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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
1070 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am01.07.20161. Auflage
Dieses Lesepaket hat es in sich! Kommissarin Maria Kouba muss im Wiener Jahrhundertsommer einen brisanten Fall rund um einen Swingerclub-Star lösen. In den Dolomiten erlebt Eva statt romantischer Spaziergänge gefährliche Bergtouren. Barbara Auenstein hingegen ist reif für die Insel und sucht alten Trost und neue Leidenschaft auf Wangerooge. Auf die Insel zieht es auch Rosa Talbot - sie startet nach Ibiza, wo sie völlig neue Facetten ihres Lebens entdeckt und in mysteriöse Verstrickungen gerät.mehr

Produkt

KlappentextDieses Lesepaket hat es in sich! Kommissarin Maria Kouba muss im Wiener Jahrhundertsommer einen brisanten Fall rund um einen Swingerclub-Star lösen. In den Dolomiten erlebt Eva statt romantischer Spaziergänge gefährliche Bergtouren. Barbara Auenstein hingegen ist reif für die Insel und sucht alten Trost und neue Leidenschaft auf Wangerooge. Auf die Insel zieht es auch Rosa Talbot - sie startet nach Ibiza, wo sie völlig neue Facetten ihres Lebens entdeckt und in mysteriöse Verstrickungen gerät.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783734992452
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum01.07.2016
Auflage1. Auflage
Seiten1070 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2431380
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

23

»Schon wieder ein Unfall«, seufzte Frau Bodo, als Rosa am Morgen das Geschäft betrat. »In den letzten Wochen mehren sich die Schäden, und die Versicherung beginnt Mätzchen zu machen.«

»Seltsam«, warf Rosa ein, »was sagt das Horoskop?«

»Danke, Mädel, heute habe ich nicht nachgesehen!«, antwortete Frau Bodo und klickte auf sternenkiste.de . »Mal sehen, Merkur im Quadrat zu Neptun. Oh nein!«

Frau Bodo sah regelmäßig im Internet nach und aktualisierte ihre Planetenstände. Sie lief zum Laden vis-a-vis um Lotto zu spielen, sobald Jupiter mit Merkur flirtete, und blieb abends zuhause, sollte Mars ihren Pluto attackieren. Auf diese Weise war jede Krise zu bewältigen, hatte sie Rosa stolz erklärt. Finanzielle, berufliche und emotionale - die Sternenkiste stand 24 Stunden am Tag bereit.

Rosa goss ein Glas Wasser ein, um es ihrer Chefin zu reichen. Im Film nahmen die Darstellerinnen immer einen Schluck Wasser, wenn es schlechte Nachrichten zu verdauen galt. Sie verstand genug von Astrologie, um zu wissen, dass die Geschichte nichts Gutes verhieß.

»Betrug. Passen Sie auf, nicht Spielball betrügerischer Machenschaften zu werden«, las die Chefin weiter. »Überprüfen Sie, in welchem Haus sich Ihr Neptun derzeit befindet und hüten Sie sich vor unklaren Aussagen.« Frau Bodo blickte auf und nahm dankbar das Wasserglas zur Hand.

»Ich seh mir das genauer an. Kein Grund, sich Sorgen zu machen, Frau Bodo!«, beschwichtigte Rosa. Allein ihre Stimme verriet, dass sie da nicht so sicher war.

Bis auf den Zwischenfall heute Morgen war das Leben auf der Insel beschaulicher, als sie es sich hatte träumen lassen. Unter der Woche startete sie um zehn Uhr mit Mails in Deutsch, Englisch und Französisch, kontrollierte Kundendokumente, Tankfüllungen und Autos auf Parkschäden. Dazwischen führte sie Smalltalk mit Kunden oder holte Bocadillos und Kaffee. Die Telefonate und Verträge erledigte Frau Bodo, sodass sie während der Siesta an den Strand gehen konnte. Wenn genug Zeit blieb, fuhr sie zu den Salinen. Das Meer war seicht und türkisblau, und wenn es schon irgendwo warm war, dann hier. Ein kleines Schläfchen im Halbschatten war eine echte Glücksquelle. Von fünf Uhr ging die Arbeit weiter bis acht, dann war das Tagesgeschäft erledigt. An einem Nachmittag pro Woche hatte sie frei. Da tankte sie ihr kleines Auto voll und fuhr die Insel ab. Als Ziel ihrer Entdeckungsfahrten eigneten sich der ruhige, beinahe einsame Norden, die mondänen Clubs im Südwesten oder die Agriculturas mit ihren Oliven-, Mandel- und Orangenbäumen. Am meisten angetan hatte es ihr das Hinterland der Insel.

An den Sonntagen war alles anders. Es waren die Tage, an denen ihr etwas fehlte. Ein Kind, mit dem sie lachen und kuscheln konnte, dem sie ein wenig die Welt erklären durfte. So war es für sie sonntags während der letzten Jahre gewesen. War Marti deshalb am frühen Morgen zum Power-Jogging aufgebrochen? Etwa, um ihren sentimentalen Anflügen auszuweichen? Marti hatte nichts gegen Kinder - solange es nicht die eigenen waren. Und Rosa hatte, ihm zuliebe, nie die entscheidende Frage gestellt: Er oder ein noch unbekanntes anderes Wesen?

Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, wer nie geträumt hat. Der Spruch stammte sicher von einer Frau, dachte Rosa.

Seit sie auf der Insel war, hatte sie noch keine Lust gehabt, fernzusehen. Heute aber legte sie sich aufs Sofa und zappte sich durch das Satellitenangebot. Da läutete das Telefon.

»¡Hola chica, möchtest du nicht in mein Lieblingslokal kommen? Wir könnten einen ibizenkischen Flammkuchen essen, mit Nüssen, Honig und Ziegenkäse!«

»Fein, dann weiß ich, welches dein Stammbeisel ist.«

Carlos passte wunderbar ins Ambiente, dachte Rosa, als sie die Tür zum Lokal aufmachte. Er hatte an einem rot lackierten Tisch Platz genommen, die Lampe über ihm war aus Papierstreifen zusammengesetzt. Seine Locken hatte er hinter die Ohren geschoben, sie hüpften dennoch im Takt, während er rauchend und in Gedanken versunken, zur Musik wippte. Bei ihm war alles stimmig in diesem Moment. Erscheinung, Kleidung und Raum. Sie hätte sich gern von außen erlebt, um zu sehen, wie weit sie gekommen wäre in einem Authentizitäts-Ranking.

»Schön, dass du gekommen bist.« Er stand auf, grinste und umarmte sie zur Begrüßung. Rosa wurde nervös.

»Sicher, warum nicht, wir sind Freunde«, sie versuchte, Carlos dabei nicht in die Augen zu sehen, »und außerdem habe ich Hunger.« Dass sie dasselbe Lieblingslokal teilten, erwähnte sie besser nicht. Er könnte annehmen, sie konstruiere Gemeinsamkeiten. Vielleicht kannte er Frauen, die nach einer Nacht gleich heiraten oder ihn als Vater ihrer drei Kinder einplanten. Das war nicht Rosas Sache. Sie versuchte, sich ihre Aufgewühltheit nicht anmerken zu lassen. Erst mal hören, was von seiner Seite kam. Wobei - ein bisschen mehr als gute Freundschaft plus wäre schon â¦ Scheiß Romantik, aber auch! Sie setzte sich.

Fünf braungebrannte Männer begannen in einer Ecke des Lokals ihre Instrumente aufzubauen.

»Was möchtest du trinken, Rosita?«

Rosa überlegte. »Das, was du trinkst, nehm ich auch.«

Zwei Minuten später hatte Rosa einen duftenden Flammkuchen und ein Glas Rotwein vor sich stehen. Es war, als hätte mit Carlos wieder der Genuss an ihre Tür geklopft. Allein sein war zwar schön, aber nicht immer!

Sie biss herzhaft in den krossen Teig und Carlos lachte dazu. Offenbar war die richtige Mischung nicht nur bei einem Spritzer20 wichtig, sondern empfahl sich fürs ganze Leben!

Önopsychologie, sie wusste, dass der Mensch vom Wein viel lernen konnte. Schon Konfuzius, ihr alter Haberer21 hatte über das Trinken philosophiert. Er verteufelte einen guten Tropfen nicht. Am Rausch ist nicht der Wein schuld, sondern der Trinker! Es war so einfach!

»Schmeckt s dir?«

»Muy bien!«, antwortete Rosa schmatzend. Sie genoss es, mit den Fingern zu essen und darüber hinaus während des Essens reden zu dürfen. Sie hatte es sich einfach erlaubt. Und, sie hatte einen Liebhaber. Noch dazu, was für einen! Auch den hatte sie sich erlaubt.

Was Marti kann, kann ich schon lange. Das war das Schöne daran, sie waren einander ebenbürtig. Da fiel ihr ein, sie wollte jetzt gar nicht an Marti denken!

Die Band begann zu spielen, und brasilianische Lebensfreude breitete sich aus.

»Warum haben Länder mit weniger Sicherheit ein Mehr an Lebensfreude? Was denkst du?« Das Thema fand sie schon länger interessant.

»Sicherheitsdenken zerstört die Lebendigkeit«, antwortete Carlos ohne nachzudenken, »du kannst nicht beides haben. Es verhält sich wie Feuer und Eis. Nur wenn du Vertrauen hast in dich selbst â¦«

»â¦ dann brauchst ka Versicherung«, begann Rosa spontan weiter zu singen, »weil dann bleibst â¦ für immer jung!« Ein Österreicher, die Nummer Eins vom Wienerwald, hatte dies schon vor 30 Jahren besungen. Aber wie sollte sie das Carlos erklären? Ihrem Finnen hatte sie das Lied bereits nähergebracht.

Das alles noch einmal und noch dazu auf Spanisch? Wo sie doch nur gute Freunde plus waren? Rosa bemerkte, wie allein die Vorstellung sie ermüdete.

»Carlos, ich werde fahren.«

»Bis bald.« Er zwinkerte ihr zu. »Schlaf gut, Rosita. Und pass auf mit dem Auto!«

Nachdem sie das Tor hatte zufallen lassen, fiel ihr Blick auf das erleuchtete Nachbarhaus. Frauke war zurück! Gleich morgen würde sie anklopfen. Und wie immer, wenn sie richtig müde war, konnte sie keine Energie aufbringen, ins Bett zu gehen. Sie ließ sich in den nächsten Sessel fallen.

Die Zeit in Österreich kam ihr in den Sinn. Langsam begannen ihr die Menschen zu fehlen. Auch die aus der Praxis, nicht ihre Probleme, doch die Menschen, die sie mit sich herumschleppten. Rosa hatte an jedem Einzelnen etwas Ansprechendes finden können. Das war wohl auch eine Lernübung, aber Rosa fiel sie nicht schwer.

Bei manchen Patienten ging es hochturbulent zu. Sie boten jede Stunde neue Szenarien an Verirrungs- und Verwirrungstaktiken, um ihre Gefühle nicht spüren zu müssen. Wie in einem Sandsturm durfte es nie ruhig werden, immer musste die Sicht trübe bleiben. Das war anstrengend, für beide Seiten.

Es waren auch Menschen darunter, denen nie jemand gesagt hatte, dass sie ihren eigenen Weg gehen durften, die in der Sorge für andere aufgingen oder sich nie die Frage gestellt hatten, was sie selbst vom Leben erwarteten. Hier etwas in Gang zu bringen, liebte Rosa. Und es fehlte ihr. Als hätte sie keinen Garten mehr, in dem sie das Aufblühen der Rosen beobachten konnte. Dafür musste sie aber auch nicht mehr gießen, dachte sie mit einem Grinsen, das zwischen Lachen und Weinen angesiedelt war.

A Mensch möcht i bleib n  â¦ Den Laptop aus dem Schrank gezerrt und eingeschaltet, saß Rosa wenig später vor dem Gerät. Seltsam, dass sie sich nicht abgemeldet hatte beim letzten Besuch im Netz. Da war sie doch sonst penibel. Aber nun kam Austropop. Der war genauso ungewöhnlich in Rosas Welt: Für immer jung , und danach Wie mei Herzschlag . André Heller sang in tiefem Wienerisch: Manchmal möchte i dir schreiben, dass du mir fehlst und dass ich wart, aber dann lass ich s bleiben, weil Jammern is net mei Art. Nein, ich hätt mir das nie gedacht, dass ich dich einmal verlier â¦ Vielleicht war i a Blinder, der kein Unglück kommen sieht oder wir waren wie Kinder, denen...

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