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Die Einsamkeit des Barista / Schlechte Karten für den Barista

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.04.20191. Auflage
Doppeltes Lesevergnügen für alle Fans von Marco Malvaldi: In »Die Einsamkeit des Barista« fällt den vier Alten ein ungeklärter Todesfall vor die senilen Füße - angeblich ein tragischer Autounfall. Doch nicht nur dieser lässt sie skeptisch werden. In »Schlechte Karten für den Barista« sorgt ein zweiter Tod für reichlich Spekulationen unter den Senioren aus der BarLume ...

Marco Malvaldi, geboren 1974 in Pisa, arbeitete früher als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Chemie der dortigen Universität. Mit seinen Krimis um die vier alten Männer und den sympathischen Barbesitzer Massimo avancierte er zum Bestsellerautor. Daneben veröffentlichte er mehrere davon unabhängige Krimikomödien. Marco Malvaldi lebt als freier Autor mit seiner Frau und zwei gemeinsamen Kindern in seiner Geburtsstadt.
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Produkt

KlappentextDoppeltes Lesevergnügen für alle Fans von Marco Malvaldi: In »Die Einsamkeit des Barista« fällt den vier Alten ein ungeklärter Todesfall vor die senilen Füße - angeblich ein tragischer Autounfall. Doch nicht nur dieser lässt sie skeptisch werden. In »Schlechte Karten für den Barista« sorgt ein zweiter Tod für reichlich Spekulationen unter den Senioren aus der BarLume ...

Marco Malvaldi, geboren 1974 in Pisa, arbeitete früher als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Chemie der dortigen Universität. Mit seinen Krimis um die vier alten Männer und den sympathischen Barbesitzer Massimo avancierte er zum Bestsellerautor. Daneben veröffentlichte er mehrere davon unabhängige Krimikomödien. Marco Malvaldi lebt als freier Autor mit seiner Frau und zwei gemeinsamen Kindern in seiner Geburtsstadt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492993357
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum02.04.2019
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse3769 Kbytes
Artikel-Nr.4037996
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Null

Der Billardtisch ist sehr schön.

Seine Füße sind stark, sie stehen fest auf der Erde und verleihen ihm etwas Unverrückbares, als sei er immer schon da gewesen, von Anbeginn der Zeiten an oder sogar noch früher. An den Wänden befinden sich zwei Halter mit jeweils zehn absolut gleich aussehenden Billardstöcken, was bedeutet, dass das Billard neu ist und noch kein Ersatz gekauft werden musste für kaputtgegangene oder gestohlene Stöcke. Über dem Billardtisch sind drei Hängelampen zu sehen, grün aus Tradition, auf deren Lampenschirm wie eine magische Zauberformel steht: Mari Billards.

Doch all das bemerkt man nur, wenn diese Lampen aus sind.

Werden sie hingegen eingeschaltet, ändert sich alles. Wenn jemand sie einschaltet, so hieß es, materialisiert sich plötzlich ein Rechteck aus hypnotisierendem Grün, welches das Zimmer mit einem ganz eigenen Licht erhellt. Dann scheint der Billardtisch nicht mehr schwer auf dem Boden zu lasten, sondern sich förmlich emporzuheben.

Auf dem grünen Rechteck kreisen glänzende Kugeln, die sich erhaben bewegen. Sie rollen perfekt gerade, klacken mit beruhigendem Ton aneinander und stoßen sich von den Banden ab, als gehorchten sie, losgelöst vom lärmenden und vibrierenden Rest der Welt, idealen, geometrischen und perfekten Gesetzen.

Der Billardtisch kann nur über würdige, weise Mittelsmänner mit der Außenwelt kommunizieren, Spieler genannt, die sich gemessenen Schrittes in wohl einstudierten Formationen um das Rechteck bewegen. Jene Kundigen teilen ihre Entscheidungen dem Billard über Zepter mit, die sie auf rätselhafte Weise bewegen, indem sie das eine Ende kraftvoll schwenken, während sie das andere leicht wie eine Feder führen. Kraft und Präzision aufs Engste vereint. Dem zufälligen Beobachter, der angesichts der unnatürlichen Perfektion des Spiels fasziniert stehen bleibt, kann es vorkommen, als werde er Zeuge von etwas Übernatürlichem.

So, könnte er denken, muss Platon sich die unwandelbaren Formen vorgestellt haben, von denen wir nur die Schatten an den Höhlenwänden sehen.

So könnte, vielleicht, die Welt der Ideen aussehen.

Es scheint, als hätte hier, in der Mitte des Tisches, die Realität keine Macht und müsse der Perfektion Platz machen.

Ein Jammer nur, dass einer der Weisen, den man Ampelio nennt, häufig anfängt, den Namen der Madonna lästerlich im Munde zu führen; dann bekommt die ganze Atmosphäre einen Knacks, die Realität befreit sich mit einem beherzten Tritt vors Schienbein von der Vollkommenheit, und aus der fernen Poesie Attikas gerissen, findet man sich plötzlich in Pineta wieder.

»Geh über die Ecke.«

»Nein, immer mit der Ruhe, ich seh sie doch.«

»Ich hab gesagt, geh über die Ecke.«

»Und ich sage dir, dass ich sie sehe.«

»Aber was willst du denn sehen, aber was â¦«

»Wenn du vielleicht mal ganz kurz still sein würdest, ich versuche, einen Stoß zu machen. Danke.«

»Ich würde über die Ecke gehen.«

»Ampelio, das letzte Mal, dass ich auf dich gehört habe, da hatten wir noch den König. Und dann war s auch noch ein Fehler. Also lass mich stoßen.«

»Mach nur, mach nur«, brummelt Ampelio. »Aber dann richte dich nicht noch mal auf, sondern bleib so vornübergebeugt. Wenn du dich schon zum Affen machen musst, dann wenigstens schnell.«

Aldo beugt sich vor, visiert die Kugel an und lässt den Stock sanft vor und zurück gleiten. Immer noch sanft versetzt er der weißen Kugel einen Stoß, die direkt auf die gelbe Kugel zurollt. Noch viel sanfter streift die weiße Kugel, bevor sie auf die gelbe trifft, einen weißen Kegel, der ins Schwanken gerät und umfällt. Alles andere als einfühlsam teilt Ampelio Aldo mit, dass er von Tuten und Blasen keine Ahnung habe. Aldo breitet die Arme aus, Rimediotti kichert schadenfroh, und Pilade notiert das Ergebnis.

»Aldo verschenkt zwei. Wir einundfünfzig, die neununddreißig. Das Spiel geht an uns. Für mich einen Averna.«

»Für mich einen corretto al sassolino«, sagt Rimediotti, während er den Stock in den Halter zurückstellt.

»Ich nehme eine Limonade. Und du, Ampelio, was willst du?«

»Einen neuen Mitspieler, das will ich.«

»Und nichts zu trinken?«

»Nein, nichts. Weißt du was? Ich hätte Lust auf ein Eis â¦«

Gesagt, getan. Aldo nimmt die kleine grüne Schürze ab, die er sich umgebunden hat, um seine Hosen nicht zu beschmutzen, wenn er sich gegen den Tisch lehnt, und wiederholt die Bestellungen automatisch mit leiser Stimme, wie er es in seinem Restaurant tun würde. Aber ja, dem Boccaccio! Genau dem, wo man wirklich gut isst, dem mit den unglaublich phantasievollen Vorspeisen. Sehr gut, das mit diesem riesigen Koch, der, falls man es einmal wagt, ein kritisches Wort über das Essen fallen zu lassen, und der Ton stimmt nicht ganz, innerhalb von zehn Sekunden neben einem steht und einen anglotzt, als würde er einem liebend gerne eine Portion Ohrfeigen servieren, wenn da leider nicht die anderen Gäste wären.

»Averna, corretto sassolino, ein neuer Mitspieler. Falls die Mitspieler aus sind, ein Eis. Was für ein Eis?«

»Joghurt und Schokolade. In der Waffel, nicht im Becher.«

»In der Waffel, in der Waffel.«

Aldo geht vom Billardraum durch einen kurzen Flur in den Hauptraum der Bar. Hinter dem Tresen stehen zwei Personen. Eine hübsche junge Frau mit rotem Haar, was einem jedoch erst als Zweites auffällt. Die zweite Person ist um die fünfunddreißig, hat schwarze, gelockte Haare, das Profil eines sarazenischen Piraten mit einer langen Adlernase und einen halb aufmerksamen, halb mürrischen Gesichtsausdruck. Wenn ihr die Bar kennt, dann wisst ihr ganz genau, dass die junge Frau Tiziana heißt und dass das Erste, was einem an ihr auffällt, ein paar wunderschöne Brüste sind. Des Weiteren wisst ihr, dass der Typ mit dem Piratengesicht Massimo heißt und ihm die Bar gehört und dass er aus irgendeinem seltsamen Grund fest davon überzeugt ist, der Gast wisse nicht immer von alleine, was er bestellen sollte. In diesem Augenblick ist Massimo gerade dabei, einen Behälter mit einer Wolke aus glattem, weichem und kompaktem weißem Eis, das gerade aus der Eismaschine kommt, in die Eistheke zu stellen. Der Behälter passt nicht gleich in den Zwischenraum, und Massimo, der so viele gute Eigenschaften hat, dem es jedoch an handwerklicher Geschicklichkeit mangelt, versucht, ihn an seinen Platz zu schieben, indem er ihn systematisch vor und zurück bewegt. In Wirklichkeit würde er ihn am liebsten hineinprügeln, aber er reißt sich zusammen.

Aldo fängt schon an zu sprechen, als er den Tresen noch nicht erreicht hat, gerade so, wie er es im Restaurant macht, wenn er in die Küche kommt, nachdem er die Bestellungen aufgenommen hat.

»Massimo, mach mir bitte eine Limonade, einen Averna, einen corretto al sassolino. Und ein Eis in der Waffel, Joghurt und Schokolade. Danke.«

»Limonade, Averna, corretto al sassolino«, antwortet Massimo in neutralem Ton, ohne den Blick von der Eistheke zu nehmen.

»Und ein Eis in der Waffel, Joghurt und Schokolade.«

»Da bin ich mir nicht sicher. Wie lange spielt ihr noch?«

»Keine Ahnung, ein oder zwei Partien.«

»Ein oder zwei Partien. Also kein Eis in der Waffel.«

»Komm schon, stell dich nicht so kindisch an, bitte. Wenn du rein möchtest, wir sind in einer halben Stunde fertig.«

»Es geht nicht darum, dass ich spielen möchte. Es geht darum, dass ihr spielt.«

»Na gut. Und was hat das, bitte schön, miteinander zu tun?«

»Wer hat vor einer Woche den Tisch verschmutzt, indem er einen Riesenkübel Nusseis darüber ausgekippt hat?«, fragt Massimo, während er weiterhin, allerdings immer gewaltsamer, versucht, den Eisbehälter davon zu überzeugen, an seinen Platz zu passen.

»Ah, deshalb. Ja, zugegeben, das war Ampelio. Aber jetzt â¦«

»Und wer hat das Tuch dann mit so viel Liebe und Geduld wieder sauber gemacht?«, insistiert Massimo, der inzwischen doch angefangen hat, auf den Eisbehälter einzuschlagen.

»Massimo?«, rät Aldo, längst unfreiwillig der Mäeutik des Barista auf den Leim gegangen.

»Genau. Bestanden. Zur Belohnung schulde ich dir eine Erklärung. Da mein Großvater immer gestikuliert wie ein Börsenhändler, auch wenn er isst, gebe ich ihm kein Eis in der Waffel, solange er sich in einem Umkreis kleiner als sechs Meter um den Billardtisch aufhält.«

»Und jetzt? Du würdest es ihm wohl auch nicht im Becher geben, oder?«

Ein Wunder. Der Eisbehälter ist an seinen Platz gerutscht, und Massimo beäugt ihn misstrauisch, als wollte er sagen, wenn du gleich gewollt hättest, hättest du s leichter haben können. Dann blickt er Aldo an.

»Nichts. Weder Waffel noch Becher. Hinterher, wenn ihr fertig seid, gebe ich ihm sogar zwei in der Waffel.«

Aldo breitet die Arme aus. In der Zwischenzeit hat Tiziana unbemerkt den ganzen Rest der Bestellung auf ein Tablett gestellt, das sie Aldo nun über den Tresen hinweg reicht. Aldo, ganz Gentleman und Mann von Welt, lächelt sie an, sieht ihr in die Augen, bedankt sich, nimmt das Tablett und geht. Massimo ordnet in der Zwischenzeit die übrigen Behälter neu, die nicht alle perfekt parallel zueinander stehen, was ihn ärgert. Tiziana hört auf zu lächeln und sieht ihn böse an.

»Du bist schrecklich.«

»Nein, ich bin objektiv. Wenn ich meinem Großvater ein Schokoladeneis in die Hand gebe, dann sieht innerhalb von zwei Minuten der Billardtisch genauso...

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Marco Malvaldi, geboren 1974 in Pisa, arbeitete bis vor Kurzem als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Chemie der dortigen Universität. Mit seinen Krimis um die vier alten Männer und den sympathischen Barbesitzer Massimo avancierte er zum Bestsellerautor. Daneben veröffentlichte er mehrere davon unabhängige Krimikomödien. Marco Malvaldi lebt als freier Autor mit seiner Frau und zwei gemeinsamen Kindern in seiner Geburtsstadt.