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Mord als Vorspeise

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
308 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am06.06.20171. Auflage
Der Verein zur Verehrung literarischer Genies versammelt sich dieses Mal im englischen Badeort Broadstairs, um drei Tage lang seinem Genius des Jahres - Charles Dickens - zu huldigen, der hier häufig seine Ferien verbrachte. Nur ein exzellentes Festbankett, zubereitet von Meisterkoch Auguste Didier, konnte den Prince of Wales dazu bewegen, das Opfer der Ehrenpräsidentschaft über diese Zusammenkunft auf sich zu nehmen. Das Festbankett wird ein Erfolg, aber bei der anschließenden Lesung aus 'Oliver Twist' sinkt der Vorleser mitten in der Mordszene tot zu Boden. Vergiftet ...



AMY MYERS wurde 1938 in Kent geboren. Sie studierte an der Reading University englische Literatur, arbeitete als Verlagslektorin und war bis 1988 Direktorin eines Londoner Verlages. Seit 1989 ist sie freischaffende Schriftstellerin. Sie ist mit einem Amerikaner verheiratet und wohnt in Kent. Amy Myers schreibt auch unter dem Namen Harriet Hudson und Laura Daniels.In ihren ersten Ehejahren arbeitete ihr Mann in Paris, und sie pendelte zwischen London und der französischen Hauptstadt hin und her. Neben vielen anderen Dingen mußte sie nun lernen, sich auf französischen Märkten und den Speisekarten französischer Restaurants zurechtzufinden. Dabei kam ihr die Idee, einen französischen Meisterkoch zum Helden eines klassischen englischen Krimis zu machen: Auguste Didier war geboren. Alle Kriminalromane von Amy Myers erscheinen im Aufbau Taschenbuch Verlag.
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Produkt

KlappentextDer Verein zur Verehrung literarischer Genies versammelt sich dieses Mal im englischen Badeort Broadstairs, um drei Tage lang seinem Genius des Jahres - Charles Dickens - zu huldigen, der hier häufig seine Ferien verbrachte. Nur ein exzellentes Festbankett, zubereitet von Meisterkoch Auguste Didier, konnte den Prince of Wales dazu bewegen, das Opfer der Ehrenpräsidentschaft über diese Zusammenkunft auf sich zu nehmen. Das Festbankett wird ein Erfolg, aber bei der anschließenden Lesung aus 'Oliver Twist' sinkt der Vorleser mitten in der Mordszene tot zu Boden. Vergiftet ...



AMY MYERS wurde 1938 in Kent geboren. Sie studierte an der Reading University englische Literatur, arbeitete als Verlagslektorin und war bis 1988 Direktorin eines Londoner Verlages. Seit 1989 ist sie freischaffende Schriftstellerin. Sie ist mit einem Amerikaner verheiratet und wohnt in Kent. Amy Myers schreibt auch unter dem Namen Harriet Hudson und Laura Daniels.In ihren ersten Ehejahren arbeitete ihr Mann in Paris, und sie pendelte zwischen London und der französischen Hauptstadt hin und her. Neben vielen anderen Dingen mußte sie nun lernen, sich auf französischen Märkten und den Speisekarten französischer Restaurants zurechtzufinden. Dabei kam ihr die Idee, einen französischen Meisterkoch zum Helden eines klassischen englischen Krimis zu machen: Auguste Didier war geboren. Alle Kriminalromane von Amy Myers erscheinen im Aufbau Taschenbuch Verlag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841212412
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum06.06.2017
Auflage1. Auflage
Seiten308 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2318 Kbytes
Artikel-Nr.2398402
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1. Kapitel

»Wer hat denn das verbrochen?« stöhnte Auguste Didier. Mit gesenkten Köpfen standen seine sechs Adlaten da, während er verzweifelt die verschnörkelte Silberplatte betrachtete und die Kreation, die darauf ruhte.

»In fünf Minuten, mes amis« fuhr er grimmig fort, denn von den Beschuldigten machte keiner Anstalten, etwas einzugestehen, vielleicht auch, weil alle sechs nichts Tadelnswertes erkennen konnten, »wird der Prince of Wales hier dinieren - und da soll ihm diese Abscheulichkeit vorgesetzt werden?« Er wies verächtlich auf das Geflügel, das mit Foie gras und Perigord-Trüffeln gefüllt war. »Le Maître Escoffier kreierte Poularde Derby eigens für Seine Königliche Hoheit, und Sie machen diese Schöpfung einfach zuschanden. Daß Schüler der Auguste-Didier-Schule für Kochkunst eines solchen Mißgriffs überhaupt fähig sind!«

»Was stimmt denn daran nicht, Mr. Didier?« erkundigte sich James Pegg unbeirrt. Pegg war ein Engländer um die dreißig, etwas langsam im Denken. Er traute sich mehr als die anderen und fand nichts dabei, eine Poularde Derby ein Huhn mit Lebern gestopft zu nennen.

Auguste starrte ihn an. »Das Aspik«, erwiderte er nur, verblüfft, daß man das nicht auf den ersten Blick sah.

»Oh, das war ich, Mr. Didier«, kam es fröhlich von Alice Fenwick.

»Sie, Mademoiselle Fenwick?« Auguste verschlug es die Sprache. Wenn sonst bei keinem aus der Gruppe, bei ihr erwartete er Sinn fürs Detail. Sie hatte die Gabe der Perfektion wie selten jemand, vielleicht war sie ihr als Tochter eines Offiziers gewissermaßen schon in die Wiege gelegt, jedenfalls erklärte es sich Auguste so. Aber schließlich unterläuft auch dem Gewissenhaftesten mal ein Fehler, selbst er, Auguste Didier, hatte schon größere Sünden begangen, zum Beispiel dem Pudding in der englischen Küche nicht die gebührende Aufmerksamkeit gezollt. »Dieses grauenvolle Etwas entstammt Ihrer Hand? Das ist doch kein Aspik. Es hat nicht die geringste Ähnlichkeit damit.« Er betrachtete finster ihr etwas knochiges Gesicht. Sie mußte sich wohl der Schwere ihres Vergehens bewußt sein. Ja, sicher, im tiefsten Herzen war sie unglücklich. Er wurde weicher, mitfühlender.

»Es ist ja nur eine Garnierung, Maître«, ließ Algernon Peckham von oben herab hören.

Das Wörtchen »nur« war nicht angebracht im Umgang mit Meistern der hohen Kochkunst, schon gar nicht bei Auguste Didier.»Nur eine Garnierung«, knirschte er durch die Zähne. »Nur das Wichtigste des ganzen Gerichts, nur die Girlande, die verkündet, hier kommt des Ebers Kopf, nur die Kerzen, die das Festgelage des Monsieur de La Reynière eröffnen, nur der bedeutsame Vorbote aller Genüsse, die noch kommen. Sage mir, wie das Aspik ist, und ich sage dir, wie das ganze Gericht ist«, donnerte er. »Fleischaspik, Mademoiselle Fenwick, darf in seiner Konsistenz den Löffelrücken nur eben überziehen. Das Ergebnis darf nicht hin- und herschwabbeln wie Monsieur Peggs blanc-manger; es muß zart und schmiegsam sein wie der Arm einer Frau«, verkündete er, kratzte vorsichtig und geschwind die anstößigen Aspikklümpchen ab und kaschierte die Stellen mit Croutons und Foie gras. »Beherzigen Sie das, mes amis.« Ein letzter Madeira-Trüffel vollendete das Werk. »Voilà. Das wär´s. So kann sich die création unseres Maître Escoffier sehen lassen.« Auguste gab den beiden Dienern ein Zeichen; die standen in ihrer hellblauen Livree parat; daß Emma Pryde, die überschwengliche Besitzerin von Gwynnes Hotel, heute nicht da war, bekümmerte sie nicht.

Die gute Emma. Er hatte es ihr einfach nicht abschlagen können, für diesen Abend die Küche zu übernehmen, ging es doch um das Galadiner zu Ehren des Prince of Wales. Sie selbst war unpäßlich, konnte sich mit ihren Windpocken nicht sehen lassen.

Gwynnees Hotel in der Jermyn Street hatte einerseits den Ruf, ein bißchen frivol zu sein, andererseits gestand man ihm Solidität zu, mit einem gewissen Etwas. Der Besuch des Prince of Wales unterstrich letzteres. Denn bei dieser Gelegenheit würde Seine Königliche Hoheit nicht wie in früheren Tagen mit der Dame seiner Wahl diskret in einem Séparée speisen, sondern sich an öffentlicher Tafel zeigen, und sogar mit den höchst ehrenwerten Mitgliedern der Gesellschaft zur Verehrung literarischer Genies. Nur ein erstklassiges Dinner hatte den Prince of Wales bewegen können, ein solches Zeremoniell über sich ergehen zu lassen, war er doch für dieses Jahr 1899 Präsident der Gesellschaft. Und diese Garantie bot Emma auf Ansuchen (und bei generöser Zahlung) der auf literarische Genies Erpichten. Aber Emma war Opfer ihrer Pusteln geworden und konnte nicht wie sonst in der Küche ihr autoritäres Regime führen. So hatte Auguste sich bereit gefunden, die Situation zu retten, wenn auch unter einer Bedingung: er würde die sechs Eleven seiner Kochkunstschule mitbringen; mit fremdem Personal könne er nicht arbeiten. In schöner Einfalt hatte er bei sich gedacht, das würde ihm Lorbeeren einbringen und seinen Schülern praktischen Gewinn.

Doch nun packte ihn Verzweiflung. Hatte er sich das gut überlegt? Um den Verein zur Verehrung literarischer Genies ging es ihm weniger, wohl aber um den Prince of Wales. Der erste Gang war vorüber - die Suppe, sole à la Batelière, die Rebhuhnpastete und die anderen Vorspeisen. Sein Blick glitt über die leeren Schüsseln, die man herausbrachte, und ihm wurde leichter ums Herz. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung. Mit dem Pragmatismus eines wahren Künstlers verdrängte Auguste das soeben aufgetragene Huhn und konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die nun fällige Absegnung der entremets, der süßen und der herzhaften.

Trotzdem war er nicht ganz bei der Sache. Er hatte versagt im Leben, zumindest schien es ihm so. Gestern, am 24. Juli 1899, hatte er Geburtstag gehabt, seinen vierzigsten, und wie hatte er ihn verbracht? Allein, wie ein Versager. Nun ja, was seine Figur betraf, so war er noch schlank; auch seine dunklen Augen verfehlten nicht ihre Wirkung, wie damals, als er in den Küchengefilden von Stockbery Towers regierte. Und das war auch klar, viele beneideten ihn um seine Karriere. Dennoch mußte er sich jetzt der Tatsache stellen, daß es ihm, dem Meisterkoch, in sechs Monaten nicht gelungen war, seinen Schülern beizubringen, wie man ein glasklares Aspik herstellte. Und daß dabei gerade Alice versagte, ausgerechnet sie! Gelatine aus der Tüte. Nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, daß sie dazu fähig wäre. Wie sollte aber auch ein trauerndes Herz sich zu den Höhen der Kochkunst aufschwingen? Tatjana - nein, an seine schwarzhaarige russische Prinzessin mit den dunklen Augen durfte er nicht denken. Für einen quälenden Moment war sie ihm zum Greifen nahe gewesen, nur um dann für immer davonzuflattern. Oder Natalia - es durchzuckte ihn. Nein, er mußte sich seiner Kunst widmen, einzig und allein ihr. Nie wieder sollte ein Weib sein Gemüt beschweren - genauso wenig Tütengelatine in seinem Vorratsschrank Platz finden.

Sein finsteres Gesicht alarmierte seine Untertanen.

»Es ist doch alles in Ordnung, ja?« erkundigte sich Heinrich Freimüller beflissen. Er war der Älteste in der Klasse, Anfang fünfzig, und fühlte sich oft als Beschützer des kleinen Häufleins.

Auguste warf einen Blick auf die entremets: Langustensalat, timbale de macaroni à la Mazarin - schrecklich, die Schwierigkeiten, die gerade damit entstanden waren. Vergeblich hatte er Emma zu überzeugen versucht, daß Seine Königliche Hoheit solche stärkereichen Speisen nicht mochte. Emma hatte nur ihr Lächeln aufgesetzt, mit dem sie einen rasend machen konnte, und erklärt, sie wisse in jeder Hinsicht, was der Prince of Wales mag und was nicht. Dem konnte er nichts entgegensetzen.

Dann gab es Charlotte Romanow heute abend - nicht einfach Charlotte Russe wie sonst, sondern sein eigenes spezielles Rezept (mit Wodka) zu Ehren seines Patrons, des Großfürsten Igor von Rußland, dem Auguste zu verdanken hatte, daß er von seinen Verpflichtungen im Plums Club entbunden worden war, wenn auch mit Bedauern, um in einem Haus in der Curzon Street die Auguste-Didier-Schule für Kochkunst zu eröffnen. Es war ein seltener Anfall von Großmut gewesen, und selbst den hatte Auguste nicht, wie er glaubte, Igor zu verdanken, sondern Natalia Kallinkowa, die tanzend und nicht ganz ohne Schuldgefühl aus seinem Leben entschwunden war. Im Grunde genommen nichts weiter als eine Dankesgeste für erwiesene Hilfe bei den unseligen Vorkommnissen, in die der Großfürst in der vorangegangenen Saison in Cannes verstrickt war.

Und schließlich gab es noch eine pièce montée, die das königliche Wappen darstellte, Baiser und Zuckerwatte, ein Meisterwerk des Konditorgewerbes.

»Vielen Dank, Miss Dawson«, kommentierte Auguste anerkennend. Eigenartig, daß solche exotischen Köstlichkeiten der Hand einer Miss Emily Dawson entsprangen, einer ehemaligen Gouvernante, Ende zwanzig. Wo in ihrem früheren trostlosen Dasein, als sie sich um die Kinder anderer Leute kümmerte, hatte sie sich diese Kunstfertigkeit aneignen können, um diesen Traum von Dessert zu erschaffen? Bei der einfachen Kost in Kinderstuben jedenfalls nicht. Aber ihre Augen verrieten eine Sehnsucht nach Höherem, vielleicht hatte sie sich deshalb für seine Schule entschieden.

»Monsieur Soyer war der Meinung«, gab Algernon Peckham zu bedenken, »man solle nie versuchen, Gäste mit Speisen zu beeindrucken, die komplizierte Gebilde aus der Natur oder Kunst darstellen.«

Auguste strafte ihn mit einem Blick eindeutigen Mißfallens. »Danke, Monsieur Peckham«, schoß er...
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Autor

AMY MYERS wurde 1938 in Kent geboren. Sie studierte an der Reading University englische Literatur, arbeitete als Verlagslektorin und war bis 1988 Direktorin eines Londoner Verlages. Seit 1989 ist sie freischaffende Schriftstellerin. Sie ist mit einem Amerikaner verheiratet und wohnt in Kent. Amy Myers schreibt auch unter dem Namen Harriet Hudson und Laura Daniels.In ihren ersten Ehejahren arbeitete ihr Mann in Paris, und sie pendelte zwischen London und der französischen Hauptstadt hin und her. Neben vielen anderen Dingen mußte sie nun lernen, sich auf französischen Märkten und den Speisekarten französischer Restaurants zurechtzufinden. Dabei kam ihr die Idee, einen französischen Meisterkoch zum Helden eines klassischen englischen Krimis zu machen: Auguste Didier war geboren. Alle Kriminalromane von Amy Myers erscheinen im Aufbau Taschenbuch Verlag.