Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
496 Seiten
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am06.06.20191. Auflage
Ein furchtbares Verbrechen oder der Bluff des Jahrhunderts? Das versuchen die ungleichen Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss im siebten Band der beliebten Schwedenkrimiserie herauszufinden. Die Ermittlungen in ihrem bisher kompliziertesten Fall führen sie ins småländische Glasreich. Schweden 1972: Während einer Hochzeitsfeier verschwindet die junge, schöne Braut spurlos. Knapp fünfzig Jahre später taucht bei einer Ausstellungseröffnung ihr skelettierter Leichnam in einem gläsernen Sarkophag wieder auf. Nyström und Forss übernehmen die Untersuchungen und bald schon rücken drei Familienunternehmen, allesamt Glashüttenbesitzer, in den Fokus der Ermittlung. Doch je tiefer Nyström und Forss in der Vergangenheit graben, desto widersprüchlicher und rätselhafter scheinen die Dinge, die sie zu Tage fördern. Ein Fall der von Lüge und Verblendung, Eifersucht und Verrat, doch vor allem einer starken, weiblichen Künstlerpersönlichkeit und ihrem nicht zu zügelnden Lebenshunger handelt.

Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin furchtbares Verbrechen oder der Bluff des Jahrhunderts? Das versuchen die ungleichen Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss im siebten Band der beliebten Schwedenkrimiserie herauszufinden. Die Ermittlungen in ihrem bisher kompliziertesten Fall führen sie ins småländische Glasreich. Schweden 1972: Während einer Hochzeitsfeier verschwindet die junge, schöne Braut spurlos. Knapp fünfzig Jahre später taucht bei einer Ausstellungseröffnung ihr skelettierter Leichnam in einem gläsernen Sarkophag wieder auf. Nyström und Forss übernehmen die Untersuchungen und bald schon rücken drei Familienunternehmen, allesamt Glashüttenbesitzer, in den Fokus der Ermittlung. Doch je tiefer Nyström und Forss in der Vergangenheit graben, desto widersprüchlicher und rätselhafter scheinen die Dinge, die sie zu Tage fördern. Ein Fall der von Lüge und Verblendung, Eifersucht und Verrat, doch vor allem einer starken, weiblichen Künstlerpersönlichkeit und ihrem nicht zu zügelnden Lebenshunger handelt.

Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462319569
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum06.06.2019
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.7
Seiten496 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3705 Kbytes
Artikel-Nr.4033098
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

4

Herold führte sie im Stechschritt durch die Museumsräume. Soweit Nyström im Vorbeigehen wahrnahm, war die Ausstellung chronologisch aufgebaut. Glas aus zweieinhalb Jahrhunderten: altertümliche Kronleuchter, bauchige Flaschen, Spiegel, Karaffen. Vasen und Weinkelche. Einweck-, Wasser- und Teelichtgläser. Klares, geschliffenes, geätztes und graviertes Glas. Nach den Gebrauchsgegenständen folgten Räume mit Kunsthandwerk und Kunst, es wurde bunter. Riesige Vasen, durchzogen mit farbigen Schlieren. Menschenähnliche Figuren, beinahe lebensgroß, eng umschlungen, Liebende. Daneben amorphe Wesen wie aus Weltraumhorrorfilmen. Etwas, das wie ein überdimensioniertes Kondom aussah. Eine gigantische Wolke, die von der Decke hing, so fein und fragil gearbeitet, dass Nyström ob der Kunstfertigkeit staunen musste.

Alle Räume waren menschenleer.

»Wo sind denn die Besucher?«, fragte Forss. »Ich dachte, dies sei eine Jahrhundertausstellung?«

»Auf der Vernissage waren dreihundert geladene Gäste«, antwortete Herold schmallippig. »Nach dem, nun ja, nennen wir es Vorfall, mussten wir sie alle nach Hause schicken beziehungsweise auf die anderen Ausstellungen des Hauses verweisen. Er hat das ausdrücklich so verfügt, uns sind da die Hände gebunden. Ein einziges Fiasko! Weshalb uns natürlich sehr daran gelegen ist, den Sachverhalt so bald wie möglich aufzuklären.«

»Ein gutes Stichwort«, sagte Forss. »Sachverhalt. Vielleicht reden wir endlich einmal darüber, was eigentlich passiert ist.«

Nuschelte ihre Mitarbeiterin leicht, fragte sich Nyström, hatte Forss etwa zu dieser Tageszeit schon Alkohol getrunken?

Sie waren unterdessen vor einer geschlossenen Flügeltür angelangt.

»Ich denke, das kann er euch am besten selbst erklären«, sagte Herold, klopfte und öffnete die Tür. Sie traten in einen abgedunkelten Raum. Es gab nur eine einzige Lichtquelle. Ein illuminierter gläserner Sarkophag. Nyström machte einen weiteren Schritt. Jetzt entdeckte sie das menschliche Skelett hinter den wuchtigen Glaswänden. Es trug ein Kleid. Ihre erste Reaktion: Abwehr. Die Knochen und der Schädel sahen auf befremdliche Weise echt aus, dazu das verschlissene und verschmutzte Kleidungsstück. Tod hinter Glas. Auch wenn Nyström kaum etwas von Kunst verstand, berührte sie das Objekt emotional, es griff sie geradezu an. Einerseits bildete der Sarg - neben Schädel und Knochen ein weiteres Vergänglichkeitssymbol - eine Grenze zwischen dem Innen und dem Außen, dem Tod und dem Leben, andererseits lud seine Durchsichtigkeit zur Betrachtung, ja, einer Art verdrehtem Voyeurismus ein. Eine makabre Inszenierung. Trotzdem verstand sie nicht, wo sich hier ein Verbrechen abgespielt haben sollte. Wozu waren sie hierhergerufen worden?

»Die Installation heißt Schneewittchen«, flüsterte Herold andächtig.

Nach einigen Momenten hatten sich Nyströms Augen an das Zwielicht gewöhnt. Erst jetzt nahm sie wahr, dass sich außer ihnen noch eine weitere Person in dem Raum befand. Auf einem faltbaren Hocker, wie er für Museen typisch war, saß ein älterer Mann auf einen Gehstock gestützt, der tief in den Anblick des seltsamen Werks versunken zu sein schien. Herold räusperte sich vernehmlich.

»Wenn ich vorstellen dürfte: Gunnar Gustavsson, der Vorstandsvorsitzende der Gustavssons Glas AB. Ingrid Nyström und Stina Forss von der Kriminalpolizei.«

Der Kopf des Manns drehte sich ein wenig, gerade eben so, dass er ihnen einen kurzen Blick zuwerfen konnte, dann wandte er sich wieder der Installation zu.

»Zwei Frauen«, sagte er heiser und seine Tonlage ließ wenig Interpretationsspielraum zu, was er über diesen Umstand offenbar dachte. »Sie schicken zwei Frauen.«

Etwas in Nyström straffte sich. Wenn auch selten, so erlebte sie ähnliche Situationen doch immer wieder.

»Hauptkommissarin Ingrid Nyström«, erklärte sie kühl. »Ich bin die ranghöchste Ermittlerin für Gewaltverbrechen in der gesamten Region. Und Kommissarin Stina Forss ist meine fähigste Mitarbeiterin.« Auch wenn ihr die letzten Worte schwer über die Lippen gingen, waren sie doch wahr. »Ich schlage vor, wir sprechen nun über den vermeintlichen Sachverhalt, oder meine Kollegin und ich werden auf der Stelle wieder gehen.« Sie hatte weiß Gott Besseres zu tun, als sich an einem Samstagnachmittag von einem alten Chauvinisten vorführen zu lassen. Überhaupt war es ein Unding, dass sie noch immer nicht wussten, weshalb sie überhaupt hier waren. Erik Edman hatte sie persönlich angefordert, ein ungewöhnlicher Vorgang, kamen die Einsatzzuweisungen doch im Normalfall über den Disponenten in der telefonischen Leitstelle. Aber dass ihr karrierebesessener Vorgesetzter einem einflussreichen Firmenpatriarchen wie Gustavsson einen persönlichen Gefallen erweisen und sein bestes Personal schicken wollte, ergab natürlich Sinn, auch wenn Edman sie in dem kurzen Telefonat ärgerlicherweise nur mit nebulösen Informationshäppchen und vagen, unzusammenhängenden Anspielungen abgefertigt hatte.

»Der Sachverhalt«, sagte Gustavsson, ohne dabei aufzusehen, »ist folgender: Dies hier, die Knochen in dem Sarg«, bei diesen Worten klopfte er mit der Spitze seines Gehstocks an die gläserne Hülle, »gehören nicht irgendeinem Schneewittchen. Es sind die sterblichen Überreste meiner Frau Berit.«

Für einige Augenblicke war es still in dem Raum. Nur die Neonröhren, auf denen das Skelett in dem gläsernen Sarkophag ruhte, brummten vor sich hin.

»Wie ist das möglich?«, fragte Nyström schließlich. Da Gustavsson nicht reagierte, blickte sie Herold Hilfe suchend an.

Die Kuratorin zuckte mit den Schultern.

»Das Werk ist die Leihgabe eines amerikanischen Sammlers, geschaffen hat es Jan Hesenius, einer der ganz Großen seines Fachs. In den frühen Achtzigerjahren hat er einige aufsehenerregende Arbeiten im Auftrag von Gustavssons gefertigt. Schneewittchen stammt aus dem Jahr 1982 und ist kunstgeschichtlich ein Meilenstein, einer der Höhepunkte der Ausstellung. Wir waren begeistert, dass wir es für die Schau gewinnen konnten. Der Sammler lebt in New York, ich kannte das Objekt nur von Fotos, bevor es hier vor etwa einer Woche eingetroffen ist. Allein der logistische und finanzielle Aufwand ...«

»Dies hier ist nicht Jans Werk«, fauchte Gustavsson. Langsam stand er auf und wandte sich ihnen zu. Er atmete schwer, sichtbar um Selbstbeherrschung bemüht. »Ich war dabei, als er es in unserer Glashütte geschaffen hat«, fuhr er in einem sachlicheren Ton fort. »Als es fertig war, fand ich es aus verschiedenen Gründen verstörend. Auf meine Änderungsvorschläge hat sich Jan nicht eingelassen. Künstler sind Dickschädel, und wahrscheinlich ist das auch gut so. Aber sein Schneewittchen und die ästhetische Ausrichtung unserer Firma passten einfach nicht zusammen, außerdem hat es mich zu sehr an ... Damals wollte ich jedenfalls nicht, dass es in unserem Namen ausgestellt wird.« Gustavsson verzog seinen faltigen Mund. »Ich habe es ihm überlassen, er hat es behalten und später weiterverkauft. Wer hätte ahnen können, dass es einmal zu einer Ikone der Glaskunst werden würde? Sei´s drum, ich gönne Jan seinen Ruhm, und es war großzügig, dass der jetzige Besitzer es für die Jubiläumsausstellung zur Verfügung gestellt hat.« Seine hellblauen Augen glommen im kühlen Licht der Neonröhren. »Nur: Dies ist überhaupt nicht Jans Werk«, wiederholte er. »Das Original hat gläserne Knochen, die detailgetreue Arbeit daran hat Wochen gedauert. Dieses Skelett hier dagegen sieht in meinen Augen ziemlich echt aus.«

»Aber was veranlasst dich zu glauben, dass es sich dabei um deine verstorbene Frau handeln könnte?«, fragte Nyström.

Die blauen Augen fixierten sie.

»Das Kleid. Im Original ist es ein helles Etuikleid mit einem leuchtend roten Fleck in Höhe des Schritts. Jans kruder Humor. Schneewittchens Entjungferung oder Menstruation. Vielleicht sollen die Zwerge sie auch vergewaltigt haben, was weiß ich? Dies jedoch«, er wies mit ausgestrecktem Arm und zitterndem Zeigefinger auf die Installation, »ist das Brautkleid meiner Frau.«

Nyström sah genauer hin. Das Kleid war alt, teilweise zerrissen, der Stoff, der offenbar irgendwann einmal weiß gewesen sein musste, war schmutzig und vergilbt. Auf Höhe der Brust war ein markanter dunkler Fleck, womöglich geronnenes Blut. Obwohl es derart mitgenommen aussah, erkannte Nyström, die früher selbst viel genäht hatte, dass es ein Brautkleid besonderer Machart war. Ein raffinierter Schnitt, ein synthetischer Stoff, wie er in den Siebzigerjahren gern benutzt worden war, dazu wenig, aber wirkungsvoll eingesetzte Spitze, markante Knöpfe aus schimmerndem Perlmutt.

»Verwechslung ausgeschlossen?«, fragte Forss.

Gustavssons Stimme bebte.

»Berit hat es bei einem Schneider in Stockholm in Auftrag gegeben. Ein Entwurf nach ihren eigenen Vorstellungen. Verwechslung ausgeschlossen.«

»Wann ist Berit denn gestorben?«, fragte Nyström.

Gustavsson ließ seinen Arm wieder sinken. Mit einem Mal schien alle Wut und Kraft verflogen.

»Das ist es ja gerade, ich weiß es nicht«, sagte er leise. »Niemand weiß das. Am Abend des 29. August 1971 ist sie während unseres Hochzeitsfests verschwunden. Danach wurde sie nie wieder gesehen.«

Die Kommissarinnen sahen sich an.

»Das ist beinahe fünfzig Jahre her«, stellte Nyström...
mehr

Autor

Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.Kerstin Signe Danielsson, geboren 1983 in Växjö, verbrachte ihre Kindheit im tiefen småländischen Wald. Mit 19 ging sie nach Hamburg und studierte Geschichte und Germanistik. Nachdem sie unzählige Male zwischen Hamburg, Göteborg und Växjö hin- und hergezogen ist, lebt sie jetzt in Berg/Schweden. Sie arbeitet als Autorin und Lehrerin.