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Im Wahn des Herrn

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
380 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am13.02.2019
Kommissar Schneeganß feiert gerade sein 10-jähriges Jubiläum bei der Berliner Mordkommission, als ihn die Meldung eines Leichenfundes am Innsbrucker Platz erreicht. Bei der Begutachtung des Fundortes stellen die Kommissare fest, dass die Leiche offensichtlich schon vor einiger Zeit dort abgelegt wurde. Auch Ex-Kommissar Mannhardt und sein Enkel Orlando werden hinzugezogen. Währenddessen geben ein folgenschwerer Fahrradunfall und eine entführte Frau weitere Rätsel auf, bis ein Abschiedsbrief Licht ins Dunkel bringt ...

Dr. Horst Bosetzky (ky) wurde 1938 in Berlin geboren. Der emeritierte Professor für Soziologie veröffentlichte neben etlichen belletristischen und wissenschaftlichen Arbeiten zahlreiche, zum Teil verfilmte und preisgekrönte Kriminalromane. 1992 erhielt der Altmeister des neuen deutschen Krimis den Ehren-Glauser des SYNDIKATS für das Gesamtwerk und die Verdienste um den deutschsprachigen Kriminalroman. 2005 wurde ihm der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Zehn Jahre lang war Horst Bosetzky Sprecher des SYNDIKATS und Gründungsmitglied von QUO VADIS. Der Autor verstarb im September 2018 in Berlin. Neueste Veröffentlichungen: »Teufelssee« (2017), »Die Gebrüder Sass - geliebte Genoven« (2017), »Abgerechnet wird zum Schluss« (2018) und »Selbst ist der Mörder« (2018). Besuchen Sie: www.horstbosetzky.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
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Produkt

KlappentextKommissar Schneeganß feiert gerade sein 10-jähriges Jubiläum bei der Berliner Mordkommission, als ihn die Meldung eines Leichenfundes am Innsbrucker Platz erreicht. Bei der Begutachtung des Fundortes stellen die Kommissare fest, dass die Leiche offensichtlich schon vor einiger Zeit dort abgelegt wurde. Auch Ex-Kommissar Mannhardt und sein Enkel Orlando werden hinzugezogen. Währenddessen geben ein folgenschwerer Fahrradunfall und eine entführte Frau weitere Rätsel auf, bis ein Abschiedsbrief Licht ins Dunkel bringt ...

Dr. Horst Bosetzky (ky) wurde 1938 in Berlin geboren. Der emeritierte Professor für Soziologie veröffentlichte neben etlichen belletristischen und wissenschaftlichen Arbeiten zahlreiche, zum Teil verfilmte und preisgekrönte Kriminalromane. 1992 erhielt der Altmeister des neuen deutschen Krimis den Ehren-Glauser des SYNDIKATS für das Gesamtwerk und die Verdienste um den deutschsprachigen Kriminalroman. 2005 wurde ihm der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Zehn Jahre lang war Horst Bosetzky Sprecher des SYNDIKATS und Gründungsmitglied von QUO VADIS. Der Autor verstarb im September 2018 in Berlin. Neueste Veröffentlichungen: »Teufelssee« (2017), »Die Gebrüder Sass - geliebte Genoven« (2017), »Abgerechnet wird zum Schluss« (2018) und »Selbst ist der Mörder« (2018). Besuchen Sie: www.horstbosetzky.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839260340
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum13.02.2019
Reihen-Nr.8
Seiten380 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4061847
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

EINS

Gunnar Schneeganß, Erster Kriminalhauptkommissar (EKHK) in einer der vielen Berliner Mordkommissionen, hatte am frühen Morgen die »Berliner Zeitung« (»BZ«) vom 15. Juni 2017 vor sich zu liegen, wo ein Journalist mit Namen Axel Lier harte Kritik am LKA übte.

Das Landeskriminalamt kümmert sich um die schweren Berliner Kriminalfälle, doch es kommt mit den zahlreichen Ermittlungsverfahren nicht mehr hinterher. Die GDP warnt - und attackiert mit scharfen Worten den Senat.

Sie kommen nicht mehr hinterher! Im vergangenen Jahr wurden mehr als 41.000 Ermittlungsverfahren beim Landeskriminalamt (LKA) nicht bearbeitet. Die Beamten mussten mehr als 80.000 sogenannte Liegevermerke schreiben, die Ermittlungsverfahren ruhten demnach mitunter mehrmals.

Weiter unten konnte Schneeganß dann lesen, dass es in seiner LKA-Abteilung 1 (Delikte am Menschen) 4.265 Liegevermerke geben sollte. Akten hätten die »Lizenz zum Liegen«. Das brachte ihn dazu, »wenn die das können, kann ich das auch« zu murmeln, sich auf vier aneinandergereihten Stühlen auszustrecken und ein wenig Schlaf nachzuholen.

Er schreckte erst hoch, als seine liebe Kollegin Jessica Schamp erschien und mit Mund und Zunge ein Schussgeräusch nachahmte. Etwas flog auf ihn zu. Im letzten Augenblick erkannte er, dass es ein Blumenstrauß war. Geschickt wie Manuel Neuer, fing er ihn gerade eben noch.

»Hast du dich nun doch in mich verliebt?«, kam die Frage, als er aufgesprungen war. Das sollte witzig sein, denn sie war voll und ganz lesbisch.

Jessica Schamp überhörte es. »Nein, Mensch, weißt du denn gar nicht, was heute für n Tag ist?«

»Klar: Montag.«

»Nicht nur das, sondern auch der Tag, an dem du vor zehn Jahren unsere Mordkommission von Mannhardt übernommen hast. Gratuliere! Auf die nächsten zehn Jahre!« Damit umarmte sie ihn.

Schneeganß bedankte sich. »Du, ich hab den Tag nicht vergessen und uns ab 20 Uhr auch ein paar Plätze nebenan im Restaurant Rienäcker reserviert.«

»Ah, Rienäcker!«, rief Jessica Schamp. »Kommt denn Bodo auch?«

Er konnte ihr nicht folgen. »Welcher Bodo?«

Sie lachte. »Na, der von Theodor Fontane, der Offizier Botho von Rienäcker, der die Schneidermamsell Lene liebt, die hier gleich am Zoo zu Hause ist. Irrungen, Wirrungen . Die Standesgrenzen verhindern, dass sie heiraten. Es endet also tragisch.«

»Was ich in meinem Falle gern verhindern würde.« Schneeganß suchte nach einer Vase für seine Blumen.

In der nächsten Stunde kamen zwei Dutzend Kolleginnen und Kollegen zu ihm ins Büro, um ihm zum zehnjährigen Dienstjubiläum zu gratulieren. Dann tauchte auch Hansjürgen Mannhardt auf und umarmte ihn.

»Es ist mir eine Ehre, meinen Nachfolger im Amte beglückwünschen zu dürfen. Wachse, blühe und gedeihe, lieber Gunnar! Äh: Lieber Kollege Schneeganß.«

Man war sich nicht ganz grün. Mannhardt hatte noch immer nicht ganz verdaut, dass man ihn in den Ruhestand geschickt und Schneeganß zu seinem Nachfolger gemacht hatte. Er hielt den jungen Kollegen für einen leicht rechtslastigen arroganten Schnösel, während Schneeganß seinerseits über Mannhardt spottete, der sei einer von den typischen Sozialdemokraten, über die schon Lenin gesagt habe, dass sie sich bei einer Revolution erst eine Bahnsteigkarte lösen würden, bevor sie einen Zug stürmten. Natürlich ärgerte er sich darüber, dass es Mannhardt zusammen mit seinem Enkel sozusagen als Privatdetektiv gelungen war, einige Fälle zu lösen, an denen er sich die Zähne ausgebissen hatte. Mal duzte man sich, ein andermal sagte man Sie zueinander. Natürlich hatte er Mannhardt nicht zu seiner abendlichen Feier eingeladen.

Nun erschien ein Kriminaldirektor, um Schneeganß und alle anderen mit ein paar Worten zu erfreuen.

»Wir haben ja in der Abteilung 1 des Landeskriminalamtes Berlin etwa 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und einer, der ein besonders hohes Maß an Professionalität, Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen aufweist, ist unser lieber und verehrter Kollege Gunnar Schneeganß. Ich bin glücklich darüber, dass er nun schon zehn Jahre bei uns ist, und sage ihm herzlich Dank für all das, was er bisher für uns und das ganze Bundesland Berlin geleistet hat.« Alle Anwesenden klatschten Beifall, und es dauerte ein Weilchen, bis er fortfahren konnte. »Ich hoffe und sage es im Namen aller - nicht: Allahs -, dass er uns noch viele lange Jahre erhalten bleibe, obwohl die tägliche Arbeit hier oft psychisch sehr belastend ist, gehören doch Delikte am Menschen zu den abgründigsten Straftaten.«

Als alle wieder gegangen waren und sich Jessica Schamp zu einem kleinen Spaziergang durch das Dienstgebäude aufgemacht hatte, setzte sich Gunnar Schneeganß an seinen Schreibtisch, schloss die Augen und ließ sein Leben noch einmal an sich vorbeiziehen. Dass er einmal Erster Kriminalhauptkommissar sein würde, hatte er sich als Junge in seinen kühnsten Träumen nicht erhoffen können. Er kam aus einer total zerrütteten Familie. Sein Vater war Alkoholiker, andauernd arbeitslos und schlug, wenn ihn die große Wut überkam, auf alles ein, was in seiner Nähe war. Die Mutter hatte immer wieder in ein Frauenhaus flüchten müssen, mal mit ihm, mal ohne ihn, wenn ihn die Leute vom Jugendamt gerade in ein Heim gesteckt hatten. Zudem hatte er es in seinem Schöneberger Kiez als Deutscher ungemein schwer gehabt, zu groß war die Dominanz von Klassenkameraden mit Migrationshintergrund. Aber er hatte es geschafft, sich durchzuboxen, und war nach Abschluss der Hauptschule von der Schutzpolizei genommen worden, denn sein IQ lag weit über dem Durchschnitt, seine Allgemeinbildung war besser als die vieler Abiturienten und sportlich war er ein Ass. In allen seinen Stationen war er glänzend beurteilt worden, hatte sich von Besoldungsgruppe zu Besoldungsgruppe hochgearbeitet und sich durch seine Mitgliedschaft in der Polizeigewerkschaft und der SPD ein ansehnliches Netzwerk aufgebaut, so dass man ihn schließlich, nachdem er an der Abendschule das Abitur gemacht hatte, als Kommissarsanwärter zum Studium an die damalige Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege geschickt hatte. Nach drei Jahren hatte er es als Jahrgangsbester geschafft, war Beamter des gehobenen Dienstes geworden, bei der Kripo gelandet und langsam, aber sicher aufgestiegen.

Wieder war es Jessica Schamp, die ihn hochschrecken ließ. »Du, wir müssen los. Leichenfund am Innsbrucker Platz.«

Schneeganß schnellte hoch. »Innsbrucker Platz â¦ Das wird in der U-Bahn sein, U4, Nollendorfplatz - Innsbrucker Platz.«

»Du als geborener Schöneberger musst das ja wissen, ich als alte Ost-Berlinerin müsste erst auf dem Stadtplan nachgucken. Steigen wir also hier bei uns um die Ecke, Nollendorfplatz, in die U-Bahn, dann sind wir schneller da als mit dem Auto und gleich am Tatort.«

Schneeganß tippte sich an die Stirn. »Denkste! Da wird doch wegen eines Polizeieinsatzes, wie es immer heißt, wenn kein Zug kommt, alles abgesperrt sein und nichts mehr fahren.«

Also mussten sie versuchen, einen Dienstwagen zu ergattern. Das klappte auch, und sie machten sich auf den Weg. Immer geradeaus die Martin-Luther-Straße runter, dachte Schneeganß vorausschauend. Das dürften kaum mehr als drei Kilometer sein.

Sie parkten ihren Wagen am nördlichen Eingang des Bahnhofs und wunderten sich, dass hier noch kein weiß-rotes Absperrband flatterte und kein Kollege der Schutzpolizei sie am Weitergehen hindern wollte. Als sie unten auf dem Mittelbahnsteig standen, der mit seinen rotbraunen Keramikfliesen und den in Fraktur weiß auf schwarzem Grund gehaltenen Stationsschildern an das Berlin der Kaiserzeit denken ließ, war hier alles ganz normaler Alltag, keine Spur von all den Leuten, die bei einem Leichenfund das durchführten, was im Fachjargon der »erste Angriff« hieß.

»Die können doch nicht schon fertig sein«, brachte Schneeganß hervor.

Jessica Schamp lachte. »Soweit ich weiß, gibt es ja auch noch einen S-Bahnhof Innsbrucker Platz. Vielleicht liegt das Mordopfer dort.«

Schneeganß übte sich in Selbstkritik. »Kann sein, dass das mit dem Bahnhof bei mir eine unprofessionelle Assoziation war. Ich ruf mal lieber bei uns an.« Damit zog er sein Handy heraus und wählte die Nummer des Koordinators aller Berliner Mordkommissionen. »Du, wo ist denn der Fundort der Leiche nun ganz genau?«

»Auf der Friedenauer Höhe.«

Schneeganß war noch stärker verwirrt. »Friedenauer Höhe â¦? Nie gehört, obwohl ja Friedenau Teil von Schöneberg ist. Die haben doch gar keine Anhöhe, nicht mal da, wo die Odenwaldstraße langgeht.«

Jessica Schamp hatte inzwischen »Friedenauer Höhe« in ihr Smartphone eingegeben und fasste nun für Schneeganß zusammen, was sie da las. »Auf dem ehemaligen Güterbahnhof Wilmersdorf soll ein neues Stadtquartier entstehen. Auf 65.000 Quadratmetern, parallel zu den S-Bahn-Gleisen und der Stadtautobahn, etwa 940 Wohnungen, plus Hotel und Supermarkt â¦ Na wunderbar: Ein riesiger Schuhkarton, wo jetzt eine freie Fläche mit viel Grün und frischer Luft ist!«

»Und Platz für die Obdachlosen aus Osteuropa und ihre Zelte«, spottete Schneeganß, um dann ernsthafter hinzuzufügen, dass die Menschen, die jedes Jahr neu nach Berlin kommen würden, um hier zu arbeiten und zu studieren, doch irgendwo wohnen müssten. Dann versuchte er, sich an den alten Güterbahnhof zu erinnern. »Der lag südlich der S- und Fernbahngleise zwischen dem Bahnhof...

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Autor

Dr. Horst Bosetzky (ky) wurde 1938 in Berlin geboren. Der emeritierte Professor für Soziologie veröffentlichte neben etlichen belletristischen und wissenschaftlichen Arbeiten zahlreiche, zum Teil verfilmte und preisgekrönte Kriminalromane. 1992 erhielt der Altmeister des neuen deutschen Krimis den Ehren-Glauser des SYNDIKATS für das Gesamtwerk und die Verdienste um den deutschsprachigen Kriminalroman. 2005 wurde ihm der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Zehn Jahre lang war Horst Bosetzky Sprecher des SYNDIKATS und Gründungsmitglied von QUO VADIS. Der Autor verstarb im September 2018 in Berlin. Neueste Veröffentlichungen: »Teufelssee« (2017), »Die Gebrüder Sass - geliebte Genoven« (2017), »Abgerechnet wird zum Schluss« (2018) und »Selbst ist der Mörder« (2018). Besuchen Sie: www.horstbosetzky.de