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Corellis Geige

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
447 Seiten
Deutsch
dotbooks Verlagerschienen am05.01.2016
Ein Intrigenspiel ohne Grenzen im prachtvollen Rom des 18. Jahrhunderts: 'Corellis Geige' von Andreas Liebert jetzt als eBook bei dotbooks. 'Du wirst Glück haben, aber keinen Erfolg. Du findest Zugang zu den Herzen - doch nur, weil du mit dem Herzen eines Toten spielen wirst.' Rom um 1720: Als die berühmte Wundergeige des Komponisten Corelli in die Hände des armen Spielmanns Niccolo fällt, gelangt dieser zu Ruhm und Ansehen. Auch seinem Sohn Marcello verhilft der betörende Klang des bedeutenden Instruments zu einer Karriere als Virtuose. Doch die Neider sind nicht weit und so werden sie von einem mächtigen Gegner verfolgt, der um sie herum ein Netz aus Intrigen spinnt - getrieben von dem manischen Wunsch, Corellis Geige zu besitzen ... Jetzt als eBook kaufen und genießen: 'Corellis Geige' von Andreas Liebert. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Andreas Liebert ist Kulturwissenschaftler mit dem Schwerpunkt 18. und 19. Jahrhundert. Seit Jahren arbeitet er als Schreibcoach für eine bundesweite Romanwerkstatt, gleichzeitig engagiert er sich als Lehrkraft im zweiten Bildungsweg. Bei dotbooks veröffentlichte Andreas Liebert seinen Weinkrimi »Schwarze Reben« sowie seine historischen Romane »Die Pianistin von Paris«, »Die Töchter von Sankt Petersburg«, »Das Blutholz«, »Die Töchter aus dem Elbflorenz«, »Corellis Geige«, »Die Tochter des Komponisten«, »Die Hexe von Rothenburg« und »Die Hexe von Tübingen«.
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Produkt

KlappentextEin Intrigenspiel ohne Grenzen im prachtvollen Rom des 18. Jahrhunderts: 'Corellis Geige' von Andreas Liebert jetzt als eBook bei dotbooks. 'Du wirst Glück haben, aber keinen Erfolg. Du findest Zugang zu den Herzen - doch nur, weil du mit dem Herzen eines Toten spielen wirst.' Rom um 1720: Als die berühmte Wundergeige des Komponisten Corelli in die Hände des armen Spielmanns Niccolo fällt, gelangt dieser zu Ruhm und Ansehen. Auch seinem Sohn Marcello verhilft der betörende Klang des bedeutenden Instruments zu einer Karriere als Virtuose. Doch die Neider sind nicht weit und so werden sie von einem mächtigen Gegner verfolgt, der um sie herum ein Netz aus Intrigen spinnt - getrieben von dem manischen Wunsch, Corellis Geige zu besitzen ... Jetzt als eBook kaufen und genießen: 'Corellis Geige' von Andreas Liebert. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Andreas Liebert ist Kulturwissenschaftler mit dem Schwerpunkt 18. und 19. Jahrhundert. Seit Jahren arbeitet er als Schreibcoach für eine bundesweite Romanwerkstatt, gleichzeitig engagiert er sich als Lehrkraft im zweiten Bildungsweg. Bei dotbooks veröffentlichte Andreas Liebert seinen Weinkrimi »Schwarze Reben« sowie seine historischen Romane »Die Pianistin von Paris«, »Die Töchter von Sankt Petersburg«, »Das Blutholz«, »Die Töchter aus dem Elbflorenz«, »Corellis Geige«, »Die Tochter des Komponisten«, »Die Hexe von Rothenburg« und »Die Hexe von Tübingen«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958244894
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum05.01.2016
Seiten447 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1397 Kbytes
Artikel-Nr.2581942
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
ERSTES BUCH

»Du sollst zum Meister kommen.«

Antonio sagte es genauso beiläufig, wie er seine Gänge zum Lokus anzukündigen pflegte. Dort war er gerade gewesen, und von dort hatte er heute, zwei Wochen vor Karfreitag, den Befehl seines Meisters mitgebracht. Als ältester Geigenmachergeselle war er zur rechten Hand des jetzt 59-jährigen Giuseppe Guarneri aufgestiegen. Ein gutmütiger Hüne mit schiefer Nase und väterlichen Instinkten, der allerdings die Lehrlinge unbarmherzig ohrfeigte, wenn sie zu viel bei der Arbeit schwatzten. Tröstend schlug Antonios Pranke auf Niccolo Leonardellis Schulter, bevor die massige Gestalt des Gesellen auf einen dreibeinigen Schemel sackte, der quietschend zusammenbrach.

»Mal wieder«, brummte dieser belustigt und griff sich den Zimmermannshammer, der vorsorglich neben den kleinen Fausthobeln lag, mit denen Niccolo einen Geigenboden auf Wölbung zu bringen versuchte. Zwei Schläge genügten, den Schemel wieder herzurichten - eine Prozedur, die für Antonio und die Lehrlinge in Maestro Guarneris Werkstatt längst zum Spiel geworden war.

»Ich hab s geträumt«, sagte Niccolo geknickt. »Und jetzt wird s Wirklichkeit. Mit dem Unterschied, dass ich nachher nicht im Bett aufwach, sondern mit einer Saite stranguliert am Boden liege. Kein Glück hat mir diese Stadt gebracht.« Niccolo deklamierte den letzten Satz mit einem emphatischen Seufzer, während er sich die Hobelspäne von der Leinenschürze schüttelte.

»Wärst doch besser Schauspieler geworden, Niccolo«, erwiderte Antonio.

»Wieso ich?«, witzelte Niccolo. »Die Nase dafür hast doch du, oder?« Eine unglaublich schnelle Drehung Antonios und eine derart kräftige Ohrfeige, dass es Niccolo den Boden unter den Füßen wegriss, war die väterliche Antwort des Gesellen.

»Als ob einer, der in Rom aufgewachsen ist, auch Geigenmacher werden kann. Trotzdem, Kopf hoch! Der Maestro ist zumindest nicht schlecht gelaunt.«

Antonio tat, als wäre nichts vorgefallen. Seine Stimme klang völlig ruhig. Während sich Niccolo ein zweites Mal abklopfte und seinen Unterkiefer betastete, schabte er an dessen Geigenboden, den Niccolo bereits so weit zugerichtet hatte, dass er - Antonio sah es sofort - zu keiner Meistergeige mehr taugen würde. Das auf Form gesägte Stück Ahornholz eines langsam gewachsenen, hundert Jahre alten Baums war an zwei wichtigen Stellen verpfuscht: Unter dem Steg und in der Nähe der Ränder hatte Niccolo den Boden ein paar Späne zu dünn ausgehobelt und abgeschliffen. Dazu standen noch Fingernagelriefen aus, die man ebenfalls hätte herausschmirgeln müssen - doch dafür war das Holz bereits zu dünn.

Sechs Jahre Lehrzeit waren für einen, der Geigenmacher werden wollte, angemessen. Doch viele brauchten länger, und, so hatte Maestro Guarneri Niccolo nach einem halben Jahr gesagt: »Noch mehr lernen es nie, die fünf Dutzend Holzteile einer Geige so zu schneiden und zu leimen, dass daraus ein Instrument wird, welches Teufeln und Engeln Vergnügen macht.«

Da Niccolo gerade mal vor vier Jahren in die Werkstatt eingetreten war, brauchte er eigentlich keine Angst zu haben. Doch er wusste es besser. Erstens hatte er später als die anderen angefangen, mit siebzehn, und zweitens war er bloß deshalb zur Zunft gestoßen, weil das Schicksal ihm einen mitleidigen Geigenmacher über den Weg geschickt hatte: eben Maestro Giuseppe Guarneri. Viel lieber wäre Niccolo Künstler geworden, ein virtuosissimo di violino wie Arcangelo Corelli, sein großes Vorbild. Nicht Geigenmacher! Aber seine Herkunft als Kind eines verschuldeten Bauern ließ diesen Traum genauso gerinnen wie das Blut eines geschlachteten Schweins. Aus dem piccolo-virtuosissimo, der bei Bauernhochzeiten aufspielte und improvisierte, war nichts Besseres geworden als ein fahrender Musikant, ein vagabundierender Fiedler, der schon im Alter von neun Jahren in römischen Trinkstuben geigte und sich dort manchmal verdreschen lassen musste, weil der Vater seine Familie nicht mehr allein ernähren konnte.

Bevor Niccolo die Stiegen zum ersten Stock des schmalen Hauses nahm, schöpfte er Luft. Die Dächer im Quartier der Geigenmacher waren hell beschienen, die Aprilsonne schaffte es aber noch nicht, die Luft in der schattigen Straße zu erwärmen. Hier werkelten sie alle mehr oder weniger einträchtig nebeneinander, der Ruhm Cremonas, die angesehensten Handwerker der Stadt: Stradivari, Bergonzi, Maestro Guarneri, der reiche Amati, Rugeri und Storioni. Niccolo hatte dies nie interessiert. Am liebsten wäre er jetzt auf die Piazza geflüchtet, um den Mädchen zuzuschauen. Schließlich war er mit seinen 21 kein Kind mehr. Und er war sich sicher: Bei diesem Wetter würde er als Spielmann mehr verdienen als bei seinem Lehrherrn in einer Woche - aber eben leider nur bei solchem Wetter. Niccolo ließ noch einmal seinen Kiefer kreisen, dann gab er sich einen Ruck.

Maestro Guarneri führte die Geschäfte von der Wohnstube aus - in einer Art Séparée, das mit spanischen Wänden abgeteilt war. Hinter einem schlichten rechteckigen Tisch, auf dem genau ausgerichtet die Schriftstücke lagen, saß er auf einem hochlehnigen Kontorstuhl bei einer Tasse Kaffee. Über seinem Kopf das Gesellenstück seines Vaters Andrea: eine Bratsche, deren Schnecke in einen Engelskopf mündete, daneben, in der Ecke, die mannshohe, aufklappbare Bass-Viola, die als Kleiderschrank diente. Das Instrument war ein Geschenk Nicola Amatis, Vater Andreas einstigem Lehrherrn, und ein Kuriosum aus längst vergangenen Zeiten: Versteck und Resonanzkörper für stimmgewandte Pagen, die die Melodie eines Madrigals sangen, während der Spieler dazu die Begleitung strich.

»Du weißt, warum ich dich habe rufen lassen?« Maestro Guarneri fragte es bestimmt, aber doch sanft und nahm einen Schluck Kaffee. »Natürlich«, fuhr er fort. »Du ahnst es. Also?«

»Ihr wisst am besten, was ich Euch verdanke, Meister«, sagte Niccolo zögernd, »aber Gott hat es nicht gelingen lassen wollen.«

»Lass Gott aus dem Spiel, Niccolo. Aber sag: Wer von uns beiden ist der Geduldigere?«

Niccolo schwieg. Es war zum Verzweifeln. Maestro Guarneri würde am Schluss als Engel dasitzen und er als unwerter Taugenichts. Und das Schlimmste war, dass man keinen Hass dabei empfinden konnte.

»Du kamst hier wie ein Bettelgeiger an, Niccolo.«

Maestro Guarneri versuchte, in seinem Kontorstuhl eine entspannte Haltung zu finden, gab jedoch schnell wieder auf. Die Anstrengung vergütete er sich mit einem Schluck Kaffee, dessen Genuss er mit zufriedenem Kopfnicken kommentierte. »Und batest um ein Almosen. Kein Geld, nein, sondern einen halbwegs vernünftigen Bassbalken wolltest du haben. Für die erbärmlichste Fiedel, die dieses Haus je gesehen hat. Ihn einleimen wolltest du selber.«

Maestro Guarneri schaute Niccolo voll ins Gesicht. Ein Lächeln huschte über seine Züge, dann fuhr er fort:

»Dass Größe und Form dieser Leiste, ihre Stellung bezüglich oberer und unterer Breite der Decke größte Bedeutung hat, war dir unbekannt.« Der Maestro machte eine kurze Pause, dann sagte er verbittert: »Und heute, Niccolo, weiß ich, dass es dir auch gleichgültig war. Du warst ein Fiedler und bist einer geblieben. Jetzt ein sehr guter, zugegeben. Trotzdem, du hast mich mehr gekostet, als wenn ich dir vier Jahre lang jede Woche ein fürstliches Almosen in deinen Dreckshut geschmissen hätte.«

Niccolo schwankte, und sein Gesicht brannte vor Scham. Trotzdem hielt er Giuseppe Guarneris Blick stand, denn sein Stolz verbot ihm, wie ein gewöhnlicher Lehrbube mit hängendem Kopf Besserungsbeteuerungen hervorzuschluchzen. Stattdessen brachte er es fertig zu erwidern: »Ich kann es nicht ändern, Maestro. Gottes Wege sind auch mir unverständlich.«

»Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen!« Maestro Guarneri sprang zornig von seinem Stuhl auf und herrschte mit der Geste eines Imperators seinen undankbaren Lehrling an: »Deine Frechheit kostet dich viel, mich wenig, Niccolo. Mittellos, wie du gekommen bist, wirst du dieses Haus verlassen. Nach Ostern. Und ich werde dafür sorgen, dass man den Fiedler Niccolo aus dieser Stadt wirft wie einen räudigen Bettler. Jetzt geh mir aus den Augen!«

Niccolo schluckte eine letzte Bemerkung hinunter. Doch kaum war er die Stiege hinab, knurrte er wüste Beschimpfungen vor sich hin, die Antonio verwundert den Kopf heben ließen. Dass ein Lehrling hier unten Dampf abließ, wenn ihn sein Meister ins Gebet genommen hatte, war nicht ungewöhnlich, und er in seiner väterlichen Art hatte nie etwas dagegen gehabt - aber dass einer sich selbst beschimpfte und ohrfeigte und wie besessen immer wieder gegen seine Stirn hämmerte, das war Antonio noch nicht vorgekommen. Erst allmählich verebbten die Verwünschungen zu Zischlauten, worauf Niccolo vor der Hobelbank zusammensackte und mit leerem Blick vor sich hinstierte. Viele Minuten kauerte er so inmitten der Späne. Als er schließlich Antonio anschaute, waren seine Augen gerötet.

»Und doch hättest du Schauspieler werden sollen, Nico«, sagte Antonio mit provozierender Gelassenheit. »Glaub mir, der Maestro ist ein Engel. Er vergibt auch den Gestrauchelten. Verschwinde jetzt. Ich steh für dich ein.«

Niccolo Leonardelli sah Maestro Giuseppe Guarneri nicht wieder. Auch Cremona war ihm keinen Besuch mehr wert. Aber mit den Jahren sollte es in seiner Erinnerung einen immer goldeneren Glanz annehmen. Wozu besonders die Großmütigkeit seines Lehrherrn beitrug. Giuseppe Guarneri entließ den unbegabtesten Lehrling, den er je eingestellt hatte, nicht, wie angedroht, in Schimpf und Schande, sondern stattete ihn mit ansprechender Kleidung aus und...
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Autor

Andreas Liebert ist Kulturwissenschaftler mit dem Schwerpunkt 18. und 19. Jahrhundert. Seit Jahren arbeitet er als Schreibcoach für eine bundesweite Romanwerkstatt, gleichzeitig engagiert er sich als Lehrkraft im zweiten Bildungsweg.Bei dotbooks veröffentlichte Andreas Liebert seinen Weinkrimi »Schwarze Reben« sowie seine historischen Romane »Die Pianistin von Paris«, »Die Töchter von Sankt Petersburg«, »Das Blutholz«, »Die Töchter aus dem Elbflorenz«, »Corellis Geige«, »Die Tochter des Komponisten«, »Die Hexe von Rothenburg« und »Die Hexe von Tübingen«.