Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Das Lied der Flötenspielerin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
312 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am03.08.20161. Auflage
Im Jahre 1524. Die Familie der Flötenspielerin Laila benötigt dringend Geld. Deshalb willigt Laila ein, die am Gemüt erkrankte Franca gegen gute Entlohnung auf einer Reise über die Alpen zu begleiten. In Florenz bei einem Medicus soll das Mädchen Heilung erfahren. Doch warum suchen im Verlauf der Reise immer mehr Menschen die Nähe zu Franca? Verbirgt sie ein dunkles Geheimnis? Als in Ulm Francas Verlobter tot aufgefunden wird, spitzt sich die Lage zu. Kann Laila herausfinden, was hinter all dem steckt?

Susann Rosemann wurde in Bremen geboren und ist im Saarland aufgewachsen. Zum Studium der Ur- und Frühgeschichte zog es sie nach Heidelberg. Zwischen Magisterarbeit und Abschlussprüfungen kam zum Interesse für Geschichte noch die Liebe zur Literatur hinzu. Seither widmet sie sich dem Schreiben von historischen Romanen. Ihr Buch »Die falsche Patrizierin« wurde in der Sparte Krimi/Thriller mit dem silbernen HOMER der Autorenvereinigung historischer Roman ausgezeichnet. »Das Lied der Flötenspielerin« ist ihr dritter Roman im Gmeiner-Verlag.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIm Jahre 1524. Die Familie der Flötenspielerin Laila benötigt dringend Geld. Deshalb willigt Laila ein, die am Gemüt erkrankte Franca gegen gute Entlohnung auf einer Reise über die Alpen zu begleiten. In Florenz bei einem Medicus soll das Mädchen Heilung erfahren. Doch warum suchen im Verlauf der Reise immer mehr Menschen die Nähe zu Franca? Verbirgt sie ein dunkles Geheimnis? Als in Ulm Francas Verlobter tot aufgefunden wird, spitzt sich die Lage zu. Kann Laila herausfinden, was hinter all dem steckt?

Susann Rosemann wurde in Bremen geboren und ist im Saarland aufgewachsen. Zum Studium der Ur- und Frühgeschichte zog es sie nach Heidelberg. Zwischen Magisterarbeit und Abschlussprüfungen kam zum Interesse für Geschichte noch die Liebe zur Literatur hinzu. Seither widmet sie sich dem Schreiben von historischen Romanen. Ihr Buch »Die falsche Patrizierin« wurde in der Sparte Krimi/Thriller mit dem silbernen HOMER der Autorenvereinigung historischer Roman ausgezeichnet. »Das Lied der Flötenspielerin« ist ihr dritter Roman im Gmeiner-Verlag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839250822
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum03.08.2016
Auflage1. Auflage
Seiten312 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2431290
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Wie sehr sich in den vergangenen Monaten doch ihr Leben verändert hatte. Und es hatte sich nicht zum Besseren gewandelt, ganz sicher nicht. Es war nur auf andere Art schwierig geworden.

Laila hatte sich in den Schatten einer jungen Eiche zurückgezogen und beobachtete die Fischerboote auf der Donau. Es war ungewöhnlich warm für diese Zeit im Jahr. Der Sommer kündigte sich an, obwohl die Bäume und Wiesen noch voller Blumen und Blüten waren. Laila liebte dieses Farbenspiel. Bunte Tupfer auf dem Grün der Uferböschung mit dem dunklen Wasser dahinter hätten einen schönen Hintergrund für ein Gemälde geliefert, vor allem in dem hellen Frühsommerlicht. Gegenüber wurde ein Floß flussaufwärts getreidelt, gezogen von zwei Ochsen. Was es geladen hatte, blieb unter Planen verborgen. Die Tiere zogen die Last gleichmäßig und schienen sich an den anfeuernden Rufen eines Mannes nicht zu stören.

Laila rutschte am Stamm des Baumes nach unten und spürte, wie die Rinde am groben Stoff ihres Kleides rupfte. Das Gras fühlte sich weich an, als sie mit den Fingern darüberstrich. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie noch länger so ausgeharrt, wäre einfach sitzen geblieben, an den Baumstamm gelehnt, und hätte ihre Umgebung beobachtet. Doch ihre Pflicht rief und auf die wenigen Münzen, die sie damit verdiente, konnte sie nicht verzichten.

Auch wenn sie froh darüber war, wieder in Ulm zu leben und nicht mehr mit Gauklern durch die Gegend zu ziehen, an schlechten Tagen Hunger zu leiden, im Winter in zugigen Quartieren zu frieren, manchmal vermisste sie den Zusammenhalt der Gruppe und die Hoffnung, die sie alle angetrieben hatte. Hoffnung auf einen guten Auftrag, auf gutes Geld und darauf, irgendwann aus dem Elend herauszukommen, weil sie in ihrer Kunst perfekt genug waren, um an Fürstenhöfen zu spielen. Dieser Traum hatte sich nicht erfüllt.

Rufe der Fischer hallten zu ihr herüber und sie sah, wie zwei Männer auf einem Boot ihren Fang an Bord zogen. In dem Netz zappelte es, sie hatten Mühe, es einzuholen und die Fische in mit Wasser gefüllte Eimer zu schmeißen. Am Ufer rannten Kinder übermütig zwischen einer Gruppe von Frauen herum, die Wäsche zum Bleichen am Boden ausbreiteten. Große Laken wurden gemeinsam glatt gezogen, sorgsam hingelegt und dann mit Steinen beschwert. Dem guten Zustand der Wäsche nach zu urteilen, waren es Mägde aus einem reicheren Haushalt. Die Kinder beachteten sie nicht, nur wenn sie den Laken zu nahe kamen, wurden sie barsch zur Ordnung gerufen. Ein besonders vorlauter Junge fing sich eine Ohrfeige ein. Es gelang ihm nicht, rechtzeitig unter dem Arm der Magd zu verschwinden.

Laila erhob sich. Sie nahm ihren Beutel und machte sich auf den Weg durch das Tor, um das Fischerviertel zu durchqueren. Eng standen die Fachwerkhäuser aneinander, es roch nach Kohlsuppe und Unrat, der sich auf der Straße angesammelt hatte. Eine Katze spielte mit einem abgenagten Fischkopf. Wäsche hing aus den Fenstern und überdeckte Löcher und Risse in den Fassaden. Zwei Frauen unterhielten sich vor einer Tür, Laila erkannte die eine, bei ihr kaufte ihre Mutter immer Fisch auf dem Markt. Die Frau nickte freundlich zurück.

»Wie geht es zu Hause?«, fragte sie.

»Gut, sehr gut«, antwortete Laila und setzte ein strahlendes Lächeln auf. Es war gelogen, ihnen ging es nicht gut, dem Vater nicht und der Mutter auch nicht. Aber das musste niemand wissen. »Wir haben unser Dach reparieren lassen, nun kann der nächste Frühsommerregen kommen.« In Wirklichkeit hatte es kein Handwerker, sondern ihr Bruder in tagelanger Arbeit repariert. Laila hatte ihm geholfen, so gut es ging.

»Was macht der Bruder?«

»Er hat seine Gesellenprüfung abgelegt und ist vor ein paar Tagen auf Wanderschaft gegangen. Für ein Jahr.« Die Familie vermisste ihn jetzt schon. Seine ruhige, zupackende Art, die ihm bei seinem Beruf als Steinmetz zugutekam, brachte Ordnung in ihrer aller Leben.

»Das ist schön«, die Frau tätschelte Lailas Arm. »Er soll auf sich achtgeben, ich werde für ihn beten. Sind unruhige Zeiten da draußen.«

»Er hat sich eine sichere Route gewählt. In Straßburg hat er von einem bekannten Baumeister gehört, für den er eine Empfehlung im Gepäck hat.«

»Grüße deine Mutter. Sie kann gerne auf einen Plausch vorbeikommen, auch wenn sie nichts kaufen möchte«, meinte die Frau zum Abschied und Laila nickte nur. Bei ihnen hatte es seit Wochen keinen Fisch mehr gegeben, nur Linsenbrei mit Brot aus grobem Korn, das die Mutter nach ihrer Arbeit abends am Herd buk. Wenn es zu dunkel wurde, um die Bücher, die aus der Druckerei kamen, zu binden. Kerzen waren in ihrem Haushalt rar geworden, weil der Vater viel zu viel Zeit mit seinem rastlosen Umherstreifen in der Stadt verbrachte, statt irgendetwas zu arbeiten, und die Mutter von ihrem mageren Verdienst nun noch einen Esser mehr zu ernähren hatte. Laila hatte mithilfe ihres Bruders in ihrer Kammer eine kleine Nische in die Wand eingearbeitet. Dort stand ein Tongefäß mit Deckel, in dem sie die wenigen Münzen, die sie bislang auf die eine oder andere Art verdienen konnte, aufbewahrte. Für ihre Mitgift, wie die Mutter dachte. Laila hingegen hatte die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben, irgendwann die Buchbinderwerkstatt des Vaters zurückkaufen zu können. Auch wenn ihr dafür dringend etwas Besseres einfallen musste. Mit ihren momentanen Einkünften würde sie in hundert Jahren noch nicht genug beisammen haben.

Sie ließ das Fischerviertel hinter sich und kam in eine Gegend, in der Kaufleute und betuchtere Familien wohnten. Vor einem der Häuser blieb sie stehen und klopfte energisch gegen die Tür. Es dauerte nicht lange, bis sie von einer Magd geöffnet wurde, die Laila eine ganze Weile missbilligend anblickte, bevor sie den Weg freigab. »Du bist wieder zu spät. Wenn das so weitergeht, brauchst du dich gar nicht mehr blicken zu lassen.«

Laila nickte ergeben und verkniff sich die Antwort, dass das wohl nicht die Magd zu entscheiden hatte, ob sie herkam oder nicht. Sie war es von ihrer Zeit mit den Gauklern gewohnt, von oben herab behandelt zu werden. Trotzdem ärgerte es sie. Sie war die Tochter eines Buchbinders, und wenn ihr Vater nicht diesen Fehler begangen und seine Werkstatt verspielt hätte, dann stünde sie gesellschaftlich über dieser arroganten Magd.

Laila stieg die Treppen hoch, ging den Flur entlang und klopfte an eine Tür, neben der ein Bündel frischer Knoblauchknollen an einem Nagel an der Wand hing. Der Geruch lag nur leicht in der Luft und sollte gegen den bösen Blick und alles weitere Übel helfen, welches das Mädchen in dem dahinterliegenden Raum verhext haben mochte. Laila hielt nicht sehr viel von diesem abergläubischen Kram, doch Franca schien es zu beeindrucken.

Laila wartete kurz auf eine Antwort und trat ein, als keine kam. Franca saß auf ihrem Bett. Sie trug ein wunderschönes Kleid aus grünem Barchent, um das Laila sie beneidete, sooft sie es an ihr erblickte. Die Beine hatte sie ausgestreckt, ihre nackten Füße nebeneinander, so als habe sie bis eben ihre Zehen betrachtet. Mit dem Rücken lehnte sie am hölzernen Gestell, dessen Verzierungen aus Ranken und Blüten ihr in den Rücken drücken mussten. Sie blickte Laila aus dunklen Augen an und sagte kein Wort. Ihr schwarzes Haar fiel auf ihre Schultern, glatt und glänzend.

»Guten Morgen, Franca.« Laila legte einen fröhlichen Ton in ihre Stimme und wusste, dass sie den nun eine Weile durchhalten musste. Franca schien mal wieder in ihrer trüben Stimmung gefangen zu sein und das waren für Laila die schwierigeren Tage. »Wie geht es dir, hast du eine gute Nacht gehabt?« Laila nahm ein Kissen und schob es Franca in den Rücken. Die ließ sich das gefallen, starrte Laila weiter an und schwieg. Gut. Laila dachte an den Rat des Medicus, der Franca gegen die Melancholie tägliche Musik verordnet hatte. Er war davon überzeugt, dass ihr das Flötenspiel helfen konnte. Sie schluckte ihren Unmut hinunter, lächelte wieder und setzte sich neben die Kranke auf das Bett.

»Ich habe vorhin Kinder an der Donau gesehen, wie sie die Mägde geärgert haben, die die Wäsche dort bleichen wollten.«

Franca beobachtete sie. Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen, was Laila irritierte.

»Magst du Kinder?«

Franca antwortete nicht. Sie schaute nur.

»Die Kinder waren fröhlich und ausgelassen, ein Junge hat einer Magd die Schürze geklaut. Ausgelassene, wilde Kinder, magst du die? Oder sind sie dir unheimlich?« Vermutlich Letzteres, dachte Laila, doch sie erwartete keine Antwort. Umständlich kramte sie in ihrem Beutel und zog schließlich ihre Flöte daraus hervor. Sie strich über das glatte Holz. Ihre Frage nach dem Lied, welches sie spielen solle, verhallte ebenso unbeantwortet im Raum wie ihre vorherigen Fragen. Also fing sie einfach an und nahm die Melodie, welche ihr als Erstes in den Sinn kam. Ihre Finger bewegten sich auf dem Instrument und sie entlockte ihm die Töne, die sie selbst so liebte. Sie schloss die Augen und gab sich der Musik hin. Eine ganze Weile spielte sie so und als sie einen kurzen Blick auf Franca warf, sah sie, dass das Mädchen ebenfalls mit geschlossenen Augen dasaß. Sie schlief nicht, sie lauschte. Hab ich dich, dachte Laila, während sie sanft weiterspielte.

Sie hatte die Zeit vergessen. Als es unvermittelt klopfte und die Magd eintrat, unterbrach Laila ihr Spiel mitten in einer Tonfolge.

»Das Essen ist auf dem Tisch«, sagte die Frau zu Franca. Laila ignorierte sie. »Die Eltern erwarten, dass Ihr ihnen Gesellschaft leistet.«

»Wunderbar, was gibt es denn?« Mit einem Seitenblick, den Laila sehr wohl bemerkte, rutschte Franca vom Bett und...

mehr

Autor

Susann Rosemann wurde in Bremen geboren und ist im Saarland aufgewachsen. Zum Studium der Ur- und Frühgeschichte zog es sie nach Heidelberg. Zwischen Magisterarbeit und Abschlussprüfungen kam zum Interesse für Geschichte noch die Liebe zur Literatur hinzu. Seither widmet sie sich dem Schreiben von historischen Romanen. Ihr Buch »Die falsche Patrizierin« wurde in der Sparte Krimi/Thriller mit dem silbernen HOMER der Autorenvereinigung historischer Roman ausgezeichnet. »Das Lied der Flötenspielerin« ist ihr dritter Roman im Gmeiner-Verlag.