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Wenn Agenten Urlaub machen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
126 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am31.03.20171. Auflage
Ein Plätzchen an der Sonne samt netten Damen soll Philis wieder fit machen. Doch dann wird auf der schönen Insel der britische Konsul entführt, was an sich noch kein Schaden wäre. Der Agent in Philis wittert dahinter jedoch eine große Sache. Und bald hat der flotte Urlauber die Kollegen von der anderen Seite am Hals ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Ritchie Perry, geboren 1942, ist ein britischer Schriftsteller. Perry wurde vor allem durch seine Detektiv- und Spionageromane bekannt. Er arbeitet auch unter dem Pseudonym John Allen und ist ebenfalls Autor von Kinder- und Sachbüchern.
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Produkt

KlappentextEin Plätzchen an der Sonne samt netten Damen soll Philis wieder fit machen. Doch dann wird auf der schönen Insel der britische Konsul entführt, was an sich noch kein Schaden wäre. Der Agent in Philis wittert dahinter jedoch eine große Sache. Und bald hat der flotte Urlauber die Kollegen von der anderen Seite am Hals ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Ritchie Perry, geboren 1942, ist ein britischer Schriftsteller. Perry wurde vor allem durch seine Detektiv- und Spionageromane bekannt. Er arbeitet auch unter dem Pseudonym John Allen und ist ebenfalls Autor von Kinder- und Sachbüchern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105617373
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum31.03.2017
Auflage1. Auflage
Seiten126 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2351664
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Ich sah alles doppelt, wie durch einen Schleier. Als ich gegen das Gitter stolperte und mir die Schienbeine an der Stützmauer wund schlug, schloß ich die Augen und klammerte mich liebevoll an das kühle Eisen, bis ich wieder einen klaren Kopf hatte.

»Wohl ´n Tropfen zu viel getrunken, Sir?« fragte der Bulle besorgt. Er bemühte sich, den Hohn in seiner Stimme nicht merken zu lassen, was ihm jedoch nicht so richtig gelang.

»Es wird wohl der letzte Whisky gewesen sein«, brachte ich mühsam heraus.

Die Antwort schien ihm zu gefallen, obwohl es eine glatte Lüge war. Den ganzen Abend hatte ich keinen einzigen Drink zu mir genommen, ich hielt nur eine Flasche in der Hand, als Harland mich in den Rücken schoß. Der Fuselgeruch kam vom Whisky, der auf mich gespritzt war, als ich im Sturz den Tisch mit den Flaschen mitnahm; deshalb dachte der Bulle wohl, ich wäre betrunken. »Keine Sorge, Philis«, hatte mir Pawson versichert. »Harland hat keine Ahnung, daß wir es auf ihn abgesehen haben.« Zum Teufel, der und keine Ahnung! Oder schoß er mir vielleicht Löcher in den Rücken, weil ihm meine Visage mißfiel?

»Haben Sie weit zu gehen, Sir?« fragte der Polyp aus weiter Ferne, er schien zu überlegen, ob er mich einbuchten solle.

»Ich wohne um die Ecke«, sagte ich. »Ich schaffe es schon allein.«

Natürlich schaffte ich es - weil ich mußte. Ich war gar nicht scharf darauf, daß der Polizeiarzt die Kugel fand, die noch irgendwo in meiner rechten Schulter steckte, ganz abgesehen von der Kanone ohne dazugehörige Lizenz, die ich bei mir trug. In einer Wohnung in London lag ein Mann, dessen Gehirn den Teppich zierte, und ich war nicht in der Verfassung gewesen, die Kugel an mich zu nehmen, die an der Schweinerei schuld war.

Ich legte die fünfzig Meter bis zur Ecke besonders vorsichtig zurück, denn ich wußte, daß mich der Bulle beobachtete, und konzentrierte mich darauf, gerade zu gehen. Den Schmerz in meiner Schulter und das an meinem Bein heruntertropfende Blut ignorierte ich. Kaum war ich außer Sichtweite, verfiel ich wieder in den torkelnden Gang, der besser zu meiner Verfassung paßte. Erleichtert sah ich, daß mein Ziel nicht mehr weit entfernt war. Als ich vor meinem Haus ankam, war ich außerstande, den Schlüssel ins Loch zu stecken. Meine Hand zitterte und meine Beine zeigten eine beängstigende Neigung einzuknicken.

Hinter mir hörte ich ruhige, gemessene Schritte; das konnte nur der Polizist sein. Ich lehnte meine unverletzte Schulter an den Klingelknopf für die Wohnung im obersten Stock und betete, daß jemand zu Hause sein möge. Anscheinend war es der Fall, denn die Tür gab plötzlich nach, und ich stürzte kopfüber in die Vorhalle. Die Tür schloß sich hinter mir. Ich hatte weder Kraft noch Willensstärke aufzustehen; so lag ich auf den kalten Fliesen, hörte, wie der Polizist draußen vorbeiging, und überlegte, wieviel Blut ich noch zu verlieren hatte. Hoch oben im Stiegenhaus wurde eine Tür geöffnet.

»Wer ist da?« rief Maisy die sechs Stockwerke herab.

»Ich bin es, Philis«, antwortete ich.

Zumindest wollte ich das rufen, doch meine Stimmbänder brachten nur etwas hervor, das eher einem Todesröcheln ähnelte als den üblichen Lauten der Verständigung.

»Wer?« fragte Maisy nochmals und stieg zwei oder drei Stufen nach unten.

»Philis«, antwortete ich, diesmal vorsichtiger.

»Ist was los mit dir?« rief Maisy nach einigen Sekunden besorgt.

Meine einzige Antwort war ein tiefes Stöhnen, das Maisy veranlaßte, die Treppe ganz herunterzukommen; sie blieb erst stehen, als sie mich in der Vorhalle liegen sah.

»Du bist betrunken«, sagte sie anklagend und verzog angewidert die Nase.

»Falsch«, brummte ich und kämpfte gegen die Zwanzigpfundgewichte, die jemand in rührender Fürsorge an meine Lider gehängt hatte. »Ich wurde angeschossen.«

Den meisten Leuten gegenüber hätte ich das nicht zugegeben, aber bei Maisy machte es wirklich nichts aus. Sie und ihre Wohnungsgefährten waren schon lang genug meine Nachbarn, um zu wissen, daß meine Lebensweise nicht gerade konventionell war, und sie hatten ihre - falschen - Schlüsse gezogen. Trotzdem wollte ich Maisy nicht in die Sache verwickeln, aber ich hatte eine ausgesprochene Abneigung dagegen, in einer kalten Vorhalle zu verbluten.

Nachdem sie den Mantel, den ich mir von Harland geliehen hatte, zurückgeschlagen und den Zustand meiner übrigen Kleidung gesehen hatte, verlor sie den Rest ihrer Zurückhaltung. »Du lieber Gott«, hauchte sie.

Sie wollte schon eine Hand zum Mund führen, änderte aber ihre Absicht, als sie das Blut an ihren Fingern sah.

»In meine Wohnung«, sagte ich. »Ich muß telefonieren!«

Meine Stimme, kaum mehr als ein Flüstern, war viel zu schwach, um Autorität zu verbreiten, und Maisy erhob sich mit einem entschiedenen Kopfschütteln.

»Du gehst nirgendwohin«, teilte sie mir mit. »Du brauchst einen Krankenwagen!«

Ihr Anblick, wie sie zur Treppe lief, gab mir meine Lebensgeister zurück. SR(2), die Abteilung, für die ich arbeite, vertritt vielleicht Gesetz und Ordnung, aber es wird mißbilligt, wenn die Agenten in Morduntersuchungen verwickelt werden.

»Maisy!« krächzte ich, mein eindringlicher Ton veranlaßte sie stehenzubleiben. »Mit Schußwunden wendet man sich nicht an den Staatlichen Gesundheitsdienst. Ich muß zu meinem Telefon!«

Zum Glück war Maisy ein gesundes Mädchen. Um mir in meine Wohnung zu helfen, brauchte sie einfach nur Kraft, denn meine einzige Mithilfe bestand darin, daß ich meinen Arm um ihre Schultern legte und mich Schritt für Schritt nach oben schleppen ließ. Sie sagte nichts, bis ich sicher auf dem Sofa lag.

»Wen soll ich anrufen?« fragte sie, als sie den Hörer abgehoben hatte.

Meine Antwort kam erst, als ich meine Augen wieder unter Kontrolle hatte. »Raus!« knurrte ich. »Geh schlafen! Vergiß, daß du mich heute abend gesehen hast!«

Sobald sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, machte ich mich an die komplizierte Arbeit zu telefonieren. Ich brachte drei Fehlverbindungen zustande, ehe es mir gelang, meinen rechten Zeigefinger davon zu überzeugen, daß er funktionieren sollte.

»Ja?« sagte Gregson.

»Hier Philis«, antwortete ich. »Ich bin in meiner Wohnung.«

»Und?«

Gregson ließ kein merkliches Interesse an dieser Nachricht erkennen, aber wahrscheinlich wurde es doch geweckt, als meine Stirn auf dem Weg zum Boden am Tischrand aufschlug. Die Verbindung war hergestellt, also konnte ich tun, was mein Wunsch war, seit Harland mich niedergeschossen hatte: Ich hörte auf zu kämpfen und wurde ohnmächtig.

 

Die Albany-Gesundheitsfarm in Sussex war eine sehr exklusive Angelegenheit: ein stattliches Herrenhaus, um 1929 im Tudorstil erbaut, umgeben von einem weiten Gelände, zu dem ein Flußstück von fast einem Kilometer Länge und zahlreiche Rasenflächen mit Rhododendron gehörten. Im Haupttrakt selbst bezahlten schwammige Berühmtheiten mit Bäuchen und schlaffen Muskeln bis zu 150 Pfund Sterling wöchentlich, auf der Suche nach vollendeten Körperformen. Um sie davon zu überzeugen, daß sie etwas für ihr Geld erhielten, wurden sie ausgehungert, geschlagen, gesotten, mit Hochdruckwasserstrahlen bespritzt und mit glühend heißem Schlamm bedeckt in Wachs gekocht, ganz zu schweigen von anderen Torturen, die sogar die Gestapo unmenschlich gefunden hätte. Den Patienten schien es nie aufzufallen, daß ihre Heilpädagoginnen nur deshalb so strahlend und munter aussahen, weil sie drei kräftige Mahlzeiten täglich zu sich nahmen und keinesfalls entschlossen waren, selbst zu praktizieren, was sie predigten.

Dieser Teil des Unternehmens war einträglich genug, um die eigentliche Funktion der Gesundheitsfarm, die auf den Ostflügel beschränkt war, zu finanzieren. Der Flügel war gegen das restliche Gebäude hermetisch abgeschlossen, und dort wurden Leute wie ich wieder zusammengeflickt, Vertreter der Sicherheitsabteilungen, die es vorzogen, der Öffentlichkeit fernzubleiben. SR(2), die Abteilung, der ich angehörte, war ein kleines, eng gegliedertes Dezernat unter dem Schutz des Innenministeriums, das nur dem Minister selbst unterstand. Ursprünglich wurden die Pflichten der neuen Abteilung genau formuliert und umrissen; sie blieb von dem Kreis der Hauptliga, der Welt der Spionage und Gegenspionage, abgetrennt und beschränkt sich auf die Rolle einer aufgemöbelten Hilfspolizei.

Leider hatte man einen wichtigen Faktor übersehen - die Haltung eines rücksichtslosen, ehrgeizigen Mannes wie Pawson, meines Chefs, der über die gewünschte Interessensphäre von SR(2) ungewöhnlich liberale Ansichten vertrat. Innenminister kamen und gingen, nicht aber der Leiter von SR(2). Seinem Ehrgeiz hatte ich es zu verdanken, daß ich Harlands Kugel in die Quere kam, statt illegale Einwanderer einzufangen, die an der englischen Südküste munter an Land gingen.

Zugegeben, die Wunde war nicht tödlich, wenn auch der Spaziergang durch halb London nicht dazu beigetragen hatte, meinen Genesungsprozeß zu beschleunigen. Nachdem man mein Blut nachgefüllt und das Loch in meinem Rücken behandelt hatte, war ich wieder so gut wie neu. Die ersten vier oder fünf Tage waren zwar unangenehm, aber ich wütete bald gegen die erzwungene Bettruhe und dachte sehnsüchtig an heimische Freuden, Kleinigkeiten wie Whisky und Zigaretten.

Nicht einmal die Schwestern boten eine Abwechslungsmöglichkeit. Sie waren nett, anziehend, überaus tüchtig, hielten aber ihre Schenkel fest geschlossen, weil sie sich für Bankbeamte, Immobilienmakler...
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Autor

Ritchie Perry, geboren 1942, ist ein britischer Schriftsteller. Perry wurde vor allem durch seine Detektiv- und Spionageromane bekannt. Er arbeitet auch unter dem Pseudonym John Allen und ist ebenfalls Autor von Kinder- und Sachbüchern.