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Mordsidyll

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
270 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am01.07.20132013
Neben dampfenden Misthaufen tauchen auf einmal haufenweise Leichen im Sauerland auf! Die beschauliche Fassade Südwestfalens bröckelt, als die Bäuerin Anna einen entlassenen Häftling aus Rache niedersticht und damit eine Lawine kurioser Ereignisse auslöst. Plötzlich ist Anna in einen Krieg rivalisierender Mafiagruppen verwickelt und muss sich gegen mysteriöse Verfolger wehren. Der Olper Kommissar Ben Ruste, der nebenbei einen entführten Schützenvogel finden muss, sieht in diesem Fall kein Land ...

Dirk Zandecki, Jahrgang 1962, lebt in Olpe im Sauerland und arbeitet als freiberuflicher Werbetexter. Vor seiner Selbstständigkeit war der gebürtige Duisburger in Werbeagenturen als Creative Director tätig. Dirk Zandecki ist verheiratet, hat drei Kinder und eine Katze.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextNeben dampfenden Misthaufen tauchen auf einmal haufenweise Leichen im Sauerland auf! Die beschauliche Fassade Südwestfalens bröckelt, als die Bäuerin Anna einen entlassenen Häftling aus Rache niedersticht und damit eine Lawine kurioser Ereignisse auslöst. Plötzlich ist Anna in einen Krieg rivalisierender Mafiagruppen verwickelt und muss sich gegen mysteriöse Verfolger wehren. Der Olper Kommissar Ben Ruste, der nebenbei einen entführten Schützenvogel finden muss, sieht in diesem Fall kein Land ...

Dirk Zandecki, Jahrgang 1962, lebt in Olpe im Sauerland und arbeitet als freiberuflicher Werbetexter. Vor seiner Selbstständigkeit war der gebürtige Duisburger in Werbeagenturen als Creative Director tätig. Dirk Zandecki ist verheiratet, hat drei Kinder und eine Katze.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839242063
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum01.07.2013
Auflage2013
Reihen-Nr.1
Seiten270 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430015
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 3

22. April

Es wollte einfach nicht Frühling werden. Ein feiner Morgennebel umhüllte die Hügel rund um den Hof. Seufzend blickte Anna aus dem Küchenfenster. Ihr kam es vor, als seien ihre Gedanken ebenso getrübt wie der Himmel, als betrachte sie ihre Tat aus einer Distanz. Natürlich spürte sie etwas wie Reue und Entsetzen, aber die Geschehnisse erschütterten seltsamerweise nicht ihr Innerstes. Sie verspürte vor allem Ärger. Die ganze Nacht hatte sie wach gelegen und sich Vorwürfe gemacht, den entlassenen Häftling nicht genauer betrachtet zu haben. Wie hatte sie nur einen wildfremden Menschen erstechen können? Die Zeitungsausschnitte von dem Prozess hatte sie doch aufbewahrt, sie hätte vorher nur einen Blick auf die Fotos werfen müssen! Jetzt war es zu spät! Sie war eine Mörderin. Aber wollte sie wirklich dafür büßen? Würde das etwas ändern?

Nicht einmal die Hofarbeit konnte sie von diesem Gedanken ablenken. Anna merkte beim Melken, wie unkonzentriert sie war. Sie war nicht imstande, die Ereignisse zu verdrängen. Die Bilder der Tat schossen ihr immer wieder mit solch einer Intensität durch den Kopf, dass es ihr fast schwarz vor Augen wurde. Ständig überlegte sie, ob sie sich der Polizei stellen sollte. Würde es ihr Gewissen erleichtern? Und war man ihr nicht sowieso schon auf den Fersen? Immerhin hatte sie bei ihrer Flucht die Tatwaffe am Tatort zurückgelassen. Wie hatte sie nur so dumm sein können, das Jagdmesser zu benutzen, das Klaus von seinem Vater geerbt hatte! Bei solch einem seltenen Stück konnte man bestimmt die Spur zurückverfolgen.

Verzweifelt setzte Anna sich auf den Melkschemel, ein Überbleibsel aus nostalgischen Zeiten, und ließ ihren Tränen freien Lauf. »Kennst mich in letzter Zeit nur mit verheultem Gesicht, was?« Sie tätschelte die Flanke von Pa-tricia Cornwell, die ihr Haupt hob und Anna mit treuen Kuhaugen anblickte.

Anna schaute auf die Uhr. Gleich halb acht, es war Zeit für die Lokalnachrichten, vielleicht erfuhr sie da etwas Neues. In der Zeitung hatte noch nichts über ihren Mord gestanden. Sie schaltete das große Radio ein, das im Melkkarussell an einer Stange an einem Metallhaken hing. Manchmal spielte sie damit auch eine CD ab. Sie hatte gehört, dass Kühe durch Beschallung mehr Milch geben würden, doch nach einigen Versuchen festgestellt, dass ihre Schriftstellerinnen weder auf Klassik noch auf Pop reagierten. Aber immerhin brachte die Musik etwas Abwechslung in ihren straff organisierten Tagesablauf.

Geduldig lauschte Anna der Werbung und wartete gespannt, als der Nachrichtensprecher schließlich seine Zuhörer begrüßte. Gleich die erste Meldung handelte von ihrer Tat. Sie erstarrte. Laut Bericht war vor der Justizvollzugsanstalt >EwigHits - keine Musik. Anna spulte mehrmals nach vorn, aber kein Laut war zu vernehmen. Achtlos legte sie die Hülle auf den alten Stuhl unter das Radio. Seltsam, dachte Anna, vielleicht war die Scheibe kaputt.

Voller Enttäuschung trottete Anna aus dem Stall. Als sie aus der Tür trat, prallte sie mit jemandem zusammen. Erschrocken wich Anna zurück. Ein Polizist? Ein Freund des Opfers?

Sie blickte ängstlich in das Gesicht und rief erleichtert: »Mensch, Ronald! Du hast mich fast zu Tode erschreckt!«

»Tut mir leid. Und guten Morgen erst mal. Ich war gerade auf der Durchfahrt und habe dir frische Brötchen mitgebracht. Spendierst du einen Kaffee dazu?«

Eigentlich konnte Anna ihren alten Schulkameraden im Augenblick wirklich nicht gebrauchen. Sie war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Andererseits freute sie sich über die Nähe eines vertrauten Menschen. Ronald war ihr ein guter Freund, auf den sie sich immer verlassen konnte.

»Ja, sicher. Ich wollte sowieso gerade Pause machen. Komm, wir gehen in die Küche«, lud sie ihn ein.

»Lange nicht gesehen. Wie geht es dir?«, erkundigte sich Ronald auf dem Weg zum Bauernhaus.

»Geht so.«

»Was heißt das? Finanzielle Probleme? Du weißt, mein Angebot steht. Ich greife dir unter die Arme und du zahlst es mir erst zurück, wenn du kannst.«

»Ronald, das Thema hatten wir doch schon zigmal. Ich habe immer auf eigenen Beinen gestanden und werde das auch in Zukunft schaffen. Trotzdem danke. Und wie geht es dir?«

»Och, kann nicht klagen. Ehrlich gesagt, ich verdiene mich dumm und dämlich. Das Geschäft läuft sagenhaft.«

Anna schielte nachdenklich zu Ronald hinüber. Hätte sie ihn geheiratet, so wie er es sich immer gewünscht hatte, würde sie heute in Reichtum leben. Immerhin hatte Ronald die Fabrik für Autoteile von seinem Vater geerbt, dem alten Weber, und sie erfolgreich ausgebaut. Er war zu einem wichtigen Zulieferer für die gesamte Branche aufgestiegen. Doch außer Freundschaft hegte sie keine Gefühle für ihn. Aber war sie sich da noch so sicher? Immerhin sehnte sie sich nach einer starken Schulter. Was sollte daran auch verkehrt sein, viele ihrer Schulfreundinnen hatten letztlich nicht ihre leidenschaftliche Liebe geheiratet, sondern den treuherzigen Kumpeltyp, der immer ein offenes Ohr hatte. Beharrlichkeit konnte sich auszahlen.

In der Küche stellte Anna Butter, Käse und Wurst auf den Tisch. Ronald belegte sich ein Brötchen und biss hungrig hinein. Mit vollem Mund murmelte er: »Deine Küche hat es aber auch mal nötig.«

»Ronald!«, ermahnte ihn Anna und goss jedem eine heiße Tasse Kaffee ein. »Wie läuft es bei dir zu Hause? Was macht die Ehe?«

Er rollte mit den Augen. »Wie soll es gehen? Nadine und ich leben nebeneinander her. Sie führt ein Jetset-Leben, als wäre ich mehrfacher Millionär.«

»Schlimm?«

»Schlimmer«, winkte Ronald ab. »Diese Gleichgültigkeit und Verschwendungssucht! Ich sehe sie kaum noch, dafür lese ich umso häufiger in den Prominentenzeitschriften über sie. Auf welcher Party sie war, welches neue Designerkleid sie getragen hat - und mit welchem Mann sie aktuell zusammen ist. Die meisten sind 20 Jahre jünger als sie. Ihr ausschweifender Lebensstil wird immer mehr zur Belastung. Die Eskapaden bleiben meinen Geschäftspartner nicht verborgen!«

»Und welche Konsequenz ziehst du daraus?« Anna biss sich auf die Lippen. Das war wieder mal typisch für sie. Mit nur einer Frage drang sie bis zum Kern des Problems vor und ließ ihrem Gegenüber keine Chance, ihr auszuweichen.

Doch Ronald erwiderte ruhig: »Anna, du weißt, du musst nur ein Wort sagen, und ich würde Nadine sofort verlassen.«

»Ronald, du bist ein wirklich sehr guter Freund. Aber mehr ist da nicht. Das musst du doch nach all den Jahren einsehen«, entgegnete Anna sanft. Insgeheim wünschte sie sich jedoch eine Umarmung von ihm. Genau in diesem Moment bräuchte sie jemanden, der sie festhielt.

»Hast du übrigens was von dem versuchten Mord in Attendorn gehört?«, fragte sie so beiläufig wie möglich.

»Nicht viel, sehr seltsame Geschichte. Das Opfer war übrigens ein ehemaliger Mitarbeiter von uns. Ein Russlanddeutscher. Wir wussten nichts von seinem kriminellen Hintergrund. Er hat seine Arbeit immer ordentlich erledigt.«

»Du kanntest ihn?« Anna staunte. Sie versuchte, ruhig zu bleiben, doch ihr Herz pochte bis zum Hals.

»Flüchtig. Er war für die Logistik für unsere russische Niederlassung verantwortlich. Er beherrschte die Sprache und war ein Organisationstalent. Das ist aber auch alles, was ich über ihn weiß. Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich gehört habe, dass er kriminell ist. Na ja, man kann den Leuten eben nicht hinter die Stirn blicken.«

»Das ist ja interessant. Hast du denn gehört, ob man schon eine Spur hat?«

»Nein, soweit ich weiß, tappt die Polizei völlig im Dunkeln. Beim Stammtisch werde ich bestimmt mehr erfahren. Wieso interessiert dich das?«

»Ach, nur so. Kam gerade im Radio. Man macht sich eben Sorgen, wenn ein Mörder frei rumläuft.«

»Ich beschütze dich«, grinste Ronald und griff über den Tisch nach ihrer Hand.

Noch vor ein paar Tagen hätte Anna sie schnell weggezogen. Doch heute ließ sie es geschehen. Dennoch vermied sie es, ihm in die Augen zu schauen.

»Magst du noch Kaffee?«

»Ich muss los, Anna.« Ronald erhob sich seufzend und schüttelte Annas Hand - länger als gewöhnlich.
...
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