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Die Nacht der schwarzen Rosen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am26.05.20171. Auflage
Der geniale Modigliani - Opfer einer skrupellosen Fälschergang? 

Der Florentiner Anwalt Corrado Scalzi wird in das nahe Livorno gerufen. Im Hafenbecken der Stadt wurde die Leiche eines jungen amerikanischen Kunsthistorikers gefunden - ertrunken, so heißt es. James weilte zu Recherchen über die Echtheit einiger Modigliani-Skulpturen in der Geburtsstadt des Künstlers. Aber was hatte der Amerikaner bei seinen Studien noch herausgefunden, das ausreichte, ihn ums Leben zu bringen? Erneut wird der bedächtige Scalzi, assistiert von seiner scharfzüngigen Olimpia und seinem abenteuerlichen Freund Guerracci, in eine dunkle Affäre hineingezogen, die sich bald zu einer geld- und drogenschweren Fälscherstory weitet ...

Zum dritten Mal ist Avvocato Scalzi einem finsteren Geheimnis der Toskana auf der Spur.



Nino Filastò, geboren 1938, lebte in Florenz als Rechtsanwalt. In der literarischen Tradition von Leonardo Sciascia schrieb er Romane um die Figur des Anwalts Corrado Scalzi, in denen eine kriminalistische Fabel immer auch zum Instrument der Gesellschaftskritik wird. Über den mit Donna Leon und Andrea Camilleri bekanntesten Autor italienischer Kriminalromane schreibt die FAZ: 'Filastò führt eine leichte, zeitweise elegante Feder; er ist ein überdurchschnittlicher Erzähler mit sicherem Instinkt für die Erwartungen des Lesers.' In der Aufbau Verlagsgruppe sind von ihmerschienen: 'Der Irrtum des Dottore Gambassi', 'Alptraum mit Signora', 'Die Nacht der schwarzen Rosen', 'Swifts Vorschlag' und 'Forza Maggiore'. Nino Filastò starb am 29. Dezember 2021.
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Produkt

KlappentextDer geniale Modigliani - Opfer einer skrupellosen Fälschergang? 

Der Florentiner Anwalt Corrado Scalzi wird in das nahe Livorno gerufen. Im Hafenbecken der Stadt wurde die Leiche eines jungen amerikanischen Kunsthistorikers gefunden - ertrunken, so heißt es. James weilte zu Recherchen über die Echtheit einiger Modigliani-Skulpturen in der Geburtsstadt des Künstlers. Aber was hatte der Amerikaner bei seinen Studien noch herausgefunden, das ausreichte, ihn ums Leben zu bringen? Erneut wird der bedächtige Scalzi, assistiert von seiner scharfzüngigen Olimpia und seinem abenteuerlichen Freund Guerracci, in eine dunkle Affäre hineingezogen, die sich bald zu einer geld- und drogenschweren Fälscherstory weitet ...

Zum dritten Mal ist Avvocato Scalzi einem finsteren Geheimnis der Toskana auf der Spur.



Nino Filastò, geboren 1938, lebte in Florenz als Rechtsanwalt. In der literarischen Tradition von Leonardo Sciascia schrieb er Romane um die Figur des Anwalts Corrado Scalzi, in denen eine kriminalistische Fabel immer auch zum Instrument der Gesellschaftskritik wird. Über den mit Donna Leon und Andrea Camilleri bekanntesten Autor italienischer Kriminalromane schreibt die FAZ: 'Filastò führt eine leichte, zeitweise elegante Feder; er ist ein überdurchschnittlicher Erzähler mit sicherem Instinkt für die Erwartungen des Lesers.' In der Aufbau Verlagsgruppe sind von ihmerschienen: 'Der Irrtum des Dottore Gambassi', 'Alptraum mit Signora', 'Die Nacht der schwarzen Rosen', 'Swifts Vorschlag' und 'Forza Maggiore'. Nino Filastò starb am 29. Dezember 2021.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841212580
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum26.05.2017
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2393547
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1
Carrubbas Ärgernis

Das klagende Gurren einer Turteltaube, so hartnäckig wie eine Alarmanlage. Es war Montag, der 10. Dezember, zwei Uhr nachmittags an der Mündung des Arno; die Allee lag wie ausgestorben, nur ein gelbes Taxi stand zwischen zwei Platanen; fast leer auch das Restaurant, das sich zwischen der Straße und dem Deich erstreckte. Der Kellner lungerte am Bartresen, zwei Gäste saßen am letzten Tisch beim Fenster, das auf das Wasser hinausging. Breite Wellen hatten den Fluß vom Meer her gegen die Stromrichtung anschwellen lassen. Ein Schlauchboot mit zwei Männern an Bord kam den Fluß zur Mündung hinunter.

Scalzi betrachtete die schneebedeckten Apuanischen Alpen.

Eros wies auf das Panorama. »Was für ein Licht ⦫

»Hmm.«

»Die Berge scheinen zum Greifen nah.«

»Hm ⦫

Ein weiterer Versuch, ein Gespräch in Gang zu bringen. Avvocato Scalzi hatte schweigend gegessen, die Augen auf den Teller gerichtet. Eros zuckte mit den Schultern und blies die Backen auf.

»Entschuldigung«, sagte Scalzi. »Es ist nur so ⦫

»Ist schon in Ordnung, ich habe verstanden.«

»Hierherzukommen war ein Fehler von mir. Dieses Arschloch: erst verabredet er sich mit mir in einem Lokal, in dem man schlecht ißt, und dann kommt er nicht mal.«

Eros zeigte auf den Kellner im roten Jackett, der zu ihnen herüberblickte. Er hatte sich die Jacke zum Servieren des Hauptgangs angezogen. Die Langusten waren kümmerlich und leicht bitter und wohl absichtlich etwas angekokelt, um einen mindestens dreitägigen Aufenthalt im Kühlschrank zu kaschieren.

»Er wartet darauf, daß er uns die Rechnung bringen kann.«

»Soll er ruhig warten. Noch zehn Minuten, dann gehen wir. Dieses Arschloch ⦫

»Wer?«

»Mein Klient. Erst läßt er mich in dieses Kaff kommen, und dann läßt er sich nicht blicken. Es ist schließlich nicht das erste Mal, daß er solche Spielchen mit mir treibt. Ich hatte ihn vor einem Jahr zum Teufel geschickt, dann pfeift er, und ich renne los wie ein Hündchen. Ein verlorener Tag. Ganz abgesehen von den Kosten ⦠Verfluchtes Metier.«

Scalzi setzte sich ungern hinter das Steuer eines Autos; wenn er sich an einen Ort begeben mußte, der schlecht ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden war, ließ er sich von Eros fahren, einem befreundeten Taxifahrer. Zur Zeit herrschte Auftragsflaute; sollte diese noch länger andauern, würde er wohl auf diesen Luxus verzichten müssen.

Der Kellner trat heran. Unter dem zu engen Smokingjackett schaute ein schmuddeliges weißes Hemd hervor, der Kragen stand offen. »Wünschen Sie noch ein Dessert?«

»Kaffee und Grappa«, antwortete Eros. Er schaute zu Scalzi.

»Für mich keinen Kaffee«, sagte Scalzi.

Er hoffte, auf der Rückfahrt ein Nickerchen machen zu können.

»Also zwei Grappa und einen Kaffee«, faßte Eros zusammen.

Das Schlauchboot, das sich dem Ufer näherte, hielt auf das Fenster zu; an Bord waren zwei Männer in blauen Overalls, einer am Steuerruder, der andere balancierte stehend mit ausgebreiteten Armen. Das Boot stieß mit dem Bug gegen den Deich. Der stehende Mann machte einen Satz und landete sportlich abfedernd auf den Beinen. Er tat ein paar Schritte und stand nun unter dem Fenster. Das Gesicht an die Scheibe gepreßt, musterte er Scalzi. Dann kam er um die Ecke des Gebäudes. Er erreichte den Tisch kurz nach dem Kellner, der gerade die Rechnung überreichen wollte. Er nahm sie ihm aus der Hand.

»Das erledige ich«, sagte er.

Er warf einen Blick auf die Summe und reichte dem Kellner einen Hundertausend-Lire-Schein.

»Der Rest ist für Sie.«

Kein sonderlich üppiges Trinkgeld. Die Grillplatte mit den armseligen Langusten hatte die Rechnung in die Höhe getrieben. Der Mann verzog das Gesicht.

»Ganz schön happig. Sie sind der Anwalt?«

»Und wer sind Sie?«

»Der Commendatore erwartet Sie gleich hier in der Nähe. Allerdings nur Sie allein.«

»Commendatore?« fragte Scalzi. »Commendatore wer?«

»Der Commendatore Carrubba: er erwartet Sie gleich in der Nähe. Wir fahren mit dem Schlauchboot hin. Allerdings nur Sie allein. Und wer wäre der Herr hier?«

»Was geht Sie das an?« brummelte Scalzi halblaut vor sich hin. »Ein Scheißdreck von einem Commendatore ⦠Eros, wartest du bitte hier? Ich werde es kurz machen.«

»Ich warte im Wagen auf dich«, sagte Eros.

Das Schlauchboot wendete in weitem Bogen und kehrte zum Ufer zurück. Der Mann am Ruder fuhr dicht an die Ufermauer heran und stützte sich mit einer Hand am Beton des Deiches ab. Dann verlor er den Halt, seine Hand rutschte ab, und das Boot schaukelte auf den Wellen, die mit steigender Flut immer höher wurden. Scalzi zögerte zunächst, den Sprung dort hinab zu wagen. Der Mann, der ins Restaurant gekommen war, machte Anstalten, ihn unter den Achseln zu packen. Mit einer brüsken Bewegung schüttelte Scalzi seine Hand ab; er ließ sich ins Boot fallen, fuchtelte dabei wild mit den Armen, um an den Bordwänden Halt zu finden. Das Schlauchboot kam ins Wanken. Der Mann am Steuer streckte seine Arme aus, um es wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Der andere landete mit einem weichen Satz. Er lachte kurz auf, als er Scalzis Körpermassen wie einen nassen Sack auf dem Boden des Bootes liegen sah. Er selbst war ein schlanker, gelenkiger junger Mann. Scalzi schleuderte ihm einen wütenden Blick zu.

Sie steuerten in die der Mündung entgegengesetzte Richtung. Dann verließen sie den Fluß und fuhren etwa einen halben Kilometer einen mit Schilfrohr zugewachsenen Kanal hinauf; die Halme bogen sich zur Seite, als das Boot vorüberfuhr. Sie gelangten an den Rand einer Lichtung, die von Strandkiefern- und Tamariskendickicht umgeben war. Mittendrin stand, im Morast auf einem Anhänger aufgebockt, ein funkelnagelneues Kabinenboot von etwa fünfzehn Metern Länge.

»Ich warte hier draußen auf Sie«, sagte der sportliche junge Kerl. »Wenn Sie fertig sind, rufen Sie mich. Der Commendatore ist dort drinnen.« Er zeigte auf eine Leiter, die an Deck führte.

»Ein Scheiß von einem Commendatore«, sagte Scalzi, diesmal mit voller Stimme, um auch wirklich gehört zu werden.

Der Name des Bootes, ELISA REPUBBLICA PANAMENSE, schimmerte in vernickelten Buchstaben in der Sonne.

Auf halber Höhe der Leiter schielte Scalzi durch ein Bullauge und sah Carrubba im Halbdunkel einer Kabine, die mit kackgelben Ledersofas möbliert war. An Deck dann drang die Stimme des »Commendatore« zu ihm: »Komm rein, Corrado. Ich bin hier unten.«

Er stieg die Innentreppe hinunter. Carrubba saß an einem Tisch mit glänzender Messingeinfassung, grünliches Licht, das durch das Bullauge verfärbt hereinfiel, beleuchtete seine verquollenen Wangen und falschen Zähne. Hinter der Theke einer kleinen Bar hingen Sektkelche und Champagnerflaschen der Marke Cristal in passenden Ringhaltern. Das einzige hier drinnen, das schon einmal das offene Meer gesehen hatte, war das Segelschiff auf einem gerahmten Foto an der Wand; alles andere roch noch frisch nach Lack und schien geradewegs von der letzten Nautikmesse eingetroffen zu sein.

»Mach es dir bequem.« Carrubba zeigte auf das Sofa auf der anderen Seite des Tisches. »Wie lange ist es her, daß wir uns das letzte Mal gesehen haben?«

»So ungefähr ein Jahr.« Scalzi musterte einen seiner schlammverdreckten Schuhe. »Hätten wir uns nicht an einem bequemeren Ort treffen können?«

Während der Überfahrt durch die Mündungswogen, als er seekrank zu werden meinte, hatte er sich vorgestellt, wie er ihm Vorwürfe machen würde wegen der hundert Kilometer Fahrt an einen naßkalten Ort, wegen der mehr als einstündigen Wartezeit, des nicht einmal mittelmäßig zu nennenden Essens, ganz zu schweigen von Eros, der wer weiß wie lange auf ihn zu warten hatte â¦

Doch Carrubba verbreitete eine Aura des Friedens. Sein seliges breites Medusenantlitz mit den von Weichheit verwässerten Augen besänftigte jeglichen Groll. So schaffte er es immer wieder, alle hinters Licht zu führen.

»Seit wann bist du denn Commendatore?«

Carrubba machte eine vage Handbewegung, rutschte mit dem Hintern hin und her, um es sich bequemer zu machen, wobei das Leder des Sofas knarzte. Es schien fast so, als sei das Boot der Keratinpanzer eines Alien-Monsters, der um ihn herum gewachsen war.

»Du weißt doch, wie das ist: Die Jungs mögen mich und nennen mich eben so.«

In seinem Gesicht stand das Lächeln einer verfetteten Mona Lisa, voller zweideutiger Angebote. In den Augen allerdings, die gelb waren vom Suff, leuchtete die gleiche Angst auf wie seinerzeit, als er fürchtete, in den Knast zu wandern. Und diesmal loderte das Feuer der Angst noch intensiver: nackte Panik, wie es schien.

Schweigend musterten sie sich. Schließlich platzte Scalzi heraus. »Deine Luxusyacht, auch wenn sie auf dem Trockenen liegt, habe ich nun genügend bewundert. Ich habe eigens eine Kanzlei, um dort Leute zu empfangen, die in Schwierigkeiten stecken. Da ich aber jetzt schon einmal hier bin: Was ist dein Problem?«

»Möchtest du was trinken? Ein Glas Champagner ⦫

»Nein. Laß die blöde Katze endlich aus dem Sack, dann sind wir schneller fertig.«

»Es handelt sich nicht um eine blöde Katze. Nicht wirklich. Eher um ein Ärgernis ⦫

»Und du bist der Typ, der sich wegen irgendeines Ärgernisses in einen Sumpf...
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