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Die Pianistin von Paris

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
394 Seiten
Deutsch
dotbooks Verlagerschienen am15.05.2013
Eine starke Frau zwischen Kunst und Schicksal: Der fesselnde Roman »Die Pianistin von Paris« von Andreas Liebert jetzt als eBook bei dotbooks. Paris, 1822. Mit ihrem virtuosen Klavierspiel und einer Stimme wie Samt steigt Marie-Thérèse am Königshof auf wie ein leuchtender Stern. Aber ist die blinde Pianistin vielleicht nichts anderes als ein Spielball ihres machthungrigen Onkels? Auch dem jungen Arzt Petrus Cocquéreau gibt sie Rätsel auf: Mit seiner Gabe für die Hypnose kann er Menschen tief in die Seele blicken, Marie-Thérèse jedoch scheint eine undurchdringliche Mauer um sich errichtet zu haben. Warum verwickelt sie die Zwillingsbrüder Ludwig und Philippe von Oberkirch in ein ebenso kokettes wie gefährliches Spiel? Als Ludwig bald darauf ermordet aufgefunden wird, beginnt Petrus zu begreifen, dass Marie-Thérèse ein dunkles Geheimnis umgibt, das auch ihn das Leben kosten könnte - und dennoch kann er sie nicht aufgeben?... Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der bewegende Roman »Die Pianistin von Paris« von Andreas Liebert wird alle Fans der Reihe »Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe« begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Andreas Liebert ist Kulturwissenschaftler mit dem Schwerpunkt 18. und 19. Jahrhundert. Seit Jahren arbeitet er als Schreibcoach für eine bundesweite Romanwerkstatt, gleichzeitig engagiert er sich als Lehrkraft im zweiten Bildungsweg. Bei dotbooks veröffentlichte Andreas Liebert seinen Weinkrimi »Schwarze Reben« sowie seine historischen Romane »Die Pianistin von Paris«, »Die Töchter von Sankt Petersburg«, »Das Blutholz«, »Die Töchter aus dem Elbflorenz«, »Corellis Geige«, »Die Tochter des Komponisten«, »Die Hexe von Rothenburg« und »Die Hexe von Tübingen«.
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Produkt

KlappentextEine starke Frau zwischen Kunst und Schicksal: Der fesselnde Roman »Die Pianistin von Paris« von Andreas Liebert jetzt als eBook bei dotbooks. Paris, 1822. Mit ihrem virtuosen Klavierspiel und einer Stimme wie Samt steigt Marie-Thérèse am Königshof auf wie ein leuchtender Stern. Aber ist die blinde Pianistin vielleicht nichts anderes als ein Spielball ihres machthungrigen Onkels? Auch dem jungen Arzt Petrus Cocquéreau gibt sie Rätsel auf: Mit seiner Gabe für die Hypnose kann er Menschen tief in die Seele blicken, Marie-Thérèse jedoch scheint eine undurchdringliche Mauer um sich errichtet zu haben. Warum verwickelt sie die Zwillingsbrüder Ludwig und Philippe von Oberkirch in ein ebenso kokettes wie gefährliches Spiel? Als Ludwig bald darauf ermordet aufgefunden wird, beginnt Petrus zu begreifen, dass Marie-Thérèse ein dunkles Geheimnis umgibt, das auch ihn das Leben kosten könnte - und dennoch kann er sie nicht aufgeben?... Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der bewegende Roman »Die Pianistin von Paris« von Andreas Liebert wird alle Fans der Reihe »Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe« begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Andreas Liebert ist Kulturwissenschaftler mit dem Schwerpunkt 18. und 19. Jahrhundert. Seit Jahren arbeitet er als Schreibcoach für eine bundesweite Romanwerkstatt, gleichzeitig engagiert er sich als Lehrkraft im zweiten Bildungsweg. Bei dotbooks veröffentlichte Andreas Liebert seinen Weinkrimi »Schwarze Reben« sowie seine historischen Romane »Die Pianistin von Paris«, »Die Töchter von Sankt Petersburg«, »Das Blutholz«, »Die Töchter aus dem Elbflorenz«, »Corellis Geige«, »Die Tochter des Komponisten«, »Die Hexe von Rothenburg« und »Die Hexe von Tübingen«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955202989
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum15.05.2013
Seiten394 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1602 Kbytes
Artikel-Nr.2817213
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1.

Ich bin Petrus - und stand im Ruf, ein zu weiches Herz zu haben. Und dies allein deswegen, weil ich mich gegen die Gepflogenheiten wehrte, sogenannte Unbotmäßige in Zwangsjacken zu stecken, sie unmäßig zur Ader zu lassen oder sie unter kalten Duschen festzuschnallen und mit Opium zu betäuben.

Ich arbeitete im Pariser Vorort Charenton im Hospiz der Barmherzigen Brüder, wo noch heute einfache Sonderlinge wie auch schwer Geistesgestörte aus dem Bürgertum und niederem Adel einquartiert sind - wie zum Beispiel einst der von gewissen Libertins als "göttlich" gepriesene Marquis de Sade. Vor der Revolution galt diese kirchliche Einrichtung als mustergültig, damals freilich, ich spreche vom Jahr 1822, zeichnete sich die Irren-Priorei von Charenton nur noch durch die hohen Beträge aus, die den Familien für ihre dort lebenden "Pensionäre" abgeknöpft wurden. Eine fortschrittliche Psychiatrie gedieh anderenorts, und so kam es zwangsläufig dazu, dass ich nach zwei Jahren Dienst entsprechend desillusioniert war.

Indes, so interessant es wäre, über Charenton und seine "Barmherzigen Brüder" zu berichten, ich möchte davon nur erzählen, was für mich wichtig war. Denn meine Geschichte ist die eines Hypnotiseurs, der weit über ein Jahrzehnt gleichsam selbst hypnotisiert gewesen war und dreißig Jahre alt werden musste, um wieder selbstbewußt zu seiner suggestiv-hypnotischen Gabe zu stehen und mit ihr umzugehen. Darum ist meine Geschichte auch eine über Marie-Thérèse, die Liebe und mörderische Leidenschaften. Und nicht zuletzt eine über die Pariser Polizei, der ich mit meiner Gabe half, Verbrechen aufzuklären - was freilich alles erst möglich wurde, als ich im Herbst 1822 vom Prior des Hospizes in Charenton entlassen wurde.

Hatte ich mir etwas zuschulden kommen lassen?

Nein.

Andererseits, ja.

Jedenfalls begann alles mit einer Rangelei und zwei beißwütigen Hunden.



Es war Ende August, ein hochsommerlicher Freitagnachmittag. Da ich nicht zur Bereitschaft eingeteilt war, freute ich mich darauf, das Wochenende in Paris verbringen zu können.

In wenigen Stunden würde ich über die grünen Boulevards flanieren, auf denen die herausgeputzten Pariserinnen den Augen so gut schmecken wie dem Gaumen Wiener Konfekt. Es störte mich wenig, dass der Glanz der Kaiserzeit verblichen war und sich die Stadt mit ihrem Anspruch, Mittelpunkt der Welt zu sein, schwertat. Doch ob nun im Palais Royal die Holzgalerien vor sich hinrotteten oder Napoleons Triumphbogen am Ende der Champs Elysées abwechselnd aufgebaut und dann wieder niedergerissen wurde, die Verlockungen der Geschäfte, die Restaurants und Märkte, Kirchen, Paläste und Parks - all das ist verglichen mit der dörflichen Einöde Charentons wie pures Gold. Ich brauchte nur an die Cafés denken, in denen man so behaglich lauschen, lesen und sinnieren konnte, schon wurde mir warm ums Herz. So indiskret und verleumderisch die Pariser Zungen auch sein mochten und so schlecht das übrige Frankreich die moralischen Qualitäten der Pariser beurteilte, für mich gab es keinen geeigneteren Ort der Welt, um die Schatten der Vergangenheit zu vergessen.

Wenn ich durch Paris` Gassen spazierte oder über die Boulevards flanierte, dann wurde ich Teil der Seele dieser Stadt und bildete mir ein, nicht nur die in jedem Stadtführer aufgeführten Bauwerke zu lieben, sondern auch die Reize seiner ganz banalen Lebendigkeit:  etwa die Armeen seiner Kamine, die Blumentöpfe auf den Fenstersimsen oder die  Wachsdecken auf den Tischen der Straßencafés. Selbst der zuweilen knöchelhohe Pferdemist störte mich nicht, genauso wenig die rostigen Straßenlaternen, deren ausströmendes Gas nicht minder stinken konnte wie die entsetzlichen Latrinen von Montfaucon.

Aber eben Paris, seine Menschen! Ihnen zu lauschen und zuzugucken, sie zu erleben - für mich ist dies auch heute noch ein Abbild des Universums: rotwangige Laufburschen, die von Pontius zu Pilatus rennen, Büroangestellte mit makellosen Manschetten und Gesichtern wie zerknülltes Papier, die schiefen Münder der Spieler und Absahner, die frisch ondulierten Hochstapler, die Karrieristen mit Spiegelglatzen. Oder die torkelnden Säufer, desillusionierten Soldaten, die lüsternen und schwitzigen Dickerchen, die gehetzten Liebhaber und Betrüger, die langhaarigen Heuchler oder erfolglosen Künstler, hinter deren melancholischen Augen stets der Hochmut blitzt.

Und erst die Frauen! Weiber, fett, faul und gefräßig wie Karpfen in einem See, aber auch dürre und fade Xanthippen. Dann Weibchen, so fein wie Porzellan,  Schönheiten, die mit den Blumen der ganzen Welt wetteifern, aber habsüchtig sind wie verrückt gewordene Hamster. Pariser Frauen! Fremdgängerinnen, Büßerinnen, verschlagene Dummgänse, brillante Rhetorikerinnen, gutmütige Schafe, Einsame, Schwindsüchtige, Flehende, derbe Arbeiterinnen und gleichgültige Betthasen. Kurtisanen mit Tripper, Dirnen mit Syphilis, zahnlose Greisinnen, kluge Beobachterinnen.     

Pariser Männer, Pariser Frauen - eitel sind sie alle, und ich selbst bin keine Ausnahme: Schlank und breitschultrig gewachsen, achte ich auf saubere Rasur und habe eine Vorliebe für feste Stoffe. Meine Anzüge und Hemden duften stets ein wenig nach Jean-Marie Farinas Eau de Cologne, dessen leichte Zitronen-Bitterorange-und-Bergamotte-Kreation mir einen vornehmen und sauberen Eindruck verleihen sollen. Schon Napoleon hat diesen Duft vor allen anderen geschätzt.

»Ihm half es, polnische Gräfinnen zu erobern, mir nützt es, um von meiner Narbe abzulenken.«

So pflegte ich zu antworten, wenn ich auf meinen Duft angesprochen wurde, und wischte mit dem Rücken meines Zeigefingers flüchtig über meine rechte Wange - ganz so, als wolle ich damit andeuten, dass meine Wangennarbe über ihre Äußerlichkeit hinaus auch meine Persönlichkeit und Seele zeichne. 

Was mich hingegen wirklich von anderen unterscheidet, ist meine dichterische Redekraft, die sich aber nur dann entfaltet, wenn ich neben meiner Stimme auch meine Augen einsetzen kann. Marie-Thérèse meint heute, meine Augen seien kastanienbraun, damals jedoch ein wenig heller, nämlich haselnußbraun gewesen. Ich kann es nicht beurteilen, aber da Natur und Schicksal mir nun einmal beschieden hatten, als Hypnotiseur zu wirken, paart sich die Farbe meiner Augen mit außergewöhnlicher Klarheit. Passend dazu wurde ich - so Marie-Thérèse, die es vor allen anderen beurteilen kann -  mit einer wohltemperierten Samtstimme beschenkt, die so warm und magisch wirke, wie ein "Ballett dunkler Edelsteine".   

Kurz und gut, eigentlich hätte ich damals, im Sommer 1822, ein überaus erfolgreicher Psychiater sein müssen: mit einer großen Praxis an einer der Boulevards, einem Dutzend Angestellten, eigenem Fuhrpark und einer schönen Gattin. Die Wahrheit ist eine andere: Mein von den Geisteskranken so geschätztes weiches Herz, meine Bescheidenheit und die Last, die auf meiner Seele lag, hatten damals jede Karriere verhindert. Ich war mit meinen dreißig Jahren nur ein einfacher Psychiater, der weder gut noch schlecht verdiente, wenig Geld ausgab und sich in diesem August 1822 hauptsächlich damit beschäftigte, einen geeigneten Verlag für einen Gastronomieführer ausfindig zu machen.

Natürlich leistete ich mir auch dann und wann ein Mädchen, schließlich war ungebunden, aber das soll in keinem Fall heißen, ich verdiente das Schimpfwort "Hurenbock". Andere Zeitgenossen, wie zum Beispiel mein Chef Roger Collard, trieben es ärger. Er prahlte oft damit, dass er beim Eintritt in ein Etablissement die häßlichste Hure auswähle, die er finden könne, und sie dann, den Zylinder noch auf dem Kopf und eine Zigarre im Mund, vor aller Augen vögele. Sich derartig zu vergnügen war mein Geschmack nicht! Trotzdem widersprach ich nicht, als Collard einmal feststellte: »Wir, Petrus, müssen sogar in die Puffs. Denn erstens dienen unsere Besuche mehr der Selbstfindung und Befreiung als der Befriedigung, und zweitens sind sie schlicht und einfach notwendig, um unter den Barmherzigen Brüdern zu überleben, anders gesagt, um nicht selbst verrückt zu werden.«

Ich hatte bereits angedeutet, dass die Methoden der Irrenbehandlung in Charenton antiquiert waren - was vornehm ausgedrückt ist. Tatsächlich hatten sie mehr mit Barbarei zu tun. Die humanistischen Therapien des Pariser "Irren-Papstes" Philippe Pinel und seines Schülers Jean Etienne Dominique Esquirol fanden keine Anwendung, was bedeutete, dass zum Beispiel Tobsüchtige nach wie vor von den Barmherzigen Brüdern mißhandelt wurden. So war es an der Tagesordnung, bereits leichte Aufsässigkeiten mit dem Ochsenziemer zu ahnden. In gesteigerten Fällen wurde bis zur Bewußtlosigkeit zur Ader gelassen, und nach wie vor gab es "Brüder", die für ein paar Sous ihre Schützlinge zur Belustigung gelangweilter Touristen wie Affen an der Kette vorführten.

Alle zwei, drei Tage passierten irgendwelche Exzesse, und an jenem Freitagabend war es wieder besonders schlimm gewesen.

Wie gesagt, ich wollte nach Paris.

Zuvor hatte ich einem der "Schließ-Brüder" eine saftige Standpauke halten müssen, weil dieser einem Dementen, der bei der Essensausgabe nicht mit ihm beten wollte, den Ochsenziemer durchs Gesicht gezogen hatte. Immerhin, wenigstens versprach der  "Bruder" für die Zukunft behutsameren Umgang. Aber, hatte er zu bedenken gegeben, beim Beten müsse sich auch ein Dementer zusammenreißen. 

»Die Hände zu falten und einmal Amen zu brabbeln -...
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Autor

Andreas Liebert ist Kulturwissenschaftler mit dem Schwerpunkt 18. und 19. Jahrhundert. Seit Jahren arbeitet er als Schreibcoach für eine bundesweite Romanwerkstatt, gleichzeitig engagiert er sich als Lehrkraft im zweiten Bildungsweg.Bei dotbooks veröffentlichte Andreas Liebert seinen Weinkrimi »Schwarze Reben« sowie seine historischen Romane »Die Pianistin von Paris«, »Die Töchter von Sankt Petersburg«, »Das Blutholz«, »Die Töchter aus dem Elbflorenz«, »Corellis Geige«, »Die Tochter des Komponisten«, »Die Hexe von Rothenburg« und »Die Hexe von Tübingen«.