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Die Brücke der Vögel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
302 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am27.07.20181. Auflage
Mit der Amerikanern eigenen Unbefangenheit lockt Barry Hughart den Leser in eine seltsame mythologische Welt mit Göttern und Ungeheuern, guten und bösen Menschen, die so in China nie bestanden hat, dafür aber jeden Leser, der in sie eintaucht, nicht mehr losläßt. Die bizarre Geschichte beginnt mit einem Verbrechen an Kindern des Dorfes Ku-fu. Ein heimtückisches Gift läßt sie erstarren und hilflos dem Tod entgegendämmern. Nur die Heilkraft der ?Großen Wurzel der Macht? kann sie retten ... ?Die Brücke der Vögel? ist der erste Roman von Barry Hughart und der Beginn des Meister-Li-Zyklus. Er brachte ihm 1985 den World Fantasy Award ein. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Barry Hughart, 1934 im amerikanischen Mittelwesten geboren, wuchs auf einer Ranch in Arizona auf. Nach einem Studium an der Andover Academy und der Columbia University übte er verschiedene Berufe wie Buchhändler und Gärtner aus. Durch seinen Militärdienst bei der Air Force im Fernen Osten kam Barry Hughart mit chinesischer Literatur und Kultur in Berührung. Dieses Interesse und seine Kenntnisse flossen in seine Bücher ein. Für ?Die Brücke der Vögel? erhielt er 1985 den World Fantasy Award.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextMit der Amerikanern eigenen Unbefangenheit lockt Barry Hughart den Leser in eine seltsame mythologische Welt mit Göttern und Ungeheuern, guten und bösen Menschen, die so in China nie bestanden hat, dafür aber jeden Leser, der in sie eintaucht, nicht mehr losläßt. Die bizarre Geschichte beginnt mit einem Verbrechen an Kindern des Dorfes Ku-fu. Ein heimtückisches Gift läßt sie erstarren und hilflos dem Tod entgegendämmern. Nur die Heilkraft der ?Großen Wurzel der Macht? kann sie retten ... ?Die Brücke der Vögel? ist der erste Roman von Barry Hughart und der Beginn des Meister-Li-Zyklus. Er brachte ihm 1985 den World Fantasy Award ein. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Barry Hughart, 1934 im amerikanischen Mittelwesten geboren, wuchs auf einer Ranch in Arizona auf. Nach einem Studium an der Andover Academy und der Columbia University übte er verschiedene Berufe wie Buchhändler und Gärtner aus. Durch seinen Militärdienst bei der Air Force im Fernen Osten kam Barry Hughart mit chinesischer Literatur und Kultur in Berührung. Dieses Interesse und seine Kenntnisse flossen in seine Bücher ein. Für ?Die Brücke der Vögel? erhielt er 1985 den World Fantasy Award.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105621660
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum27.07.2018
Auflage1. Auflage
Seiten302 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1149 Kbytes
Artikel-Nr.3572266
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Erster Teil Meister Li

1. Das Dorf Ku-fu

Ich falte die Hände und verneige mich in alle Himmelsrichtungen.

Ich heiße Lu, und mein Vorname ist Yu, aber man darf mich nicht mit dem bedeutenden Verfasser von Das Buch vom Tee verwechseln. Meine Familie ist völlig unbedeutend, und da ich der zehnte Sohn meines Vaters und sehr stark bin, nennt man mich im allgemeinen Nummer Zehn der Ochse. Als ich acht war, starb mein Vater. Ein Jahr später folgte ihm meine Mutter zu den Gelben Quellen Unter der Erde. Seit dieser Zeit lebe ich bei Onkel Nung und Tante Hua in dem Dorf Ku-fu im Tal Cho. Wir sind sehr stolz auf unsere Wahrzeichen. Bis vor kurzem waren wir auch sehr stolz auf zwei Herren; es waren so einmalige Exemplare ihrer Art, daß Menschen von nah und fern herbeikamen, nur um sie anzuschauen. Vielleicht sollte ich eine Beschreibung meines Dorfs deshalb mit ein paar Geschichten beginnen.

Als Pfandleiher Fang zu Ma der Made mit dem Vorschlag kam, sich zusammenzutun, eröffnete er die Verhandlungen damit, daß er Mas Frau einen kleinen, auf billigem Papier gezeichneten Fisch schenkte. Mas Frau nahm das großartige Geschenk entgegen, streckte die rechte Hand aus und machte mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis. In diesem Augenblick flog die Tür auf. Ma die Made stürmte herein und schrie: »Frau, willst du mich ruinieren? Ein halber Kuchen hätte es auch getan!«

Vielleicht entspricht das nicht ganz den Tatsachen, doch der Abt unseres Klosters sagt immer, auf der breiten Schulter der Fabel liegt mehr Wahrheit als in Tatsachen.

Pfandleiher Fang erriet immer unfehlbar den niedrigsten Preis, wenn jemand etwas verpfänden wollte. Ich dachte, das sei eine übernatürliche Gabe. Doch der Abt nahm mich beiseite und erklärte mir, daß sich Fang keineswegs auf seine Eingebung verließ. Auf seinem Tisch in dem vorderen Raum des Warenlagers von Ma der Made lag immer ein glatter, glänzender Gegenstand, in dem sich die Augen der Opfer spiegelten.

»Wertlos, völlig wertlos«, rief Fang wegwerfend und nahm den Gegenstand in die Hand, »nicht mehr wert als zweihundert in bar.«

Sein Blick richtete sich auf den glänzenden Gegenstand, und wenn die Pupillen der darin gespiegelten Augen sich zu sehr verengten, bot er mehr.

»Nun ja, in seiner derben Bauernart ist es handwerklich gar nicht so schlecht. Sagen wir ... zweihundertfünfzig.«

Die gespiegelten Pupillen weiteten sich, aber vielleicht nicht genug.

»Heute jährt sich der Tag, an dem meine arme Frau dahingeschieden ist, und der Gedanke daran trübt immer mein Urteilsvermögen«, jammerte Fang mit tränenerstickter Stimme, »dreihundert in bar, aber keinen Pfennig mehr!«

Natürlich wechselte kein Geld den Besitzer, denn bei uns herrscht Tauschwirtschaft. Das Opfer ging mit einem Gutschein durch die Tür ins Warenlager. Ma die Made starrte den Gutschein unglaubig an und schrie dann in Richtung Fang: »Du Wahnsinniger! Deine krankhafte Großzügigkeit treibt uns noch in den Bankrott! Wer soll die Mäuler deiner hungrigen Brut stopfen, wenn wir nur noch in Lumpen und mit der Bettelschale herumlaufen?« Dann löste er den Gutschein gegen Waren ein, die um sechshundert Prozent überteuert waren.

Pfandleiher Fang war ein Witwer mit zwei Kindern, eine hübsche Tochter, die wir Fangs Reh und einen jüngeren Sohn, den wir Fangs Floh nannten. Ma die Made war kinderlos. Als seine Frau mit einem Hausierer durchbrannte, verringerten sich seine Ausgaben um die Hälfte, und sein Glück verdoppelte sich. Doch am glücklichsten war das Gespann Ma und Fang zur Zeit der jährlichen Seidenernte, denn Seidenspinnereier konnten nur für Geld erstanden werden. Aber nur Ma und Fang besaßen Geld. Ma die Made kaufte die Eier und verteilte sie an die einzelnen Familien gegen Schuldscheine, die mit Seide eingelöst wurden. Pfandleiher Fang war der einzige anerkannte Seidentaxierer im Umkreis; bei diesem Geschäft konnten sie zwei Drittel unserer Ernte nach Peking bringen und mit prallgefüllten Säcken voller Münzen zurückkehren, die sie in mondlosen Nächten in ihren Gärten vergruben.

Der Abt pflegte zu sagen: »Das emotionale Wohlergehen eines Dorfes hängt davon ab, daß es einen Menschen gibt, den alle aus vollem Herzen hassen ... Und der Himmel hat uns sogar mit zweien gesegnet.«

Die Wahrzeichen von Ku-fu sind unser See und unsere Mauer; See und Mauer verdanken den Märchen und dem Aberglauben aus alter Zeit ihren Ruf. Als unsere Ahnen in das Tal Cho kamen, untersuchten sie das Gelände mit größter Sorgfalt; wir sind davon überzeugt, daß kein Dorf auf der ganzen Welt besser geplant wurde als das Dorf Ku-fu. Unsere Ahnen legten es so an, daß es vor der Schwarzen Schildkröte geschützt war. Die Schwarze Schildkröte hat einen sehr schlechten Charakter. Ihre Himmelsrichtung ist Norden, ihr Element das Wasser und ihre Jahreszeit der Winter. Ku-fu öffnet sich dem Roten Vogel des Südens, dem Element Feuer und der Jahreszeit Sommer. Die Hügel im Osten, wo der Blaue Drachen lebt, mit dem Element Holz und der hoffnungsvollen Jahreszeit Frühling, sind mächtiger als die Hügel im Westen. Dort sind die Metalle, der Weiße Tiger und der Herbst, die melancholische Jahreszeit, zu Hause.

Die Form von Ku-fu war Ursache gründlicher Überlegungen, denn jemand, der ein Dorf in Form eines Fisches anlegt, während ein Nachbardorf die Form eines Hakens hat, beschwört das Unheil geradezu herauf. Ku-fu erhielt schließlich die Umrisse eines Einhorns, eines sanften, friedlichen Tieres, das keine natürlichen Feinde besitzt. Doch es mußte sich ein Fehler eingeschlichen haben, denn eines Tages ertönte ein heftiges Schnauben, und die Erde erbebte. Mehrere Häuser stürzten ein, und ein breiter Spalt zog sich durch die Erde. Unsere Ahnen überprüften ihr Dorf aus jedem möglichen Blickwinkel, und man entdeckte schließlich den Fehler, als jemand in den Hügeln im Osten auf einen hohen Baum kletterte und auf das Dorf hinabblickte. Durch ein dummes Versehen hatte man die letzten fünf Reisfelder so angelegt, daß sie die Flügel und den Leib einer riesigen, hungrigen Bremse bildeten, die auf der zarten Flanke des Einhorns saß. Und natürlich hatte das Einhorn ausgeschlagen. Man gab den Feldern die Form eines Verbandes, und Ku-fu wurde nie wieder von Erdbeben heimgesucht.

Unsere Ahnen achteten darauf, daß es keine geraden Straßen oder Wasserläufe gab, die gute Einflüsse hätten davontragen können. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme errichteten sie am Ende eines engen kleinen Tals einen Damm und leiteten Bäche die Abhänge der Hügel hinunter. So entstand ein kleiner See, der gute Einflüsse sammelte und bewahrte, die sonst in andere Dörfer geflossen wären. Ästhetische Absichten verfolgten sie dabei bestimmt nicht. Die Schönheit unseres Sees ist also wirklich ein zufälliges Ergebnis des Aberglaubens, und als der große Dichter Ssu-ma Hsiang-ju auf einer Wanderung an diesem kleinen See vorüberkam, hielt er an und war von der Schönheit so beeindruckt, daß er einem Freund schrieb:


Im Wasser tummeln sich Fisch und Schildkröten.

Zahllose lebende Wesen,

Wildgänse und Schwäne, Graugänse und Trappen,

Kraniche und Enten,

Taucher und Reiher

Landen in Scharen auf dem Wasser,

Segeln schwebend über der Oberfläche,

Treiben im Wind,

Schaukeln auf und nieder mit den Wellen,

Schwimmen im Schilf an den Ufern,

Fressen Binsen und Entengrütze,

Picken an Wasserkastanien und Lotus.


So ist es auch heute noch. Ssu-ma Hsiang-ju war nicht zu der richtigen Zeit da, um die zahllosen Wildblumen blühen zu sehen oder die kleinen gesprenkelten Hirsche, die ans Wasser kommen, um zu trinken und wie Rauchwölkchen wieder verschwinden.

Die Mauer von Ku-fu, das Drachenkissen, ist als Wahrzeichen sehr viel berühmter. Man muß darauf hinweisen, daß es viele unterschiedliche Geschichten über die Entstehung des Drachenkissens gibt. Doch wir in Ku-fu sind der Ansicht, daß unsere Version die einzig richtige ist.

Vor vielen Jahrhunderten lebte ein General, der den Befehl erhielt, eine der Verteidigungsmauern zu errichten, die Teile der Großen Mauer bilden sollten. Eines Nachts träumte er, der Himmel habe ihn gerufen, um seinen Plan dem Erlauchten Jadekaiser zu unterbreiten. Der General wurde wegen Hochverrats angeklagt. Im Verlauf der Verhandlung schilderte er sehr anschaulich seine Reise in den Himmel.

Er träumte, sich im Innern einer riesigen Lotusblüte zu befinden. Ihre Blütenblätter öffneten sich langsam und bildeten eine Tür. Der General trat hinaus auf den smaragdgrünen Rasen des Himmels. Das Himmelszelt war saphirblau, und vor seinen Füßen sah er einen Weg aus Perlen. Eine Weide hob einen Zweig und wies ihm damit wie mit einem Finger die Richtung. Der General folgte dem Weg zum Fluß der Blüten, der sich über den steilen Felsen des Großen Erwachens hinunterstürzte. Die Konkubinen des Himmelskaisers badeten im Teich der Lieblichen Düfte. Sie lachten und spielten in einem Regenbogen aus Rosenblättern und waren so schön, daß es dem General schwerfiel, sich von ihrem Anblick loszureißen. Doch die Pflicht rief, und so folgte er dem Weg, der sich sieben Terrassen hinaufwand, wo die Blätter der Bäume aus Edelsteinen waren, die melodisch erklangen, wenn der sanfte Windhauch sie streifte, wo Vögel mit leuchtenden Federn mit himmlischen Stimmen von den Fünf Tugenden und Erhabenen Gesetzen sangen. Der Weg führte an den üppigen Obstgärten vorbei, wo unter Aufsicht von Königinmutter Wang die Pfirsiche der Unsterblichkeit wuchsen. Als der General die letzte Wegbiegung an den Obstgärten hinter sich ließ, stand er direkt vor dem Palast des Erhabenen...

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Autor

Barry Hughart, 1934 im amerikanischen Mittelwesten geboren, wuchs auf einer Ranch in Arizona auf. Nach einem Studium an der Andover Academy und der Columbia University übte er verschiedene Berufe wie Buchhändler und Gärtner aus. Durch seinen Militärdienst bei der Air Force im Fernen Osten kam Barry Hughart mit chinesischer Literatur und Kultur in Berührung. Dieses Interesse und seine Kenntnisse flossen in seine Bücher ein. Für >Die Brücke der Vögel