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Die falsche Patrizierin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
310 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am06.08.20142014
Ulm 1524. Laila, Tochter eines Buchbinders, hat sich einer Gruppe von Spielleuten angeschlossen. Auf dem Marktplatz wird sie von einer reichen Ulmerin entdeckt, der sie sehr ähnlich sieht. Laila soll die Frau bei einer Tanzveranstaltung vertreten. Dann begeht ihre Doppelgängerin Selbstmord und Laila wird gebeten, die Rolle weiterzuspielen, um die wahren Hintergründe zu vertuschen. Immer tiefer erfasst sie ein Sog aus Intrigen. Bald weiß sie nicht mehr, wem sie noch trauen kann ...

Susann Rosemann wurde 1969 in Bremen geboren und ist im Saarland aufgewachsen. Zum Studium der Ur- und Frühgeschichte sowie der Archäologie zog es sie nach Heidelberg an den Neckar. Zwischen Magisterarbeit und Abschlussprüfungen kam zum Interesse für Geschichte noch die Liebe zur Literatur hinzu. Seither widmet sie sich dem Schreiben. Sie lebt heute mit ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart. 'Die falsche Patrizierin' ist ihr dritter Roman.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextUlm 1524. Laila, Tochter eines Buchbinders, hat sich einer Gruppe von Spielleuten angeschlossen. Auf dem Marktplatz wird sie von einer reichen Ulmerin entdeckt, der sie sehr ähnlich sieht. Laila soll die Frau bei einer Tanzveranstaltung vertreten. Dann begeht ihre Doppelgängerin Selbstmord und Laila wird gebeten, die Rolle weiterzuspielen, um die wahren Hintergründe zu vertuschen. Immer tiefer erfasst sie ein Sog aus Intrigen. Bald weiß sie nicht mehr, wem sie noch trauen kann ...

Susann Rosemann wurde 1969 in Bremen geboren und ist im Saarland aufgewachsen. Zum Studium der Ur- und Frühgeschichte sowie der Archäologie zog es sie nach Heidelberg an den Neckar. Zwischen Magisterarbeit und Abschlussprüfungen kam zum Interesse für Geschichte noch die Liebe zur Literatur hinzu. Seither widmet sie sich dem Schreiben. Sie lebt heute mit ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart. 'Die falsche Patrizierin' ist ihr dritter Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839244449
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum06.08.2014
Auflage2014
Seiten310 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430388
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Ulm, 1524, kurz vor der Fastnachtszeit

Endlich war sie wieder zu Hause. Wenn es auch nur für absehbare Zeit sein sollte, in diesem Augenblick zählte das nicht. In der Gruppe der Gaukler schritt Laila voran und blickte nach vorn, wo die Stadt sich in der klaren Luft des Wintertages aus der Umgebung hervorhob. Sie konnte bereits die Quader erkennen, aus denen die Stadtmauer bestand. Hinter dem massiven Mauerwerk duckten sich die Dächer der Häuser, als suchten sie Schutz. Einen nach dem anderen musterte Laila die Türme der Wehranlagen, dann blieb ihr Blick in der Mitte an dem imposanten und doch so filigran gearbeiteten Bau des Ulmer Münsters hängen, dessen Westturm immer noch der Vollendung harrte. Ja, sie freute sich.

Mit jedem Schritt kam sie der Stadt näher, in der sie aufgewachsen war, und in die sie sich zurücksehnte, wenn es ihr schlecht ging. Wenn sie ehrlich war, fühlte sie sich in letzter Zeit immer häufiger so, als stecke sie in einem Kleid fest, das ihr viel zu eng war und welches Löcher und Flicken aufwies, die sie nur nach und nach entdeckte, weil sie sich vom verführerischen Glanz der Samtbordüre hatte täuschen lassen. Doch auch das verdrängte sie. Sie wollte nichts Trauriges denken an diesem herrlichen Wintertag. Sie wollte sich den Kopf vom kalten Wind freiwehen lassen und mit sich selbst und Gott im Reinen sein.

»Freust du dich?« Irene, die neben ihr ging, ließ ihr Bündel von der Schulter gleiten und schob es auf die andere. Ihre dunklen Haare hatte sie sich von Laila am Morgen zu einem faustdicken Zopf flechten lassen. Er verschwand unter ihrem Umhang, der so bunt war, wie man es bei Spielleuten erwartete.

Laila nickte nur als Antwort und blickte weiter geradeaus. Auf der Donau wurden zwei Lastkähne flussabwärts gerudert, die Männer stemmten sich gegen die Kraft des Wassers. In beiden Booten stapelten sich Fässer dicht aneinander gepackt, Laila konnte die hölzernen Rundungen erkennen. Hinten stand ein Steuermann, vorn befanden sich zwei Ruderer. Die Kähne lagen tief im Wasser. Vermutlich war es eine Weinlieferung für einen der Gastwirte. Ein Floß trieb mit dem Strom. Die zusammengebundenen Stämme schmiegten sich aneinander, wurden von Wellen überspült oder hochgehoben, um gleich darauf wieder einzutauchen.

Laila fröstelte und war froh, nicht auf dem Fluss unterwegs zu sein. Ein kalter Windstoß fuhr ihr unter die Haube. Sie zog ihren wollenen Umhang enger um den Körper und überblickte ihre kleine Gruppe. Die beiden jüngsten Burschen zogen die zweirädrigen Karren mit den Habseligkeiten und den Musikinstrumenten. Nur langsam holperten sie über den Weg. Vor Laila knirschten und knarrten die Räder. Als einer der Karren in ein Schlagloch geriet und festsaß, konnte er nur mithilfe des Trompeters und der Harfenspielerin wieder herausgezogen werden. Sie packten vorn mit an und zogen.

»Du hast deine Mutter seit Sommer nicht gesehen«, nahm Irene neben ihr das Gespräch wieder auf.

»Doch, ganz kurz zu Weihnachten. Als die Wege so verschneit waren und wir in Blaubeuren bei diesem Bauern untergekommen sind, obwohl wir doch beim Grafen von Württemberg aufspielen sollten, den ganzen Winter über. Im Rusenschloss. Du erinnerst dich?« Die Reise nach Ulm damals war beschwerlich gewesen, aber sie hatte keine andere Möglichkeit gesehen, ihrem Ärger über die falschen Versprechungen Herr zu werden. Sie musste für ein paar Tage nach Hause.

»Ja, ja, ich weiß. Aber auf der Burg lebte nur ein Forstmeister und der wollte keine Musik.«

»Reginald hätte das wissen müssen. Ich denke, er kennt sich in Fürstenkreisen aus.« Lailas bitterer Unterton veranlasste Irene, ihre Hand zu greifen.

»Du wirst nicht mehr lange bei uns bleiben, nicht wahr?«

Laila erwiderte Irenes Händedruck. »Wo soll ich denn hin, so ganz ohne euch?«

»Er hat dir zu viel versprochen. Zu viel, was er nicht halten kann.« Irene nickte in Richtung ihres Anführers Reginald, der mit seinen rot-grünen Beinlingen und dem aus bunten Flicken bestehenden Überwurf den Anfang der Gruppe bildete.

»Er verspricht immer zu viel, das liegt in seinem Wesen«, antwortete Laila. Ihre Worte sollten neckisch klingen, doch sie konnte den bitteren Unterton nicht verhindern. Irene hatte recht.

»Er ist ein guter Anführer und ein hervorragender Spielmann. Hab Geduld.«

»Das sagst du mir, seit ich euch kenne.«

»Und du glaubst es nicht mehr?«

Laila verzog den Mund und schaute wieder nach vorn auf das irritierende Farbenspiel von Reginalds Kleidung. Er schien ständig in Bewegung zu sein. Genau ein Jahr war es her, dass sie in Ulm den Fastnachtsdarbietungen dieser Spielleute zugesehen hatte und sich von der ausgelassenen Stimmung hatte anstecken lassen. Reginald hatte sie angeworben, nachdem er erfuhr, dass sie nicht nur gut tanzen, sondern auch vortrefflich Flöte spielen konnte. Und Laila brauchte Geld, jetzt, ein Jahr danach, mehr als je zuvor. Die Zeit rann ihr durch die Finger, ohne dass sie etwas Greifbares hinterließ.

»Nein.«

»Nein?«

»Lass uns nicht über diese Dinge reden«, Laila deutete in Richtung Stadt. »Dort ist Ulm, dort wartet unser Publikum.« Das hoffentlich zahlreich sein wird und freigiebig, setzte sie in Gedanken hinzu.

Es dauerte länger als erwartet, bis sie die Donau erreichten und sie überqueren konnten. Unter ihnen knarzten die Holzbohlen der Brücke. Durch die Lücken zwischen den unregelmäßigen Stämmen konnte Laila den trüben Fluss erkennen und Enten, die vorbeitrieben, mitgenommen vom Strom. Die Gruppe der Spielleute näherte sich dem Torturm. Von der anderen Seite der Mauer waren die Rufe eines Quacksalbers zu hören, der lautstark ein Mittel gegen Warzen anpries. Zwei Frauenstimmen begannen zu zetern und übertönten die Rufe des Mannes. Offenbar waren sie mit der angepriesen Wirkung nicht zufrieden gewesen.

Ihre Gruppe geriet ins Stocken, musste warten, weil die zwei Stadtwachen einen großen Wagen angehalten hatten und sich mit dem Besitzer unterhielten. Münzen wanderten in die ausgestreckte Hand des einen Wachmanns, und endlich setzte sich das Gefährt wieder in Bewegung.

Reginald lief mit seinem typischen Schwung auf die Wachen zu und verbeugte sich gekonnt vor ihnen. Er wedelte mit einem Pergament, wohl wissend, dass die Männer es nicht lesen konnten und nur das Siegel prüfen würden. Er redete auf sie ein. Laila rückte ein Stück an die Freundin heran, legte den Kopf auf ihre Schulter und schloss die Augen, um das Geschehen um sich herum auszusperren. Doch die Ruhe hielt nicht lange.

»Was ist da los?«

Die Worte Irenes schreckten Laila auf. Offenbar schien es Schwierigkeiten zu geben, einer der Männer studierte das Empfehlungsschreiben Reginalds und schüttelte den Kopf. Reginald sagte etwas, doch er schien nicht überzeugend zu sein. Vermutlich war er heute nicht richtig in Schwung. Laila seufzte, zog sich den Umhang noch enger um die Schultern und war wieder einmal froh darum, dass sie die bunte Kleidung der Spielleute bis heute verweigerte. Sie trug die Sachen auf, die sie von zu Hause mitgebracht hatte. Ihren Umhang hatte sie von einem wohlhabenden Gönner in Buchhorn bekommen. Es war ein netter Mann gewesen, dem ihr Flötenspiel gefiel und der sie wohl besonders dafür belohnen wollte. Er hatte Laila bei sich behalten wollen, damit sie für seine Frau und das Kind musizierte, doch zu der Zeit hegte Laila noch Hoffnungen, dass sich die Lage der Spielleute bald verbessern würde.

»Wie sehe ich aus, eher wie eine Magd?« Sie zog die Schultern hoch und knickste, verschämt zur Seite blickend. »Oder doch eher wie eine Bürgersfrau?« Laila stellte sich wieder gerade hin und richtete sich mit spitzen Fingern die Haube.

Irene antwortete mit einem kurzen Blick zum Geschehen am Wachhaus: »Mit dem teuren Umhang auf jeden Fall die Bürgersfrau. Aber nur, wenn du nicht zu kokett mit dem Hintern wackelst.«

Laila ging zwei Schritte mit wiegenden Hüften, zwinkerte ihrer Freundin zu und lief dann geradewegs zu Reginald.

»Warum geht es hier nicht voran?«, fragte sie mit einem harten Ton in der Stimme, den sie für ihre Auftritte geübt hatte. Sie musterte den Wächter und schaute ihm offen in die Augen.

»Wir haben über die Fastnacht bereits genug Spielleute in Ulm«, antwortete er.

»Mein Bruder hat diese Musiker für seine Hochzeit gerufen. Die Vorbereitungen sind fast vollendet. Ihr werdet doch jetzt den Leuten den Einlass nicht verwehren?« Sie suchte weiter den Blick des Mannes, aber er wich ihr aus und zögerte. Laila spürte, dass sie noch zulegen musste. Also machte sie eine herrische Geste, um das Empfehlungsschreiben zurückzufordern.

»Dieser Schrieb ist wohl kaum von Nöten. Wenn Ihr Fragen habt, wendet Euch an meine Familie, ganz im Vertrauen.« Sie wandte sich an Reginald und dachte bei sich, ob der Wachmann wohl nach Namen fragen würde? Er tat es nicht. Es wäre ihr nicht schwer gefallen, irgendeine Ulmer Familie zu nennen. Überzeugend Unwahrheiten von sich zu geben, das hatte sie gelernt. Aber sie wandte es nur an, wenn es wirklich nötig war. »Lasst uns gehen. Mein Bruder wartet ungern.«

Die Wachleute hielten sie nicht auf, als sich die Gruppe wieder in Bewegung setzte. Sie schritten durch das Tor, Reginald mit einem Lächeln auf den Lippen, das Laila aus den Augenwinkeln sehen konnte. Als sie ein gutes Stück die angrenzende Gasse entlang gelaufen waren, meinte er:

»Dass Gott dich hat meinen Weg kreuzen lassen, welch Glück war das.«

»Ein noch...

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Autor

Susann Rosemann wurde 1969 in Bremen geboren und ist im Saarland aufgewachsen. Zum Studium der Ur- und Frühgeschichte sowie der Archäologie zog es sie nach Heidelberg an den Neckar. Zwischen Magisterarbeit und Abschlussprüfungen kam zum Interesse für Geschichte noch die Liebe zur Literatur hinzu. Seither widmet sie sich dem Schreiben. Sie lebt heute mit ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart. ,Die falsche Patrizierin' ist ihr dritter Roman.