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H.O.M.E. - Die Mission

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.03.2019Originalausgabe
Fremde Welt, vertraute Feinde
Es ist so weit. Die Akademie hat Zoë und ihre Crew auf die Mission geschickt, auf die sie so lange und akribisch vorbereitet wurden. Doch die Vorzeichen könnten schlechter nicht sein: Zoë weiß inzwischen, welche finsteren Motive ihre Ausbilder antreiben und wie sehr sie getäuscht wurde. Auch das lange ersehnte Wiedersehen mit Jonah wird von der Anwesenheit seines Rivalen Kip überschattet und als die Crew am Ziel ihrer Mission ankommt, scheint ihr Scheitern vorprogrammiert.

Eva Siegmund, geboren 1983 im Taunus, stellte ihr schriftstellerisches Talent bereits in der 6. Klasse bei einem Kurzgeschichtenwettbewerb unter Beweis. Nach dem Abitur entschied sie sich zunächst für eine Ausbildung zur Kirchenmalerin und studierte dann Jura an der FU Berlin. Nachdem sie im Lektorat eines Berliner Hörverlags gearbeitet hat, lebt sie heute als Autorin an immer anderen Orten, um Stoff für ihre Geschichten zu sammeln.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextFremde Welt, vertraute Feinde
Es ist so weit. Die Akademie hat Zoë und ihre Crew auf die Mission geschickt, auf die sie so lange und akribisch vorbereitet wurden. Doch die Vorzeichen könnten schlechter nicht sein: Zoë weiß inzwischen, welche finsteren Motive ihre Ausbilder antreiben und wie sehr sie getäuscht wurde. Auch das lange ersehnte Wiedersehen mit Jonah wird von der Anwesenheit seines Rivalen Kip überschattet und als die Crew am Ziel ihrer Mission ankommt, scheint ihr Scheitern vorprogrammiert.

Eva Siegmund, geboren 1983 im Taunus, stellte ihr schriftstellerisches Talent bereits in der 6. Klasse bei einem Kurzgeschichtenwettbewerb unter Beweis. Nach dem Abitur entschied sie sich zunächst für eine Ausbildung zur Kirchenmalerin und studierte dann Jura an der FU Berlin. Nachdem sie im Lektorat eines Berliner Hörverlags gearbeitet hat, lebt sie heute als Autorin an immer anderen Orten, um Stoff für ihre Geschichten zu sammeln.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641226404
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum11.03.2019
AuflageOriginalausgabe
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2802 Kbytes
Artikel-Nr.4205221
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe




I


Die Übelkeit war unbeschreiblich. Noch bevor ich richtig wach war, wurde mein Körper von heftigen Krämpfen geschüttelt, bäumte sich auf und zog sich wieder zusammen. Ich würgte und schnappte nach Luft, würgte wieder, doch bis auf ein bisschen bittere Galle wollte nichts meinen Körper verlassen. Um mich herum war kein Licht, aber es war auch nicht richtig finster, sondern vielmehr auf eine Art dunkel, bei der man genau weiß, dass in der Nähe irgendwo Licht brennt. Künstliches, blau-grünes Licht. Ein sanftes, stetiges Summen lag in der Luft, und es roch steril, irgendwie medizinisch, aber nicht unangenehm. Eher neu. Unverbraucht.

Viel erkennen konnte ich nicht, da ein Tränenschleier über meinen Augen lag, der sich nicht wegblinzeln ließ, solange die Krämpfe meinen Körper beherrschten. Mit aller Kraft versuchte ich, mich aufs Atmen zu konzentrieren. Ein und wieder aus. Ein. Aus. So tief ich konnte.

Zu Beginn zitterte mein Atem noch, doch dann beruhigte er sich allmählich, und schließlich ließen auch die Krämpfe nach. Ich konnte spüren, wie sich mein Herzschlag wieder normalisierte. Das war doch schon mal was. Mit geschlossenen Augen zählte ich langsam bis zwanzig und versuchte, mich weder von Angst noch von Übelkeit überwältigen zu lassen. Ich war orientierungslos und verwundbar, doch das war nichts, womit ich nicht klarkam. Es war nicht mein erstes Mal.

Noch so einen Krampf konnte ich jedenfalls nicht gebrauchen, mein Bauch fühlte sich jetzt schon an, als hätte ich mehr als hundert Sit-ups hinter mir. Was ich jetzt wirklich brauchte, waren all meine fünf Sinne in Hochform.

Als ich das Gefühl hatte, ganz ruhig zu sein, öffnete ich die Augen wieder und versuchte zu verstehen, was ich sah. Offenbar lag ich unter einer Glaskuppel oder in einer Glasröhre. Über mir wölbte sich eine dicke Scheibe. Ich hob die rechte Hand und prüfte, ob sich das Glas bewegen ließ, doch es saß fest und rührte sich nicht. Augenblicklich drohte ich von der Angst zu ersticken übermannt zu werden, doch ich mahnte mich zur Ruhe. Wenn der Sauerstoff im Inneren dieser Röhre knapp wäre, dann wäre ich wahrscheinlich gar nicht erst aufgewacht. Meine Atemluft wirkte frisch und unverbraucht, wahrscheinlich gab es ein integriertes Lüftungssystem. Kein Grund zur Beunruhigung.

»Guten Tag, Kapitän Baker«, erklang eine professionell wirkende weibliche Stimme, und ich zuckte zusammen. Sie war so nah an meinem Ohr, dass ich das Gefühl hatte, jemand müsse neben mir sitzen, doch als ich den Kopf drehte, war um mich herum nichts als Dunkelheit. »Herzlich willkommen auf der Mother«, sagte die Stimme. »Ich bin IRA, der intelligente Raumschiff-Assistent. Bitte identifizieren Sie sich mittels einer Stimmprobe!«

Mother. Irritiert schüttelte ich den Kopf. In meinem Geist setzten sich Bruchstücke zu einem Bild zusammen, doch das ging nur quälend langsam voran.

»Bitte identifizieren Sie sich mittels einer Stimmprobe«, wiederholte die Stimme.

Vorsichtig räusperte ich mich. Es tat nicht halb so weh, wie ich befürchtet hatte. »Hallo«, sagte ich und kam mir dabei irgendwie dämlich vor. Doch der Computer schien zufrieden zu sein.

»Vielen Dank«, sagte die Stimme. »Ihre Probe stimmt mit der hinterlegten Stimme überein. Sie sind Zoë Alma Baker, Kapitän der HOME-Fundation und dieses Schiffs. Von nun an bin ich rund um die Uhr für Sie da. Als Kapitän der Mission stehe ich Ihnen exklusiv zur Verfügung. Wenn Sie Fragen oder Wünsche haben, wenden Sie sich einfach an mich.«

»Danke«, murmelte ich, noch immer leicht verwirrt.

»Gern geschehen. Bevor Sie nun ihre Suite beziehen können, muss ich Kapsel- und Kabinendruck ausgleichen. Dieser Prozess kann noch eine Weile in Anspruch nehmen, dient aber ausschließlich Ihrer Sicherheit. Machen Sie es sich bequem und bewahren Sie Ruhe.«

»Okay«, seufzte ich, mehr zu mir selbst.

»Entschuldigung, das habe ich nicht verstanden«, sagte die Stimme.

»Nichts.«

»Okay.«

Wollte die mich etwa verarschen? Ich atmete einmal tief durch und versuchte, mich zu entspannen, doch das gelang mir kaum, da ich mehr und mehr begriff, was hier vor sich ging. Mein Gehirn nahm seine Arbeit auf, als hätte man ein Licht eingeschaltet. Ich befand mich also auf der Mother, dem Raumschiff, das mich und meine Crew auf den erdähnlichen Planeten Keto bringen sollte, damit wir dort eine Kolonie für wohlhabende Erdbewohner aufbauen konnten, die keine Lust hatten, im Wasserkrieg ihr Leben zu lassen. Die über Leichen gegangen waren, um ihr Ziel zu erreichen, und mich nur am Leben gelassen hatten, weil sie mich brauchten, um ihre reichen Ärsche zu retten.

Die Erinnerungen kamen nun beinahe im Sekundentakt. Alles, was mir in Berlin widerfahren war, all die Emotionen, Menschen, Freude, Liebe, Angst und Wut prasselten auf mich ein und nahmen mir schier den Atem. Am liebsten hätte ich die Geschwindigkeit gedrosselt, mich Stück für Stück erinnert, doch ich hatte keinen Einfluss darauf. Es war, als wäre in meinem Kopf ein Damm gebrochen, als hätte die Flut eine Mauer eingerissen und ergösse sich nun schwallartig in mein Gehirn. Es war wie ertrinken.

Ich konnte mich an alles erinnern. Wie die HOME-Fundation arme Familien erpresst hatte, damit diese ihre Kinder zu Forschungszwecken abgaben. Wie mich Professor Bornkamp vom Akademie-Interface entfernt hatte, um die Mission zu sabotieren, und dafür mit seinem Leben bezahlt hatte. So wie schon viele andere vor ihm. Darunter Zac de los Santos. Mein kleiner Schützling - Kips kleiner Bruder.

Kip. Jonah. Mein Bruder Tom. Clemens und Ma. Doktor Akalin. Wenn Doktor Jen Wort gehalten hatte, dann mussten sie sich allesamt mit mir auf diesem Schiff befinden. Was bedeutete, dass von nun an ich für ihre Sicherheit verantwortlich war. Leider hatte ich gelernt, dass man sich auf Doktor Jen nicht verlassen konnte. Die Frau, die mich großgezogen hatte, war eine skrupellose Verbrecherin, die selbst vor Mord nicht zurückschreckte. Ich wollte so schnell wie möglich sichergehen, dass mit den anderen alles in Ordnung war. Doch solange ich hier in dieser Kapsel festsaß, konnte ich überhaupt nichts tun. Obwohl.

»Hallo? Computer?«, fragte ich.

»Nennen Sie mich Ira«, antwortete die Stimme prompt.

»In Ordnung, Ira«, sagte ich. »Weißt du, ob Jonah Schwarz auf diesem Schiff ist?«

»Leider nein. Ich bin nur für Sie und ihre direkten Belange zuständig, Kapitän. Wenn Sie auf der Brücke sind, können Sie alles selbst überprüfen.«

Als wäre mein Verlobter keines meiner direkten Belange. Ich schnaubte und versuchte, mich zusammenzureißen. Eigentlich wollte ich keine Sekunde länger auf meine Antwort warten. Ich dachte angestrengt nach. »Kannst du mir sagen, wie viele Menschen insgesamt auf diesem Schiff sind?«

»Es sind genau vierzehn, Kapitän!«

Was hatte sie da gerade gesagt? Mein Herz begann zu rasen. Vierzehn waren viel zu wenig. In dem Raum mit den Betten hatten sich mindestens dreißig Kinder befunden, auf der Akademie weit mehr. Vielleicht hatte ich mich ja auch verhört und sie hatte vierzig gesagt?

»Vierzig Menschen?«, fragte ich daher und verfluchte mich selbst dafür, dass meine Stimme so ängstlich klang.

»Vierzehn«, wiederholte Ira. »Vierzehn lebende Menschen und eine Leiche.«

»Was?«, schrie ich, und der Schall meiner Stimme wurde von dem gewölbten Glas schmerzhaft laut zu mir zurückgeworfen.

»Vierzehn lebende Menschen und eine Leiche.«

Die Übelkeit kam mit unerwarteter Heftigkeit zurück. Das beinahe Schlimmste war, dass Ira den Tod eines Menschen verkündete, wie andere Leute über das Wetter sprachen. Natürlich war das ganz normal, sie war schließlich kein lebendes Wesen, sondern ein Computerprogramm. Trotzdem. Es klang so banal - als hätte sie mir die Bestandsliste eines Lagers vorgelesen. Und irgendwie hatte sie das ja auch.

Meine Gedanken rasten, die Fragen überschlugen sich regelrecht. Wer von ihnen war gestorben? Waren Jonah, Kip und Tom noch am Leben? Und was war mit meinen Eltern? Was mit Akalin? Ich allein war der Grund dafür, dass sie hier auf diesem Schiff waren. Wenn einer von ihnen nicht mehr lebte, dann ... Und wo zur Hölle waren die anderen? Was war mit dem Rest der Akademie passiert?

»Ich muss hier raus!«, stöhnte ich und begann, mit der Faust gegen die Scheibe zu schlagen.

»Bleiben Sie bitte ruhig, Kapitän Baker!«, sagte Ira.

»Wie zur Hölle soll ich ruhig bleiben?«, schrie ich. Es tat gut, Ira anzuschreien. Immerhin war es das Einzige, was ich überhaupt tun konnte. »Du hast mir gerade gesagt, dass ein Mensch während der Reise hierher gestorben ist!«

»Das ist eine gute Quote«, sagte Ira, und ich schloss die Augen. Eine gute Quote. Ich hätte es ahnen müssen. Dr. Jen und ihre Arbeitgeber hatten die ganze Zeit schon unser aller Leben mit einer Selbstverständlichkeit gefährdet, die einem den Verstand rauben konnte.

»Was meinst du mit gute Quote ?«, fragte ich so ruhig wie möglich.

»Es wurde ein Schwund von mindestens 20 % erwartet. Lediglich ein Toter ist also ein zufriedenstellendes Ergebnis.«

»Zufriedenstellendes Ergebnis«, murmelte ich fassungslos. Ich versuchte, mich zu beruhigen. Versuchte, mir vor Augen zu halten, dass die Wahrscheinlichkeit, dass einem meiner Lieben etwas zugestoßen war, immerhin nicht besonders hoch war. Allzu niedrig war sie aber auch nicht.

Wer war gestorben? Ich musste es wissen, wollte es aber gleichzeitig nicht erfahren. Einerseits wollte ich so schnell wie möglich aus dieser Röhre raus und nachsehen, andererseits wollte ich nichts weniger als das. Denn egal, wer die Reise nicht überlebt hatte:...

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Autor

Eva Siegmund, geboren 1983 im Taunus, stellte ihr schriftstellerisches Talent bereits in der 6. Klasse bei einem Kurzgeschichtenwettbewerb unter Beweis. Nach dem Abitur entschied sie sich zunächst für eine Ausbildung zur Kirchenmalerin und studierte dann Jura an der FU Berlin. Nachdem sie im Lektorat eines Berliner Hörverlags gearbeitet hat, lebt sie heute als Autorin an immer anderen Orten, um Stoff für ihre Geschichten zu sammeln.