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Ein Gentleman in Arles - Mörderische Machenschaften

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.05.2018Auflage
Peter Smith hat ein bewegtes Leben als Unternehmensberater, Lehrer für Kunstgeschichte und britischer Geheimdienstler hinter sich und beschließt nun, in mittleren Jahren, dem verregneten England den Rücken zu kehren und sich zusammen mit seinem Windhund Arthur im schönen Arles zur Ruhe zu setzen. Schluss mit Trubel und Nebelwetter, sein knurriges Temperament sehnt sich nach Sonne, köstlichem französischem Essen und Ruhe. Doch genau die ist ihm nicht vergönnt: Kaum hat Smith das berühmte römische Amphitheater nach einem Stierkampf verlassen, wird ihm plötzlich ein Schlag auf den Hinterkopf versetzt. Als er wieder zu sich kommt, findet er sich unter einer auffallend gut gekleideten Leiche wieder. Ohne es zu wollen, stolpert er mitten hinein in einen mysteriösen Mordfall, ein Netz aus Intrigen und eine provenzalische Verschwörung ...

Anthony Coles lebt, genau wie seine Hauptfigur, seit einigen Jahren in Arles. Und genau wie Peter Smith ist auch er Kunsthistoriker, der an renommierten Universitäten auf beiden Seiten des Atlantiks unterrichtet hat. Für den Geheimdienst war er allerdings nie tätig, sondern, etwas prosaischer, im internationalen Wirtschaftssektor. Er hat zwei erwachsene Töchter und einen Windhund namens Arthur. »Ein Gentleman in Arles - Mörderische Machenschaften« ist sein erster Roman.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextPeter Smith hat ein bewegtes Leben als Unternehmensberater, Lehrer für Kunstgeschichte und britischer Geheimdienstler hinter sich und beschließt nun, in mittleren Jahren, dem verregneten England den Rücken zu kehren und sich zusammen mit seinem Windhund Arthur im schönen Arles zur Ruhe zu setzen. Schluss mit Trubel und Nebelwetter, sein knurriges Temperament sehnt sich nach Sonne, köstlichem französischem Essen und Ruhe. Doch genau die ist ihm nicht vergönnt: Kaum hat Smith das berühmte römische Amphitheater nach einem Stierkampf verlassen, wird ihm plötzlich ein Schlag auf den Hinterkopf versetzt. Als er wieder zu sich kommt, findet er sich unter einer auffallend gut gekleideten Leiche wieder. Ohne es zu wollen, stolpert er mitten hinein in einen mysteriösen Mordfall, ein Netz aus Intrigen und eine provenzalische Verschwörung ...

Anthony Coles lebt, genau wie seine Hauptfigur, seit einigen Jahren in Arles. Und genau wie Peter Smith ist auch er Kunsthistoriker, der an renommierten Universitäten auf beiden Seiten des Atlantiks unterrichtet hat. Für den Geheimdienst war er allerdings nie tätig, sondern, etwas prosaischer, im internationalen Wirtschaftssektor. Er hat zwei erwachsene Töchter und einen Windhund namens Arthur. »Ein Gentleman in Arles - Mörderische Machenschaften« ist sein erster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492990042
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum02.05.2018
AuflageAuflage
Reihen-Nr.1
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1557 Kbytes
Artikel-Nr.2512755
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Tod und Wiederauferstehung

Es war viel kleiner als in seiner Erinnerung. So war es immer. Wie früher, wenn er den renommierten Lord´s Cricket Ground in London aufgesucht hatte, damals noch hartnäckig bemüht, gesellschaftsfähig zu sein. Auch der war ihm jedes Mal winzig vorgekommen wie ein Dorf-Spielfeld, obwohl auf den Tribünen achtundzwanzigtausend Zuschauer Platz fanden. Allerdings schien das Stadion im Laufe des Spiels heimlich zu wachsen, bis es zum Ende hin in seiner Wahrnehmung enorme Ausmaße angenommen hatte. Mit dem Rugbystadion in Twickenham ging es ihm genauso. Anfangs hatte er das Phänomen auf den stetigen, über den Tag verteilten Alkoholkonsum geschoben. Schließlich erinnerte er sich nicht daran, das Lord´s oder die Spielstätte in Twickenham jemals nüchtern verlassen zu haben. Bei den corridas in der Arena hingegen trank er ausschließlich Wasser, unterlag hier aber dennoch dieser altbekannten Sinnestäuschung.

Von Stierkämpfen hielten Peter Smiths englische Freunde wenig bis nichts - auch jene nicht, die sich je nach Arles bequemt hatten. Aber weil es davon ohnehin nur sehr wenige gab, kümmerte ihn das nicht weiter. Für ihn waren die Stierkämpfe aus der Stadtkultur nicht wegzudenken. Natürlich gab es auch hier Leute - und davon sicherlich nicht wenige -, die diese Spektakel ablehnten oder sogar verabscheuten, aber die meisten liebten sie leidenschaftlich, und der Rest übte sich in Toleranz, die, typisch für provenzalische Verhältnisse, nicht zuletzt auch geschäftliche Gründe hatte. Stierkämpfe lockten Touristen, und Touristen füllten Restaurants, Bodegas und Hotels. Die frenetische Begeisterung von zwanzigtausend offenbar sachkundigen Zuschauern wiederum hatte schon so manchen skeptischen Besucher zum glühenden Fan bekehrt oder ihm zumindest das zähneknirschende Zugeständnis abgerungen, dass es so schlimm/blutig/grausam wie befürchtet dann doch nicht gewesen sei und irgendwie sogar ein bisschen an Ballett erinnere.

Auch jetzt kam Smith die Arena ziemlich klein vor und - es war halb zwei an einem sonnigen Septembertag - sengend heiß. Man konnte die Hitze buchstäblich sehen. Außerdem war der Ort momentan noch fast leer. Abgesehen von den knalligen Plakaten draußen an der Umzäunung, die Touristen davon abhielt, ohne zu zahlen das Gebäude zu betreten, wies nichts darauf hin, dass in drei Wochen die Feria beginnen würde. In der Stadt würde es dann vor Besuchern nur so wimmeln, und die Arena schier bersten vor Lärm, Leidenschaft, Kunst und Tod, wenn in acht Kämpfen an die achtundvierzig Stiere zur Strecke gebracht werden würden. Die okzitanische Sprache würde fast ebenso häufig zu hören sein wie Französisch oder Englisch. Noch aber wirkte alles ziemlich heruntergekommen und zugegebenermaßen regelrecht deprimierend. Die grandiose Fassade mit ihren doppelstöckigen Rundbogenarkaden war vom Innenraum aus nicht zu sehen. Lediglich ein paar Touristen schlenderten ziellos in der Hitze umher. Eine kleine Gruppe von Japanern umringte einen genervten Fremdenführer, der seinen Regenschirm wie ein signum militarum in die Luft hielt.

Selbst die Japaner waren ungewöhnlich leise und lauschten dem immer gleichen Geschwafel. Nein, dachte er, der mit einem Ohr zuhörte, es hatte nie aus drei Geschossen bestanden wie das Kolosseum in Rom; nein, hier wurden nie Christen umgebracht; nein, Gladiatoren waren keine gewöhnlichen, untrainierten Kriminellen, die zur Unterhaltung des gallorömischen Publikums kaltblütig abgeschlachtet wurden; ja, bei den Kämpfen in der Arena werden die Stiere getötet, alles andere wäre eine Beleidigung für das Tier. Nein, die hiesige Arena ist nicht kleiner als die von Nîmes. Letztere ist nur besser in Schuss und sieht größer aus. Die in Arles ist sogar drei Meter länger und sechs Meter breiter, was zwar kaum zu Buche schlägt, aber für die arlesianische Gesellschaft, in der Größe zählt, doch wichtig ist. Dass die Touristen kaum einen Laut von sich gaben, war vielleicht der Hitze geschuldet; vielleicht hatten sie auch bloß Hunger. Wie dem auch sei, er genoss das ungewohnte, wenn auch nur kurzlebige Schweigen einer japanischen Touristengruppe.

Die eigentliche Arena, das mit Sand gefüllte Oval in der Mitte des Bauwerks, in dem die Kämpfe stattfanden, war ungefähr siebzig Meter lang und vierzig breit. Zu klein, wie er fand, für eine in Rage gebrachte und mit spitzen Hörnern bewaffnete Tonne Muskelfleisch im Kampf gegen einen Fetzen violett-gelber Leinwand und der tänzerischen Wendigkeit des Matadors. Begrenzt wurde die Arena von einer terrakottafarbenen Bretterwand, der barrestre, die für einen in Bedrängnis geratenen Stierkämpfer drei enge Fluchtwege offen hielt. Ein schmaler Streifen in der Art eines flachen Grabens trennte die barrestre von den ansteigenden Rängen, die, früher aus Stein, jetzt aus von Metallgestänge unterfangenen Holzsitzen bestanden. Recycling war in Arles schon vor Jahrhunderten praktiziert worden. Aus der Arena hatte man immer wieder Steine herausgebrochen und für den Bau von Stadthäusern verwendet.

Wie immer saß Smith auf seinem Platz in der fünfundzwanzigsten Reihe der secondes, einem Bereich in der Mitte der Westtribüne. Es war sein Lieblingsplatz seit Jahren und in seiner Wahl ein optimaler Kompromiss: Der Ticketpreis war gerade noch bezahlbar, und der Sitz würde nach nur wenigen Stunden praller Mittagssonne im Schatten liegen. Außerdem fanden die Kämpfe meist auf dieser Seite der Arena statt, und die Zuschauer ringsum setzten sich mehrheitlich aus Ortsansässigen und Kennern, aficionados, zusammen. Dieser Teil der Arena war laut, aber auch respektvoll, anspruchsvoll, aber auch begeisterungsfähig.

Jetzt, am frühen Nachmittag, sah hier alles ziemlich schäbig aus. Von den Abermillionen Euros für die Restaurierung des Baudenkmals war für eine Auffrischung der Tribünen nicht viel übrig geblieben, nachdem man sich erst einmal für das Äußere stark gemacht hatte, und zwar mit jenem französisch aggressiven Perfektionsstreben, das in Hollywood bestimmt wertgeschätzt würde, ihn aber abstieß. Das Innere zeigte jedoch immer noch die wunderbar marode Grandezza, die ihn schon vor über fünfzig Jahren für die Stadt eingenommen hatte. Die Arena war die erste Sehenswürdigkeit von Arles gewesen, die er besichtigt hatte - das erste römische Amphitheater überhaupt für ihn -, und sooft er es betrat, erinnerte er sich an seine ersten Eindrücke. Nunmehr aber kam er nicht als Tourist, sondern als Nachbar in die Arena. Er konnte es vom Fenster seines Arbeitszimmers aus sehen, hatte dabei aber immer auch die Gerüste und das Maschinenarsenal der Restauratoren vor Augen. Dankenswerterweise hatten sie die Arbeiten derzeit unterbrochen und waren noch nicht auf »seine« Ostseite vorgedrungen. So Gott wollte, würde ihnen das Geld ausgehen, bevor sie die Arbeit an der Fassade des alten Bauwerks wieder aufnahmen. Umso mehr durfte man sich auf die Feria freuen, denn was diesen Ort eigentlich attraktiv machte, waren seine Besuchermassen. Bauwerke, auch und gerade dann, wenn sie zweitausend Jahre alt sind, werden nicht dadurch lebendig, dass man sie anschaut, sondern durch ihre Nutzung. Passive Betrachtung taugt nur zur Sammlung sinnloser Informationen. Alte Steine aber, die benutzt werden, fangen wieder zu atmen an. Der Stierkampf war nur einer von vielen Gründen, warum er die Feria so sehr liebte.

Etwas überrascht stellte Smith fest, dass er mittlerweile ganz allein war. Die Touristen hatten sich verzogen, vermutlich zu einem späten Mittagessen, und ihre nachmittäglichen Ersatzmannschaften hatten ihres noch nicht beendet. Ihm wurde bewusst, dass er in der Sonne brütete, völlig leer im Kopf war und zufrieden lächelte, ohne zu wissen, warum. Er saß, wie er sich klarmachte, an der womöglich heißesten Stelle von ganz Arles, die für einen hellhäutigen, leicht übergewichtigen Fünfundsechzigjährigen mit schwachem Herzen beileibe kein günstiger Ort war. Der Strohhut von Lock würde ihn auf Dauer nicht schützen. Also stand er auf, ganz langsam, als wollte er die Geister der verflossenen Jahrhunderte nicht stören, ging die Sitzreihe entlang und bog in einen der zahlreichen Gänge ein, die nach draußen führten. Im Schatten war es angenehm dunkel und kühl. Vorsichtig tappte er auf den dünnen Sohlen seiner Segelschuhe durch die verwinkelten Katakomben dem Ausgang entgegen, der auf die Place de la Major mündete, auf deren gegenüberliegender Seite sein Haus stand. Seine Körpertemperatur war wieder auf ein Normalmaß abgeklungen, und er sah sich imstande, nun auch selbst zu Mittag zu essen.

Nur was?, fragte er sich in der Dunkelheit. Das Fischfilet braten, das vom Vorabend übrig geblieben war? Dazu fühlte er sich zu schlaff. Nein, er wollte sich begnügen mit seinem üblichen gros pain, das er früher am Tag bei Madame Henri gekauft hatte, und etwas pâté und Camembert dazu essen. Das würde auch Arthur gefallen, dem großen Windhund, der sich an seinem einsamen Ruhestand beteiligte und nicht zuletzt auch an den Mahlzeiten. Im Kühlschrank stand noch eine Flasche Provence Rosé. Der Wein würde ihn bis mindestens fünf Uhr aller Gedanken über eine sinnvolle Gestaltung des Tages entheben. Siesta zu halten wollte gelernt sein. Nach dem Aufwachen fühlte er sich immer elend, aber ein Nachmittag vor dem Fernseher mit einem per Satellit aus England empfangenen Kricket-Match war selbst bei mangelhafter Übertragung einigermaßen verlockend.

Zufrieden mit sich und seinen Plänen, bog Smith im rechten Winkel in den Gang ab, an dessen Ende er den Ausgang erblickte. Er wollte gerade einen Schritt zulegen, als ein explosionsartiger Schmerz seinen...
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Anthony Coles lebt, genau wie seine Hauptfigur, seit einigen Jahren in Arles. Und genau wie Peter Smith ist auch er Kunsthistoriker, der an renommierten Universitäten auf beiden Seiten des Atlantiks unterrichtet hat. Für den Geheimdienst war er allerdings nie tätig, sondern, etwas prosaischer, auf dem internationalen Wirtschaftssektor. Er hat zwei erwachsene Töchter und einen Windhund namens Arthur. "Ein Gentleman in Arles - Mörderische Machenschaften" ist sein erster Roman.