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Sommer - Sonne ... tot

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
196 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am30.11.20181. Auflage
Der Zeuge schwört Stein und Bein, Sasha zur fraglichen Zeit mit dem Opfer zusammen gesehen zu haben ... ... doch Sashas Alibi hat sich schnöde aus dem Staub gemacht. Schluß also mit den erholsamen Urlaubstagen für ihre beste Freundin Amanda Pepper - Lehrerin und Detektivin aus Leidenschaft. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Gillian Roberts ist das Pseudonym, unter dem die Autorin Judith Greber eine Reihe von Kriminalromanen veröffentlicht hat, u.a. die Amanda-Pepper-Reihe, in der eine Lehrerin auf Verbrecherjagd geht. Die Autorin war selbst Lehrerin an einer Highschool.
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Produkt

KlappentextDer Zeuge schwört Stein und Bein, Sasha zur fraglichen Zeit mit dem Opfer zusammen gesehen zu haben ... ... doch Sashas Alibi hat sich schnöde aus dem Staub gemacht. Schluß also mit den erholsamen Urlaubstagen für ihre beste Freundin Amanda Pepper - Lehrerin und Detektivin aus Leidenschaft. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Gillian Roberts ist das Pseudonym, unter dem die Autorin Judith Greber eine Reihe von Kriminalromanen veröffentlicht hat, u.a. die Amanda-Pepper-Reihe, in der eine Lehrerin auf Verbrecherjagd geht. Die Autorin war selbst Lehrerin an einer Highschool.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105622537
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum30.11.2018
Auflage1. Auflage
Seiten196 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1067 Kbytes
Artikel-Nr.4045118
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Das Schuljahr ist um Monate kürzer als das Kalenderjahr, und darum glauben die Leute, die Lehrer hätten es leicht und bequem. In Wirklichkeit sind die Sommerferien dringend nötig zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit. Steigende Temperaturen treiben das instabile Gemisch von Lehrern und Schülern bis zum Siedepunkt hinauf; da ist eine Abkühlungsperiode unbedingt erforderlich. Sonst gäbe es keine Überlebenden für zukünftige Streßexperimente.

Nach zwei Tagen Ferien war mein Zustand immer noch kritisch, und ich hatte Angst, es könnte so bleiben. Ich war so fertig, daß mir klar war, ich müßte mal gründlich über mein Leben nachdenken - besser gesagt, meine Leben, das berufliche und das private - und darüber, was ich eigentlich ständig falsch machte. Der Haken war nur, daß ich jedesmal, wenn ich auch nur anfing nachzudenken, total allergisch reagierte und nichts als Frust und Ablehnung verspürte.

»Du siehst grauenhaft aus«, sagte meine Freundin Sasha auf unserem Sonntagsspaziergang durch das alte Kolonialviertel von Philadelphia, von dem ich mir etwas seelische Aufmunterung erhofft hatte. »Warum suchst du dir nicht einen richtigen Job mit richtigen Menschen?« fragte sie. »Worin liegt der Sinn des Erwachsenwerdens, wenn du dann den Rest deines Lebens Jahr für Jahr in die Adoleszenz zurückkehrst? Such dir einen Job, bei dem du es mit Erwachsenen zu tun hast.«

Ich versuchte, mir ein Arbeitsleben unter solchen Bedingungen vorzustellen. Mit Leuten, die mich als gleichgestellt betrachteten und nicht als Hindernis, das mit List und Schläue ausgetrickst werden mußte. Mit Leuten, die mich nicht dauernd auf die Probe stellten, mir nicht dauernd mit Ausreden, Entschuldigungen oder allen möglichen Anliegen kamen. Mit Partnern. Mit Leuten, die Teamwork schätzten.

Arbeitsessen. Kontakte. Erfolg.

Wär das schön!

Am Head House Square, dem ehemaligen Fleisch- und Gemüsemarkt, jetzt kameragerecht aufgetakelt, winkte in einem Straßencafé ein freier Tisch. Das war nicht etwa glückliche Fügung, sondern einfach darauf zurückzuführen, daß der Sommer es noch nicht bis Philadelphia geschafft hatte. Wir setzten uns trotzdem.

Es war kühl für Anfang Juni, draußen zu sitzen war eine rein symbolische Geste, aber ich hatte Sommerferien und war entschlossen, mich entsprechend zu verhalten. Ich bestellte mir also fröstelnd einen Cappuccino und ließ meinen Blick über den früheren Marktplatz schweifen. Wo einst gackernde Hühner und quiekende Schweine feilgeboten worden waren, verhökerte man jetzt Kunstgewerbliches - pseudoindianischen Silberschmuck, Taschen aus geprägtem Leder, Knüpfbatikgewänder nach Hippie-Art. Ganze modische Trends waren gestorben und hier wieder zum Leben erweckt worden, während ich Tag für Tag vergeblich mein Bestes getan hatte, Teenager davon zu überzeugen, daß die Interpunktion einen Sinn hat.

»Ach, das wird schon wieder«, sagte ich zu Sasha, die mir gerade vorschlug, es doch mal bei der Berufsberatung zu versuchen. »Ich muß nur eine Weile abschalten. Allein sein.«

Die Kellnerin brachte uns den Cappuccino und einen Teller biscotti dazu.

»Sei mir nicht böse, Mandy, aber allein bist du doch die ganze Zeit. Du solltest mal einen richtigen Urlaub am Meer machen.«

Sofort sah ich es vor mir - plätschernde Wellen auf weißem Sand, kreischende Möwen, die unter einem blauen Himmel dahinsegelten ... Allein schon bei der Vorstellung begann ich mich besser zu fühlen. Ich sah mich allein mitten in hohen Dünen, ein Buch auf dem Schoß, köstlich erfrischt von Meeresluft und Einsamkeit.

»Das ist doch gerade der Vorteil an deinem Beruf«, sagte Sandy, »daß du diesen Wahnsinnsurlaub hast. Schau mich an, ich muß morgen wieder in die Tretmühle, während du -«

»Ja, aber leider zahlen die uns so wenig, daß wir diesen Wahnsinnsurlaub nicht genießen können. Ich kann mir genau zwei Wochen leisten«, erklärte ich, »dann fang ich wieder an. Als Lehrerin an der Sommerschule, um mir etwas dazuzuverdienen.«

»Das hatte ich vergessen. Das ist wirklich gemein. Und was fängst du mit deinen zwei Wochen an?«

Ich schüttelte den Kopf. »Gar nichts. Ich werd mal meine Schränke saubermachen.« Die Möwen, die über meinem Traumstrand kreisten, verwandelten sich in Dollarscheine, die im Wind davonflatterten.

»Vielleicht entführt dich ja dein Bulle auf eine einsame Insel.«

»Ha! Ha! Sehr komisch.« C.K. Mackenzie, der Bulle, war ein Teil des Problems, das gründliches Nachdenken verlangte, nicht seine Lösung. Und eben in dieser Angelegenheit hätte ich mir etwas wie eine Erleuchtung von den plätschernden Wellen erhofft. Ich weiß, der Weg soll das Ziel sein. Ich weiß auch, daß Kahlil Gibran, der alte Philosoph, vor langer Zeit darauf hingewiesen hat, daß es im Zusammensein von Mann und Frau Freiräume geben müsse. Soweit ich mich erinnere, sollten die Winde des Himmels zwischen ihnen tanzen.

Aber Kahlil ist es damals nicht eingefallen, diesen Räumen Maße zu geben, und in meinem Fall schienen sie manchmal größer zu sein als Flugzeughangars, und die Himmelswinde tanzten nicht, sie heulten. So sehr ich Freiräume und Zusammensein in meiner Beziehung zu Mackenzie genoß, so sehr ich mich im Lauf des vergangenen Jahres auf den Weg konzentriert hatte - wenn nicht gerade seine Polizeipflichten die Entwicklung gestört, unterbrochen und hinausgeschoben hatten -, so sehr hätte mich doch auch die Aussicht auf ein glückliches Ende gefreut.

Ich mag nun mal keine losen Fäden und unvollendeten Geschichten. Es tut mir gut zu wissen, daß ein spannender Roman eine Auflösung haben wird. Warum sollte ich von meinem eigenen Leben weniger verlangen?

Nur - und das machte die Sache erst richtig kompliziert - ich wußte nicht, was für eine Art von Ende ich mir wünschte. Vielleicht waren die riesigen Räume zwischen uns das Beste für mich - und von mir selbst gewählt. Als ich das dachte, mir das eingestand, kehrte sofort die mir mittlerweile vertraute ängstliche Beunruhigung zurück.

Drei Schritte von uns entfernt brüllte eine Mutter, die ungefähr so erledigt aussah wie ich mich fühlte, ein dickes Kind mit Ohrklappenmütze an. »Hör auf zu essen! Nichts mehr vor dem Abendbrot. Ich sag´s dir zum letzten Mal: Keine Süßigkeiten mehr.«

Was das Kind zurückschrie, ging im Rattern des Busses unter, der an der Ecke hielt.

Ich zauberte mich zurück an den weißen Strand und blendete alle Geräusche außer dem beruhigenden Rauschen der Wellen aus.

Doch dann holte mich Sashas Stimme in die Wirklichkeit zurück. »Deine Eltern würden dir bestimmt ein Flugticket schicken«, sagte sie.

»Sehr witzig. Seh ich vielleicht noch nicht gestreßt genug aus?« Gewiß, Boca Raton in Florida hatte einen herrlichen Strand, aber ein längeres Zusammensein mit meinen Eltern war, wie ich aus Erfahrung wußte, alles andere als erholsam. Seit meinem einunddreißigsten Geburtstag hatte sich das Entsetzen meiner Mutter darüber, daß ich immer noch ledig war, in einem Maß gesteigert, daß sie das Thema nicht einmal mehr direkt ansprechen konnte. Früher hatte sie sich Sorgen über mein Liebesleben gemacht, vor allem darüber, ob es so was bei mir überhaupt gab. Heute lautete der Euphemismus für »nun heirate endlich«, »kümmere dich um deine finanzielle Sicherheit«. Sie schickte mir Zeitungsartikel über langfristige Geldanlagen und, weit deprimierender, über verwöhnte Ehefrauen. Die Botschaft war klar: Schnapp dir einen tattrigen Millionär, dann bist du für alle Zeit jeglicher finanzieller Sorgen enthoben.

Die grausame Wahrheit war, daß die Vorstellung manchmal - wie heute, da ich vergebens von einem Luxusurlaub träumte und mein kümmerliches Leben als kleine Lehrerin mal wieder restlos satt hatte - etwas beinahe Verlockendes hatte. Wie ich allerdings im Rahmen meines Alltagslebens dem Industriebaron anstelle seines pubertären Urenkels begegnen sollte, mußte mir erst mal einer sagen.

»Dann liegt dir anscheinend doch nicht soviel an einem Urlaub am Meer«, meinte Sasha.

»Jedenfalls nicht soviel, daß ich mir dafür den ganzen Tag die Vorhaltungen meiner Mutter anhören würde. Du kannst froh sein, daß deine Eltern dich dein eigens Leben führen lassen.«

»Die haben Angst, ich könnte wieder heiraten und so werden wie sie.«

Sashas Eltern hatten zur Scheidungs-Avantgarde gehört. Lange, ehe so etwas gang und gäbe geworden war, hatten sie die Ehepartner gewechselt wie die Hemden - zu ihrer eigenen Verwirrung und auch all derer, die sie kannten. Eine Unfähigkeit, mit Verstand zu wählen und Beziehungen aufrechtzuerhalten, schien zum Familienerbe zu gehören. Sasha selbst hatte bereits zwei katastrophale Ehen hinter sich, und ihr Blick für Qualität schien sich, was Männer anging, seither nicht merklich gebessert zu haben.

»Ich brauche nur einen Mann zu erwähnen, da kriegen sie schon die Gänsehaut. Als ich meiner Mutter von dem Mann erzählt hab, den ich morgen treffe -« Sie brach plötzlich ab. »Hey, ich hab´s. Cinderella Pepper vor dir steht deine gute Fee.«

Gute Feen hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt. Sasha mit ihren eins achtzig, dem wilden schwarzen Haar, im Minirock mit Glitzer und hochgeschnürten Basketballstiefeln entsprach nicht dem Märchenbild, aber ich spitzte trotzdem die Ohren.

»Du hast soeben eine fast kostenlose Reise ans Meer mit echtem Sandstrand gewonnen.«

»Wie das?«

»Ich habe einen Fotoauftrag. Direkt am Meer. Unterkunft und Verpflegung eingeschlossen. Wer soll was dagegen haben, wenn ich mein Zimmer mit dir teile, hm? Du müßtest nur...
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Autor

Gillian Roberts ist das Pseudonym, unter dem die Autorin Judith Greber eine Reihe von Kriminalromanen veröffentlicht hat, u.a. die Amanda-Pepper-Reihe, in der eine Lehrerin auf Verbrecherjagd geht. Die Autorin war selbst Lehrerin an einer Highschool.