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Tom Tin und die Insel der Kopfjäger

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
263 Seiten
Deutsch
Verlag Freies Geisteslebenerschienen am25.11.20141. Auflage
Tom Tin und sein Freund Midge wagen die Flucht in die Inselwelt Neuguineas. Was sie dort erwartet, ist alles andere als das Paradies, das Midgeaus den Schilderungen des Pfarrers in seinem Lieblingsbuch kennt. Und alles deutet darauf hin, dass der Fluch des Jolly-Diamanten seine Finder Tom Tin in weitere grausige Abenteuer stürzen wird.

Iain Lawrence war nach dem Publizistikstudium in Vancouver für verschiedene Zeitungen tätig. Dann ließ er sich in der Küstenregion nieder, wo er zuerst in der Hafenstadt Prince Rupert lebte und später als Wärter eines abgelegenen Sendeturms arbeitete. Heute lebt Iain Lawrence auf den Gulf Islands in British Columbia.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextTom Tin und sein Freund Midge wagen die Flucht in die Inselwelt Neuguineas. Was sie dort erwartet, ist alles andere als das Paradies, das Midgeaus den Schilderungen des Pfarrers in seinem Lieblingsbuch kennt. Und alles deutet darauf hin, dass der Fluch des Jolly-Diamanten seine Finder Tom Tin in weitere grausige Abenteuer stürzen wird.

Iain Lawrence war nach dem Publizistikstudium in Vancouver für verschiedene Zeitungen tätig. Dann ließ er sich in der Küstenregion nieder, wo er zuerst in der Hafenstadt Prince Rupert lebte und später als Wärter eines abgelegenen Sendeturms arbeitete. Heute lebt Iain Lawrence auf den Gulf Islands in British Columbia.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783772540721
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum25.11.2014
Auflage1. Auflage
ReiheTom Tin
Reihen-Nr.2
Seiten263 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1911 Kbytes
Artikel-Nr.3157702
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1. Das Kap der Stürme
2. Wir planen unsere Flucht
3. Ein gespenstischer Besuch
4. Im Meer
5. Das Langboot erleidet Schiffbruch
6. Eine Gestalt in Grün
7. Mr. Mullocks Gerechtigkeit
8. Die Geschichte eines toten Mannes
9. Ich erforsche die Höhlen
10. Mr. Mullocks größte Angst
11. Earlys Erinnerung kehrt zurück
12. Eine Meinungsverschiedenheit
13. Etwas Schreckliches passiert
14. Im Reich der Drachen
15. Das Schicksal von Croc Adams
16. Die Kopfjäger greifen an
17. Wir sitzen in der Falle
18. Die Dame in den Bäumen
19. Nachricht von Redman Tun
20. Unsere Begegnung mit den Eingeborenen
21. Mr. Mullocks geheimnisvolle Vergangenheit
22. Wir nehmen Abschied
23. Eine schicksalshafte Entscheidung
24. «Sie sind alle tot, oder?»
25. Der Festschmaus der Kannibalen
26. Die dritte Gefahr
Epilog
Anmerkung des Autors
Danksagung
Glossar
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Leseprobe
Erstes Kapitel
Das Kap der Stürme

Während wir nach Australien segelten, lernte ich meinen Vater kennen. Zunächst schien er mir ein anderer Mann zu sein. Sein Gesicht war sonnenverbrannt und strahlte, und stets waren die kleinen Lachfältchen um seine Augen zu sehen. Verschwunden waren Müdigkeit und Trübsinn, und er kam mir viel jünger vor. Aber in Wirklichkeit hatte er sich nicht verändert. Ich hatte nur vergessen, wie er früher gewesen war. Mit dem Kommando über dieses Schiff hatte er auch wieder sein altes Ich angenommen und war zu dem Mann geworden, den ich in meiner Kindheit gekannt hatte.

Ich gewann ihn wieder so lieb wie früher und ich sah, dass er meine Zuneigung erwiderte, allerdings nicht so, wie ich es mir wünschte. Mein Vater bemerkte zwar, dass ich auf dem Sträflingsschiff dünn und blass geworden war; dass ich durch diese Zeit auch innerlich stärker geworden war, entging ihm dagegen. Und so nahm er sich vor, mich zu beschützen, und seine Sorge um mich ging so weit, dass sie uns schließlich ins Verderben führte.

Fünf Monate, nachdem wir England hinter uns gelassen hatten, umrundeten wir das Kap der Guten Hoffnung. Besser gesagt, wir umstürmten es, inmitten von rasenden Winden und mannshohen Wellenklippen. Aber ich sah nichts davon außer einem kleinen Flecken Himmel und schemenhaften Segeln durch die ausgefransten Löcher in einer alten Persenning.

Die Wirren des Schicksals hatten dafür gesorgt, dass mein Vater zu meinem Kerkermeister geworden war, und nun segelte er mit mir über die Meere, in einem Schiff, das einstmals Sklaven verschleppt hatte. Er war der Kapitän, und ich war ein Sträfling.

Mit sechzig Leidensgenossen war ich in dem dunklen, bebenden Bauch des Schiffes eingepfercht. Der Wind heulte und zerrte an der Persenning, die die Luke abdeckte. Ganze Wellenberge kamen durch die Gräting geschossen, und für jeden Tropfen Wasser, der durch die Decknähte sickerte, strömte ein ganzer Eimer voll durch die Planken.

Mir wurde klar, dass ich meine alte Furcht vor dem Meer noch nicht niedergerungen hatte. Neun Tage lang lag ich sterbenskrank - so schien es mir - auf meiner hölzernen Pritsche und wünschte mir beinahe, das Schiff würde untergehen, hatte aber gleichzeitig Todesangst davor. Ich klammerte mich an die Eisenringe, an denen die Sklaven angekettet gewesen waren, und lauschte dem Ozean, der auf den Rumpf einhämmerte. Wenn Midgely nicht gewesen wäre, wäre ich so wahnsinnig geworden wie meine arme Mutter. Er war klein - jung und schmächtig - und auf beiden Augen blind. Aber er wich mir nicht von der Seite, der liebe Midge.

Nachdem wir das Kap hinter uns gelassen hatten, klarte das Wetter auf. Die Luken wurden geöffnet und wir stiegen zu einem sonnigen Morgen empor.

Mein Vater war viel zu weichherzig für einen Kerkermeister. Vielleicht hatte ihm die Zeit, die er selbst im Schuldgefängnis verbracht hatte, verdeutlicht, welches Elend es bedeutete, seiner Freiheit beraubt zu sein. Bei schönem Wetter erlaubte er uns stets, uns ungehindert an Deck zu bewegen. Er ließ es zu, dass uns die Mannschaft mit Geschichten von dem Leben auf See unterhielt, und von Zeit zu Zeit durfte der Fiedler zum Tanz aufspielen. Unser Gefängnis war nicht das Schiff, sondern das Meer.

An diesem Tag drängelten wir uns so dicht wie Vieh auf dem engen Raum zwischen den zwei Masten. Die Seeleute zurrten die Taue um die Haufen aus Planken und Latten wieder fest. Andere arbeiteten hoch oben in der Takelage, aber mir wurde schon schwindelig, wenn ich nur in die Höhe blickte, um ihnen zuzuschauen. Jedes verfügbare Stück Leinwand war gesetzt und die Brigg machte unter ihren Türmen aus Segeln gute Fahrt. Die Luft war heiß. Dampf stieg von den nassen Deckplanken auf, von den Segeln und der Takelung.

Ein Seemann holte Midge und mich, scheuchte uns das Achterdeck hinauf und dann hinunter in die Kabine, wo mein Vater uns erwartete. Er stand vor den großen Fenstern, die dorthin blickten, wo das Schiff eben noch gewesen war. Unser silbriges Kielwasser schlängelte sich über die Wellen wie eine Schneckenspur.

«Guten Morgen, Captain Tin», rief Midgely.

Mein Vater drehte sich um und begrüßte uns mit einem breiten Lächeln. «Guten Morgen, William», sagte er. Er war der Einzige, der Midgely mit seinem Vornamen ansprach. Seine Hand fiel auf meine Schulter. «Geht s dir gut, Tom?», fragte er.

Ich nickte.

«Du hast den Sturm überstanden, wie ich sehe.»

«Oh ja, Sir», sagte Midge. «Das war ein ganz schön wilder Sturm, was?»

Mein Vater lächelte weiter. «Setzt euch, Jungs», sagte er und deutete auf seine Koje.

Ich nahm Midge bei der Hand und führte ihn hin. Er konnte kaum etwas sehen, besonders dann nicht, wenn er vom hellen Sonnenlicht in den Schatten kam. Aber trotzdem schüttelte er mich ab und ging geradewegs zu meines Vaters Koje, wobei er sowohl dem Tisch als auch dem Stuhl auswich. Während der etwa ein Dutzend Besuche hier hatte er die Kajüte gut kennengelernt. Als ich neben ihm auf die Bettstatt kletterte, kam mir die Weichheit der Matratze wie der Gipfel an Luxus vor.

«Was möchtet ihr haben?», fragte mein Vater. «Käse? Brot und Marmelade?» Er bot uns immer etwas an, und immer lehnten wir ab.

Ich kam gleich zur Sache. «Vater, wir haben einen Plan», sagte ich.

Er stand da und hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt. Die See neigte sich und klatschte an den Fenstern vorbei, und er wiegte sich im Rhythmus des Schiffs von einer Seite zur anderen. Die Bewegungen drehten mir den Magen um.

«Wir wollen fliehen», sagte ich.

Mein Vater schaute uns überrascht an. Einen Moment lang stand ihm der Mund weit offen. Dann drang ein herzliches Lachen daraus hervor. «Fliehen?», fragte er. Er deutete auf die unendliche Weite des Ozeans. «Wohin denn?»

Midgely antwortete ihm. «Zu einer Insel in der Nähe von Tetakari, Sir.»

«Wo zum Teufel ist das denn?»

«Südöstlich von Borneo», erklärte Midge, «aber nicht so weit wie Java.»

Mein Vater runzelte die Stirn. Er ging quer durch die Kajüte zu seinem Tisch und griff dann hinauf zum obersten Regalbrett. Dort bewahrte er seine Seekarten auf, zu Röhren zusammengerollt, und während er sie durchsah, sagte er zu uns: «Ich habe noch nie von einer Insel dieses Namens gehört.»

«Nun, da gibt es eine Insel in der Nähe, die so aussieht wie ein Elefant», sagte Midge. «Die Klippen und die Bäume, die sehen so aus wie der Kopf des Elefanten. Da gibt es einen Sandstrand und Kokosnüsse und Brotfrüchte. Das stand alles in dem Buch. Fragen Sie Tom, Sir. Fragen Sie ihn und Sie werden sehen, dass es stimmt.»

Mein Vater kramte durch seine Seekarten. «Nun, manchmal stehen in Büchern auch einfach nur Geschichten, die sich der Schriftsteller ausgedacht hat. Nichts als Unsinn.»

«Aber dieses Buch hat ein Pfarrer geschrieben», sagte Midge.

Mein Vater schenkte ihm ein Lächeln. Wie jeder Mann an Bord, so vergötterte auch er den kleinen Midge. Mein Freund hätte genauso gut die Schiffskatze sein können, gemessen an den zahlreichen Tätscheleien und Streicheleinheiten und an den Süßigkeiten, die ihm zugesteckt wurden. «Dann lass uns mal sehen, ob wir deine Elefanteninsel finden», sagte er.

Er zog eine Karte aus dem Stapel, rollte sie auf und legte kleine Gewichte auf die vier Ecken. Dann stützte er seine Hände auf die Tischkante und beugte sich vor.

Ich stand neben ihm. Meine Beine waren immer noch nicht seefest geworden, und das Schiff versuchte, mich wie einen Kegel umzuwerfen. Es stieß mich vom Tisch weg und schob mich dann wieder darauf zu. In meinem Kopf drehte sich alles, während ich auf die Karte starrte.

Dort waren Hunderte von Inseln eingezeichnet, und die meisten waren so klein wie Pfefferkörner. Mit einem Mal kam mir unser Vorhaben völlig idiotisch vor. Ich weiß nicht, wie lange wir zwischen den Seiten von Midgelys Buch verbracht hatten und mit dem Verfasser von Insel zu Insel gereist waren. Besonders Midgely hatte sich während unseres Aufenthalts auf dem Sträflingsschiff immer wieder in seine Schilderungen geflüchtet. Irgendwie hatte er mich mitgenommen, weg von dem Wrack und hinein in die Zeichnungen und die Worte, auf die Inseln der Südsee. Als er geblendet worden war - als der bösartige Benjamin Penny ihm die Augen durchstochen hatte -, war Midge auf mich angewiesen gewesen. Ich musste ihm die Geschichten vorlesen und ihm die Bilder schildern. Ich hatte gedacht, ich könnte nur einen Blick auf jede beliebige Seekarte werfen und würde auf Anhieb all die Orte finden, über die wir gelesen hatten.

Aber nun schien es hoffnungslos. Wie sollten wir eine Route durch...
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Autor

Iain Lawrence war nach dem Publizistikstudium in Vancouver für verschiedene Zeitungen tätig. Dann ließ er sich in der Küstenregion nieder, wo er zuerst in der Hafenstadt Prince Rupert lebte und später als Wärter eines abgelegenen Sendeturms arbeitete. Heute lebt Iain Lawrence auf den Gulf Islands in British Columbia.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt