Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Meister Li und der Stein des Himmels

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
328 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am27.07.20181. Auflage
Ein buddhistischer Abt, eine Klosterbibliothek und ein 750 Jahre alter Fluch Der Roman ?Meister Li und der Stein des Himmels? ist die spannende Fortsetzung von ?Die Brücke der Vögel? desselben Autors. Im zweiten Band der Meister-Li-Abenteuer erwarten den Leser wiederum märchenhafte Schönheit und sinnliche Freuden. Eine wunderbare Geschichte - berauschend und faszinierend. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Barry Hughart, 1934 im amerikanischen Mittelwesten geboren, wuchs auf einer Ranch in Arizona auf. Nach einem Studium an der Andover Academy und der Columbia University übte er verschiedene Berufe wie Buchhändler und Gärtner aus. Durch seinen Militärdienst bei der Air Force im Fernen Osten kam Barry Hughart mit chinesischer Literatur und Kultur in Berührung. Dieses Interesse und seine Kenntnisse flossen in seine Bücher ein. Für ?Die Brücke der Vögel? erhielt er 1985 den World Fantasy Award.
mehr

Produkt

KlappentextEin buddhistischer Abt, eine Klosterbibliothek und ein 750 Jahre alter Fluch Der Roman ?Meister Li und der Stein des Himmels? ist die spannende Fortsetzung von ?Die Brücke der Vögel? desselben Autors. Im zweiten Band der Meister-Li-Abenteuer erwarten den Leser wiederum märchenhafte Schönheit und sinnliche Freuden. Eine wunderbare Geschichte - berauschend und faszinierend. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Barry Hughart, 1934 im amerikanischen Mittelwesten geboren, wuchs auf einer Ranch in Arizona auf. Nach einem Studium an der Andover Academy und der Columbia University übte er verschiedene Berufe wie Buchhändler und Gärtner aus. Durch seinen Militärdienst bei der Air Force im Fernen Osten kam Barry Hughart mit chinesischer Literatur und Kultur in Berührung. Dieses Interesse und seine Kenntnisse flossen in seine Bücher ein. Für ?Die Brücke der Vögel? erhielt er 1985 den World Fantasy Award.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105621677
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum27.07.2018
Auflage1. Auflage
Seiten328 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1163 Kbytes
Artikel-Nr.3572255
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Der Einäugige Wong und seine geliebte Frau, die Fette Fu, haben sehr schwer daran gearbeitet, in den Ruf zu kommen, die schlimmste Kneipe in ganz China zu besitzen. Die traurige Berühmtheit verschafft ihnen einen Kreis von Gästen, um den das Reich sie beneidet. Die übliche Mischung war auch diesmal vertreten: Bonzen und Tao-shih saßen mit Einbrechern und Halsabschneidern zusammen und erzählten schmutzige Geschichten um die Wette; bedeutende Künstler und Dichter flirteten mit hübschen Mädchen und Jungen, während hohe Beamte mit den Zuhältern Karten spielten. Von hohen Gelehrten sah ich nur die lackierten Stoffkappen, denn sie lagen auf den Knien und würfelten mit Grabräubern. An einer Wand befindet sich eine Reihe Nischen mit Vorhängen für Aristokraten, und hin und wieder teilte eine manikürte Hand den Perlenvorhang, um einen besseren Blick auf das vulgäre Leben zu erhaschen. Die bösen Späße der Gäste nahmen manchmal hochdramatische Formen an; deshalb patrouillierte der Einäugige Wong ständig durch das Etablissement und schwang dabei einen mit Sand gefüllten Strumpf, während die Fette Fu ihm Pfeifsignale gab.

Sie kannte jeden, der wichtig oder gefährlich war. Bei Meister Lis Eintreten pfiff sie ein paar Töne des allgemein beliebten Lieds über ihn:


Feuer kühlt und Mondlicht brennt,

Ehe Li Kao eine Tugend kennt.


Wie gesagt, ich wartete darauf, daß Meister Li explodierte, und wartete gleichzeitig darauf, daß meine Vorahnung sich bewahrheiten würde. In diesem Augenblick teilten sich die Vorhänge einer Aristokratennische, und ich sagte mir: »Das ist es!« Die junge Frau, die heraustrat, war eines der schönsten Wesen, das ich je gesehen hatte. Zweifellos war sie eine Prinzessin. Sie steuerte geradewegs auf unseren Tisch zu. Die Prinzessin trug einen honigfarbenen Umhang aus einem exotischen Material und ein Mieder mit Silberhörnchenpelzbesatz. Das lange, geschlitzte Kleid war aus der teuersten Seide, die es gibt: Eisweiß. Sie verliert ihren Schimmer, wenn sie zehn Minuten direktem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Die blaue Haube war mit vollkommenen Perlen besetzt und die blauen Schuhe mit Goldfäden bestickt. Ihre Füße verursachten nicht das leiseste Geräusch, als sie wie eine Wolke auf uns zuschwebte. Dann kam sie nahe genug, daß ich sah, daß in ihren Augen der nackte Wahnsinn lag. Mit einem Sprung war ich an Meister Lis linker Seite, meiner Verteidigungsposition, in der seine Messerhand frei bleibt. Aber sie beachtete uns nicht. Sie glitt vorüber und zog einen zarten Parfümschleier hinter sich her. Meister Li bemerkte die flackernden Flämmchen tief in den großen Augen und den unglaublich geweiteten Pupillen.

»Gestrichen voll mit Feuerbällen«, erklärte er.

Er sprach von Pilzen, die Halluzinationen hervorrufen und so gefährlich sind, daß ihr Verkauf verboten ist. Fette Fu kam zu demselben Schluß, begann »Rote Messer« zu pfeifen, und der Einäugige Wong zögerte nicht. Die Prinzessin näherte sich einem Tisch, an dem ein aufgeblähter Beamter mit allen neun Rangknöpfen am Hut vor seinen ihn bewundernden Speichelleckern prahlte. Die Prinzessin lächelte so schön, daß es mir den Atem verschlug. Eine zarte Hand verschwand in ihrem Kleid. Wongs sandgefüllter Strumpf traf ihren Hinterkopf, als die Spitze ihres Dolchs die Kehle des Beamten berührte. Sie sank anmutig wie ein fallendes Blatt zu Boden. Einer der Gelehrten blickte von seinen Würfeln auf.

»Hast du sie wieder einmal erwischt, Wong«, sagte er.

»Eines Tages werde ich nicht treffen«, sagte der Einäugige Wong düster.

Der Beamte starrte auf die Schöne hinunter, sah, wer sie war, und wurde grün. »Buddha schütze mich!« jammerte er und stürmte mit solcher Hast davon, daß er seine Geldbörse auf dem Tisch vergaß - ein gefundenes Fressen für die Speichellecker, die den Inhalt auf der Stelle untereinander verteilten. Wong hob die Prinzessin auf und trug sie zu einer Seitentür. Das letzte, was ich von ihr sah, waren livrierte Diener, die sie in Empfang nahmen und in einer seidenen Sänfte davontrugen.

»So viel zu Vorahnungen«, sagte ich zu mir.

Meister Li wurde dunkelrot. »In was für einer Welt leben wir«, sagte er und atmete laut durch die Nase, »Ochse, dieses wunderschöne Wesen ist Dame Hou und nebenbei einer der drei besten Poeten des Landes. In einer zivilisierten Zeit würde man sie ehren, auszeichnen und in den Himmel heben, aber wir leben in der Zeit der Neokonfuzianer.«

Er schlug so heftig auf den Tisch, daß sein Weinkrug in die Luft sprang. Ich fing ihn auf, damit der Inhalt nicht auf sein Gewand spritzte und Löcher hineinbrannte.

»Lug und Trug, Ochse!« rief er wütend. »Wir leben in einem Land, das so weit heruntergekommen ist, daß die am meisten geschätzten Kunstformen Betrug und Fälschungen sind. Die Neokonfuzianer können die Tatsache nicht hinnehmen, daß eine Frau so begabt sein kann, und natürlich kontrollieren sie die kaiserlichen Zensoren, die alles kontrollieren, was veröffentlicht wird. Sie ließen sich gnädig dazu herab, die Gedichte dieser Dame zu veröffentlichen. Dame Hou entdeckte zu ihrem Erstaunen anstelle ihres Namens den Vermerk: Yang Wan-li zugeschrieben. Das war wirklich sehr geschickt. Damit wurde impliziert, daß jemand einen klassischen Stil kopierte, und indem man eine echte Leistung als Fälschung klassifizierte, hat man Dame Hou im Grunde ihrer Identität beraubt. Seitdem zerstört sie ihren Geist mit Feuerbällen und schneidet Neokonfuzianern die Kehle durch. Aber es gibt einfach zu viele. Am Ende werden sie gewinnen. Irgendwann wird sie davon überzeugt sein, daß sie tatsächlich nicht existiert, und in Wirklichkeit eine Teekanne oder etwas Ähnliches ist. Dann wird man sie einsperren, und der Anführer der Neokonfuzianer wird ihre Gedichte freundlicherweise als seine eigenen ausgeben.«

Er leerte seinen Wein mit einem Zug und bestellte bei der Fetten Fu durch ein Zeichen einen neuen Krug.

»Mein Junge«, sagte er düster, »wir leben in den letzten Tagen einer ehemals großen Kultur. Der Verfall hat eingesetzt, und sie übertünchen ihn mit Lügen und vergolden ihn mit Narrengold. Eines Tages wird alles von einem starken Wind davongeblasen werden, und wo sich einmal ein blühendes Reich befand, wird es nur noch ein Loch geben, durch das ein paar Fledermäuse fliegen.«

Er war niedergeschlagen, aber ich war froh. Ich wußte mit unerklärlicher Sicherheit, daß meine Vorahnung doch richtig gewesen war. Ich hatte nur an den falschen Mann gedacht. Vermutlich hatte es etwas mit dem Entsetzen in der Stimme zu tun, die ich hörte - ich konnte nicht sehen, wer es war, aber jemand bahnte sich einen Weg durch die Menge und intonierte dabei immer und immer wieder dieselben unverständlichen Worte. Selbst Meister Li blickte von seinem Weinkrug auf und wurde aufmerksam.

»Interessant«, sagte er mit einer Spur Leben in der Stimme, »man hört nicht oft das alte Sanskrit, genau gesagt das Große Gebet der Herzsutra: Gyate, gyate, haragyate, harosogyate, bochi, sowaka! Das heißt: »Vorbei, vorbei, alles vorbei, wirklich alles vorbei, welch ein Erwachen, Heil!« Niemand kann erklären weshalb, aber das Gebet hat eine außerordentlich beruhigende Wirkung, wenn man es ständig wiederholt.

Dann sahen wir ihn, und ich war enttäuscht. Ich hatte einen Barbaren mit wilden Augen erwartet, aber es war nur ein Bonze. Er war klein, blaß, schien halb tot vor Angst zu sein und sah sich verzweifelt im Raum um. Seine Augen hefteten sich auf Meister Li und blieben wie ein paar Napfschnecken an ihm hängen. Er kam eilig herbei, fiel auf die Knie und begann heftig Kotaus zu machen.

»Bl-bl-blpp-blppt«, sagte er oder etwas in der Art.

»Wenn Ihr aufhören würdet zu versuchen, mit dem Kinn ein Loch in den Boden zu schlagen, könnte man euch vielleicht etwas besser verstehen«, sagte Meister Li nicht unfreundlich, »warum steht Ihr nicht auf und versucht es noch einmal?«

Der Mönch sprang auf die Füße und verbeugte sich so ruckhaft wie ein Kou-tou-Käfer. »Habe ich die Ehre, mit dem großen und mächtigen Meister Li zu sprechen, dem Ersten unter den Gelehrten und Wahrheitssuchern von China?« piepste er.

Meister Li wischte die Komplimente bescheiden mit einer Handbewegung beiseite. »Ich heiße Li, mein Vorname ist Kao, und ich habe einen kleinen Charakterfehler«, sagte er, »das ist mein geschätzter ehemaliger Klient und derzeitiger Gehilfe, Nummer Zehn der Ochse. Habt Ihr ein Problem?«

Der Mönch bemühte sich um so etwas Ähnliches wie Selbstkontrolle. »Ehrwürdiger Herr, ich bin der bescheidene Abt des unbedeutenden Klosters im Tal der Seufzer. Habt Ihr von unserem Tal schon gehört?«

»Wer hat das nicht?« erwiderte Meister Li.

Ich.

»Wir haben jahrhundertelang in Frieden gelebt, aber jetzt ist einer meiner Mönche auf eine schreckliche und unglaubliche Weise ermordet worden«, berichtete der Abt mit einem Schaudern. »In unserer Bibliothek wurde eingebrochen, und mit Bäumen und Pflanzen ist etwas geschehen, das man gesehen haben muß, um es zu glauben.«

Er begann zu schlottern, und es dauerte einige Zeit, ehe er weitersprechen konnte.

»Oh, Meister Li, der Lachende Prinz ist aus dem Grab gestiegen«, flüsterte er.

»Nun ja, er hat immer gesagt, er würde zurückkommen. Wie man sieht, hat er sich offenbar Zeit damit gelassen«, sagte Meister Li ruhig, »wie lange hat der aristokratische Sohn einer Drecksau im Grab gelegen?«

»Siebenhundertfünfzig Jahre«, flüsterte der Abt.

Meister Li goß sich einen Becher Wein ein. »Prinzen nehmen es mit Pünktlichkeit nie so genau«, bemerkte er, »weshalb glaubt Ihr, daß er auf seine alte Spielwiese zurückgekommen ist?«

»Man...
mehr

Autor

Barry Hughart, 1934 im amerikanischen Mittelwesten geboren, wuchs auf einer Ranch in Arizona auf. Nach einem Studium an der Andover Academy und der Columbia University übte er verschiedene Berufe wie Buchhändler und Gärtner aus. Durch seinen Militärdienst bei der Air Force im Fernen Osten kam Barry Hughart mit chinesischer Literatur und Kultur in Berührung. Dieses Interesse und seine Kenntnisse flossen in seine Bücher ein. Für >Die Brücke der Vögel