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Das Blutholz

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
382 Seiten
Deutsch
dotbooks Verlagerschienen am15.05.2013
Südwestdeutschland im 18. Jahrhundert: 'Ganz nah trat er vor den Scheiterhaufen, schloss die Augen und lieferte sich der verzehrenden Hitze aus. Bald begann er zu schwanken, dann sackte er zusammen. Das Gesicht auf die Erde gepresst, vermeinte er, selbst zu brennen.' Seit fast tausend Jahren wächst im Kaiserstuhl eine gigantische Eiche, ein Baum, um den sich Mythen über Flüche und Zaubersprüche ranken. Eine junge Winzerin scheint zur Marionette dieser unheimlichen Macht zu werden - mit tödlichen Folgen ... Wer das bravouröse Spiel mit detaillierter Recherche und bildreicher Phantasie zu schätzen weiß, wird DAS BLUTHOLZ von Andreas Liebert lieben. Jetzt als eBook: 'Das Blutholz' von Andreas Liebert. dotbooks - der eBook-Verlag.

Andreas Liebert ist Kulturwissenschaftler mit dem Schwerpunkt 18. und 19. Jahrhundert. Seit Jahren arbeitet er als Schreibcoach für eine bundesweite Romanwerkstatt, gleichzeitig engagiert er sich als Lehrkraft im zweiten Bildungsweg. Bei dotbooks veröffentlichte Andreas Liebert seinen Weinkrimi »Schwarze Reben« sowie seine historischen Romane »Die Pianistin von Paris«, »Die Töchter von Sankt Petersburg«, »Das Blutholz«, »Die Töchter aus dem Elbflorenz«, »Corellis Geige«, »Die Tochter des Komponisten«, »Die Hexe von Rothenburg« und »Die Hexe von Tübingen«.
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Produkt

KlappentextSüdwestdeutschland im 18. Jahrhundert: 'Ganz nah trat er vor den Scheiterhaufen, schloss die Augen und lieferte sich der verzehrenden Hitze aus. Bald begann er zu schwanken, dann sackte er zusammen. Das Gesicht auf die Erde gepresst, vermeinte er, selbst zu brennen.' Seit fast tausend Jahren wächst im Kaiserstuhl eine gigantische Eiche, ein Baum, um den sich Mythen über Flüche und Zaubersprüche ranken. Eine junge Winzerin scheint zur Marionette dieser unheimlichen Macht zu werden - mit tödlichen Folgen ... Wer das bravouröse Spiel mit detaillierter Recherche und bildreicher Phantasie zu schätzen weiß, wird DAS BLUTHOLZ von Andreas Liebert lieben. Jetzt als eBook: 'Das Blutholz' von Andreas Liebert. dotbooks - der eBook-Verlag.

Andreas Liebert ist Kulturwissenschaftler mit dem Schwerpunkt 18. und 19. Jahrhundert. Seit Jahren arbeitet er als Schreibcoach für eine bundesweite Romanwerkstatt, gleichzeitig engagiert er sich als Lehrkraft im zweiten Bildungsweg. Bei dotbooks veröffentlichte Andreas Liebert seinen Weinkrimi »Schwarze Reben« sowie seine historischen Romane »Die Pianistin von Paris«, »Die Töchter von Sankt Petersburg«, »Das Blutholz«, »Die Töchter aus dem Elbflorenz«, »Corellis Geige«, »Die Tochter des Komponisten«, »Die Hexe von Rothenburg« und »Die Hexe von Tübingen«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955202972
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum15.05.2013
Seiten382 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1328 Kbytes
Artikel-Nr.2795248
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
PROLOG

1



Das Zeichen des Gottes! Deutlicher konnte Donar nicht sprechen, der Wind bewies es. Der Donnerer holte seinen Helden Theutbald heim, also war er ihnen allen wieder gut. Godwan, der greise Seher, fiel auf die Knie, ein heiliger Schauer überkam ihn und seine Alamannen.

Mit einem Mal hatte sich der Wind gedreht, im selben Augenblick, als die Flammen des Scheiterhaufens über ihrem größten Kämpfer zusammengeschlagen waren. Einen herrlicheren Beweis konnte es nicht geben, weder für Godwan noch für das Häuflein Alamannen, das am Fuß des Eichbergs die heilige Zeremonie vollzog. Unter demütigen Anrufungen Donars hatte Godwan mit ein paar Getreuen den Scheiterhaufen geschichtet, geheiligtes Holz zu einer großen Pyramide gestaltet. Symbol für die drei Dimensionen des Raumes und der Elemente Wasser, Erde, Luft, das flüchtige Grab für Theutbalds Kopf, ihres in Cannstatt gemordeten Fürsten. Empört hatte dieser sich gegen den Frankenherzog, den Christen Karlmann, weil der es nicht dulden wollte, dass neben ihm ein den alten Göttern ergebener Alamanne die Geschicke des Reiches mitbestimmte.

Theutbalds Kampf war auch ein trotziges Aufbegehren gegen diesen neuen eifersüchtigen Gott gewesen, dem immer mehr von den Mächtigen huldigten und der ihnen befohlen hatte, alle anderen Götter und Kultstätten neben ihm zu vernichten. Noch immer gellten Godwan nachts die Angstschreie seiner Sippe in den Ohren, als Bonifanz, einer der schrecklichsten Eiferer, in Geismar die uralte Donarseiche hatte umhauen lassen.

Dreiundzwanzig Sommer war diese Freveltat jetzt alt, die Godwan in der Mitte seines Lebens seiner Heimat beraubt und zur Wanderschaft gezwungen hatte. Jetzt würde er bald sterben. Aber als im Glauben ungebrochener Alamann, der Donar nicht verraten hatte. Und dafür wurde er heute mit dem deutlichsten Zeichen belohnt.

Ein leiser Regen hatte eingesetzt, doch den verzehrenden Lohen des Scheiterhaufens konnte er nichts anhaben. Godwan sah mit seinen Getreuen zu, wie sich der Rauch oberhalb der Pyramide zu einer Wolke bauschte. Gedanken und Seele Theutbalts waren jetzt aus ihrem Gefäß befreit. Donar hatte es nicht zugelassen, dass in Cannstatt der Kopf seines Helden ans Stadttor gespießt verweste. Und damit war alles Bangen zu Ende, denn wer durch das Feuer gegangen kam, war bei Ihm, der mit seinen Blitzen die Herrschaft über die Welt und ihre Elemente inne hatte. 

Godwan erschauerte vor Glück, denn die Rauchwolke wallte weiter und zerstob erst dort, wo der Frankenvogt der nahen Feste Burkheim Holz geschlagen hatte. Gleich nach der Siegesnachricht Karlmanns war dies geschehen und eitel wie ein Hahn hatte der Vogt geprahlt, ein zweiter Bonifaz zu sein, der ihnen, den Alamannen, schon noch den rechten Glauben einprügeln würde. Doch nun geschah das Wunderbare: Dort, wo die Stümpfe der prächtigsten Eichen nach Rache schrien und nur wenige Jungbäume überlebt hatten, setzte Donar das Zeichen eines neuen Anfangs. Zum Heiligen Hain erhob er dieses Blutfeld und machte es zum Mittelpunkt der Welt. Tausend Sommer waren damit der Zukunft geschenkt, tausend Sonnenläufe Zeit, von der diese heute geweihten Eichen einst künden würden. Dies war der Sinn von Theutbalts Tod, dies war das Opfer, das die Alamannen bringen sollten. Donar hatte es gewollt und also war alles gut.

Godwan blickte lächelnd auf seine Getreuen, die in gebührendem Abstand hinter ihm auf den Knien kauerten, die Arme vor der Brust verschränkt. Er bedeutete ihnen, sich zu entfernen, denn allein wollte er jetzt sein, ungestört von der Aura der anderen. Absoluter Frieden war nötig, um die Geräusche des Feuers zu Gestalten ordnen zu können, in denen sich die Geschehnisse der Zukunft zu erkennen gaben. Und Godwan wusste, dass er sich beeilen musste. Denn in der Feuersbrunst verglühte mit jedem Augenblick die Zukunft eines Sonnenlaufs.

Ganz nah trat er vor den Scheiterhaufen, schloss die Augen und lieferte sich der verzehrenden Hitze aus. Bald begann er zu schwanken, dann sackte er zusammen. Das Gesicht auf die Erde gepresst, vermeinte er, selbst zu brennen. Vor seinen Augen tanzten die Lohen wie Blitze, und immer dröhnender fauchte das Feuer in seinen Ohren. Aber Godwan hielt stand, bis ihn kühler Waldduft erlöste und das Gurren einer weißen Taube wieder zur Besinnung brachte.



2



Weiß wie Schnee schimmerte das Federkleid in der Abendstimmung. Gerade war ein frischer Mairegen niedergegangen und wie goldene Perlen glänzten jetzt die Wassertropfen auf Moos und Gras im Gegenlicht. Ein geheimnisvolles Knistern lag über dem sonnengefleckten Boden und passte auf zauberische Art zu dem Nebel, der zwischen den Blättern hing und dem Wald eine mystische Aura verlieh.  

Eppe von Hadstatt, seit dem Jahr 1366 neuer Pfandherr des Burkheimer Schlosses, merkte nichts von diesem Waldweben. Gebannt suchte er nach der prächtigsten weißen Taube, die er je gesehen hatte und brannte vor Ehrgeiz, mit ihr seine heutige Pirsch zu krönen. Das Jagdglück hatte ihm einen Zwölfender, einen Hasen und sogar einen Luchs vor den Bogen getrieben. Doch wie verblendet irrte er dieser Taube nach, die ihn schon mehr Pfeile gekostet hatte als alles Fellwild zusammen. Nur einen einzigen Pfeil hatte er noch und unmutig war er fast versucht, den Teufel um einen Freischuss anzurufen. Sein Nacken glühte vor Anspannung und die Augen schmerzten, wenn sie von einem der schräg einfallenden Sonnenstrahlen getroffen wurden. Längst hatten die Regengüsse des Tages seinen lederbewehrten Jagdrock in eine klamme, scheuernde Zwangsjacke verwandelt, ja selbst seine neuen, mit Talgnähten geschützten Stiefel zogen schon Wasser.

Ein paar Mal hatte es so ausgesehen, als habe er getroffen, denn wie ein Stein war die Taube dann in die Tiefe gestürzt - aber außer einer zarten weißen Feder war an der vermeintlichen Stelle nichts weiter zu finden gewesen.

Eppe von Hadstatt fluchte. Seit Stunden wollte sich ausgerechnet für diesen letzten Schuss keine Gelegenheit einstellen, die Taube war verschwunden. Sollte er also aufgeben? Nein, um keinen Preis! Eppe von Hadstatt hatte sich in den Gedanken verbohrt, auch seinen letzten Pfeil auf dieses Tier abzuschießen.

Voller Wut trat er nach einer dicken Spinne, die eine in ihr Netz verfangene Fliege umspann. Unter dem heftigen Tritt zerbarst der verwitterte Baumstumpf in brackigem Moder -  in der gleichen Sekunde, in der ihm wieder eine weiße Feder vor die Füße schwebte. Und einen Atemzug später vernahm Eppe von Handstatt auch wieder das Gurren. Ganz nah war es. Aus der Krone der alten Eiche kam es, die wenige Schritte entfernt stand und sein geübtes Ohr hörte sofort, dass die Taube nicht sehr hoch sitzen konnte. Hastig stolperte er vorwärts und noch bevor er die Taube entdeckt hatte, riss er seinen letzten Pfeil aus dem Köcher.

Doch in der ebenmäßigen Krone dieses schon Jahrhunderte zählenden Baumes verirrten sich seine vom Suchen erschöpften Augen. Ein Schwindelanfall bestrafte seine wahnsinnige Hast. Vom Gegenlicht gereizt musste Eppe von Hadstatt die Augen schließen. Halbblind tappte er umher und als er endlich aufsehen konnte, glaubte er, ihn narre ein Trugbild. Denn in lächerlich geringer Entfernung saß die Taube ruhig auf einem der mächtigen unteren Hauptarme der Eiche und blickte ihn an. Sie schien keine Angst zu haben - als könne sie sich mit ihrem wunderbaren, vom Licht umflossenen Gefieder gegen ihren Verfolger wappnen.

Eppe von Hadstatt griff nach dem Bogen. Diesmal würde er triumphieren, dessen war er sich sicher. Ohne Hast spannte er die Sehne, ungerührt von der prächtigen Erscheinung. Rettungslos war ihm auf diese Distanz die Taube ausgeliefert, selbst wenn sie plötzlich auffliegen sollte. Eppe von Hadstatt  hob den Bogen. Er fühlte sich im Recht, denn hier am Eichberg lagen seine Pfründe, ihm vom Kaiser mit Siegel verbrieft. Selbstgerecht achtete er nicht mehr auf das überirdische Leuchten. Eins waren jetzt Bogen und Wunsch - doch in ein tausendfach überstrahlendes Weiß schnellte sein Pfeil, ein Weiß, das alles um sich herum verschlang und den Schützen zu Boden schmetterte.

Der Geschmack von Laub und Erde verscheuchte schnell den Gedanken, einem Traum ausgeliefert zu sein. Das Damaskuserlebnis des Saulus kam dem Pfandherrn in den Sinn und voller Angst wagte er nicht mehr die Augen zu öffnen. Maßlos erschien ihm jetzt seine Eitelkeit und statt des Jagdfiebers breitete sich eine schale Leere in seiner Seele aus. Starr blieb er am Boden liegen. Doch nach einiger Zeit wuchs seine Gewissheit, dass er nirgends versehrt war. Schließlich siegte die Neugier und Eppe von Hadstatt wagte es, aufzusehen - nichts hatte sich verändert. Zögernd streiften seine Blicke zur Eiche und in der Hoffnung, wenigstens noch eine Feder zu finden, rappelte er sich auf. Mit klopfendem Herzen ging er um den Stamm, aber mit jedem Schritt wuchs seine Enttäuschung. Plötzlich knackte es unter seinem Stiefel. Eine gute Handbreit sackte er in die Erde und für den Bruchteil eines Augenblicks wähnte er sich wieder  von einem gleißenden Lichtstrahl getroffen, der das Bild einer weißen Taube vor seine brennenden Augen zauberte.

Aus der mit Laub gefüllten Vertiefung am Fuße des Stammes wühlte er seinen zerbrochenen Pfeil heraus. Und kaum dass er über dieses Mirakel nachzudenken begann, hielt er eine Madonna in den Händen. Eine Madonna aus schneeweißem Wachs, kaum größer als eine Taubenfeder. Angetan mit einem weiten Mantel und geschmückt mit einem geflochtenen Kranz aus Eichenblättern, von vollkommener Gestalt. Beschämt blickte er auf die Figur, die in seinen erdverschmierten Händen in doppelter Reinheit...
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Autor

Andreas Liebert ist Kulturwissenschaftler mit dem Schwerpunkt 18. und 19. Jahrhundert. Seit Jahren arbeitet er als Schreibcoach für eine bundesweite Romanwerkstatt, gleichzeitig engagiert er sich als Lehrkraft im zweiten Bildungsweg.Bei dotbooks veröffentlichte Andreas Liebert seinen Weinkrimi »Schwarze Reben« sowie seine historischen Romane »Die Pianistin von Paris«, »Die Töchter von Sankt Petersburg«, »Das Blutholz«, »Die Töchter aus dem Elbflorenz«, »Corellis Geige«, »Die Tochter des Komponisten«, »Die Hexe von Rothenburg« und »Die Hexe von Tübingen«.