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Niemalswelt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am22.03.2019Auflage
Tödliche Wahl - der neue Roman der New-York-Times-Bestsellerautorin Marisha Pessl! Ein packender Genre-Mix aus Psycho-Thriller, Coming-of-Age und Mystery. Seit Jims ungeklärtem Tod hat Bee keinen ihrer Freunde mehr gesprochen. Als sich die fünf ein Jahr später in einem noblen Wochenendhaus an der Küste wiedertreffen, entgehen sie nachts nur knapp einem Autounfall. Unter Schock und vom Regen durchnässt kehren sie ins Haus zurück. Doch dann klopft ein geheimnisvoller Unbekannter an die Tür und eröffnet ihnen das Unfassbare: Der Unfall ist wirklich passiert und es gibt nur einen Überlebenden. Die Freunde sind in einer Zeitschleife zwischen Tod und Leben gefangen, in der sie dieselben elf Stunden immer wieder durchlaufen - bis sie sich geeinigt haben, wer von ihnen überlebt. Der Schlüssel zur Entscheidung scheint Jims Tod zu sein - in ihrer Verzweiflung beginnen die Freunde nachzuforschen, was wirklich mit ihm passiert ist, in jener Nacht, in der er in den Steinbruch stürzte. Und langsam wird klar, dass sie alle etwas zu verbergen haben ... Ein echter Page-Turner, der einen nicht mehr loslässt! »Aufregend, unvorhersehbar und nervenzehrend.« School Library Journal »Eine gelungene Mischung aus dunkler Mystery und völlig abgefahrenem Thriller mit echtem Wow-Effekt.« Buchkultur

Marisha Pessl stammt aus Asheville, North Carolina, und lebt mittlerweile in New York. Ihr Debütroman Die alltägliche Physik des Unglücks wurde ein internationaler Bestseller, hat diverse Preise gewonnen und ist von der New York Times als eines der 10 Best Books of the Year ausgewählt worden. Niemalswelt ist ihr erstes Buch für Jugendliche und junge Erwachsene. Mehr über Marisha auf MarishaPessl.com und auf Facebook, Twitter und Instagram.
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Produkt

KlappentextTödliche Wahl - der neue Roman der New-York-Times-Bestsellerautorin Marisha Pessl! Ein packender Genre-Mix aus Psycho-Thriller, Coming-of-Age und Mystery. Seit Jims ungeklärtem Tod hat Bee keinen ihrer Freunde mehr gesprochen. Als sich die fünf ein Jahr später in einem noblen Wochenendhaus an der Küste wiedertreffen, entgehen sie nachts nur knapp einem Autounfall. Unter Schock und vom Regen durchnässt kehren sie ins Haus zurück. Doch dann klopft ein geheimnisvoller Unbekannter an die Tür und eröffnet ihnen das Unfassbare: Der Unfall ist wirklich passiert und es gibt nur einen Überlebenden. Die Freunde sind in einer Zeitschleife zwischen Tod und Leben gefangen, in der sie dieselben elf Stunden immer wieder durchlaufen - bis sie sich geeinigt haben, wer von ihnen überlebt. Der Schlüssel zur Entscheidung scheint Jims Tod zu sein - in ihrer Verzweiflung beginnen die Freunde nachzuforschen, was wirklich mit ihm passiert ist, in jener Nacht, in der er in den Steinbruch stürzte. Und langsam wird klar, dass sie alle etwas zu verbergen haben ... Ein echter Page-Turner, der einen nicht mehr loslässt! »Aufregend, unvorhersehbar und nervenzehrend.« School Library Journal »Eine gelungene Mischung aus dunkler Mystery und völlig abgefahrenem Thriller mit echtem Wow-Effekt.« Buchkultur

Marisha Pessl stammt aus Asheville, North Carolina, und lebt mittlerweile in New York. Ihr Debütroman Die alltägliche Physik des Unglücks wurde ein internationaler Bestseller, hat diverse Preise gewonnen und ist von der New York Times als eines der 10 Best Books of the Year ausgewählt worden. Niemalswelt ist ihr erstes Buch für Jugendliche und junge Erwachsene. Mehr über Marisha auf MarishaPessl.com und auf Facebook, Twitter und Instagram.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646925944
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum22.03.2019
AuflageAuflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse1352 Kbytes
Artikel-Nr.4212913
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Ich hatte seit über einem Jahr nicht mehr mit Whitley Lansing - oder sonst irgendeinem von ihnen - gesprochen.

Als nach meiner letzten Klausur die SMS von ihr kam, erschien es mir unausweichlich, wie ein Komet, der über den Nachthimmel fliegt, wie ein Zeichen des Schicksals.

Hi, Bee. Verdammt lang her - wie gehts dir? Wie war dein erstes Jahr am College? Super? Scheiße?

Du fehlst uns.

Warum ich mich melde: Die Gang trifft sich an meinem Geburtstag in Wincroft. Linda ist dann auf Mallorca & EZS Burt heiratet in St. Bart´s, zum dritten Mal (eine vegane Yogini). Wir haben das Haus also für uns. Wie früher.

Bist du dabei, Bumblebee? Wie wärs?

Carpe noctem.

Nutze die Nacht.

Sie war die Einzige, die ich kannte, die jeden musterte wie ein Dior-Model in Leder und mit Latein um sich warf, als wäre es ihre Muttersprache.

»Wie war die Klausur?«, fragte Mom, als sie mich abholte.

»Ich hab Sokrates mit Plato verwechselt und bin nicht rechtzeitig fertig geworden«, antwortete ich, während ich den Sicherheitsgurt festzurrte.

»Du warst bestimmt klasse.« Sie lächelte und sah mich aufmerksam an. »Gibts noch irgendwas zu erledigen?«

Ich schüttelte den Kopf.

Dad und ich hatten mein Zimmer im Wohnheim schon leer geräumt. Meine Bücher hatte ich zum Studentenwerk zurückgebracht, um die dreißig Prozent Rabatt fürs nächste Jahr zu bekommen. Ich hatte das Zimmer mit einem Mädchen namens Casey aus New Haven geteilt, die jedes Wochenende nach Hause gefahren war, um sich mit ihrem Freund zu treffen. Ich hatte sie seit der Einführungswoche kaum gesehen.

Der Abschluss meines ersten Jahrs am Emerson College war mit dem gleichgültigen Schweigen vorbeigegangen, mit dem man auch den Räumungsverkauf in einer Mini-Mall zur Kenntnis nimmt.

»Da braut sich was zusammen«, hätte Jim gesagt.

........

Ich hatte keine Pläne für den Sommer, außer bei meinen Eltern im Captain´s Crow auszuhelfen.

Das Captain´s Crow ist das Hafencafé meiner Eltern in Watch Hill, der kleinen Küstenstadt, in der ich aufgewachsen bin.

Watch Hill, Rhode Island. Anzahl der Einwohner: Jeder kennt jeden.

Mein Urgroßvater Burn Hartley eröffnete das Café 1885, als Watch Hill kaum mehr als eine Ansammlung karger Häuser war, in denen Walfängerkapitäne ihre meeresmüden Beine ausstreckten und ihre Kinder zum ersten Mal auf den Arm nahmen, bevor sie sich wieder in die unbekannten Weiten des Atlantiks aufmachten. Über dem Eingang hängt eine gerahmte Bleistiftzeichnung von Burn, und sein Gesicht hat den wilden Blick eines genialen, früh verstorbenen Schriftstellers oder eines Entdeckungsreisenden, der in der Arktis verschollen ist. Tatsächlich jedoch konnte er kaum lesen, umgab sich lieber mit vertrauten Gesichtern als mit fremden und zog das Festland der See vor. Sein ganzes Leben lang tat er nichts anderes, als unser kleines Café zu führen und das Rezept für die weltbeste Muschelsuppe zu perfektionieren.

Den ganzen Sommer lang verkaufte ich Eiskugeln an gebräunte Teenager in Flipflops und pastellfarbenen Sweatshirts. Sie kamen in großen, flirrenden Gruppen wie Fischschwärme. Ich bereitete Hamburger und überbackene Thunfischsandwiches zu, Krautsalat und Milchshakes. Ich fegte den Sand vom schwarz-weiß gefliesten Boden. Ich verteilte Papierservietten, Ketchuppäckchen, Salztütchen, Über-21-Armbänder, Pappbecher und Tiefseefischer-Ausflugsbroschüren. Ich legte vergessene Handys an die Kasse, damit sie leicht zu finden waren, wenn der von Panik erfasste Besitzer hereingestürmt kam: »Ich hab mein Handy ... Oh, danke, das ist ja nett von dir!« Ich sammelte die eingerissenen blauen Tickets von dem uralten Karussell ein, das ein paar Meter weiter am Strand stand und statt mit Pferden mit Meerjungfrauen bestückt war. Wenn Watch Hill überhaupt für irgendwas berühmt ist, dann dafür, dass Eleanor Roosevelt dort auf einer rothaarigen Meerjungfrau mit Damensattel fotografiert wurde. (Der ganze Ort lästerte darüber, wie missmutig sie auf dem Foto aussah, halb begraben unter den Massen ihrer Rüschenröcke.)

Ich wischte die Grillsoße von den Mülleimern und die Strandgut-Kleckse von den Tischen (Süßes Strandgut war die Lieblingseissorte aller Kinder, eine Mischung aus Keksbröseln, Walnüssen, Kuchenteig und Schokostückchen). Ich putzte die Fenster und Arbeitsflächen und Türklinken. Ich schrubbte die Salzkruste von den Muscheln und polierte jede einzelne wie ein Juwelier seine Lieblingssmaragde. Meist stand ich um fünf Uhr morgens auf und ging mit meinem Dad runter zu den Fischerbooten, um für den Tag einzukaufen. Ich inspizierte Krebse und Flundern, Austern und Barsch und strich mit der Hand über die rudernden Beine und Scheren, pockigen Schalen und schillernden Bäuche. Ich komponierte Songtexte für den Soundtrack zu einem erfundenen Film namens Lola Andersons Highway-Überfall, kritzelte Wörter, Reime, Gesichter und Hände auf Papierservietten und Speisekarten und warf sie weg, bevor irgendjemand sie sah. Ich ging zu einer Trauergruppe für Jugendliche im North Stonington Community Center. Außer mir gab es nur einen anderen Teilnehmer, ein schweigsamer Junge namens Turks, dessen Vater an ALS gestorben war. Nach den ersten zwei Sitzungen kam er nicht mehr, sodass ich ganz allein mit der Psychologin dasaß, einer zappeligen Frau namens Deb, die Hosenanzüge trug und immer einen dicken Wälzer mit dem Titel Trauerarbeit für Jugendliche dabeihatte.

» Das Ziel dieser Übung ist, das Positive der verlorenen Beziehung hervorzuheben «, las sie aus Kapitel sieben vor und reichte mir ein Arbeitsblatt für einen Abschiedsbrief. » Schreib darauf einen Brief an den Menschen, den du verloren hast, in dem du schöne Erinnerungen, Hoffnungen und eventuell noch offene Fragen festhältst. «

Sie knallte mir einen angekauten Kuli, auf dem TABEEGO ISLAND RESORTS stand, auf den Tisch und ging hinaus. Ich hörte, wie sie draußen im Flur mit jemandem namens Barry telefonierte und ihn wütend fragte, wieso er letzte Nacht nicht nach Hause gekommen war.

Ich malte einen kreischenden Falken auf den Abschiedsbrief und schrieb daneben den Songtext zu einem erfundenen japanischen Anime über einen vergessenen Gedanken mit dem Titel Verschollen in einem Kopf.

Dann verdrückte ich mich über die Feuertreppe und ging nie wieder hin.

Ich brachte Sleepy Sam (einem schlaksigen, dauermüden Teenager aus England, der seinen amerikanischen Dad besuchte) bei, wie man frittierte Venusmuscheln und das perfekte überbackene Käsesandwich machte. Grill auf mittlere Stufe, Butter, vier Minuten von jeder Seite, sechs Scheiben Vermont Sharp Cheddar, zwei Fontina. Zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli lud er mich zu einer Party bei dem Freund eines Freundes ein. Zu seiner Überraschung kam ich tatsächlich. Ich stand mit einem lauwarmen Bier neben einer Lampe, hörte einem Gespräch über Gitarrenunterricht und Zach Galifianakis zu und wartete auf den richtigen Moment, um mich zu verdrücken.

»Das da drüben ist übrigens Bee«, sagte Sleepy Sam. »Sie kann tatsächlich sprechen, ich schwörs.«

Ich erzählte niemandem von Whitleys SMS, obwohl ich sie ständig im Hinterkopf hatte.

........

Es war das nagelneue, viel zu ausgefallene Kleid, das ich gekauft, aber nie aus der Tüte genommen hatte. Ich hatte es einfach hinten in meinen Schrank gelegt, noch in Papier gewickelt und mit dem Preisschild dran, um es zurückzubringen.

Trotzdem gab es die vage Möglichkeit, dass ich den Mut finden würde, es doch noch anzuziehen.

Ich wusste ihr Geburtsdatum so genau wie mein eigenes: 30. August.

Dieses Jahr war es ein Freitag. Das Großereignis des Tages war ein streunender Hund, der über die Main Street stromerte. Er hatte keine Hundemarke und den gequälten Blick eines Kriegsgefangenen. Er war grau und zottelig und zuckte jedes Mal zusammen, wenn jemand versuchte, ihn zu streicheln. Als ein Auto hupte, floh er panisch zwischen die Mülltonnen hinter dem Captain´s Crow.

»Seht ihr den gelblichen Salzschlamm an seinen Hinterpfoten? Der stammt vom Westufer des Nickybogg Creek«, verkündete Officer Locke voll Begeisterung, weil es endlich mal ein Geheimnis zu lösen gab, sein erstes in diesem Jahr.

Der streunende Hund war den ganzen Tag das Hauptthema - was man mit ihm machen sollte, wo er herkam -, und erst viel später kam mir in den Sinn, wie merkwürdig es war, dass dieser Hund wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Ich fragte mich, ob es ein Zeichen war, eine Warnung, dass etwas Schreckliches passieren würde, dass ich nicht den viel gepriesenen, geheimnisumwobenen Seitenpfad nehmen sollte, sondern den breiten, ausgetretenen und gut beleuchteten, den ich kannte.

Doch da war es bereits zu spät. Die Sonne war untergegangen und Sleepy Sam war fort. Ich hatte die Stühle auf die Tische gestellt und den Müll rausgebracht. Und außerdem widersprach es der menschlichen Natur. Niemand hörte je auf solche Warnungen.

Meine Eltern nahmen an, dass ich wie jeden Freitag mit ihnen nach Westerly ins Dreamland Theater fahren würde, um eine von den klassischen Screwball-Kömodien zu sehen.

»Heute nicht, ich hab schon was anderes vor«, sagte ich.

Dad war begeistert. »Wirklich, Bee? Das ist großartig.«

»Ich fahre nach Wincroft.«

Beide schwiegen. Mom hatte gerade das Schild im Schaufenster auf »Geschlossen« gedreht. Sie wandte sich um und zog fröstelnd ihre Strickjacke fester um sich,...

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Autor

Marisha Pessl stammt aus Asheville, North Carolina, und lebt mittlerweile in New York. Ihr Debütroman Die alltägliche Physik des Unglücks wurde ein internationaler Bestseller, hat diverse Preise gewonnen und ist von der New York Times als eines der 10 Best Books of the Year ausgewählt worden. Niemalswelt ist ihr erstes Buch für Jugendliche und junge Erwachsene. Mehr über Marisha auf MarishaPessl.com und auf Facebook, Twitter und Instagram.Claudia Feldmann, Jahrgang 1966, studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf und übersetzt seit zwanzig Jahren aus dem Englischen und Französischen. Unter anderem hat sie Graeme Macrae Burnet, Eoin Colfer, Morgan Callan Rogers und Cath Crowley ins Deutsche übertragen.