Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Das Geheimnis des Wundarztes

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
642 Seiten
Deutsch
dotbooks Verlagerschienen am04.12.2018
Mitreißend erzählt und perfekt recherchiert: Der fesselnde historische Roman »Das Geheimnis des Wundarztes« von Günter Ruch als eBook bei dotbooks. Wenn Glanz und Elend nah beieinander liegen ... Köln im Jahre 1396. Während in den Häusern der Patrizier das pralle Leben tobt, geht im einfachen Volk die Angst vor der Pest um. In dieser aufgeladenen Stimmung müssen zwei Menschen alles daran setzen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, um für ihre Zukunft zu kämpfen: Die schöne Witwe Judith hat von ihrem einstmals reichen Mann neben hohen Schulden auch eine schreckliche Bürde geerbt; zur selben Zeit ist der Apotheker Matthäus gezwungen, im Geheimen einem grausamen Geschäft nachzugehen. Gibt es Hoffnung für die beiden? Doch dann spitzt sich der Streit zwischen den vermögenden Patriziern und den Vertretern der Zünfte immer weiter zu - es droht, zu einem schrecklichen Kampf zu kommen, dem niemand entfliehen kann! »Mit drastischen Schilderungen und Sorgfalt im Detail versteht es Ruch, eine gnadenlose Zeit heraufzubeschwören, in der sich alles um den Kampf ums Überleben dreht.« Deutsche Presseagentur Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der historische Roman »Das Geheimnis des Wundarztes« von Günter Ruch entführt Sie in die Zeit der sogenannten »Unblutigen Kölner Revolution« des Jahres 1396. Wer liest, hat mehr vom Leben! dotbooks - der eBook-Verlag.

Günter Ruch (1956-2010), wurde in Sinzig am Rhein geboren, studierte in Bonn mittelalterliche Geschichte und arbeitete später als Journalist, Grafiker, Fotograf und Autor. Bei dotbooks erschienen Günter Ruchs hervorragend recherchierten und mitreißend erzählten historischen Romane »Das Geheimnis des Wundarztes«, »Gottes Fälscher« und »Genovefa - Das Herz einer Gräfin«.
mehr

Produkt

KlappentextMitreißend erzählt und perfekt recherchiert: Der fesselnde historische Roman »Das Geheimnis des Wundarztes« von Günter Ruch als eBook bei dotbooks. Wenn Glanz und Elend nah beieinander liegen ... Köln im Jahre 1396. Während in den Häusern der Patrizier das pralle Leben tobt, geht im einfachen Volk die Angst vor der Pest um. In dieser aufgeladenen Stimmung müssen zwei Menschen alles daran setzen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, um für ihre Zukunft zu kämpfen: Die schöne Witwe Judith hat von ihrem einstmals reichen Mann neben hohen Schulden auch eine schreckliche Bürde geerbt; zur selben Zeit ist der Apotheker Matthäus gezwungen, im Geheimen einem grausamen Geschäft nachzugehen. Gibt es Hoffnung für die beiden? Doch dann spitzt sich der Streit zwischen den vermögenden Patriziern und den Vertretern der Zünfte immer weiter zu - es droht, zu einem schrecklichen Kampf zu kommen, dem niemand entfliehen kann! »Mit drastischen Schilderungen und Sorgfalt im Detail versteht es Ruch, eine gnadenlose Zeit heraufzubeschwören, in der sich alles um den Kampf ums Überleben dreht.« Deutsche Presseagentur Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der historische Roman »Das Geheimnis des Wundarztes« von Günter Ruch entführt Sie in die Zeit der sogenannten »Unblutigen Kölner Revolution« des Jahres 1396. Wer liest, hat mehr vom Leben! dotbooks - der eBook-Verlag.

Günter Ruch (1956-2010), wurde in Sinzig am Rhein geboren, studierte in Bonn mittelalterliche Geschichte und arbeitete später als Journalist, Grafiker, Fotograf und Autor. Bei dotbooks erschienen Günter Ruchs hervorragend recherchierten und mitreißend erzählten historischen Romane »Das Geheimnis des Wundarztes«, »Gottes Fälscher« und »Genovefa - Das Herz einer Gräfin«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961484386
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum04.12.2018
Seiten642 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1830 Kbytes
Artikel-Nr.4063905
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
I.
Salzgasse

Mittwoch, 7. Juni 1395

Ja - jetzt lächelst du noch mit deinem welken dunklen alten Mund, dachte ich, und du versuchst angestrengt, mutig zu sein, und du bist auch ein bisschen trotzig. Du findest, dass du das hier eigentlich nicht verdient hast.

Bedauernswerte Hure!

Du lächelst tatsächlich noch. Tapfer!

Aber wenn ich dir gleich deine dürre rechte Hand abschneide, und wenn dein dünnes, verdorbenes Blut spritzt, wenn du dich vor Schmerzen windest und die Handfesseln dir ins Fleisch schneiden und wenn dann deine wenigen übrigen Zähne auf dem Beißholz knirschen, bevor du ohnmächtig wirst ... dann wird dir das Lächeln längst vergangen sein.

Ich bin nicht brutal und empfinde nicht den mindesten Hass, ich bin vielmehr ein gefühlloser und sozusagen unbeteiligter Beobachter meines eigenen Tuns. Ein Realist. Ich mache meine Arbeit. Ich habe nicht das Gefühl, dass mein Handeln gottlos ist. Wieso auch? Auch ein Metzger arbeitet nicht anders. Oder der Feldscher draußen auf dem Schlachtfeld.

Die allerwenigsten erleben bei vollem Bewusstsein das Ende dieser Arbeit, wenn ich die fachgerecht amputierte Gliedmaße - meistens eine Hand - in heißes Öl tauche, damit die Wunde sich verschließt, sich nicht entzündet und eitrig wird. Ich halte mir zugute, dass mir noch nicht ein einziger meiner Kunden auf dem Behandlungsbett gestorben ist, das in der Mitte meines Salzgassengewölbes steht. Das Bett ist schwarz vom Blut der Leute, die ich zu Krüppeln gemacht habe.

Ich nahm mein Chirurgenmesser, die Knochensäge, die Sehnenschere und die anderen Utensilien aus der großen inneren Tasche meines schweren Mantels und legte alles zurecht. Die Augen der alten Hure weiteten sich, ich sah es trotz des allenfalls fahlen Lichtes. Ich vermied es, in ihr Gesicht zu blicken. Ich kam mir in diesem Augenblick vor wie der Folterknecht, der seinem Opfer die Instrumente seiner Peinigung zeigt, ein Gehilfe des Henkers.

»Jetzt gibt es noch ein Zurück«, sagte ich beiläufig.

Die alte Hure aus der Schwalbengasse war schwer betrunken, zitterte mit ihren vor Angst weit aufgerissenen Augen, atmete schnell und flach, aber sie schüttelte den Kopf. Sie stank. Ihre Kleider standen vor Dreck. Um das Handgelenk trug sie die dünne rote Leinenschleife, mit der sich die Kölner Huren auf Beschluss des Rates seit ein paar Jahren selbst kennzeichnen mussten.

»Du musst mir bei Gott nur eines versprechen, Krüppelmacher«, keuchte sie.

Ich kann es nicht leiden, wenn man mich so nennt. Krüppelmacher. Aber es entspricht nun mal den Tatsachen.

Die Hure trank den nächsten Schluck Schnaps, um sich noch mehr zu betäuben. Je mehr Schnaps sie tranken, desto besser.

»Versprechen?« Ich schaute die Alte fragend an. »Hm? Was soll ich dir versprechen?«

Ich ekelte mich vor der heruntergekommenen Schäbigkeit der verbrauchten Frau, vor ihrer räudigen, grauen Haut, die mit etlichen Flohstichen übersät war, vor ihrer schwarzen Mundhöhle, in der nur noch eine Handvoll gelber, spitzer Zähne übrig war. Ihr Atem stank furchtbar. Das einzige Schmuckstück der Armen war ein billiger Armreif aus Blech am linken Handgelenk. In den schäbigen Kleidern und den dünnen, stumpfen Haaren hausten Heerscharen von Läusen. Ich war ihr letzter Ausweg. Ich sollte ihr helfen, zukünftig als Krüppel betteln zu gehen und damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Ich war froh, dass ich meine Arbeit nur im Geheimen verrichtete, im Auftrag des Capitano, und dass mir niemand dabei zuschauen konnte. Es war für mich überlebenswichtig, dass keiner der ehrsamen Bürger dort draußen eine Ahnung davon hatte, was ich tat und womit ich einen erheblichen Teil meines Lebensunterhaltes verdiente - hinter der Fassade des frommen Winkelapothekers vom Malzbüchel.

»Du versprichst mir bei deinen Eiern, dass du verdammt noch mal kein Mitleid mit mir haben wirst, hast du verstanden, Pinkel? Schwör es bei den Titten von Maria Magdalena!« Sie versuchte ein krächzendes Lachen.

Ihre Derbheit und Heruntergekommenheit stießen mich ab. Sie sprach die schäbigste Sprache der Gosse. Aber so waren die meisten meiner Kunden. Letzte Station Krüppelmacher, und dann der Tod. Ich drehte den Kopf etwas beiseite, damit ich ihrem schlimmen Mundgeruch entkam. Ich fragte mich, was mein Eheweib Esstgen sagen würde, wenn sie wüsste, womit ich mir hier die Hände schmutzig machte. Bei Gott, vermutlich würde sie darüber hinweg sehen, weil es Geld in unseren Säckel brachte, und sie würde mich noch ein Stückchen mehr verachten.

»Glaub mir, das kann ich dir versprechen«, erwiderte ich kalt. »Ich werde kein Mitleid mit dir haben. Mit dir genauso wenig wie mit allen anderen vorher.«

Das Schlimmste daran war, dass es tatsächlich stimmte.

Stille.

Die Hure auf dem Bett in meinem Kellerloch in der Salzgasse, in dem sie früher Salzheringe in große Fässer eingelegt hatten, setzte noch mal die irdene Flasche Branntwein an. Je betrunkener sie war, desto weniger würde sie von den schrecklichen Schmerzen spüren, wenn ich ihr auftragsgemäß die halbe rechte Hand abschnitt, damit sie glaubhafter und somit erfolgreicher betteln konnte. Wenn sie dem biederen, frommen Bürger an der Treppe zum Domportal ihren Handstumpf entgegenstreckte, sah der genau, dass sie ein echter Krüppelbettler war, ein Klenker, und dass es sich um eine echte Amputation handelte und um nichts Vorgetäuschtes. Der normale Kölner Bürger entlarvte jede vorgespielte Verkrüppelung durch bloßes Hinschauen. Dazu gab es zu viele falsche Krüppel. Bei weitem am besten verdienten die echten Krüppel, denen man genau ansah, dass nichts vorgegaukelt war. Ihnen waren eigene Plätze an den Portalen der angeblich dreihundertfünfundsechzig Kirchen und Kapellen zugewiesen, die es im Heiligen Köln gab.

Ich kratzte mich an meinem kurzen Kinnbart, der in den letzten Monaten um so vieles weißer geworden war, ich erinnerte mich vage an das Würfelspiel vom Abend zuvor, zuerst im Kirchen-Bräues - dem Brauhaus Heinrich zur Krähe, in der Salzgasse genau gegenüber meinem Krüppelmachergewölbe - und dann im Gaffelhaus am Himmelreich, und dass ich dabei mehr Geld gelassen hatte, als es für meine augenblickliche geschäftliche Situation in der Apotheke gut war. Anders gesagt, war ich wieder einmal nahezu zahlungsunfähig. Ich haderte Tag für Tag mit Gott, dass meine Lage stets so misslich war. Ich spürte genau, dass es ungerecht war, Gott für meine eigenen Fehler verantwortlich zu machen. Aber es war so einfach. Die Verantwortung irgendwo abzuladen war immer der einfachste Weg.

Ich legte meinen Flintstein zwischen Daumen und Zeigefinger, klemmte den Zunderschwamm dazwischen und schlug mit allem so lange gegen den Feuerstahl, bis der Schwamm glühte. Die Hure setzte die irdene Flasche ab. Sie zitterte und atmete stoßweise, während ich meine Vorbereitungen vorantrieb. In ihren Augen flackerte das Licht des kleinen, aber heißen Kohlenfeuers, auf dem ich das Öl erhitzen würde. Ich fachte die Kohlen mit meinem kleinen Blasebalg an, den ich ständig bewegen musste, damit die Gluthitze groß genug wurde, um das Öl zum Sieden zu bringen. Das konnte, wie ich wusste, einige Zeit dauern. Ich hatte mich inzwischen an den Gestank gewöhnt, den die Hure verströmte.

Die ahnte anscheinend, wofür ich den kleinen eisernen Topf mit dem Öl erhitzte: »Damit brennst du es nachher aus, Pinkel?«, fragte sie mit schwerer Zunge und nahm einen weiteren tiefen Schluck des billigen Fusels, den sie mitgebracht hatte.

»Ja. Es muss sein. Aber red nicht so vorwurfsvoll. Ich mach das ja schließlich bei keinem, der es nicht selbst will. Alle sind damit einverstanden.«

In einer der dunklen Ecken meines verliesartigen Gewölbes in der Salzgasse - es schien immer noch nach den Heringen zu stinken, die hier jahrzehntelang eingesalzen worden waren - raschelte es.

Ratten.

Immer wieder Ratten.

Ich hasste sie, so wie jeder Stadtbewohner. Ich konnte sie zwar nicht sehen, aber ich wusste, sie waren da, besonders hier im Hafenviertel, in der Nähe des Rheins. Die Ratten: Sie waren immer in der Nähe, unsichtbar, heimtückisch, angriffslustig, wie eine ständige Bedrohung.

»Krüppelmacher, du bist doch vorsichtig?«, fragte die Hure mit zitternder Stimme. Auch wenn sie ihre Gefühle nicht zeigen wollte, so spürte ich sie doch ganz intensiv. Ihre Angst lag in der Luft, zusammen mit dem penetranten Geruch ihres Schweißes. »Du tust mir doch nur so weh, wie es sein muss?«

»Der Capitano hat dich nicht zum Vergnügen hierher geschickt«, erwiderte ich abweisend und prüfte im fahlen Tageslicht, das durch das winzige Kellerfenster des Rattenloches hereindrang, noch mal meine Instrumente. Mich erinnerte jede Verkrüppelung, die ich durchführte, an das Schlachtfeld und an Meister Johann Lobesetzer, den alten kölnischen Feldscher. Bei dem hatte ich vor zwanzig Jahren in den Feldschlachten vor den Toren von Köln mein blutiges Handwerk gelernt, bevor ich dann die schon in die Jahre gekommene Esstgen heiratete und Apotheker wurde.

»Wie heißt du, Quacksalber?«

»Wieso willst du das wissen?«

»Würdest du denn nicht auch wissen wollen, wer dir die Hand abschneidet?«

Ich zuckte mit den Schultern, dann zog ich das Beißholz aus meiner Ledertasche und reichte es ihr. »Ich heiße Matthäus.«

»Hm ... Matthäus ...« Sie schloss die Augen, so als dächte sie über meinen Namen nach. Plötzlich erschien mir mein eigener Name unheimlich. Ich schüttelte diesen plötzlichen Anflug seltsamer Gedanken aber schnell wieder ab. »Ich bin die Magdelin«, sagte sie plötzlich, so als würde es alles erträglicher...
mehr

Autor

Günter Ruch (1956-2010), wurde in Sinzig am Rhein geboren, studierte in Bonn mittelalterliche Geschichte und arbeitete später als Journalist, Grafiker, Fotograf und Autor.Bei dotbooks erschienen Günter Ruchs hervorragend recherchierten und mitreißend erzählten historischen Romane »Das Geheimnis des Wundarztes«, »Gottes Fälscher« und »Genovefa - Das Herz einer Gräfin«.