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Wenn's einfach wär, würd's jeder machen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
575 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am25.05.20181. Aufl. 2018
Damit hatte die beliebte Musiklehrerin Annika nicht gerechnet: Aus heiterem Himmel wird sie von ihrer Traumschule im Hamburger Elbvorort an eine Albtraumschule im absoluten Problembezirk versetzt. Nicht nur, dass die Schüler dort mehr an YouTube als an Hausaufgaben interessiert sind - die Musical-AG, die Annika gründet, stellt sich auch noch als völlig talentfrei heraus. Aber wenn's einfach wär, würd's schließlich jeder machen. Annika gibt nicht auf und wendet sich hilfesuchend an Tristan, ihre erste große Liebe und inzwischen Regisseur. Von nun an spielt sich das Theater jedoch mehr vor als auf der Bühne ab, und das Chaos geht erst richtig los.



Petra Hülsmann wuchs in einer niedersächsischen Kleinstadt auf. Nach einem erfolgreich abgebrochenen Studium der Germanistik und Kulturwissenschaft arbeitete sie in Anwaltskanzleien und reiste sechs Monate mit dem Rucksack durch Südostasien, bevor sie mit ihren Romanen die Beststellerliste eroberte. Petra Hülsmann lebt mit ihrem Mann in ihrer Lieblingsstadt Hamburg.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
HörbuchCD-ROM
EUR4,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDamit hatte die beliebte Musiklehrerin Annika nicht gerechnet: Aus heiterem Himmel wird sie von ihrer Traumschule im Hamburger Elbvorort an eine Albtraumschule im absoluten Problembezirk versetzt. Nicht nur, dass die Schüler dort mehr an YouTube als an Hausaufgaben interessiert sind - die Musical-AG, die Annika gründet, stellt sich auch noch als völlig talentfrei heraus. Aber wenn's einfach wär, würd's schließlich jeder machen. Annika gibt nicht auf und wendet sich hilfesuchend an Tristan, ihre erste große Liebe und inzwischen Regisseur. Von nun an spielt sich das Theater jedoch mehr vor als auf der Bühne ab, und das Chaos geht erst richtig los.



Petra Hülsmann wuchs in einer niedersächsischen Kleinstadt auf. Nach einem erfolgreich abgebrochenen Studium der Germanistik und Kulturwissenschaft arbeitete sie in Anwaltskanzleien und reiste sechs Monate mit dem Rucksack durch Südostasien, bevor sie mit ihren Romanen die Beststellerliste eroberte. Petra Hülsmann lebt mit ihrem Mann in ihrer Lieblingsstadt Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732556632
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum25.05.2018
Auflage1. Aufl. 2018
Reihen-Nr.5
Seiten575 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2509692
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Ein missratener Geburtstag

»Hi, Frau Paulsen!«

Erschrocken fuhr ich zusammen. Fast wären mir der Plastikbehälter mit Schokoladenkuchen und das Buch he­run­tergefallen, in dem ich gerade las. Die Geschichte war so spannend, dass ich mich selbst auf den wenigen Metern von der S-Bahn bis zur Schule nicht davon trennen konnte. Ich drehte mich um und entdeckte Carla, eine meiner Schülerinnen aus der fünften Klasse, die mich fröhlich angrinste.

Ich erwiderte das Lächeln. »Hallo, Carla.«

Sie deutete auf den eingetupperten Schokokuchen, das Buch sowie meine Schultasche. »Soll ich Ihnen was abnehmen?«

Hach, sie war wirklich ein ganz besonders nettes Mädchen. »Das ist lieb, aber ich schaffe das schon.« Schließlich wollte ich vermeiden, dass sie von ihren Mitschülern dabei erwischt wurde, wie sie der Lehrerin die Tasche trug. »Und, was hast du in den Ferien Schönes vor? Fährst du mit deinen Eltern in den Urlaub?«, erkundigte ich mich, während wir nebeneinander in Richtung Schule gingen. Schon übermorgen hieß es für mich wieder: Tag der richtigen Berufswahl , denn dann würden die Sommerferien beginnen.

»Nee, die müssen arbeiten«, erwiderte Carla. »Aber ich darf ins Reitcamp, das wird auch cool.«

»Schön«, meinte ich. Carlas Eltern waren Ärzte und die meiste Zeit damit beschäftigt, Leben zu retten. Leider vergaßen sie da­rüber immer wieder das Leben ihrer Tochter.

»Sind Sie auch geritten, als Sie noch jung waren?«, erkundigte Carla sich.

Autsch. Heute war mein siebenundzwanzigster Geburtstag, und eigentlich fühlte ich mich nicht besonders alt. Das hatte sich vor zwei Sekunden jedoch schlagartig geändert. »Nein, ich hatte es nie so mit Pferden. Die sind mir zu groß. Ich habe lieber Klavier gespielt.«

»Aber ein Klavier ist doch auch groß.«

Ich lachte. »Stimmt. Aber es wiehert nicht. Und falls doch, hat man ganz gewaltig danebengegriffen.«

Inzwischen waren wir auf dem Schulhof angekommen, und unsere Wege trennten sich. Carla winkte mir noch einmal zu und eilte dann in Richtung Hauptgebäude. Nach fünf Schritten hielt sie inne. »Wa­rum haben Sie eigentlich Kuchen dabei? Ist der für uns?«

Bedauernd schüttelte ich den Kopf. »Nein, für die Kollegen. Ich habe heute Geburtstag.«

Carlas Augen weiteten sich. »Oh. Dann herzlichen Glückwunsch. Ist aber schon fies, dass nur die Lehrer Kuchen kriegen.«

»Ich weiß. Nach den Ferien bringe ich euch mal wieder welchen mit, okay?«

»Ja, das wär super. Bis später, Frau Paulsen.«

Ich ging über den Pausenhof auf die Schule zu. Das Werther-Gymnasium war ein altehrwürdiges, verschnörkeltes Gebäude, das unter hohen Eichen stand und mich an ein Schloss erinnerte. Es zählte zu den besten Schulen der Stadt, und ich konnte mein Glück noch immer kaum fassen, dass ich hier Musik und Geografie unterrichten durfte. Ich betrat das Gebäude, und sofort stieg mir der typische Geruch von Bohnerwachs und altem Holz in die Nase. Ein Geräuschgewirr aus Lachen, aufgeregtem Geplauder und Fußgetrappel umfing mich. Ich liebte diese kribbelige Atmosphäre kurz vor den Ferien. Auf dem Weg zum Lehrerzimmer wurde ich von unzähligen Schülern gegrüßt. Noch etwas, das ich am Werther-Gymnasium mochte: Der Großteil der Schüler war freundlich und gut erzogen. Natürlich gab es auch ein paar weniger nette, aber ich wusste, dass man es als Lehrerin kaum einfacher haben konnte als hier. Und Einfachheit war etwas, das ich in meinem Leben sehr zu schätzen wusste.

»Hey, Annika, alles Gute zum Siebenundzwanzigsten«, begrüßte mich Maike, meine Lieblingskollegin. Sie fiel mir um den Hals und drückte mir einen Blumenstrauß in die Hand. »Hier, für dich.«

»Danke schön«, sagte ich gerührt, war nun allerdings mit dem Strauß, dem Kuchen und meiner Schultasche ziemlich überfordert. »Äh, warte, lass mich nur kurz ...«

»Gib schon her, bevor noch ein Unglück passiert.« Sie nahm mir den Strauß wieder ab.

Ich stellte den Kuchen auf dem Tisch ab und steuerte gerade die Kaffeeküche an, um die Blumen in eine Vase zu stellen, als unser Schulleiter Herr Dr. Friedrich rief: »Liebe Kolleginnen und Kollegen, würden Sie mir kurz Ihre Aufmerksamkeit schenken? Ich möchte Sie da­rum bitten, sich vor dem Nachmittagsunterricht im Lehrerzimmer zu versammeln. Wir müssen reden!« Dann verschwand er in seinem Büro.

Das war ja eine Formulierung, die gemeinhin nichts Gutes verhieß, und die soeben noch fröhlichen Gespräche verwandelten sich augenblicklich in aufgeregte Spekulationen da­rüber, was er wohl wollte.

»Oh, oh«, raunte Maike mir zu, als ich die Blumen auf unserem Tisch abstellte. »Mir schwant Böses.«

»Was soll denn schon passieren?«, fragte ich und musste kichern. »Glaubst du, er will mit uns allen Schluss machen?«

»Nein, aber ich wittere etwas Unangenehmes, das nach Arbeit riecht.«

»Ach, Quatsch«, winkte ich ab. »Wahrscheinlich geht es nur mal wieder um die Parkplatzsituation. So, ich muss dringend los. Bis später.« Ich griff nach meiner Schultasche und hetzte zur 8d, wo eine Doppelstunde Musik anstand. In den Pausen war ich mit der Aufsicht dran und schaffte es nicht mehr ins Lehrerzimmer. Daher war die Ankündigung von Herrn Friedrich schon völlig aus meinem Gehirn verschwunden, als ich mich nach Unterrichtsschluss zu meinen Kollegen gesellte.

Maike saß bereits an ihrem Platz, und auch Volker Dannemann, der so wie ich Geografie und Musik unterrichtete, hatte es sich auf seinem Stuhl bequem gemacht. »Hey, Annika, alles Gute zum Geburtstag«, sagte er und deutete auf den Kuchen, der noch immer auf dem Tisch stand. »Ist der für uns? Der lacht mich den ganzen Tag schon so an.«

»Klar ist der für euch.« Ich wollte gerade den Kuchen anschneiden, als Herr Friedrich ins Lehrerzimmer kam. Er klopfte mit den Knöcheln auf die Tischplatte und rief: »Wie heute Morgen schon angedeutet, habe ich etwas Wichtiges zu verkünden.«

»Verdammte Axt, jetzt muss ich noch länger auf den Kuchen warten«, murrte Volker leise.

Herr Friedrich rückte seine tadellos sitzende Krawatte zurecht. »Ich will gar nicht lang drum he­rumschnacken. Über den akuten Lehrermangel in Hamburg müssen wir nicht diskutieren, die Situation ist hinlänglich bekannt. Wie Sie wissen, werden deshalb Gymnasiallehrer zeitweilig an andere Schulen abgeordnet. Bislang waren wir am Werther-Gymnasium von diesen Abordnungen nicht betroffen, aber es ist nun mal so, dass wir statistisch gesehen überdurchschnittlich gut besetzt sind. Angesichts dieser Tatsache kommen wir den Kolleginnen und Kollegen an anderen Schulen selbstverständlich gern zu Hilfe.«

»Das halte ich aber für ein Gerücht«, wisperte ich, wo­rauf­hin Maike und Volker zustimmend nickten.

Herr Friedrich räusperte sich. »Uns hat ein Hilferuf der Astrid-Lindgren-Schule in Ellerbrook erreicht.«

Ein Raunen ging durchs Kollegium.

»Gott steh uns bei, die ALS«, stieß Maike aus.

Die Astrid-Lindgren-Schule war eine in Lehrerkreisen berüchtigte und weithin gefürchtete Stadtteilschule in einem der größten Prob­lembezirke Hamburgs. Es wurde über Gewalt gemunkelt, über Drogen und Kriminalität. Wenn irgendwo eine Fernsehdokumentation über die schlimmsten Schulen Deutschlands gezeigt wurde, konnte man sicher sein, dass die ALS erwähnt wurde. Und wenn es etwas gab, das man als Lehrer keinesfalls wollte, dann war es, an dieser Schule unterrichten zu müssen. Aber wa­rum sollte das ausgerechnet mir oder einem meiner Lieblingskollegen passieren?

»Die Astrid-Lindgren-Schule ist ohnehin schon stark unterbesetzt, und nun sind auch noch zwei Kollegen auf unbestimmte Zeit krank geworden«, erklärte Herr Friedrich.

Maike lehnte sich zu Volker und mir rüber. »Im UKE haben die ja angeblich in der Psychiatrie einen ganzen Flur für die Lehrer der ALS reserviert.«

»Meine Güte, jetzt beruhig dich mal.« Ich sah Maike aufmunternd an. »Es geht sowieso wieder nur um Englisch und Mathe. Wir sind auf der sicheren Seite, also keine Panik.«

Herr Friedrich fuhr gnadenlos fort: »Die Kollegen benötigen dringend Unterstützung in den Fächern Musik und Geografie.«

Huch! Das Herz rutschte mir in die Hose, und ich verstärkte unwillkürlich den Griff um meine Stuhllehnen. Auch die anderen betroffenen Kolleginnen und Kollegen verspannten sich, allen vo­ran Volker neben mir. Die Glückspilze, die weder Musik noch Geografie unterrichteten, atmeten hingegen erleichtert auf.

»Gibt es Freiwillige?«, fragte Herr Friedrich.

Vereinzelt ertönte ein ungläubiges Lachen, doch ansonsten machte niemand einen Mucks. Volker duckte sich unter den Tisch und fing an, in seiner Schultasche zu wühlen. An­dreas Berthold musterte intensiv seine Fingernägel, und Wiebke Mattischek ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, als würde es gar nicht um sie, sondern um jemand völlig anderen gehen. Ich sackte tiefer in meinen Stuhl.

Herr Friedrich seufzte. »Ich weiß ja, dass die Astrid-Lindgren-Schule nicht den besten Ruf genießt, aber es ist doch nur für ein, zwei Jahre. Maximal drei.«

Für drei Jahre?! Um Himmels willen! Weiterhin wurden eifrig Fingernägel angestarrt oder Rekorde im Möglichst-unauffällig-Verhalten aufgestellt.

»Ich muss doch sehr an Ihre Solidarität appellieren, liebe Kolleginnen und Kollegen«, sagte Herr Friedrich streng.

Keine Reaktion. So solidarisch, freiwillig an die ALS zu gehen, war...

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Autor

Petra Hülsmann wuchs in einer niedersächsischen Kleinstadt auf. Nach einem erfolgreich abgebrochenen Studium der Germanistik und Kulturwissenschaft arbeitete sie in Anwaltskanzleien und reiste sechs Monate mit dem Rucksack durch Südostasien, bevor sie mit ihren Romanen die Beststellerliste eroberte. Petra Hülsmann lebt mit ihrem Mann in ihrer Lieblingsstadt Hamburg.
Wenn's einfach wär, würd's jeder machen