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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
496 Seiten
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am07.06.20181. Auflage
Ein vergessen geglaubter Fall und ein entsetzliches Verbrechen - »Erzengel«, der sechste Band der SPIEGEL-Bestsellerautoren Voosen/Danielsson, dreht sich um Glaube, Obsession und Okkultismus. Die Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss stolpern über Ungereimtheiten in einem alten Fall, dem Suizid eines jungen Manns. Der vermeintliche Selbstmörder war zu Beginn der 90er-Jahre der Hauptverdächtige eines der grausamsten Verbrechen Schwedens, bei dem sechs junge Menschen, Mitglieder einer Heavy Metal-Band, ums Leben kamen. Die komplexe Ermittlung führt die beiden ungleichen Frauen in die Tiefen einer düsteren Subkultur, an die Grenze zwischen Glauben und fanatischer Religiosität, vom verschneiten Småland an die zerklüftete Westküste bis in die dunklen Schächte der Eisenerzmine im nordschwedischen Kiruna. Als rund um Växjö mittelalterliche Kirchen in Flammen stehen und ein Kollege schwer verletzt wird, müssen Nyström und Forss schmerzhaft einsehen, dass dieser Fall noch längst nicht gelöst, sondern brandaktuell und lebensgefährlich ist. »Ein Muss für Liebhaber skandinavischer Krimis.« Donaukurier

Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin vergessen geglaubter Fall und ein entsetzliches Verbrechen - »Erzengel«, der sechste Band der SPIEGEL-Bestsellerautoren Voosen/Danielsson, dreht sich um Glaube, Obsession und Okkultismus. Die Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss stolpern über Ungereimtheiten in einem alten Fall, dem Suizid eines jungen Manns. Der vermeintliche Selbstmörder war zu Beginn der 90er-Jahre der Hauptverdächtige eines der grausamsten Verbrechen Schwedens, bei dem sechs junge Menschen, Mitglieder einer Heavy Metal-Band, ums Leben kamen. Die komplexe Ermittlung führt die beiden ungleichen Frauen in die Tiefen einer düsteren Subkultur, an die Grenze zwischen Glauben und fanatischer Religiosität, vom verschneiten Småland an die zerklüftete Westküste bis in die dunklen Schächte der Eisenerzmine im nordschwedischen Kiruna. Als rund um Växjö mittelalterliche Kirchen in Flammen stehen und ein Kollege schwer verletzt wird, müssen Nyström und Forss schmerzhaft einsehen, dass dieser Fall noch längst nicht gelöst, sondern brandaktuell und lebensgefährlich ist. »Ein Muss für Liebhaber skandinavischer Krimis.« Donaukurier

Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462318241
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.06.2018
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.6
Seiten496 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3791 Kbytes
Artikel-Nr.2506727
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

4

Stina Forss fuhr vom Friedhof aus zu dem Motel, das sie im Vorhinein gebucht hatte, ein gesichtsloser, dreigeschossiger Bau, der eingeklemmt zwischen zwei Autobahnausfahrten lag. Auf dem Zimmer duschte sie heiß und zog sich anschließend trockene Sachen an. Nachdem sie sich die Haare geföhnt hatte, setzte sie sich auf das Bett und nahm ein altmodisches Brillenetui aus ihrer Kulturtasche, das sie vorsichtig aufklappte. Darin lagen gebettet auf einem gefalteten Stofftaschentuch zwei Gegenstände: ein großer Schlüssel mit einem komplizierten Bart sowie ein prachtvoller militärischer Orden. Es war ihr zum täglichen Ritual geworden, diese beiden Dinge anzuschauen, in die Hand zu nehmen, an sich zu drücken. Auch wenn sie nicht einmal annäherungsweise ihre Bedeutung verstand, versuchte Forss sie wortwörtlich zu begreifen. Denn es war ein Rätsel: Kent Vargen hatte ihr die beiden Gegenstände in die Manteltasche gesteckt, Sekunden bevor er sie und ein Fußballstadion voller Menschen vor dem Tod bewahrt hatte. Stattdessen hatte er sich selbst geopfert. Das Bombenattentat einer rechtsextremen Terroristenzelle auf ein Fußballspiel zweier Einwanderermannschaften in Södertälje hatte weltweit Schlagzeilen gemacht. Neben Kent Vargen, dem es gelungen war, den mit einem Zeitzünder versehenen Sprengstoff im letzten Moment aus dem Stadion zu schaffen und damit die Auswirkung der Explosion drastisch einzudämmen, waren fünf Terroristen und siebzehn Unbeteiligte zu Tode gekommen, fast hundertfünfzig Menschen waren schwer verletzt worden, darunter Stina Forss. Das Justizministerium hatte eine Untersuchungskommission eingesetzt, es hatte Verhaftungen gegeben und die umfangreichen Ermittlungen der Polizei und des Staatsschutzes dauerten bis heute an. Forss, die den Terroristen auf die Spur gekommen war und die Attentatspläne aufgedeckt hatte, war von der Landespolizeiführung persönlich belobigt worden. Das Angebot, eine leitende Ermittlerstelle in Stockholm anzunehmen, hatte sie jedoch abgelehnt, ohne lange darüber nachzudenken. In den ersten Monaten nach dem Koma und den Operationen, bei denen ein Metallsplitter aus ihrem Kopf entfernt und vergeblich versucht worden war, ihr linkes Auge zu retten, hatte sie viel über ihre Situation nachgedacht. Es war einige Jahre her, seit sie aus Berlin nach Schweden, in das Land ihrer Kindheit, zurückgekehrt war. Sie hatte damals ihr deutsches Leben einschließlich einer Karriere bei der Mordkommission des Landeskriminalamts hinter sich zurückgelassen, weil ihr todkranker Vater sie hier gebraucht hatte; zumindest hatte sie sich das eingeredet, ungeachtet der Tatsache, dass ihre Beziehung kaum existent war, seit er sie und ihre Mutter in ihrer Jugend schwer misshandelt hatte. Wunden, die nie verheilt, Dinge, die nie zur Sprache gekommen waren. Der zweite, ehrlichere Grund war daher, dass sie sich endlich eine offene Aussprache erhofft hatte. Ein Gespräch, das ihr Antworten auf die Frage geben konnte, warum ihr eigenes Leben so verkorkst war, warum eine gescheiterte Liebesbeziehung auf die nächste gefolgt war, warum sie gegenüber ihren Lebensabschnittspartnern so jähzornig gewesen war, so unkontrolliert und gewalttätig. Nun war Kjell Forss seit mehr als zwei Jahren tot, das klärende Gespräch hatte es nie gegeben, doch sie war immer noch hier. Es fiel ihr selbst schwer zu verstehen, warum. Sie war in Växjö gestrandet, in der småländischen Provinz, bewohnte das ehemalige Ferienhaus ihres Vaters, das weit außerhalb der Kreisstadt im Nirgendwo lag, hatte, ausgenommen von ihren Kollegen und vielleicht noch der Familie ihrer Cousine, keine nennenswerten zwischenmenschlichen Kontakte, keine Freunde, keine Wurzeln.

Andererseits: Was zog sie zurück nach Berlin? Dort war das Leben auch ohne sie weitergegangen. Ihre ehemalige Stelle war längst wieder besetzt worden, ihr Exfreund Sebastian hatte vor Kurzem geheiratet, und nach dem, was man so hörte, waren die Wohnungspreise und Mieten in den vergangenen Jahren explodiert. Was sollte sie in Stockholm, leitende Position hin oder her? Oder gar im Sauerland, wo ihre Mutter lebte? Forss war keine Träumerin. Ein Leben, das man führte, gleich wie blass und eindimensional es von außen betrachtet wirken mochte, war immer noch besser als eins, das man herbeifantasierte. Vielleicht bin ich für Utopien auch einfach zu kaputt, dachte sie oft in letzter Zeit. Immerhin hatte sie ihren Job bei der Kripo Kronoberg. Auch wenn ihr Leben ansonsten ein Trümmerfeld sein mochte, war sie wenigstens eine gute Polizistin. Für diese Gewissheit brauchte sie nicht das Lob des Landespolizeichefs.

Forss nahm den Orden aus dem Etui. Er war kühl und schwer, ein goldenes Andreaskreuz besonderer Machart. Seine vier gezackten Enden liefen auf einen Kreis zu, der mit drei Kronen geschmückt war. Längs durch die Mitte führte ein Schwert, dessen Spitze eine große, filigran gearbeitete Krone zierte. Die Krone wiederum war an der Spitze mit einer feingliedrigen Öse an einem geklöppelten gelben Ordensband befestigt, auf das blaue Streifen und ein weiteres goldenes Schwert gestickt waren. Auf der Rückseite waren die Worte PRO PATRIA, für das Vaterland, eingeprägt, sowie das Emblem des Königshauses. Natürlich hatte sie recherchiert, was es mit diesem Orden auf sich hatte, und war nach langem Suchen schließlich in der Stadtbibliothek in einem Heraldikführer fündig geworden. Das, was sie gerade in der Hand hielt, war das Kriegskreuz ersten Grades in Gold des Königlichen Schwertordens, dem Fachbuch zufolge die bedeutendste Tapferkeitsauszeichnung, die es in Schweden gab. Merkwürdigerweise stand dort ebenfalls, dass dieser Orden noch nie verliehen worden war. Wie auch, wenn die in den Fünfzigerjahren gestiftete Auszeichnung ausschließlich zu Kriegszeiten vergeben wurde und sich das Land seit mehr als zweihundert Jahren nicht mehr im Krieg befunden hatte?

Das führte unweigerlich zu der Frage, wie eine derart exklusive Medaille in Kent Vargens Besitz gekommen war. Und warum hatte er, seinen unmittelbaren Tod vor Augen, den Orden an sie weitergereicht? Welche Bedeutung hatte der Schlüssel? Gab es womöglich einen Zusammenhang zwischen den beiden Gegenständen? Was wollte ihr Kent mit seiner letzten Geste sagen? Barg sein Erbe, wie sie die beiden Dinge nannte, eine Aufforderung? Einen Auftrag?

Die Fragen trieben sie seit den Tagen um, die sie nach dem Unglück im Krankenhaus verbracht hatte; und dafür, dass die wenigen positiven Aspekte ihres Selbstbilds im Grunde einzig und allein auf dem Umstand fußten, eine gute Ermittlerin zu sein, hatte sie im vergangenen Jahr bemerkenswert wenige Antworten gefunden, wie sie nicht ohne Bitterkeit immer wieder feststellte.

Eine Tapferkeitsmedaille, die nie vergeben worden war.

Ein Schlüssel, der sich nicht zuordnen ließ.

Beides unter den denkbar dramatischsten Umständen überreicht von ihrem ... Geliebten - ihr fiel kein passenderes Wort ein -, einem Mann, den es eigentlich gar nicht gab. Sie wiederholte die Worte, sprach sie laut vor sich hin, wie um sich dadurch ihrer Wahrhaftigkeit zu versichern:

Einem Mann, den es eigentlich gar nicht gab.

Denn das war die größte und beunruhigendste Entdeckung ihrer monatelangen, heimlichen Recherche gewesen: Kent Vargen war ein Phantom. Der Mann, mit dem sie das Bett geteilt, der Kollege, der ein halbes Jahr lang ihre Abteilung verstärkt, mit dem sie täglich zusammengearbeitet hatte, schien außerhalb dieser sechsmonatigen Zeitblase nicht zu existieren. Sie fand ihn in keinem Archiv und in keinem Register. Seine Personalnummer war keiner Steuerakte zuzuordnen. Es gab keine Angehörigen und offenbar keine Freunde. Zu seiner Beerdigung, die stattgefunden hatte, während Forss noch mit einem Metallsplitter im Kopf im Koma gelegen hatte, war außer ihrer Chefin Ingrid Nyström niemand erschienen. Die Personalverwaltung in Stockholm, die Kent der Kripo in Kronoberg zugeteilt hatte, ließ ihre Anfragen unbeantwortet, angeblich fehlte der zuständige Sachbearbeiter seit Monaten krankheitsbedingt. Sicher, sie hätte ihre Chefin in die Sache einweihen und auf offiziellen Wegen mehr Druck machen können. Sie hätte sich an den Växjöer Polizeichef Edman oder gleich direkt an die Landespolizeiführung wenden können, nun, wo sie eine belobigte Toppolizistin war, der sogar der Innenminister persönlich die Hand geschüttelt hatte. Doch das Letzte, was sie wollte, war, in der Sache Staub aufzuwirbeln und unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Nicht, bevor sie wenigstens ansatzweise ahnte, was es mit Kents Nichtexistenz auf sich hatte. Das Einzige, was sie fand, waren dürftige Spuren im Internet, ein Facebook- und ein Twitteraccount, beide genau eine Woche vor dem Zeitpunkt erstellt, an dem Kent in Växjö aufgetaucht war, offenbar aus dem Nirgendwo.

Wer warst du, Kent?

Wer warst du wirklich?

Mehr als auffällig war ebenfalls, dass Kent Vargen in der Berichterstattung über das Attentat im Gegensatz zu ihr selbst überhaupt nicht auftauchte. Immer wieder war überall dasselbe fürchterliche Archivbild von ihr abgedruckt worden, sie hatte Interview- und Talkshowanfragen abwimmeln müssen, ein Verlag hatte ihr gar einen Buchvertrag angeboten. Sie war die Heldin der Stunde gewesen, das Gesicht der halbwegs vereitelten Stadiontragödie. Angesichts des Umstands, dass sie zwar den Sprengstoff entdeckt, es aber Kent gewesen war, der die Zeitbombe aus dem Stadion geschafft hatte, während sie hilflos und gefesselt am Boden gelegen hatte, waren die Zeitungsberichte schwammig. Kents Rolle blieb in der medialen...
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Autor

Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.Kerstin Signe Danielsson, geboren 1983 in Växjö, verbrachte ihre Kindheit im tiefen småländischen Wald. Mit 19 ging sie nach Hamburg und studierte Geschichte und Germanistik. Nachdem sie unzählige Male zwischen Hamburg, Göteborg und Växjö hin- und hergezogen ist, lebt sie jetzt in Berg/Schweden. Sie arbeitet als Autorin und Lehrerin.