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Blaues Blut ist stärker

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am30.11.20181. Auflage
Reverend Harvey Spiers ist ein glühender Moralapostel, der gegen die Verschmutzung des Geistes kämpft. Daß er dabei manchmal zu fragwürdigen und unsauberen Methoden greift, wird ihm zum Verhängnis. Amanda Pepper wird gegen ihren Willen in diesen Fall verwickelt, in dem der Kreis der Scheinheiligen und Verdächtigen ständig größer wird. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Gillian Roberts ist das Pseudonym, unter dem die Autorin Judith Greber eine Reihe von Kriminalromanen veröffentlicht hat, u.a. die Amanda-Pepper-Reihe, in der eine Lehrerin auf Verbrecherjagd geht. Die Autorin war selbst Lehrerin an einer Highschool.
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Produkt

KlappentextReverend Harvey Spiers ist ein glühender Moralapostel, der gegen die Verschmutzung des Geistes kämpft. Daß er dabei manchmal zu fragwürdigen und unsauberen Methoden greift, wird ihm zum Verhängnis. Amanda Pepper wird gegen ihren Willen in diesen Fall verwickelt, in dem der Kreis der Scheinheiligen und Verdächtigen ständig größer wird. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Gillian Roberts ist das Pseudonym, unter dem die Autorin Judith Greber eine Reihe von Kriminalromanen veröffentlicht hat, u.a. die Amanda-Pepper-Reihe, in der eine Lehrerin auf Verbrecherjagd geht. Die Autorin war selbst Lehrerin an einer Highschool.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105622568
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum30.11.2018
Auflage1. Auflage
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1104 Kbytes
Artikel-Nr.4050498
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

»Durch diese hohle Gasse muß er kommen.«

»Hier draußen gibt es keine Gassen, nur Straßen und stattliche Häuser und Auffahrten und Alleen und Chausseen«, sagte ich zu Mackenzie. »Das ist schließlich eine vornehme Gegend.«

Wir fuhren durch die breiten Straßen des Vororts mit seinen Skelettbäumen, die nur einen Hauch von Leben an ihren Zweigen trugen. Es war März, aber der Frühling schien nur ein Gerücht. Trotzdem war die Nacht warm und vielversprechend. Wir befanden uns auf dem Weg zu einer Benefizveranstaltung, nicht gerade typisch für uns. Ein Samstagabend mit Wein, Speisen und Tanz in einem berühmten Prachtbau, den ich nie zu betreten gehofft hatte. Die Vorfreude zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht.

Mackenzie warf mir einen Blick zu. »Du siehst aus wie eine Frau, die an etwas Schönes denkt. Ich darf doch davon ausgehen, daß es um mich geht?«

»Selbstverständlich. Darum, wie unwiderstehlich du in deinem Smoking aussiehst.« Was er auch tat, und das bereitete mir Kummer. Nicht seine Anziehungskraft, sondern wie sehr ich ihn liebte, wenn man ihm den Beamten der Mordkommission nicht ansah. Aber darüber wollte ich in einer solchen Nacht nicht nachdenken, nicht solange schon sein bloßer Anblick mich derart erfreute.

»Gut. Und obwohl ich es kaum für möglich halte, daß du es jemals müde werden könntest, über mich nachzudenken, wäre es in diesem Fall durchaus angebracht, über dich nachzudenken und wie strahlend und schön du aussiehst, denn das tust du. Dieses Kleid bringt das Kupfer in deinem Haar zur Geltung, läßt deine Augen so grün wirken ...« Er hielt inne. »Dieses Kleid erinnert mich an dich. Ich weiß, du sitzt neben mir, und es ist auch nicht so, als ob ich dich nicht richtig ansehen würde, aber vielleicht war ich bis heute einfach blind.«

»Herzlichen Dank.« Ich wußte genau, was er meinte. Es war eine dieser wenigen Nächte im Leben, in denen mir klar war, daß er recht hatte. Ich war zwar nicht so schön, wie er es andeutete, aber ich hatte mich in jemanden verwandelt, in eine andere Person, die ich eigentlich nicht war.

Da es mir an formeller Abendkleidung mangelte und ich die Sammlung gebrauchter Kleidungsstücke meiner einsachtzig großen Freundin Sasha unmöglich ausfüllen konnte, hatte ich mir ein bronzefarbenes Seidenkleid ausgeliehen an einem Ort, der die ausgesonderten Modelle der Oberen Zehntausend wiederverwertete. Dieses Kleid war von einer Märchenfee mit einem Abschluß in Modedesign kreiert und geschneidert worden und hatte sich als magisches Kleidungsstück erwiesen. Wenn ich es trug, blickte mir jemand anderes aus dem Spiegel entgegen - jemand, der ich sein wollte, und von dem ich wußte, daß ich so sein konnte, zumindest solange ich das Kleid trug. Kleider mögen Leute machen, aber Frauen werden von Kleidern neu erschaffen. An diesem Abend umhüllte mich nicht nur ein Schimmer von Bronze, sondern das Gefühl unendlicher Möglichkeiten. Ich konnte mich auf jede Weise präsentieren, wie ich nur wollte, konnte mir das Stück aussuchen, in dem ich der Star sein wollte.

»Was auch immer dieses Lächeln auf dein Gesicht zaubert«, fuhr Mackenzie in dieser langgezogenen Sprechweise fort, die jedes Wort mit Honig zu überziehen schien, »ich hoffe, es sind nicht die Roederers. Oder ihr Palast.« Er schüttelte den Kopf. »Dann wärst du nur eine Bewunderin von Menschen, die nichts weiter geleistet haben, als in reiche Familien hineingeboren zu werden, die schon vor Generationen zu Geld gekommen sind. Angesichts eines Stammbaums große Augen zu bekommen erscheint mir doch reichlich ungewöhnlich von dir.«

»Sie zu besuchen ist nur ein Kurzurlaub ins Land des Geldes, um zu sehen, was eine Zillion Dollar und guter Geschmack bewerkstelligen können. Aber ich bewundere nicht das Geld der Roederers, sondern was sie damit anfangen.«

Er nickte widerwillig, alles andere wäre auch lächerlich gewesen. Das Ehepaar verteilte fröhlich Geld, in erster Linie für die Künste, und das nicht auf die antiquierte Art der alteingesessenen Familien Philadelphias. Sie saßen nicht in irgendwelchen Verwaltungsräten und grübelten vor sich hin. Sie beschlossen, was ihnen gefiel, dann überschütteten sie diejenigen, die es zustande bringen konnten, mit klingender Münze. Ihr Geschmack war eklektisch, ihre Großzügigkeit grenzenlos - und jetzt profitierte davon auch das Medienzentrum der Philly Prep.

Ich war ein bekennender Fan von Edward und Theodora Roederer, die üblicherweise etwas weniger formell Neddy und Tea genannt wurden.

»Ich könnte mir denken, daß dich ihre Geschichte fasziniert«, sagte ich. Neddy Roederers zweiter Vorname lautete Franklin. Wie in Benjamin, dem hochverehrten Gründervater und Erfinder von so gut wie allem. Ein Verwandter von Neddy. Höchstwahscheinlich.

Es ist eine historische Tatsache, daß William, der einzige Sohn von Benjamin Franklin, unehelich geboren wurde, und obwohl William sich von fast allem distanzierte, was seinem Vater wichtig war, Loyalist wurde und sich in England niederließ, folgte er der Familientradition, indem er seinen eigenen »natürlichen« Sohn zeugte, ein weiterer William, der schließlich als Sekretär seines Großvaters in Frankreich landete.

Laut einem Artikel im Inquirer - ja, ich gebe zu, daß ich alles gelesen hatte, was ich über sie finden konnte, was nicht viel war, weil die Roederers die Öffentlichkeit scheuten - hatte Edward Franklin Roederer behauptet (mit einem Augenzwinkern, wie der Reporter hinzufügte, als ob er sich einen Scherz erlaube oder es ihm auf die eine oder andere Weise sowieso egal wäre), daß er der Nachkomme des illegitimen Sohns und Enkels sei. Die »Willis«, wie er sie nannte, jene »leicht anrüchigen« Franklins.

Die glänzende Verwandtschaft von Tea, die angeblich das Geld in die Ehe mitgebracht hatte, fand sich im Gotha, dem »Who´s who«-Almanach von Europa.

»Weißt du, was Mark Twain einmal über deine Heimatstadt sagte?« fragte Mackenzie. »Twain sagte, in Boston würden sie fragen, wieviel ein Mann wisse. In New York würden sie fragen, wie hoch sein Vermögen sei. Aber in Philadelphia laute die erste Frage stets, wer seine Eltern seien. Da hat sich nicht viel verändert, oder? Neddy Roederers Verbindung zu den Franklins hat das Blut in seinen Adern kobaltblau gefärbt. Und das paßt harmonisch zu den vielen grünen Dollarnoten von Tea.«

Das stimmte wahrscheinlich, aber es war mir vollkommen egal.

Mackenzie lehnte sich vor und seufzte. »Die Vororte machen es Außenstehenden nicht gerade leicht, sich zurechtzufinden.«

Die Straße lag tatsächlich im Dunkeln; der Nachthimmel war bewölkt, es mangelte an Straßenlaternen, und an den Gehwegen waren keine Straßennamen verzeichnet. Genauer gesagt, gab es auch keine Gehwege. Das sprießende Märzgras der teuren Rasen endete direkt am Straßenbelag. Die ungeschriebene Botschaft war eindeutig - wenn wir nicht wußten, wo wir waren, gehörten wir hier auch nicht her.

Ich hätte allerdings gedacht, daß Mackenzie unbeleuchtete Orte gewöhnt war, wo er doch vor den Toren von New Orleans aufgewachsen war, einem Ort, den ich mir vor meinem geistigen Auge bemoost und feucht vorstellte - beleuchtet nur von Glühwürmchen und Sumpfgas.

Wir kamen an einem Areal vorbei, das mit beeindruckenden Bauten angefüllt war: Schlösser, Haziendas und neo-elizabethanische Fachwerkschöpfungen, alle ungeschützt den Elementen ausgesetzt, bis auf die wenigen Stellen, wo die Landschaftsgärtnerei einsetzte.

Ich sah auf der Karte nach. »Bieg hier ab«, konnte ich schließlich sagen. Wenn Häuser diese neue Straße säumten, dann standen sie zu weit entfernt und zu weit auseinander, um sichtbar zu sein. Wir bewegten uns in einem Tunnel der Nacht. »Es muß demnächst zu unserer Linken auftauchen«, sagte ich laut, um mir selbst gut zuzureden.

Sogar im Profil zeigte sich bei Mackenzie die ganze Kraft seiner Konzentration auf die dunkle, unvertraute Straße. »Du verhältst dich in dieser Situation wirklich großartig«, meinte ich. Ohne Widerspruch hatte er sich einverstanden erklärt, mich zu begleiten, obwohl ich wußte, daß eine Benefizveranstaltung der Philly Prep nicht seine erste Wahl war, wenn es um Freizeitaktivitäten ging. Meine auch nicht. Wie auch immer, ich hatte keine Wahl. Man hatte mir befohlen zu kommen und mir zwei Eintrittskarten überreicht. Ich sollte als Vorzeigefrau des Lehrkörpers fungieren, weil ich geholfen hatte, die Roederers durch ihren Sohn Griffin, einem Schüler an unserer Schule, auf den desolaten Zustand der Bibliothek aufmerksam zu machen. Außerdem hätte es nicht gut ausgesehen, wenn kein einziger Lehrer teilgenommen hätte. Dummerweise zahlte man uns nicht genug, um auch nur einen Cent - geschweige denn hundert Dollar pro Eintrittskarte - für eine Benefizveranstaltung auszugeben. Vor allem in diesem Fall; es bedeutete nämlich, gesellschaftlich mit den Eltern unserer Schüler zu verkehren - mit den Bäumen, von denen diese Äpfel nicht weit gefallen waren. »Danke«, sagte ich und tätschelte Mackenzies behandschuhte Rechte.

Sein Verständnis und seine Bereitwilligkeit machten mir Hoffnung für unser Zusammenleben. Vielleicht konnten wir zwei Dickköpfe doch genug Überlappungen finden, um ein gemeinsames Leben zu stricken.

»Ich verspreche, nicht zu rülpsen, in der Nase zu bohren oder beim Essen das Besteck zu verwechseln«, versprach er. »Und ich werde auch nichts in der Art sagen wie: Das ist Farleys Mutter? Der Hirnlose mit den Segelohren? Hab schon viel von ihm gehört. «

»Du bist wirklich ein einfühlsamer Mann«, entgegnete ich.

»Und trotzdem vermisse ich die Freuden einer...
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Gillian Roberts ist das Pseudonym, unter dem die Autorin Judith Greber eine Reihe von Kriminalromanen veröffentlicht hat, u.a. die Amanda-Pepper-Reihe, in der eine Lehrerin auf Verbrecherjagd geht. Die Autorin war selbst Lehrerin an einer Highschool.