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Gold und Schatten

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
544 Seiten
Deutsch
ONEerschienen am28.02.20191. Aufl. 2019
Teil 1 einer spannenden Dilogie rund um die griechische Götterwelt mitten in Paris.
Paris die Stadt der ... Götter!


Gerade erst nach Paris gezogen, verliebt sich die sechzehnjährige Livia Hals über Kopf in Maél. Seine Welt sind die düsteren Katakomben unter den Straßen der Stadt. Die beiden kommen sich schnell näher, doch der draufgängerischen Maél geht immer wieder auf Abstand. Was hat er zu verbergen? Und warum um alles in der Welt kann Livia plötzlich Botschaften hören, die Bäume und Pflanzen zuflüstern? Ist sie dabei, den Verstand zu verlieren? Als es Livia schließlich gelingt, die einzelnen Fäden miteinander zu verknüpfen, kann sie kaum glauben, welches Geheimnis sich ihr offenbart. Denn dass sie Maél kennengelernt hat, war alles andere als ein Zufall...


Lesen Sie auch das kostenlose Prequel 'Träume und Hoffnung', das Maéls Ankunft im Paris der Zwanziger Jahre beschreibt.





Kira Licht ist in Japan und Deutschland aufgewachsen und studierte Biologie und Humanmedizin. Sie lebt, liebt und schreibt in Bochum, reist aber gerne um die Welt.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR17,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextTeil 1 einer spannenden Dilogie rund um die griechische Götterwelt mitten in Paris.
Paris die Stadt der ... Götter!


Gerade erst nach Paris gezogen, verliebt sich die sechzehnjährige Livia Hals über Kopf in Maél. Seine Welt sind die düsteren Katakomben unter den Straßen der Stadt. Die beiden kommen sich schnell näher, doch der draufgängerischen Maél geht immer wieder auf Abstand. Was hat er zu verbergen? Und warum um alles in der Welt kann Livia plötzlich Botschaften hören, die Bäume und Pflanzen zuflüstern? Ist sie dabei, den Verstand zu verlieren? Als es Livia schließlich gelingt, die einzelnen Fäden miteinander zu verknüpfen, kann sie kaum glauben, welches Geheimnis sich ihr offenbart. Denn dass sie Maél kennengelernt hat, war alles andere als ein Zufall...


Lesen Sie auch das kostenlose Prequel 'Träume und Hoffnung', das Maéls Ankunft im Paris der Zwanziger Jahre beschreibt.





Kira Licht ist in Japan und Deutschland aufgewachsen und studierte Biologie und Humanmedizin. Sie lebt, liebt und schreibt in Bochum, reist aber gerne um die Welt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732573356
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Verlag
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum28.02.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Reihen-Nr.1
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4026034
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1
Die Schranke der Hölle

Wasser ... bitte!

Ich zuckte zusammen und sah mich um. In Paris wurde man häufig von Bettlern angesprochen. Meist waren es Männer in dreckigen Parkas, die um Geld für ihre Hunde fragten. Oder Kinder, die mit weit aufgerissenen Augen für ihre hungernden Familien bettelten. Manchmal begegnete man auch Punks mit bunt gefärbten Haaren, die einen rotzig um Kleingeld an­pöbelten. Aber von einem halb vertrockneten Löwenzahn um etwas Wasser gebeten zu werden, war, sagen wir mal so, eher ungewöhnlich.

Ich reckte das Kinn und starrte auf die gegenüberliegende Straßenseite. Autos rauschten an mir vorbei, und ihr Luftzug bauschte den Saum meines Kleides. Ich würde mich einfach auf etwas anderes konzentrieren, bis die Ampel auf Grün umsprang. Lag ich gut in der Zeit? Ich warf einen Blick auf die zierliche Armbanduhr, die sich um mein linkes Handgelenk schmiegte. Man sah dem Lederarmband an, dass es nicht neu war. Auch die Vergoldung des Gehäuses war an so manchen Stellen abgerieben. Der große Zeiger zitterte wie ein Stängel im Wind, während er sich im Minutentakt voranschob. Die Uhr war ein Erbstück meiner Urgroßmutter, eine kostbare Erinnerung, eine Rarität, und ich liebte sie.

Wasser ... bitte ...

Die Stimme hallte durch meinen Kopf. Glasklar und absolut nicht zu ignorieren. Ich wusste, es gab Tabletten gegen so etwas. Gegen die Stimmen im Kopf und die Halluzinationen. Doch ich hatte Angst, mir Hilfe zu holen. Die Vorstellung, was für Auswirkungen eine endgültige Diagnose auf mein Leben haben würde, ließ mich schaudern.

Bitte ...

Ich sah auf die Spitzen meiner Ballerinas und ließ den Blick dann wie zufällig über den Gehweg nach rechts wandern. Der Löwenzahn hatte sich einen unbequemen Platz zum Wachsen ausgesucht. Stängel und Blätter drängten sich durch eine schmale Fuge, die zwischen der Ampelsäule und dem Asphalt entstanden war. Sofort tat mir die Pflanze leid.

Ich bitte Euch ...

Ist ja gut. Zum Glück musste ich die Antworten an meine Pflanzenfreunde nur denken. Das hatte ich vor einigen Wochen herausgefunden. Ich sah mich wie ein Geheimagent um, bevor ich eine kleine Wasserflasche aus meiner Schultertasche zog. Ich öffnete den Schraubverschluss und zielte dann ohne hinzusehen Richtung Pflanze. Es platschte, es spritzte, und mein rechter Fußrücken bekam eine unfreiwillige Dusche ab. Super. Und so unauffällig!

Ein Großteil der Leute, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen, war mit ihren Handys beschäftigt. Der Rest starrte auf das Ampelmännchen über mir. Schnell schraubte ich die Flasche wieder zu und steckte sie weg.

Ich danke Euch.

Gern geschehen.

Ich wurde vielleicht verrückt, aber immerhin sprachen die Stimmen im Majestätsplural zu mir. Irgendwie war ich mir ­sicher, dass es weitaus unhöflichere Ausprägungen dieser Krankheit gab.

Die Ampel sprang auf Grün um, und ich überquerte die Straße. Mein Bauch kribbelte vor Neugier. Nicht mehr lange, und ich sollte die Katakomben erreicht haben. Ich war mit der Metro nach Montparnasse bis zur Haltestelle Denfert-Rocherau gefahren. Nun ging ich direkt auf den gepflasterten Platz mit der großen Löwenstatue in der Mitte zu. Ich blieb kurz stehen, um mich zu orientieren. Dann entdeckte ich das dunkelgrün gestrichene Häuschen, das den Eingang der Katakomben markierte. Es schmiegte sich an eine Grünfläche, die von einem niedrigen Zaun umgrenzt wurde. Vermutlich handelte es sich um einen der drei kleinen Parks, die den Place Denfert-Rocherau umgaben. Ich hatte mich bewusst dafür entschieden, etwas zu besichtigen, in dem mich garantiert kein aufdringliches Grünzeug anquatschen würde. Doch nun hatte ich fast ein wenig Angst vor meiner eigenen Courage. Die uralten Sedimentschichten der Katakomben lagen mehr als 20 Meter unter der Straße. Genau 136 Stufen führten von dem hektischen Treiben der Gegenwart in eine 45 Millionen Jahre zurückliegende Vergangenheit. Das hatte ich in einem Reiseführer gelesen. Natürlich war ich gespannt auf die vielen kunstvoll arrangierten Knochen des unterirdischen Ossariums. Aber eigentlich interessierte mich dessen Geschichte viel mehr. In jedem Jahrhundert hatten die Menschen hier Spuren ihrer Zeit hinterlassen. Religiöse Insignien, lateinische Inschriften, Symbole der Freimaurer. Auch der Gedanke, dass so viele intellektuelle Persönlichkeiten der französischen Geschichte hier ihre endgültige Ruhestätte gefunden hatten, faszinierte mich. Marat, Montesquieu, Danton, Robespierre ... Die Liste konnte man fast endlos fortführen.

Die Führung wurde von einem Archäologen des Pariser Stadtmuseums geleitet. Unbewusst lief ich etwas schneller. Je länger ich darüber nachdachte, desto weniger konnte ich es noch erwarten. Als ich nach links sah, entdeckte ich eine weitere umzäunte Grünfläche, vermutlich ebenfalls einer der drei Parks von Montparnasse. Sollte der Sommer noch ein letztes Mal richtig Fahrt aufnehmen, wäre dies sicher ein hübscher Ort für ein kleines Picknick mit Freunden. Doch im Moment war ich gedanklich zu sehr mit den Katakomben beschäftigt, um einen genaueren Blick zu riskieren. Ich ging auf die Straße zu, die vom Platz abging. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich der Eingang zu den Katakomben. Eine Traube Menschen stand unweit des Häuschens. Andere hatten sich bereits in einer ordentlichen Schlange angestellt und schienen zu warten, dass die Tür sich öffnete. Touristen blieben stehen und machten Fotos. Auf dem breiten Gehweg vor dem Eingang ging es zu wie bei einem Volksfest. Verblüfft betrachtete ich das bunte Treiben. So viel Andrang hatte ich nicht er­wartet.

Der Feierabendverkehr spannte mich auf die Folter. Die Pariser fuhren generell wie die Henker. Die halsbrecherische Fahrweise, mit der sie den majestätischen Löwen auf seinem Sockel umrundeten, war regelrecht filmreif. Die Reifen der Autos ratterten über das Kopfsteinpflaster wie Gewehrsalven. Alle schienen es eilig zu haben, nach Hause zu kommen und das verdiente Wochenende einzuläuten. Fast überhörte ich das Klingeln meines Handys, weil ich so darauf konzentriert war, eine Lücke im Straßenverkehr auszumachen, die groß genug war, um mich in meiner fünften Woche in Paris nicht schon zur Briefmarke verarbeiten zu lassen.

»Mom?«

»Liebes, hallo. Ich wollte dir nur noch mal sagen, dass du bitte vorsichtig sein sollst. Fass nichts an. Du warst gerade erst krank.«

»Ja, Mom.« Ich drehte mich von der Straße weg und spazierte ein Stückchen den Zaun des Parks entlang. Der Straßenlärm übertönte die Stimme meiner Mutter, und ich hatte keine Lust, jedes zweite Wort zu raten.

»Wie lange soll die Führung dauern?«

»Circa eine Dreiviertelstunde. Aber vor dem Eingang ist eine Schlange, und ich weiß nicht, wann sie aufmachen. Es kann also sein, dass es etwas länger dauert.«

Ich konnte das Missfallen in ihrer Stimme hören. »Wann soll es denn offiziell losgehen?«

»Um 17:30 Uhr. Wenn es pünktlich losgeht, bin ich um 18:15 Uhr fertig. Aber der Ausgang der Katakomben liegt drüben an der Rue Rémy Dumoncel. Das ist von hier aus ein Stück zu laufen bis zur Metro. Ich denke, ich bin so gegen 19 Uhr zu Hause.«

»Gut. Wir warten dann mit dem Abendessen auf dich.«

Ich ließ die Schultern hängen. »Mom, das braucht ihr nicht. Was, wenn es länger dauert?«

»Ich werde dir den Wagen schicken.«

Niemals! Es war peinlich genug, dass Dad als amerikanischer Botschafter auch hier in Paris einen Fahrer hatte. In Korea gehörte es zum normalen Straßenbild. Hier starrten einen alle fragend an oder machten sogar Fotos.

»Nein, Mom. Das ist absolut nicht nötig. Mit der Metro bin ich schneller. Außerdem, wie soll ich die Stadt denn kennenlernen, wenn ich nur in einer Limousine mit getönten Scheiben von A nach B gefahren werde? Das ist doch total bescheuert. Und außerdem ist es peinlich.« Ich war so in mein Gespräch vertieft, dass ich fast über einen Obdachlosen gestolpert wäre. Er saß, halb in eine Decke gewickelt, gegen den Zaun gelehnt und murmelte etwas in seinen langen Bart. Ich stammelte eine Entschuldigung.

»Was ist da los?«, wollte meine Mutter sofort wissen.

»Ich wäre fast in jemanden hineingerannt.«

Am anderen Ende der Leitung hörte ich sie missbilligend mit der Zunge schnalzen. »Mon dieu ...« Es schien ihr ein weiterer Beweis zu sein, wie unfähig ich war, mich allein in Paris zu bewegen.

»Ich muss los, Mom.« Ich drehte mich um, um zurück zu dem Eingang der Katakomben zu sehen. »Die Schlange wird immer länger.«

»Ich schicke dir den Wagen.«

»Mom!«

»Bis später, Livia.«

»Mom, das ist so ...« Die Verbindung brach ab. Ich starrte wütend auf das Display meines Handys. Sollte ich sie zurückrufen? Ich kannte meine Mutter. Sie war genauso dickköpfig wie ich. Wenn sie sich etwas vorgenommen hatte, dann wich sie nicht mehr davon ab. Einen kurzen Moment lang überlegte ich, die Führung früher zu verlassen und mit der Metro zu fahren. Doch ich verwarf den Gedanken wieder. Erstens wollte ich Moms Nerven nicht mutwillig noch mehr strapazieren. Zweitens würde sie vermutlich sofort die Polizei rufen und den Beamten so lange in den Ohren liegen, bis man mit einer Hundertschaft ausrücken würde, um nach mir zu suchen. Ich seufzte resigniert und ließ das Handy zurück in meine Tasche gleiten.

Als ich mich auf den Rückweg machte, kam ich...

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