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Ein Gentleman in Arles - Gefährliche Geschäfte

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.05.2019Auflage
Spaziergänge mit Windhund Arthur, genussvolle Speisen in pittoresk gelegenen Restaurants - so hat sich Peter Smith seinen Ruhestand vorgestellt. Doch dann wird ein junger Polizist bei einer angeblich ungefährlichen Observierung erschossen. Der Großvater des Getöteten glaubt diese Version nicht und bittet den ehemaligen Geheimdienstler Smith um Hilfe. Verdächtig erscheint dem Agenten im Ruhestand sofort, dass der Leichnam eingeäschert wurde. Schneller als ihm lieb ist, findet sich Smith in einem Durcheinander verschiedenster Interessen wieder und entdeckt eine provenzalische Verschwörung.

Anthony Coles lebt, genau wie seine Hauptfigur, seit einigen Jahren in Arles. Und genau wie Peter Smith ist auch er Kunsthistoriker, der an renommierten Universitäten auf beiden Seiten des Atlantiks unterrichtet hat. Für den Geheimdienst war er allerdings nie tätig, sondern, etwas prosaischer, im internationalen Wirtschaftssektor. Er hat zwei erwachsene Töchter und einen Windhund namens Arthur. »Ein Gentleman in Arles - Mörderische Machenschaften« ist sein erster Roman.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextSpaziergänge mit Windhund Arthur, genussvolle Speisen in pittoresk gelegenen Restaurants - so hat sich Peter Smith seinen Ruhestand vorgestellt. Doch dann wird ein junger Polizist bei einer angeblich ungefährlichen Observierung erschossen. Der Großvater des Getöteten glaubt diese Version nicht und bittet den ehemaligen Geheimdienstler Smith um Hilfe. Verdächtig erscheint dem Agenten im Ruhestand sofort, dass der Leichnam eingeäschert wurde. Schneller als ihm lieb ist, findet sich Smith in einem Durcheinander verschiedenster Interessen wieder und entdeckt eine provenzalische Verschwörung.

Anthony Coles lebt, genau wie seine Hauptfigur, seit einigen Jahren in Arles. Und genau wie Peter Smith ist auch er Kunsthistoriker, der an renommierten Universitäten auf beiden Seiten des Atlantiks unterrichtet hat. Für den Geheimdienst war er allerdings nie tätig, sondern, etwas prosaischer, im internationalen Wirtschaftssektor. Er hat zwei erwachsene Töchter und einen Windhund namens Arthur. »Ein Gentleman in Arles - Mörderische Machenschaften« ist sein erster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492993258
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum02.05.2019
AuflageAuflage
Reihen-Nr.2
SpracheDeutsch
Dateigrösse6373 Kbytes
Artikel-Nr.4038011
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2. Der alte Mann

Der alte Mann war nicht bei der Sache und mit seinen Gedanken ganz woanders. Normalerweise hätte sich Gentry schwergetan, den gerissenen alten Vogel zu schlagen, aber heute spielte sein Gegner unkonzentriert und fahrig. Über die drei Jahre, die sie sich in einer hinteren Ecke des ziemlich verlotterten Café de Paris gleich unterhalb des Place Voltaire auf eine Partie Dame und ein kleines Schwätzchen zusammensetzten, hatte er, Gentry, die cleveren Züge des Gegners zu schätzen gelernt. Marcel Carbot mochte weit über achtzig sein - was für die notorisch langlebigen Arlesianer nicht besonders ungewöhnlich war -, spielte aber wie ein junger Berserker und ließ Gentry häufig noch älter aussehen. Carbot bestand darauf, um Geld zu spielen. Das sei Ehrensache. Zur Gewinnausschüttung kam es allerdings nie. Sei´s drum, dachte Gentry mit einem kleinen inneren Lächeln. Die Bilanz würde für ihn wenig vorteilhaft ausfallen.

Diesmal wollte das Gespräch zwischen ihnen nicht wirklich in Schwung kommen, und das war selten der Fall. Der alte Mann erzählte sonst gern von seiner Jugend in Arles, vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Es waren Geschichten, denen Gentry gern zuhörte. Heute aber war er ungewöhnlich still, und Gentry sah sich genötigt, ein paar Fehler seines Gegners zu übersehen, damit das Spiel ein bisschen länger dauern würde.

»Marcel, alter Freund, es geht mich vielleicht nichts an, aber du scheinst heute nicht ganz bei der Sache zu sein. Was ist los?«

Der alte Mann lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und ließ die Schultern hängen. »Tut mir leid, David. Ja, du hast recht. Ich bin heute keine gute Gesellschaft und ein schlechter Gegner.«

»Warum? Sag´s mir, wenn du willst.«

Der alte Mann seufzte. »Mein Enkel Jean-Claude - ich habe dir doch schon von ihm erzählt, oder?«

»Ja, natürlich. Ist der nicht bei der Gendarmerie?«

»Nun ja. Vor Kurzem wurde er zur DST versetzt.«

Gentry verspürte sofort ein leises Unbehagen. Er wusste mehr über die Direction de la Surveillance du Territoire, den französischen Dienst für Terrorismusbekämpfung, als sein Freund ahnte; und vieles von dem, was er wusste, war nicht gut. Also ging er nicht weiter darauf ein. Aber der Alte redete von sich aus weiter, und Gentry erkannte, dass dessen Augen feucht wurden.

»Vor vier Tagen ist er ums Leben gekommen. Angeblich bei einer Übung.«

Gentry erinnerte sich, dass sein Freund immer mit großem Stolz über den Jungen und seine Karriere gesprochen hatte. Es war in der Familie der Carbots Tradition, Militärdienst zu leisten. Sein Sohn hatte im Algerienkrieg gekämpft und war posthum mit dem Croix de Guerre ausgezeichnet worden. Seine Leiche wurde nie gefunden. Vor vielen Jahren war auch Marcel mit der sehr seltenen Médaille militaire dekoriert worden. Beide, er und sein Sohn, hatten die Fourragère tragen dürfen. Dass er nun auch noch seinen Enkel verloren hatte, musste furchtbar schmerzlich für ihn sein.

»Mein herzliches Beileid, Marcel. Ich weiß, wie stolz du auf ihn warst. Wenn es dir recht ist, würde ich gern an der Beerdigung teilnehmen.«

Gentry wusste, dass die Familie des Jungen im Norden Frankreichs lebte, er aber zu seinen Wurzeln in der Provence zurückgekehrt war, um ein hiesiges Mädchen zu heiraten und mit ihr eine eigene Familie zu gründen. Worüber der Großvater sehr glücklich gewesen war.

»Danke, mein Freund. Die Beisetzung wird in Paris stattfinden, wie man mir gesagt hat. Ich fahre mit dem Zug dorthin. Über Begleitung würde ich mich freuen. Wenn es dir keine Umstände macht.«

»Ach was, natürlich komme ich mit.«

Der Alte hob den Kopf und lächelte dankbar, die Augen jetzt voller Tränen.

»Er ist schon eingeäschert worden. Es wird nur eine Trauerfeier geben.«

Gentry hoffte, dass ihm der alarmierende Gedanke, der ihm spontan in den Sinn kam, nicht anzumerken war, denn schnelle Einäscherungen waren ihm seit jeher suspekt. Er wartete, bis sich der Alte wieder gefasst hatte. Über seine vielen Jahre im Dienst war er unzählige Male mit Nachbesprechungen von Einsätzen traktiert worden und wusste, wie wichtig es war, dass eine gestresste Person ausreichend Zeit bekam, um nähere Auskünfte geben zu können. Nach einer Weile ließ er per Handzeichen zwei Tresterschnäpse bringen. Beide kippten etwas mehr als das übliche Maß. Der Mann am Tresen schien zu wissen, dass mit dem Alten etwas nicht stimmte.

Marcel holte ein frisch gewaschenes Taschentuch hervor, trocknete sich ohne Anzeichen von Verlegenheit die Augen und straffte die Schultern. »In Wirklichkeit war´s kein Unfall.«

Gentry fühlte sich plötzlich sehr müde. Ihm war klar, dass es keinen Sinn hatte zu fragen, woher er das wusste. Er wusste es einfach, und das reichte. Marcel war in der Camargue geboren, und dort hatten auch sein Sohn und sein Enkel gelebt. Sie alle gehörten ein und derselben Gemeinschaft an oder hatten ihr angehört, einer sehr engen Gemeinschaft, von der andere, selbst die Nachbarn aus Arles, ausgeschlossen waren. Jeder kannte jeden. Irgendjemand hatte Marcel gesagt, dass die Militärs logen, und er - wie auch Gentry - war geneigt, diesem Jemand mehr zu glauben als den Großkopferten.

»Wo hat der Unfall offiziell stattgefunden?«

»In den Alpen.«

»Und wo war er tatsächlich?«

»Bei Beauduc.«

Gentry überlegte. Die Camargue lag im Rhônedelta, wo sich der große Fluss ins Mittelmeer ergoss. Trotzdem gab es dort erstaunlich wenige Sandstrände, die Besuchern zugänglich waren. Das ganze Gebiet war ein Nationalpark, durch den nur wenige Straßen führten, noch weniger bis ans Meer. Die bekanntesten Strände waren der von Saintes-Maries-de-la-Mer und Île des Sables. Der von Beauduc war nur über eine rund fünf Kilometer lange, holprige Schotterpiste zu erreichen, die sich mit einem herkömmlichen Auto kaum befahren ließ. Gentry hatte nie auch nur die geringste Lust verspürt, diesen Ort aufzusuchen. Wie sein Freund Smith fand er Sand unangenehm, und Strände waren ihm ohnehin verhasst, wobei ihm durchaus bewusst war, dass Smith gewichtigere Gründe hatte, sie zu verabscheuen. Immerhin kannte er den von Beauduc gut genug, um sicher zu sein, dass es im Januar keinen vernunftbegabten Menschen dorthin verschlug. Was vielleicht auch erklärte, woher der Alte wusste, dass es sich nicht um einen unglücklichen Unfall während einer Übung handeln konnte, dem sein Enkel zum Opfer gefallen war. Nichts von dem, was in Beauduc passierte, blieb den Anwohnern verborgen; normalerweise waren sie sogar auf die eine oder andere Weise darin verwickelt.

Gentry ahnte, was dem alten Mann Kummer bereitete. Es war nicht nur der Verlust des Enkels. Wahrscheinlich grämte ihn ebenso sehr, dass er nicht wusste, was passiert war, und er es wohl auch nie erfahren würde. Das Gefühl, belogen zu werden, kann eine geradezu zersetzende Wirkung haben. Er blickte auf den kleinen Tisch und das vergessene Spiel vor ihnen und empfand tiefes Bedauern.

»Wär´s dir recht, Marcel, wenn ich meine Nase in die Sache reinstecken würde?«

Sofort leuchtete in den Augen des Mannes ein Funken Hoffnung auf. »Könntest du das?«

Gentry nickte und legte dem Alten eine Hand auf den Arm. »Ich glaube, ja.« Eigentlich hätte er antworten müssen: »Nein, aber ich kenne jemanden, der es könnte«, doch so genau mochte er es jetzt nicht nehmen; es hätte den Freund nur unnötig verunsichert.

»Ich wäre dir sehr dankbar. Wenn ich wüsste, dass irgendwann die Wahrheit ans Licht kommt, würde mir die Trauerfeier weniger schwerfallen.«

»Verstehe, aber ob sie ans Licht kommt, kann ich nicht versprechen.«

»Ja, ja, ich weiß. Aber trotzdem ...« Damit stand er abrupt auf und streckte die Hand aus. »Ich muss jetzt gehen, David. Tut mir leid, ich fürchte, ich war dir heute keine gute Gesellschaft. Vielleicht das nächste Mal. Ich rufe dich an, wenn ich weiß, wann die Trauerfeier stattfindet. Danke noch mal für alles.«

Er drückte Gentrys Hand, straffte die Schultern und verließ in aufrechter Haltung das Café. Gentry holte sich von der Bar die aktuelle Ausgabe von Le Provence, dem regionalen Tagblatt, nahm noch einen weiteren Cognac mit und setzte sich zurück an seinen Tisch in der Ecke. Er wollte noch eine Weile nachdenken und nicht bloß Löcher in die Luft starren, was die anderen Gäste (sie kannten ihn allesamt gut) als Aufforderung verstanden hätten, sich zu ihm zu setzen und über die jüngste Tragödie zu sprechen, die dem Alten widerfahren war. Darum tat er, als vertiefte er sich in die Zeitungslektüre, und hoffte, ungestört zu bleiben.

Dass irgendetwas schiefgelaufen war, lag auf der Hand. Offizielle Verlautbarungen über ungewöhnliche Vorkommnisse gehörten früher zu seinem Berufsalltag, und die traurige kleine Geschichte, von der er soeben erfahren hatte, stank zum Himmel. Er hielt es für angebracht, irgendetwas zu ihrer Aufklärung zu unternehmen. Nach einer Weile stand er auf, beglich seine Rechnung und ging langsam durch die engen mittelalterlichen Straßen zurück zu seinem Haus. Er fand, es war an der Zeit, ein paar Gefälligkeiten einzufordern.

Sein Arbeitszimmer war eine kleine Dachloggia, hoch oben auf einem fünfstöckigen alten Haus, das ihm gehörte. Eine Wendeltreppe, die in einem Schrank seines Schlafzimmers ein Stockwerk tiefer fußte, führte hinauf in die Kammer. Einst eine Dachterrasse und darum mit Steinplatten gefliest, bot sich von ihr aus ein Dreihundertsechzig-Grad-Panorama über die Stadt. Der Blick reichte bis über die Flussbiegung im Norden hinaus, die gesamte Altstadt, dahinter im Westen zum Gebirgszug der Alpillen und über das Amphitheater und Saint-Trophime...
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Anthony Coles lebt, genau wie seine Hauptfigur, seit einigen Jahren in Arles. Und genau wie Peter Smith ist auch er Kunsthistoriker, der an renommierten Universitäten auf beiden Seiten des Atlantiks unterrichtet hat. Für den Geheimdienst war er allerdings nie tätig, sondern, etwas prosaischer, im internationalen Wirtschaftssektor. Er hat zwei erwachsene Töchter und einen Windhund namens Arthur. »Ein Gentleman in Arles - Mörderische Machenschaften« ist sein erster Roman.