Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am07.10.20211. Auflage
Das Herz ist ein einsamer Jäger. Ein verschwundenes Herz. Ein ungewöhnlicher Stein. Ein Mörder, der sich in Luft auflöst. Zwei Fälle, die sich kreuzen, und zwei Kommissarinnen am Limit. Kurz nach Mittsommer bekommt es Kommissarin Ingrid Nyström in Småland mit einem obskuren Mordfall zu tun: Dem Toten, einem alleinstehenden Informatiker, wurde das Herz entnommen und durch einen seltenen Gesteinsbrocken ersetzt. Als die Ermittlungen Fahrt aufnehmen, zeigt sich, dass dem Opfer bereits früher furchtbare Dinge widerfahren sind. Um den Fall zu lösen, muss Nyström gegen alle inneren Widerstände in eine ihr fremde, dunkle Welt eintauchen. Gleichzeitig ermittelt ihre Kollegin Stina Forss in einem zweiten rätselhaften Verbrechen, ein sogenanntes Locked-room mystery, in dem der Mörder aus einem hermetisch abgeriegelten Raum spurlos verschwindet. Während beide Kommissarinnen mit eigenen Dämonen ringen, bewegen sich die zwei Fälle mit zunehmender Geschwindigkeit aufeinander zu und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis es weitere Todesopfer gibt.

Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDas Herz ist ein einsamer Jäger. Ein verschwundenes Herz. Ein ungewöhnlicher Stein. Ein Mörder, der sich in Luft auflöst. Zwei Fälle, die sich kreuzen, und zwei Kommissarinnen am Limit. Kurz nach Mittsommer bekommt es Kommissarin Ingrid Nyström in Småland mit einem obskuren Mordfall zu tun: Dem Toten, einem alleinstehenden Informatiker, wurde das Herz entnommen und durch einen seltenen Gesteinsbrocken ersetzt. Als die Ermittlungen Fahrt aufnehmen, zeigt sich, dass dem Opfer bereits früher furchtbare Dinge widerfahren sind. Um den Fall zu lösen, muss Nyström gegen alle inneren Widerstände in eine ihr fremde, dunkle Welt eintauchen. Gleichzeitig ermittelt ihre Kollegin Stina Forss in einem zweiten rätselhaften Verbrechen, ein sogenanntes Locked-room mystery, in dem der Mörder aus einem hermetisch abgeriegelten Raum spurlos verschwindet. Während beide Kommissarinnen mit eigenen Dämonen ringen, bewegen sich die zwei Fälle mit zunehmender Geschwindigkeit aufeinander zu und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis es weitere Todesopfer gibt.

Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462303179
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum07.10.2021
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.9
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3466 Kbytes
Artikel-Nr.5733381
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Stockholm-Tensta im Juli, achtunddreißig Grad im Inneren des parkenden Vans. Kommissarin Stina Forss sah durch die verdunkelten Scheiben nach draußen. Die Luft flirrte in den Straßenschluchten zwischen den Wohnblocks. Häuser wie Monolithen, Plattenbaulabyrinth, schlimmer als Berlin-Marzahn, dachte sie und wischte sich mit dem nackten Arm Schweiß von der Stirn. Aber dies war nicht ihre alte Heimat, sondern die neue. Die neueste, um genau zu sein. Tensta, eine Sechzigerjahre-Vorstadtbausünde, sogenanntes Millionenprogramm, längst eine Art Ghetto und Sackgasse Zigtausender Biografien, eine Hochhaushölle, eingeklemmt zwischen zwei anderen Hochhaushöllen, Hjulsta und Rinkeby. Hinten die Autobahn, vorn ein Waldgürtel, der die braven Einfamilienhäuser in Bromsten vor dem Einfall der Barbaren schützte. Forss kannte die Zahlen, jahrzehntelange Vorurteile waren irgendwann zu Fakten geronnen: Allein im Vorjahr achtzig Schusswechsel, siebzehn Tote, viele von ihnen noch nicht einmal volljährig, die meisten mit Migrationshintergrund. Self-fulfilling prophecies. Und diese furchtbaren Zahlen galten allein für den Großraum Stockholm. In Malmö, Göteborg, Uppsala, Borlänge sah es ähnlich aus. Mehr als siebzig Schusswaffenopfer landesweit. Das war auf die Einwohnerzahl hochgerechnet europäische Spitze. Nahezu amerikanische Verhältnisse. Die neueste Entwicklung der ohnehin schon angespannten Situation waren Sprengstoffattentate in den Gebieten der jeweiligen Kontrahenten, auf Wohnungen, Autos, Unterschlupfe. Mehrfach war es bereits zu schweren Verletzungen Unbeteiligter gekommen, von den immensen Sachschäden und dem zunehmenden Unsicherheitsgefühl in den betroffenen Stadtvierteln ganz zu schweigen. Und genau deshalb war sie hier. Operation Rimfrost, Raureif, hieß die landesweite Polizeistrategie, die Ressourcen bündeln sollte, um den entfesselten Drogenbandenkriegen endlich robust zu begegnen. Nachdem Forss vor Jahren in letzter Sekunde einen terroristischen Bombenanschlag verhindert und Tausende Menschenleben gerettet hatte, galt sie in Polizeikreisen als Kapazität, was Sprengstoffattentate anging. Der Leiter der landesweiten Operativen Einheiten, kurz NOA, hatte sie vor neun Monaten aus Växjö hierhergelotst, aus der småländischen Provinz an die vorderste Front des Kampfes gegen Bandenkriminalität. Ihre Gründe, Växjö zu verlassen und endlich wieder in einer Großstadt zu arbeiten, waren vielfältig und ...

»Es tut sich was.«

Die Stimme des Einsatzleiters riss sie aus ihren Gedanken. Håkan Rydell war ein schmaler, großer Mann mit Brille, ehrgeizig und wie sie Anfang vierzig. Sie sah zu einem der Fenster im fünften Stock des Wohnblocks auf, vor dem ihr Fahrzeug postiert war, und hielt einen Kopfhörer an ihr Ohr. Sofort setzte Stimmengewirr ein. Die Zielpersonen, auf die sie warteten, betraten die verwanzte Wohnung. Forss lauschte und spürte, wie ihr unter der schusssicheren Weste der Schweiß den Rücken hinablief. Die Hitze machte es schwer, sich zu konzentrieren, sie hockten hier bereits seit Ewigkeiten in dem stickigen Wagen. Forss blickte auf die Uhr, zupfte an ihrer Augenklappe, fuhr sich durch die rotbraunen Locken. Ihr Körper kribbelte vor Ungeduld. Langmut war definitiv keine ihrer Stärken. Sie drückte die Kopfhörermuschel fester auf ihr Ohr. Nun verstand sie vereinzelte Satzfetzen.

»... bekommt nichts auf die Reihe, der Asi.«

»... schon immer ein fertiger Typ, dieser Kanake.«

»Tarek meinte, er würde vielleicht später ...«

»... die Fresse halten.«

Lachen.

Rauschen.

Undefinierbares Rumpeln.

Dann wieder Stimmen, diesmal klar und nah an einem der versteckten Mikrofone.

»... wollen wir mal zum Geschäftlichen kommen, Brüder.«

»... cash, habibi, Bargeld lacht ...«

»Was du nicht sagst.«

Sie erkannte die Stimme des Angesprochenen wieder.

»Das ist er, wir sollten reingehen«, sagte sie laut. »Jetzt, auf der Stelle.«

Rydell warf ihr einen langen Blick zu, bevor er sich kopfschüttelnd an die anderen beiden Kollegen wandte. Die Chemie zwischen ihr und dem Rest des Teams hatte vom ersten Augenblick an nicht gestimmt.

»Du kennst die Befehle, Forss. Wir warten, bis das Mobile Einsatzkommando eintrifft. Und jetzt Ruhe!«

Naserümpfend ruckelte er seinen Kopfhörer zurecht.

Zu ihrer Ungeduld gesellte sich Wut. Rydell war zwar der Teamleiter, trotzdem war das hier ihr Baby. Ihr Informant, ihre Show, so einfach war das. Sie musste sich beherrschen. Dabei hatte sie sich geschworen, dass es dieses Mal anders laufen sollte als in Berlin und Växjö. Ruhiger. Entspannter. Keine Alleingänge mehr, keine Ausbrüche, kein Aufbegehren. Sie hatte in ihrem Leben schon zu oft von vorne angefangen. Sie klaubte eine Dose Snus aus ihrer Gesäßtasche, öffnete sie und schob sich ein Tabakpäckchen unter die Oberlippe. Vielleicht beruhigte das Nikotin ein wenig. Sie schätzte die Situation grundlegend anders ein als Rydell. Ihr Informant hatte recht gehabt. Jamal Khaled, der top boy von Tensta, war persönlich zu dem Treffpunkt gekommen. Jetzt, in diesem Augenblick, befand er sich in der Wohnung. Und mit ihm aller Wahrscheinlichkeit nach mehrere Kilo Heroin, ein Haufen Schwarzgeld und jede Menge illegaler Waffen. Solche Gelegenheiten gab es nicht oft. Sie spürte unmittelbar die elektrisierende Wirkung des Kautabaks. Rydell war ein ausgemachter Idiot, wenn er weiter auf das Sonderkommando wartete, anstatt sofort zu handeln. Allein der Umstand, dass der Einsatz im Vorfeld nicht besser synchronisiert worden war, zeigte seine Inkompetenz. Wieso war das SWAT-Team nicht längst vor Ort und in Stellung gebracht? Das Kribbeln im Körper wurde stärker. Ihr rechter Fuß wippte. Sie zog die Kreppverschlüsse der Kevlarweste strammer. Sie war zu NOA und Rimfrost gekommen, um etwas zu bewirken. Was sie wollte, waren weniger Halbstarke, die sich gegenseitig über den Haufen schossen, abstachen oder in die Luft sprengten. Das erreichte man nicht, indem man zauderte, immer wieder zu spät kam, sodass einem nur noch übrig blieb, die Blutlachen aufzuwischen oder Leichenteile einzusammeln. Das erreichte man nicht, indem man kleine Straßendealer abgriff. Aber vor allem erreichte man nichts mit ängstlichen Vorgesetzten.

»Ich geh da jetzt rein«, sagte sie, riss den Kopfhörer herunter, stand auf und zog die Schiebetür des Vans auf, bevor irgendjemand reagieren konnte.

»Forss, du kannst doch nicht ...«

Sie konnte. Sie stieg aus, warf sich eine leichte Windjacke über, die Schutzweste und Holster verdeckte, band sich ihr Halstuch zu einem improvisierten Hijab über die Locken und marschierte los. Das war übereilt. Das war kopflos. Das war wahrscheinlich sogar wahnsinnig. Es allein mit drei oder vier bewaffneten Kriminellen aufzunehmen. Die Späher nicht mitgerechnet, die aller Voraussicht nach an Fenstern und Hauseingängen postiert waren. Doch sie war nicht zwangsläufig allein. Nicht wenn Rydell, Andersson und Hamudi ihr folgen würden. Denn was blieb ihnen anderes übrig? Sie konnten ihre Kollegin schlecht in ein aussichtsloses Feuergefecht laufen lassen. Dazu war der Korpsgeist zu stark, selbst einer renitenten Einzelgängerin gegenüber. Als sie die Straße überquert hatte, hörte sie hinter sich, wie die Schiebetür des Vans ins Schloss fiel und die anderen ihr fluchend folgten. Na, wer sagt´s denn, dachte sie. Die Eingangstür des Wohnblocks hatte kein funktionstüchtiges Schloss, vermutlich schon seit Jahren nicht mehr. Ein Fußtritt und die Tür flog auf. Sie zog die Sig Sauer und orientierte sich. Der Fahrstuhl war außer Betrieb, wahrscheinlich ebenfalls seit Ewigkeiten. Der alleinige Weg nach oben bestand aus dem Treppenhaus, eine Feuerleiter gab es nicht. Der einzige mögliche Fluchtweg für die Zielpersonen führte am Ende des Treppenhauses aufs Flachdach, von wo aus man fünfzig Meter weiter in einen anderen, parallelen Treppenschacht gelangen konnte. Die Tür, die aufs Dach hinausging, stand normalerweise offen. Wenn Forss´ Informant jedoch ganze Arbeit geleistet hatte, war die Tür seit einer guten Stunde mit einem soliden Vorhängeschloss gesichert, sprich: Die Gangster kamen nicht aus dem Haus heraus, ohne an ihr vorbeizugelangen. Irgendwo weiter oben im Treppenhaus pfiff jemand. Das musste die Warnung der Späher sein, sie hatten die drei Kripomänner in ihren schusssicheren Westen über die Straße rennen sehen. Nun ging hinter Forss die Tür auf, Rydell und die anderen beiden traten mit gezogenen Waffen ein.

»Forss, verdammt und zugenäht ...«

»Später könnt ihr mich vor die Interne schleppen. Oder vierteilen. Oder wonach auch immer euch der Kopf steht. Aber jetzt brauche ich euch, okay?« Rydell knurrte etwas Unverständliches. Er hatte einen hochroten Kopf und es war schwer auszumachen, ob das an seiner Wut oder der Aufregung lag. Wahrscheinlich beides. Andersson schnaufte, das Übergewicht machte ihn kurzatmig und der Schweiß färbte sein Hemd dunkel. Hamudi nestelte fahrig an seiner Dienstwaffe herum. Nicht gerade die glorreichen Sieben, dachte Forss, aber allemal besser, als allein hier zu stehen. »Wir gehen gemeinsam hoch, einverstanden?« Sie blickte den Kollegen in die Augen. »Denkt daran, es ist wie bei Gandalf im verfluchten Moria: Sie kommen nicht an uns vorbei!« Nicken. »Konzentriert euch auf Jamal. Die anderen sind zweitrangig. Okay? Let´s go!«

Zügig und dicht...
mehr

Autor

Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.Kerstin Signe Danielsson, geboren 1983 in Växjö, verbrachte ihre Kindheit im tiefen småländischen Wald. Mit 19 ging sie nach Hamburg und studierte Geschichte und Germanistik. Nachdem sie unzählige Male zwischen Hamburg, Göteborg und Växjö hin- und hergezogen ist, lebt sie jetzt in Berg/Schweden. Sie arbeitet als Autorin und Lehrerin.