf ihn zu raste.

Die Priesterin streifte ihre Gewänder ab und trat nackt in den See. Sie umklammerte das Opfermesser mit der Faust, die an ihre Brust gedrückt war. Die Klinge funkelte in der Sonne. Solch ein kleines Messer - als Krieger konnte er dieses Schmuckstück nicht mit seinem Lebensende in Verbindung bringen. Die Priesterin stand vor ihm, und das Wasser, dunkel auf ihrer blassen Haut, umgab ihre straffe Taille. Sie hob die Hand, legte sie auf seine Stirn und sang die Worte des Rituals.

Er fügte sich dem sanften Druck ihrer Hand, weil es seine Pflicht war, und legte sich zurück ins Wasser. Sein Kopf ging langsam unter, und das Wasser ließ einen trüben, torffarbigen Vorhang über das Tageslicht gleiten. Die beiden Ehrenwachen hielten immer noch seine Oberarme...
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Autor

Craig Russell, Jahrgang 1956, wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, seine Bücher wurden in 23 Sprachen übersetzt. Er hat sich schon als Student für deutsche Kultur interessiert und lebt in der Nähe von Edinburgh.

Im Aufbau Taschenbuch sind die Romane um den Hamburger Ermittler Jan Fabel lieferbar: »Blutadler«, »Wolfsfährte« und »Auferstehung« sowie sein Roman über das Prag der dreißiger Jahre »Wo der Teufel ruht«.Die Romane »Brandmal«, »Carneval«, »Walküre« und »Tiefenangst« sind als E-Books bei Aufbau Digital erhältlich.