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Rauschgoldengel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.10.20152023
Ausgerechnet ein Himmelsbote, ein schwebender Rauschgoldengel, kündigt im beschaulichen vorweihnachtlichen Südwestfalen Unheil an. Statt gemütlich Glühwein zu schlürfen, muss der Olper Kommissar Ben Ruste mit Gift versetzten Schokonikoläusen, verdächtigen Weihnachtsmännern und verschwundenen Holländern hinterherjagen. Zu allem Überfluss bringt sich seine Angebetete, die Bäuerin Anna, durch eigene Ermittlungen in Lebensgefahr. Wird Ben die Fälle rechtzeitig lösen und das Fest mit seiner geliebten Anna genießen können?

Dirk Zandecki arbeitet als freiberuflicher Werbetexter und Autor in Südwestfalen. Vor seiner Selbstständigkeit war der gebürtige Duisburger als Creative Director für Werbeagenturen in Düsseldorf tätig.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextAusgerechnet ein Himmelsbote, ein schwebender Rauschgoldengel, kündigt im beschaulichen vorweihnachtlichen Südwestfalen Unheil an. Statt gemütlich Glühwein zu schlürfen, muss der Olper Kommissar Ben Ruste mit Gift versetzten Schokonikoläusen, verdächtigen Weihnachtsmännern und verschwundenen Holländern hinterherjagen. Zu allem Überfluss bringt sich seine Angebetete, die Bäuerin Anna, durch eigene Ermittlungen in Lebensgefahr. Wird Ben die Fälle rechtzeitig lösen und das Fest mit seiner geliebten Anna genießen können?

Dirk Zandecki arbeitet als freiberuflicher Werbetexter und Autor in Südwestfalen. Vor seiner Selbstständigkeit war der gebürtige Duisburger als Creative Director für Werbeagenturen in Düsseldorf tätig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839247822
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum07.10.2015
Auflage2023
Reihen-Nr.2
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430793
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

5. Kapitel

»Nanu? Neues Auto?«, wunderte sich Anna, als Ben auf dem Parkplatz des Gefängnisses einen schwarzen VW Polo aufschloss.

Ben stellte Annas Reisetasche in den Kofferraum. »Eigentlich wollte ich dich damit später überraschen: Der ist für dich!« Er klimperte mit den Autoschlüsseln vor Annas Nase.

»Ben!« Anna lief rot an. »Das ist sehr lieb von dir, aber das kann ich unmöglich annehmen.«

»Nun stell dich nicht so an. Es ist ein gebrauchter Wagen. Du brauchst jetzt ein Auto, um wieder auf die Beine zu kommen.«

»Das hat bisher auch ohne geklappt«, erwiderte Anna lächelnd und tätschelte Bens Wange, der betrübt dreinschaute.

Ben hatte gehofft, Anna würde ihm angesichts dieser Überraschung um den Hals fallen. Falsch gedacht.

Auf der Fahrt schwiegen Anna und Ben. Anna betrachtete die Landschaft. Zwei Jahre hinter Gittern konnten eine Ewigkeit sein. Objektiv betrachtet, war es eine milde Strafe gewesen, dessen war sich Anna bewusst, doch die Zeit war ihr endlos erschienen. Umso schöner war es nun, die Bäume, Felder und Häuser zu bestaunen, die wie im Zeitraffer am Fenster vorbeiflogen. Sie wünschte sich, die letzten zwei Jahre würden in diesem Strudel verschwinden.

Anna spürte, dass ihre Zurückweisung Ben sehr getroffen hatte. Ihr war klar, dass es dabei weniger um das Auto ging als vielmehr um die Tatsache, dass die Beziehung nicht so tief war, wie er es sich wohl erhoffte. Sie war einfach noch nicht so weit. Vielleicht würde sich das in Zukunft ändern, aber jetzt musste sie zuerst ihr eigenes Leben wieder in Ordnung bringen. Sie musste sich eine Grundlage schaffen, einen kompletten Neuanfang wagen. Das bedeutete allerdings nicht, dass diese schwermütige Stimmung in diesem Moment zwischen ihnen bestehen bleiben musste. Ganz im Gegenteil, dachte Anna. Ben hatte sie nicht nur während ihrer Haft regelmäßig besucht, sondern sich zudem rührend um ihren Bauernhof und andere Angelegenheiten gekümmert. Sie schuldete ihm sehr viel. Vor allem schuldete sie ihm einen schönen ersten gemeinsamen Tag in Freiheit.

»Und? Neue Fälle auf deinem Tisch?«, fragte Anna, weil sie wusste, dass Ben seine Arbeit über alles liebte, auch wenn er immer wieder grantig das Gegenteil behauptete.

»Och, nicht der Rede wert«, antwortete Ben und blickte weiter konzentriert auf die Straße.

»Jetzt komm, erzähl!«, forderte Anna ihn neugierig auf.

Immer wenn Ben versuchte, einen Fall herunterzuspielen, entpuppte der sich als besonders interessant. Bei seinen zahlreichen Besuchen hatte er häufig von ungewöhnlichen Fällen erzählt. Anna mochte diese Geschichten. Allerdings betrachtete sie mittlerweile das idyllische Sauerland aus einem ganz anderen Blickwinkel: Zwischen Fichten, Eichen und Kiefern geschahen zwar bei Weitem nicht so viele Straftaten wie in den Häuserschluchten der Metropolen. Doch es gab schon eine nennenswerte Anzahl. Und die Delikte hatten es in sich - von wegen Provinz! Das Verbrechen blühte im Sauerland wie der Löwenzahn auf den Kuhweiden. Anna hätte sich sehr gut vorstellen können, ebenfalls bei der Kripo zu arbeiten, wäre ihr Leben nicht anders verlaufen. Zugegeben, Bäuerin oder Kripobeamtin, das waren zwei extrem unterschiedliche Berufswege, aber in beiden Jobs musste man große Misthaufen aufräumen. Im Gefängnis hatte Anna abends oft wach gelegen und sich ausgemalt, wie sie mit Ben gemeinsam Verbrecher jagte. Es waren kindliche Gedanken, dennoch schöne. Denn eines war sicher: Sie mochte diesen großen, schlaksigen Polizeikommissar. Sie hatte Ben als etwas schmuddeligen Rebellen kennengelernt, der nicht altern wollte, im Verlauf ihrer Bekanntschaft jedoch hatte er sich zu einem attraktiven Mann gemausert. Und das jungenhafte Wesen steckte immer noch in ihm, und genau das machte ihn begehrenswert.

»Och, war wirklich nichts Besonderes«, wich Ben ihrer Frage aus. »Nur ein Jäger. Ein toter Jäger, um genau zu sein.«

»Das klingt doch schon mal spannend. Wäre ein guter Anfang für einen Krimi«, schmunzelte Anna. »Woran ist er gestorben?«

»Erstickt.«

»Nicht erschossen?«

»Nein, nicht erschossen. Der alte Witz funktioniert hier nicht: Treffen sich zwei Jäger â¦«

»Okay, komm zum Punkt. Was ist passiert? Wurde er erwürgt?«

»Nein, sein Tod war eigentlich ein tragischer Unfall.« Ben machte eine bedeutsame Pause und schaute kurz von der Fahrbahn zu Anna hinüber. Er lächelte sie vielsagend an. »Also, wir haben einen Handyanruf von Spaziergängern bekommen und sind daraufhin zu einem Waldstück bei Ratemicke gefahren, ganz in der Nähe deines Bauernhofes. Die Autos mussten wir stehen lassen, weil der Schnee so hoch lag. Als wir dann endlich vor Ort waren, war der Anblick schon sehr ungewöhnlich.« Ben hielt erneut inne.

»Ben, jetzt sag schon, was war los? Ein erhängter Jäger an seinem Hochsitz?«

»Nein, besser. Viel besser: Aus einem riesigen Schneehaufen lugte ein Hintern in grüner Jägerhose heraus. Darauf saß ein Rauhaardackel und kläffte uns und die verfrorenen Spaziergänger an. Wir haben gemeinsam versucht, den Mann rauszuziehen. Keine Chance. Wir hatten natürlich keine Spaten dabei. Erst die Feuerwehr konnte ihn ausgraben. Er ist nicht, wie vermutet, im Schnee stecken geblieben, sondern in einer Erdhöhle. Wahrscheinlich ist sein Dackel reingekrochen und er hinterher. Dabei muss die Höhle zusammengebrochen sein. Der Dackel kam vermutlich durch einen anderen Ausgang wieder ins Freie, sein Herrchen konnte sich allerdings nicht befreien und ist erstickt. Aber du hättest den Köter auf dem Hinterteil sehen sollen â¦« Ben prustete los.

»Man lacht nicht über Tote«, ermahnte ihn Anna.

»Stimmt. Der Mann sah eigentlich sehr lebendig aus. Das ist das Schöne am Winter im Sauerland: Die Leichen bleiben länger frisch.«

»Ben!«, feixte Anna. »Ich habe übrigens auch ein neues Rätsel für dich.«

Während Bens Besuchen in der JVA waren sie zufällig auf das Thema Krimirätsel gestoßen, und es hatte sich eine Art Wettstreit zwischen ihnen entwickelt, in dem Ben trotz seines kriminalistischen Berufs hoffnungslos zurücklag. Anna hatte ein Gespür für die Lösungen.

»Ein Mann kommt an einem Fenster vorbei. Kurz darauf ist er tot. Was ist passiert?«, fragte sie ihn und ergänzte: »Es ist ein Klassiker unter den Rätseln.«

»Nun â¦«, überlegte Ben. »Hat ihn jemand durch das Fenster hindurch getötet?«

»Nein.«

»War jemand Bestimmtes in dem Raum?«

»Äh â¦ Nein, kann man so nicht sagen.«

»Dann wurde er vor dem Fenster überfahren?«

»Auch nicht.«

So ging es noch eine Weile hin und her, doch Ben kam der Lösung keinen Schritt näher. »Okay«, resignierte er. »Sag es!«

»Nö, musst du herausfinden. Es ist ganz einfach.«

Bens weitere Ansätze schlugen ebenfalls fehl, aber Anna weigerte sich, ihm einen Hinweis zu geben, sodass er schließlich frustriert aufgab. Mittlerweile hatten sie die A4 erreicht und Ben musste sich ohnehin beim Fahren stark konzentrieren. Die Straße war zwar vom Schnee geräumt, der sich links und rechts zu einem schmutzig grauen Wall auftürmte, doch immer wieder setzte sich auf der Windschutzscheibe ein feiner Nebel salziger Flüssigkeit ab, der von den Autos aufgewirbelt wurde. Sobald Ben die Scheibenwischer einschaltete, hinterließen sie einen milchigen Schmierfilm, der ihm jegliche Sicht nahm. Ben sorgte sich um das restliche Frostschutzmittel in der Scheibenwischanlage. War es aufgebraucht, könnte er nicht weiterfahren.

Anna schaute derweil verträumt aus dem Seitenfenster. Mit dem stetigen Anstieg der Autobahn ins Bergische Land und schließlich ins Sauerland hinauf veränderte sich auch die Landschaft. Im Rheinland hatte der Schnee noch einem verwaschenen Grau geglichen, doch je höher sie kamen, umso strahlend weißer sah er aus. Anna lächelte zufrieden, als ihre Blicke über die waldreichen Berge wanderten. Bald würde sie wieder zu Hause sein. Manchmal konnte sie es gar nicht fassen, dass sie auf einem Bauernhof in einer Region lebte, die andere für das perfekte Urlaubsparadies hielten. Annas Herz machte einen kleinen Sprung, als sie an dem braunen Autobahnhinweisschild für Sehenswürdigkeiten vorbeifuhren, auf dem groß »Sauerland« stand.

Die restliche Fahrt verging wie im Fluge. Je näher sie dem Hof kamen, desto mehr fühlte Ben sich verpflichtet, sich bei Anna zu entschuldigen. Als Anna ihre Haftstrafe angetreten war, hatte Ben zusammen mit dem alten Bauern Wernike den Hof bewirtschaftet. Mit der neuen Aufgabe schien der über 70-jährige Rentner zunächst aufzublühen. Ben kam nach Feierabend, um ihm zu helfen - vor allem bei den kaufmännischen Arbeiten, denn der alte Herr wollte nichts mit einem Computer oder Datenübertragung zu tun haben. Allerdings zeigte sich bald, dass eine moderne Viehwirtschaft eben doch kein Jungbrunnen für einen betagten Bauern war. Wernike hatte sich übernommen, und der Arzt verordnete ihm strikte Ruhe, woran sich dieser allerdings nicht hielt. Dennoch mussten die beiden Sauerländer den Viehbestand verkleinern und molken nur noch zwei- statt dreimal täglich. Aber auch dieses Pensum schaffte Bauer Wernike nicht mehr, wie er sich schließlich schweren Herzens eingestehen musste. Ben konnte den Betrieb zwar mit Aushilfskräften über Wasser halten, bei den spärlichen Milchpreisen lagen jedoch die Einnahmen bald unter den Ausgaben. Selbst wenn Ben seine gesamten Ersparnisse in Annas Hof gesteckt hätte, hätte er die Pleite lediglich hinauszögern können. Also...

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