Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Ein ganz krummer Hund

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
126 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am31.03.20171. Auflage
Wäre Philis im Dschungel so einfallsreich wie im Bett, er hätte den Rauschgiftring im Handumdrehen gesprengt. Doch daß er ausgerechnet mit der Frau des großen Bosses eine Affäre beginnt, ist so aufregend wie ein Wettschwimmen mit Piranhas ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Ritchie Perry, geboren 1942, ist ein britischer Schriftsteller. Perry wurde vor allem durch seine Detektiv- und Spionageromane bekannt. Er arbeitet auch unter dem Pseudonym John Allen und ist ebenfalls Autor von Kinder- und Sachbüchern.
mehr

Produkt

KlappentextWäre Philis im Dschungel so einfallsreich wie im Bett, er hätte den Rauschgiftring im Handumdrehen gesprengt. Doch daß er ausgerechnet mit der Frau des großen Bosses eine Affäre beginnt, ist so aufregend wie ein Wettschwimmen mit Piranhas ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Ritchie Perry, geboren 1942, ist ein britischer Schriftsteller. Perry wurde vor allem durch seine Detektiv- und Spionageromane bekannt. Er arbeitet auch unter dem Pseudonym John Allen und ist ebenfalls Autor von Kinder- und Sachbüchern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105610961
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum31.03.2017
Auflage1. Auflage
Seiten126 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2351681
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Obwohl es erst kurz nach neun war, brannte die Sonne bereits vom Himmel, was mir nicht besonders guttat. Mißvergnügt dachte ich an Laurena, die sich bestimmt nicht gerade freuen würde, wenn sie feststellte, daß ich sie verlassen hatte. Immerhin hatte sie für mich ein kleines Geschäft mit dem Steward der Oriole geklärt. Außerdem war sie ein aufreizendes kleines Ding, das genau wußte, wo es im Bett langging. Ich gab mir das Versprechen, an einem der nächsten Tage bei ihr vorbeizuschauen.

Die General Camera belebte sich langsam; die Metallgitter der Bars wurden hochgehoben, schläfrig wirkende Mädchen gingen zur Arbeit, und ein paar Frühaufsteher unter den Bettlern hatten bereits Stellung bezogen.

Ich hätte eine hübsche Rasur und eine Massage brauchen können, aber Garcia hatte noch geschlossen, so daß ich meinen Kater ein paar Meter weiter in die Stockholm-Bar schleppte. Drinnen war es angenehm dunkel, ich riß die blutunterlaufenen Augen auf. Die Mädchen von der Tagesschicht hatten ihren Dienst bereits angetreten und unterhielten sich über die Burschen, mit denen sie in der vergangenen Nacht im Bett gewesen waren. Paulista musterte mich prüfend, während ich mich der Theke näherte. Als ich mich endlich gesetzt hatte, stand ein steifer Cuba libre vor mir, und ich langte nach den Benzedrintabletten.

Es war nett und friedlich in der Bar - eine Oase der Ruhe -, und deshalb ließ ich mich auch immer wieder hier blicken.

Ich war kaum halb fertig mit dem Glas, als die Tablette zu wirken begann. Meine Augen wurden klar, das Zittern meiner Hände hörte auf, und ich begann zu vergessen, daß ich in den letzten beiden Tagen kaum fünf Stunden geschlafen hatte. Es war auch zuviel gewesen; in der vergangenen Woche waren sieben von meinen Schiffen im Hafen gelandet. Bei all der Kontaktpflege mit den Leuten an Bord und den Mädchen, die mir die Verbindung gebracht hatten, war mehr Zeit draufgegangen, als mir lieb war. Ich beschäftigte mich gerade ernsthaft mit dem Gedanken an Urlaub, als die Schwingtüren der Bar aufsprangen. Das knallende Geräusch hob mich einige Zentimeter von meinem Sitz.

»Ich will mich prügeln!« verkündete der betrunkene Seemann auf englisch.

Er war groß, über einsachtzig, und sein Hemd nicht gerade geeignet, die gewaltigen Muskeln zu verbergen. Ich kannte den Ausdruck auf seinem Gesicht nur zu gut. Er war zwei Wochen auf See gewesen, hatte sich nun in Santos mit billigem Fusel vollaufen lassen, eine der freien Miezen aufgerissen und war mit der Entdeckung aufgewacht, daß seine Brieftasche fehlte.

»Ich will mich prügeln!« wiederholte er.

Eine klare Äußerung, der seiner Meinung nach nichts mehr hinzuzufügen war. Ich sah mich in der Bar um und hatte keine Mühe, mir seine möglichen Gegner herauszusuchen. Da der Bursche nicht so wirkte, als würde er Frauen verprügeln, blieben nur Paulista und ich als Kandidaten, und Paulista verschwand bereits in der Küche.

Prompt kam der Bursche auf mich zu.

»Ich wollte sowieso gerade gehen«, sagte ich und huschte um ihn herum.

Für diesen Rückzug erntete ich enttäuschte Rufe von den Mädchen, die bereits ihre Stühle herumgerückt hatten, um das Schauspiel besser verfolgen zu können. Eine große, fettige Hand packte mich an der Schulter.

»Ich mag dich nicht«, verkündete der Seemann schlicht und zog seine freie Hand zurück.

Die Aussicht, seine schinkengroße Pranke ins Gesicht zu bekommen, hatte wenig Erfreuliches; also packte ich seinen anderen Arm, vollführte eine schnelle Bewegung und warf den Burschen über die Theke. Mit gewaltigem Krachen ging er zwischen den Flaschen zu Boden. Jetzt schien er gewillt, mir Arme und Beine auszureißen, ehe er mir noch das Steißbein zurechtrückte, doch das ließ mich völlig kalt, und als sein Kopf hinter der Bar auftauchte, tippte ich ihn mit einem Stuhl über den Kopf, den ich zufällig in der Hand hielt.

Frieden und Ruhe kehrten wieder ein, doch es blieb nicht lange so. Unter Paulistas Aufsicht zerrte ich den Seemann gerade hinter der Theke hervor, als die Polizei eintraf, drei Mann hoch, Gummiknüppel in der Hand. Hastig ließ ich den Bewußtlosen fallen, ehe mir der erste Polizist auf die Hand schlagen konnte, sprang zur Theke und lehnte mich mit ausgebreiteten Armen und gespreizten Beinen diensteifrig dagegen. Einer durchsuchte mich nach Waffen, wobei er sich nach besten Kräften bemühte, mich zu provozieren. Da ich keine Lust hatte, mit den bleigefüllten Knüppeln Bekanntschaft zu machen, rührte ich mich nicht. Enttäuscht zerrte mich der Polizist schließlich hoch. »Los, Abmarsch«, sagte er.

Seine beiden Begleiter standen drüben bei den Frauen und waren eifrig mit der Durchsuchung beschäftigt. Ich hatte inzwischen Gelegenheit, den Polizisten neben mir zu betrachten und zu überlegen, ob ich ihm eine Bestechungssumme anbieten oder warten sollte, bis wir das Gefängnis erreichten und ich mich mit Inspektor Pinto in Verbindung setzen könnte. Ich entschied mich fürs Abwarten. Für neunzig Prozent aller brasilianischen Polizisten waren solche Zuwendungen selbstverständlich, doch die übrigen zehn Prozent suchten nur nach einer Entschuldigung, einen legalen Mord zu begehen. Der Bursche hier gehörte zweifellos zu dieser Minderheit.

Kaum hatten wir das Stockholm verlassen, als mir einige Kleinigkeiten auffielen - tatsächlich stank die ganze Sache zum Himmel. Ich kannte mich recht gut bei der Polizei aus, hatte sogar einige Beamte auf meiner Lohnliste, doch diese waren mir völlig fremd. Und überhaupt: Ein betrunkener Seemann kam in die Bar gestürmt, legte sich mit mir an, und schon war, hurra! ein Trupp Polizisten zur Stelle, karrte mich davon und kümmerte sich nicht im geringsten um das bewußtlose Opfer.

Zehn Minuten später war ich sicher, daß meine Wächter keine Polizisten waren, denn wir hätten längst am Ziel sein müssen. Polizisten oder nicht - sie hatten Knüppel und Pistolen, und ich gedachte nicht, sie herauszufordern. Ich lehnte mich also zurück und versuchte, die Fahrt zu genießen. Da ich kein Masochist bin, fiel mir das nicht gerade leicht.

 

Wir waren etwa fünfundzwanzig Minuten unterwegs, und als der Wagen hielt, hatte ich das Gefühl, wir müßten in Sao Vicente sein. Ein kurzer Blick auf die große Hängebrücke beim Aussteigen bestätigte diese Vermutung, und das Haus, in dem ich mich wiederfand, paßte ebenfalls - eine kleine, weiße Stukkovilla, wie sie in den Vororten jeder brasilianischen Stadt zu finden sind, mit Gittern vor den Fenstern und einer zwei Meter hohen Hecke um den winzigen Garten. Drinnen herrschte die abgestandene Atmosphäre eines Hauses, das lange nicht bewohnt gewesen ist. Die Möbel waren mit Staubschonern zugedeckt. Die Männer in ihren Kostümen schoben mich einen Korridor entlang und ließen mich in einem Zimmer allein. Ein kurzer Blick durchs Schlüsselloch offenbarte mir, daß ich keinen Wächter hatte, doch war ich vernünftig genug, die Klinke in Ruhe zu lassen. Ich erlaubte mir statt dessen einen Blick aus dem Fenster auf den Garten.

Im Zimmer waren zwei Stühle und ein Tisch ohne Schonbezüge. Was mich jedoch noch mehr interessierte, war die Zeitung auf dem Tisch. Es handelte sich um eine vier Tage alte Ausgabe der Times, und da ich seit über einem Jahr keine echte englische Zeitung mehr gesehen hatte und ich sonst nicht wußte, was ich tun sollte, ließ ich mich in dem bequemeren der beiden Stühle nieder und versuchte, mich zu informieren, wie mein Vaterland ohne mich zurechtkam. Nicht allzu gut, wie mir scheinen wollte.

Ich war gerade in die Fußballberichte vertieft, als die Tür aufging. Ein Mann in Zivil verharrte einen Augenblick auf der Schwelle und musterte mich, während ich ihn meinerseits von oben bis unten betrachtete. Ich hatte mich oft genug im Spiegel gesehen, um zu wissen, daß er bei dem Blicktausch besser wegkam. Er war ein typischer glatter Wunderknabe der britischen Oberklasse, während ich zu den zerzaust-gutaussehenden Typen gehöre, die manchen Filmstar neidisch machen. Angesichts der Temperatur stellte sein schwarzer Anzug eine ziemliche Mißachtung der klimatischen Bedingungen dar. Andererseits machte die Waffe in seinem Schulterhalfter das Jackett wohl unerläßlich.

»Sie sehen ja schrecklich aus, Philis«, sagte er, ohne sich vorzustellen.

Da mir darauf keine Antwort einfiel, schlug ich ein würdevolles Schweigen an. Die Bemerkung hatte mich aus dem Gleichgewicht bringen sollen, und ich wollte ihn nicht merken lassen, wie erfolgreich er damit gewesen war.

»Wird höchste Zeit, daß Sie sich etwas zurückhalten«, fuhr er fort. »Wenn die Säcke unter Ihren Augen weiter so anschwellen, können Sie sie als Doppelkinn verwenden.«

Ein kleiner Witzbold also. Ich begann, mich richtig für ihn zu erwärmen.

»Sehr lustig«, sagte ich. »Wer, zum Teufel, sind Sie? Und was soll die komische Entführung?«

Er lächelte mich an und entblößte dabei makellose Zähne. »Ich heiße Reece«, sagte er leise, »und die kleine Entführung soll Ihr plötzliches Verschwinden aus Santos erklären.«

Er lauerte auf meine Reaktion, aber ich schwieg.

»Ich habe Arbeit für Sie«, fuhr Reece dann fort. »Eine einwandfreie Sache, mal etwas anderes.«

»Ich möchte Ihnen nicht sagen, was Sie mit Ihrem Angebot machen können«, sagte ich spöttisch und stand auf.

Entschlossen hielt ich auf die Tür zu, ohne wirklich gehen zu wollen - ich war viel zu neugierig. Das Manöver sollte mir nur zeigen, ob er die Waffe ziehen würde. Als er unter sein Jackett griff, blieb ich sofort stehen.

»Wen wollen Sie zum Narren halten?« fragte ich höhnisch. »Sie erschießen mich...
mehr

Autor

Ritchie Perry, geboren 1942, ist ein britischer Schriftsteller. Perry wurde vor allem durch seine Detektiv- und Spionageromane bekannt. Er arbeitet auch unter dem Pseudonym John Allen und ist ebenfalls Autor von Kinder- und Sachbüchern.