Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Adam und Übel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am30.11.20181. Auflage
Amanda Pepper, Lehrerin und Detektivin aus Leidenschaft, hat allen Grund, sich um ihren Schüler Adam Sorgen zu machen. Er verhält sich immer merkwürdiger und kapselt sich ab. Als kurz darauf eine Frau ermordet wird und Adam spurlos verschwindet, wird er für die Polizei zum Hauptverdächtigen. Doch nicht für Amanda, die alles daran setzt, seine Unschuld zu beweisen - auch wenn sie dabei selbst in die Schusslinie eines skrupellosen Verbrechers gerät ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Gillian Roberts ist das Pseudonym, unter dem die Autorin Judith Greber eine Reihe von Kriminalromanen veröffentlicht hat, u.a. die Amanda-Pepper-Reihe, in der eine Lehrerin auf Verbrecherjagd geht. Die Autorin war selbst Lehrerin an einer Highschool.
mehr

Produkt

KlappentextAmanda Pepper, Lehrerin und Detektivin aus Leidenschaft, hat allen Grund, sich um ihren Schüler Adam Sorgen zu machen. Er verhält sich immer merkwürdiger und kapselt sich ab. Als kurz darauf eine Frau ermordet wird und Adam spurlos verschwindet, wird er für die Polizei zum Hauptverdächtigen. Doch nicht für Amanda, die alles daran setzt, seine Unschuld zu beweisen - auch wenn sie dabei selbst in die Schusslinie eines skrupellosen Verbrechers gerät ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Gillian Roberts ist das Pseudonym, unter dem die Autorin Judith Greber eine Reihe von Kriminalromanen veröffentlicht hat, u.a. die Amanda-Pepper-Reihe, in der eine Lehrerin auf Verbrecherjagd geht. Die Autorin war selbst Lehrerin an einer Highschool.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105622575
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum30.11.2018
Auflage1. Auflage
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1124 Kbytes
Artikel-Nr.4050497
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Merkwürdig ist keine nützliche Definition, wenn es um Halbwüchsige geht. Es ist schwer zu unterscheiden zwischen einem Teenager mit Problemen und einem, dessen einziges Problem darin besteht, dass er ein Teenager ist. Eine Englischlehrerin kann unmöglich wissen, ob mürrische Verschlossenheit ein Anzeichen von Depression ist, das Behandlung erforderlich macht, oder nur ein Anfall von Ich-möchte-sterben-Kummer, weil die Schulmannschaft ein Spiel verloren hat.

Man erwartet von mir, dass ich Sprachunterricht erteile und nicht, dass ich meine Schüler einer Psychoanalyse unterziehe. Außerdem spiele ich in ihrem Leben und Denken nur eine untergeordnete Rolle. Ein Querschnitt durch das Gehirn eines Teenagers zeigt, dass vierundfünfzig Prozent dieses Organs damit beschäftigt sind, den Hormonspiegel zu regulieren, einundzwanzig Prozent sind mit der Analyse ihrer Stimmungsumschwünge beschäftigt, und zehn Prozent befassen sich mit Überlegungen wie: welche Musik sie unbedingt brauchen, bei welchen Filmen sie sterben würden, wenn sie sie nicht ansehen, und welche Kleidungsstücke alle anderen haben, aber sie nicht. Weitere acht Prozent diskutieren, wie die Zeit nach der Schule totzuschlagen ist; vier Prozent kartographieren, wer sie so angesehen oder angesprochen hat, wie sie es sich wünschen, oder wer nicht; zwei Prozent kritisieren Leben und Garderobe ihrer Eltern und aller, die in Zeitschriften wie People oder Entertainment Weekly abgebildet sind. Das verbleibende eine Prozent befasst sich mit den schulischen Fragen, die ihnen gerade wichtig erscheinen.

Diese Prozentzahlen schwanken unter dem Druck der Ereignisse des Lebens, etwa wenn sie an einem Abschlussball teilnehmen, am College aufgenommen werden oder einen Pickel bekommen. Das macht aber im großen und ganzen das Gehirn eines Halbwüchsigen aus, und für mich und mein Studienfach bleibt da herzlich wenig Platz. Ich stehe außerhalb, rudere mit den Armen wie ein Fluglotse und versuche, meinen Lehrstoff in das bisschen Platz zu quetschen, das mir gerade zur Verfügung steht. Sie hören gar nicht zu und sehen in mir nur ein zunehmend alterndes Ärgernis mit zu auffälliger Haartracht (zu lang, zu braun), langweiliger Kleidung, einem (soweit ich das mitbekomme) jämmerlichen Sinn für Humor und einer Liebe zum Leben, die sie ärgert, weil sie den Status quo nicht verstehen. Ich auch nicht, aber ich kann damit leben.

Es ist ernüchternd, unter solchen Bedingungen zu arbeiten, und es bleibt auch nicht viel Zeit oder Raum für Meditationen über die geistige Gesundheit der Klasse. So ist das immer gewesen.

Bis vor kurzem, als es noch schlimmer wurde. Die Kinder sind heute nicht mehr so, wie sie einmal waren, nämlich vorhersehbar, sondern auf tödliche Weise verschroben. Als wir gerade angefangen hatten, uns zu entspannen, uns anzupassen, auf die Erklärungen der Experten zu hören und die Eigenheiten der Teenager zu akzeptieren, haben sie noch einen draufgesetzt. Geschichten über Teenager, die ihren Launen Ausdruck verliehen, indem sie Klassenkameraden, Lehrer und alle, die sie sonst noch störten, über den Haufen ballerten, machten Schlagzeilen.

In jüngster Zeit muss ich oft über ihre Lehrer nachdenken. Habe Mitgefühl mit ihnen. Ich wünsche mir, ich hätte mit ihnen reden können - bevor ihre Schüler sie umbrachten. Ich frage mich, ob es mein Schicksal ist, wie sie zu enden.

In einer Schule voller Schüler mit Anpassungsproblemen über diese Schlagzeilen nachzudenken, ist etwa so, als würde man auf einer Erdbebenspalte leben. Man kennt die Gefahr, aber wenn man zu oft darüber nachdenkt, verliert man den Verstand, und diese Aussicht ist nicht weniger erschreckend. Dennoch entgeht einem die seismische Aktivität nicht, wenn man geistig normal ist, und man bemerkt, wie extrem die Beben in den Klassenzimmern geworden sind.

Adam Evans erreichte die Zehn auf meiner Richterskala. Ich hoffte, dass meine Maschine - nicht seine - eine Fehlfunktion hatte, glaubte es aber nicht.

Seinetwegen fürchtete ich, dass ich bei Teenagern generell zuviel des Guten getan hatte. Aber ob dem so war oder nicht, Adam Evans war ein Rätsel, das ich nicht lösen konnte, und er war das ganze Schuljahr über ein Anlass zur Sorge für mich. Wenn es um ihn ging, war ich meiner Sache nie sicher. Ich konnte nie zu meiner eigenen Zufriedenheit bestimmen, ob unser Problem seines oder meines war.

Jetzt, acht Monate nachdem Adam in seinem Abschlussjahr in meine Klasse gekommen war, tappte ich immer noch im Dunkeln. Ich wusste nur eines mit Sicherheit, dass er eine erstklassige Nervensäge war. An der Philly Prep gab es einen hohen Prozentsatz an erstklassigen - und zweitklassigen - Nervensägen. Sie sind gewissermaßen insofern unsere Spezialität, als wir uns an jene (hinreichend) jungen Leuten wenden, die in größeren, strenger reglementierten Schulen nicht zurechtkommen. Unsere Aufgabe ist es, das Licht in der geistigen Dunkelheit zu entzünden.

Das versuchte ich meinen Lieben und Teuren eines Sonntagnachmittags Ende April zu erklären. Meine Schwester Beth, ihr Mann Sam und die beiden Kinder hatten auf dem Weg zu einer Party in der Nähe einen Abstecher zu mir gemacht. Das war in keiner Weise ein typisches Ereignis. Beth und Sam waren eingefleischte Vorstädter. Sam fuhr jeden Tag mit dem Paoli Local in die Stadt zu seiner Anwaltskanzlei, aber danach so schnell es ging wieder hinaus nach Gladwynne. Und Beth tat immer so, als wäre ein Ausflug in die Stadt mit einer Safari ohne Führer vergleichbar. Daher kam diesem Besuch der Status eines Großereignisses zu. Wir tranken Kaffee und brachten uns auf den neuesten Stand.

Ich sprach vom Unterrichten und meinen wachsenden Zweifeln. Ich sprach von Adam. Ich wollte Verständnis, wollte Mitgefühl. In letzter Zeit wollte ich häufig aussteigen. »Ich habe Angst um ihn«, sagte ich. »Er scheint sich nicht völlig unter Kontrolle zu haben. Gestern war ich sicher, er würde jemanden schlagen. Ich musste ihn festhalten. Und dann ist er ausgerastet. Tat so, als wäre es ein Verbrechen, ihn zu berühren.« Beth sah erschrocken drein - ihre Vorurteile gegenüber Leuten, die in der Stadt wohnten, wurden bestätigt. Ich schüttelte den Kopf. »Bei mir hört es sich schlimmer an, als es war. Er hat in dem Moment aufgehört, als ich ihn am Arm berührt habe. Er mag es nicht, angefasst zu werden. Das gehört zum Abnormalen an ihm. Wie auch immer, ich musste nicht mit ihm ringen, er hat dem anderen Kind nichts getan, aber seine Reaktion sowohl dem anderen Jungen als auch mir gegenüber war reichlich übertrieben. Er tickt nicht richtig. Ich kann es nicht erklären, mache mir aber Sorgen, was er anderen antun könnte - und ich mache mir Sorgen, was er sich selbst antun könnte.«

Vom oberen Ende einer Leiter grunzte C.K. Mackenzie und bekundete damit, dass er zuhörte. Natürlich hatte er das alles schon gehört, daher galt seine wahre Aufmerksamkeit dem Gemälde, das er aufhing. Mein Schwager half ihm bei diesem Unterfangen, indem er daneben stand, in einem J.-Crew-Katalog las und bereit war, falls erforderlich ein Werkzeug hinaufzureichen. Männerfreundschaften. Sie sahen einander weder an noch kommunizierten sie. Sie waren beide sehr glücklich.

Ich zog Adams Aufsatz aus dem Stapel auf dem Eichentisch. Immer sind Arbeiten da, die zensiert werden müssen. Auch das wurde allmählich langweilig. »Sag mir, dass das nicht sonderbar ist. Zitat: Ich werde lernen, in Harmonie mit meinen Follikeln zu singen. Zitat Ende.«

»Was wirst du?« Mackenzie drehte sich um und geriet ins Schwanken. Sam ließ den J.-Crew-Katalog fallen und eilte ihm zu Hilfe, indem er die Leiter packte und sie stützte. Die Frauen gaben erschrockene Laute von sich, die Männer beschwichtigende, die zeigen sollten, dass sie alles unter Kontrolle hatten.

»Nicht ich. Adam.« Ich wiederholte den Satz. Mackenzie schüttelte den Kopf, was auch anderes. »Ich habe um ein Gespräch mit seinen Eltern gebeten«, sagte ich. »In letzter Zeit hat er zu viele seltsame Anwandlungen wie diese. Er sollte untersucht werden, Hilfe bekommen, bevor ... ich weiß auch nicht, was. Er ist immer abwesend, kann sich nicht konzentrieren, reagiert bizarr, indem er bei unpassenden Gelegenheiten lacht oder gar keine Gefühlsregung zeigt ...« Ich verstummte langsam, weil mein Vertrauen in meine eigene Meinung nicht ausreichte. Ich hatte den ausgeprägten Eindruck, dass Adam seelische und emotionale Probleme hatte, aber er hatte bei all seinen Prüfungen gut abgeschnitten, dieses Teil passte so wenig zum Rest des Puzzles, dass ich befürchtete, ich könnte womöglich zu ungerecht zu dem Jungen sein.

»Es muss schwierig sein, wenn man versucht, das Schreiben zu unterrichten«, sagte Sam auf seine ruhige, ultrabedächtige Weise.

»Es ist unmöglich.« Logisch zu schreiben heißt, logisch zu denken - und wie sollte man das unterrichten können? Aber - da wir von logischem Denken sprechen - kann man es nicht wenigstens versuchen? »Also, was meint ihr? Ist dieser Follikel-Satz als Schlussfolgerung so verschroben, wie ich mir einbilde?«

»Er ist, ähem, interessant. Echt. Ich verstehe nichts von Poesie, aber mir hat er irgendwie gefallen«, sagte Beth.

»Phantasievoll«, meinte Sam.

»Ausdrucksstark«, sagte Mackenzie. »Singende Follikel dürften sich besser anhören als ein Walkman.«

Die Kinder in ihren bunten Plastikschürzen, mit denen ich sie überrascht hatte, spielten weiter mit ihrer Knetmasse, gleichfalls ein Geschenk von Tante Mandy. Sie steuerten nichts zur Diskussion über Adam Evans´ Follikel bei.

Ein weiterer Grund, warum ich über die Maßen gern Tante bin. Ich kann aus geringem...
mehr

Autor

Gillian Roberts ist das Pseudonym, unter dem die Autorin Judith Greber eine Reihe von Kriminalromanen veröffentlicht hat, u.a. die Amanda-Pepper-Reihe, in der eine Lehrerin auf Verbrecherjagd geht. Die Autorin war selbst Lehrerin an einer Highschool.