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Die Wilden Hühner 6. Cornelia Funkes Die Wilden Hühner und das Leben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Dressler Verlagerschienen am14.03.2019
Mädels, verbündet euch! Deutschlands beliebteste Mädchen-Bande jetzt farbig illustriert. Sprotte und ihre Freundinnen kommen einfach nicht dazu, ihr Bandenleben zu genießen. Melanie befürchtet, schwanger zu sein. Frieda entdeckt, dass ihr Vater eine Freundin hat. Und Wilma will die Schule schmeißen, um Schauspielerin zu werden.

Thomas Schmid, 1960 in Landshut/Bayern geboren, wollte als Kind entweder Stuntman oder Schriftsteller werden. Dann studierte er Literatur-, Theater- und Kommunikationswissenschaften und ist heute als freier Autor tätig. Außer Büchern für Kinder und Jugendliche schreibt er auch Drehbücher fürs Fernsehen, u.a. für 'Marienhof', und für den Hörfunk, u.a. für das satirische Kindermagazin 'Sonntagshuhn' des Bayerischen Rundfunks. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Niederbayern. Florentine Prechtel studierte in Mönchengladbach, Karlsruhe und Freiburg klassische Malerei und Bildhauerei. Nach künstlerisch spannenden und anregenden Stationen in Berlin, Barcelona und Rom illustriert sie heute Kinderbücher. Sie lebt mit ihrer Familie in Freiburg im Breisgau.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextMädels, verbündet euch! Deutschlands beliebteste Mädchen-Bande jetzt farbig illustriert. Sprotte und ihre Freundinnen kommen einfach nicht dazu, ihr Bandenleben zu genießen. Melanie befürchtet, schwanger zu sein. Frieda entdeckt, dass ihr Vater eine Freundin hat. Und Wilma will die Schule schmeißen, um Schauspielerin zu werden.

Thomas Schmid, 1960 in Landshut/Bayern geboren, wollte als Kind entweder Stuntman oder Schriftsteller werden. Dann studierte er Literatur-, Theater- und Kommunikationswissenschaften und ist heute als freier Autor tätig. Außer Büchern für Kinder und Jugendliche schreibt er auch Drehbücher fürs Fernsehen, u.a. für 'Marienhof', und für den Hörfunk, u.a. für das satirische Kindermagazin 'Sonntagshuhn' des Bayerischen Rundfunks. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Niederbayern. Florentine Prechtel studierte in Mönchengladbach, Karlsruhe und Freiburg klassische Malerei und Bildhauerei. Nach künstlerisch spannenden und anregenden Stationen in Berlin, Barcelona und Rom illustriert sie heute Kinderbücher. Sie lebt mit ihrer Familie in Freiburg im Breisgau.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783862721054
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum14.03.2019
Reihen-Nr.6
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7476 Kbytes
Artikel-Nr.4262520
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Sprotte trat wie wild in die Pedale. Und wenn sie noch so keuchte und ihr jeder Atemzug in die Lunge stach, sie wollte weg. Nur weg. Wegfahren und nirgends ankommen. Einfach nur fahren. Sprotte musste einer dicken Frau auf Rollerblades ausweichen. Ein Auto hupte. Sprotte fuhr vorbei an den Altglascontainern, ein Stück auf dem Gehweg, quer über den Spielplatz und stand schließlich vor ihrer Haustür. Das Fahrrad hatte den Heimweg ganz allein gefunden. Ich hasse die Liebe, dachte Sprotte, als sie ihr Fahrrad abstellte. Und ich hasse Fred. Sprotte verdrehte die Zahlenringe an ihrem Fahrradschloss. Dann bin ich eben eine Jungshasserin, na und?! Sie rannte die Treppe hoch zu ihrer Wohnung. Und ich hasse mich selbst, dachte sie, drückte die Tür auf und hielt die Luft an. Sprotte presste sich an die schmale Wand neben der Küchentür und linste hinein. Und ich hasse, dass ich so schlecht in Englisch bin, murmelte die Stimme in ihrem Kopf. Sprotte atmete durch, schob die Küchentür auf und begrüßte ihre Lehrerin, die mit Sprottes Mutter am Tisch saß. »Hallo, Frau Rose, Mam.«

Frau Rose und Sprottes Mutter sahen sie eine Sekunde wortlos an.

»Es gibt Moussaka«, sagte Sprottes Mutter schließlich und holte eine Aluform aus dem Backrohr. Frau Rose lächelte nur, wie sie immer lächelte, irgendwie klug und geduldig.

»Musst du mir was Unangenehmes beibringen, Mam?« Sprotte redete einfach drauflos. »Oder warum hast du mitten in der Woche Essen beim Griechen geholt?!« Sie verschränkte trotzig die Arme und versuchte, die Anwesenheit ihrer Lehrerin zu ignorieren. »Ich soll Oma wohl wieder mal beim Umgraben helfen? Oder unser Kellerabteil aufräumen? Oder ...«

»Das Essen hat Frau Rose mitgebracht.« Sprottes Mutter kramte in der Schublade nach einer Bratschaufel.

Sprotte sah prüfend in Frau Roses Augen. Wahrscheinlich war die Geduld ihrer Lehrerin jetzt gleich aufgebraucht. Sprotte wollte sich nichts anmerken lassen und machte auf lässig. »Die Fünf in Englisch war immerhin schon besser als die Sechs beim letzten Mal.«

Frau Rose nahm schnell ein Küchentuch und hielt damit die heiße Aluform fest, aus der Sprottes Mutter die erste Portion Moussaka hievte.

»Ich brauche keine Nachhilfe, Mam.« Sprotte konnte nicht anders, als ihrer Mutter die Teller anzureichen. »Frieda hilft mir.«

»Es geht gar nicht um Englisch. Auch wenn du dir das mit der Nachhilfe überlegen solltest.« Frau Rose wischte mit dem Küchentuch einen Moussakafleck von der Tischplatte. »Es geht um unsere Klassenfahrt.« Frau Roses Blick wanderte zu Sprottes Mutter. Die drückte Sprotte Besteck in die Hand. »Iss, sonst wird es kalt.«

Sprotte fühlte mit der Hand nach dem kleinen Kompass in ihrer Hosentasche. Ein Kompass soll einem die richtige Richtung zeigen, Sprotte aber war jetzt restlos verwirrt.

»Ich komm mit auf Klassenfahrt.« Ihre Mutter klang begeistert. »Ich fahr den Bus!«

»Wie bitte?«, fragte Sprotte. Dabei hatte sie jedes Wort verstanden. Jedes der Worte, die das Fass in ihr jetzt zum Überlaufen brachten.

Frau Rose rückte mit ihrem Stuhl näher. »Umberto kann uns nicht fahren, er muss zu Hause bleiben.«

»Seine Frau hat gestern ihr Baby drei Wochen zu früh bekommen.« Sprottes Mutter setzte sich jetzt ebenfalls. »Endlich kommt mein Führerschein Klasse D zum Einsatz.«

Als vor zwei Jahren das Taxigeschäft nicht so gut lief, wollte der Boss von Sprottes Mutter auf Kaffeefahrten umstellen und seine Fahrer mussten alle den Busführerschein machen.

Sprotte sah, wie sich der Mund ihrer Mutter bewegte, dann der von Frau Rose, dann beide gleichzeitig, aber Sprotte hörte nur noch das Rauschen in ihren Ohren. Gleich würden ihr die Nerven durchgehen. Sie würde losheulen, rumschreien oder die Moussaka an die Wand knallen.

Aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen funktionierten ihre Ohren wieder.

»Fred und du, ihr seid einfach Luft für mich, hörst du, Sprotte?« Ihre Mutter lächelte und hob schwörend die Hand. »Ich werde immer im richtigen Moment wegschauen.«

Sprottes Finger hielten noch immer den Kompass in ihrer Hosentasche umklammert. Fred und ich, dachte sie. Aber ihre Stimme sagte: »Entschuldigung, aber ich muss jetzt in mein Zimmer. Wir haben höllisch viele Hausaufgaben auf. Frag Frau Rose.«

Frau Roses Augen wirkten besorgt, als Sprotte aus der Küche lief.

Ein paar Schritte kam ihre Mutter ihr nach. »Sprotte, ich versteh ja, dass dir das nicht recht ist, die eigene Mutter mit auf Klassenfahrt, aber ...«

Den Rest hörte Sprotte nicht mehr, weil sie ihre Tür zuknallte.

 

Sprotte hockte auf ihrem Bett und starrte auf den Kompass. Er war aus Messing, schon etwas nachgedunkelt, in den Fugen fast schwarz. Die abgegriffenen Stellen aber waren blank und golden. Die Kompassrose sah aus wie ein Stern. Die Richtungen waren abgekürzt. »W« wie Westen, »N« wie Norden, »O« wie Osten, »S« wie ... Sprotte. Weinte sie jetzt tatsächlich? War das nicht total albern und dumm? Hier auf ihrem Bett zu hocken und zu heulen, weil es so viele Richtungen auf der Welt gab, dass sie sich selbst mit einem Kompass in der Hand nicht mehr zurechtfand? Weil die eigene Mutter mit auf Klassenfahrt ging? Und weil sie es nicht fertigbrachte, mit ihr darüber zu reden, obwohl man mit Sprottes Mutter eigentlich über alles reden konnte? Wenn jetzt wenigstens ihr Vater da gewesen wäre. Sprotte holte ihre selbst bemalte Keksdose unterm Bett hervor. Sie machte den Deckel auf. Da war der Bernstein drin, der gar kein Bernstein war und den sie auf ihrer allerersten Klassenfahrt am Strand gefunden hatte. Und da war auch die Strähne aus der Mähne von Snegla, dem Islandpferd, das Sprotte nie in ihrem Leben vergessen würde. Sie schob ihr Notizbuch und den Füller mit unsichtbarer Tinte beiseite und nahm die Kette heraus, die ihr Vater ihr vor ewigen Zeiten geschenkt hatte. Langsam, fast andächtig ließ sie die winzigen silbernen Blätter durch ihre Finger gleiten. Die Kette war wohl eher ein Abschiedsgeschenk gewesen. Sprottes Vater war nie für sie da gewesen und würde es wohl auch nie sein. Nicht, als sie ein Baby war, nicht, als sie ein Kind war, und jetzt, wo sie erwachsen ... Sprottes Gedanken stolperten. War sie jetzt erwachsen? War das Erwachsenwerden? Da konnte sie echt drauf pfeifen. Sprotte legte die Kette zurück und wollte eben auch den Kompass in die Keksdose packen, aber er lag so schön und schwer zugleich in ihrer Hand, dass sie ihn nicht loslassen konnte. In welcher Richtung wohl Australien lag? Sprotte drehte sich ein Stück. Die Kompassnadel zitterte, behielt aber ihre Richtung bei. Sprottes Vater fotografierte jetzt für irgendein Reisemagazin. Wüsten oder Wasserfälle. Menschen bei der Arbeit oder Städte bei Nacht. Weit weg in Südost. Die letzte Nachricht hatte Mam aus Sydney bekommen. Dass er doch noch länger bleibt als geplant. Bevor er dann den Fototrip nach New York macht. So war das immer.

Auf dem Kompass gab es auch Zwischenrichtungen. »SSO« für Südsüdost zum Beispiel. Oder »NNW« - für nie, nie wieder?!

»Damit wir uns nicht verlieren«, hatte Fred gesagt und ihr den Kompass geschenkt. Und wenn das Verlieren genau damit angefangen hatte? Eine Träne tropfte auf das Notizbuch in der Keksdose und Sprottes Gedanken wanderten ein paar Stunden zurück.

 

Sprotte wartete neben dem Wohnwagen und zählte die Hühner im Pferch. Emma, Isolde, Huberta, Dolli, Klara, Kokoschka die Zweite, auch Chagall genannt ... Alle da.

Der Wohnwagen war das Bandenquartier der Wilden Hühner. Aber von den echten Hühnern im Pferch einmal abgesehen, war Sprotte heute das einzige Wilde Huhn hier. Keine Frieda, keine Melanie, keine Trude und keine Wilma. Nur Sprottes Rad lag auf der Wiese. Und daneben das von Fred. Sprotte schloss die Augen und roch die Wiese, den Sommer und die Blumen. Hahnenfuß, Schafgarbe und verblühten Löwenzahn. Und auf Friedas Gemüsebeeten wuchsen Salat und Schalotten, Schnittlauch und Rosmarin, der allein so duften konnte wie ein ganzes Pinienwäldchen am Mittelmeer.

»Sprotteeee!«

Sprotte pustete die Reste der Rosmarinnadel, die sie zwischen ihren Händen zerrieben hatte, ins Gras. Ihr Herz klopfte. »Ja?!«

»Kannst jetzt kommen!« Die Wohnwagentür ging auf, Fred streckte ihr seine Hand entgegen, Sprotte ergriff sie und wurde in den Wohnwagen gezogen.

»Alles Gute zu unserem Jahrestag.« Fred ließ ihre Hand auch drinnen nicht los.

Ein Kuchen mit zwei Kerzen stand da und es roch nach Sprottes Lieblingstee Dschungelfeuer.

»Ein Zehntel Hühnerleben.«

Fred ließ ihre Hand los und zündete schnell noch die Kerzen an. Er lächelte sein wunderbares Fredlächeln. »Wie? Ein Zehntel Hühnerleben?«

»Oma sagt, dass Hühner zwanzig Jahre alt werden können. Und wir sind jetzt ...«

»... genau zwei Jahre zusammen.« Fred holte unter der Decke, die über die Liegefläche gebreitet war, ein Päckchen hervor und überreichte es Sprotte. »Aber erst musst du die Kerzen auspusten.«

Sprotte pustete die Kerzen aus und wünschte sich, diesen Augenblick nie zu vergessen. Und dann packte sie gleichzeitig das Päckchen aus, mampfte Kuchen, trank Tee und ließ sich von Fred küssen.

»Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie´s ohne dich ist«, flüsterte sie.

Während Freds Finger durch ihre Haare strichen, wickelte Sprotte die letzte Schicht Geschenkpapier von dem Päckchen und hielt einen kleinen, altmodischen Kompass in der Hand.

»Den hab ich von meinem Opa«, sagte Fred. »Die blaue Spitze zeigt nach Norden und die rote ...«

»Ich weiß, wie ein Kompass funktioniert«,...
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Thomas Schmid, 1960 in Landshut/Bayern geboren, wollte als Kind entweder Stuntman oder Schriftsteller werden. Dann studierte er Literatur-, Theater- und Kommunikationswissenschaften und ist heute als freier Autor tätig. Außer Büchern für Kinder und Jugendliche schreibt er auch Drehbücher fürs Fernsehen, u.a. für "Marienhof", und für den Hörfunk, u.a. für das satirische Kindermagazin "Sonntagshuhn" des Bayerischen Rundfunks. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Niederbayern.

Florentine Prechtel studierte in Mönchengladbach, Karlsruhe und Freiburg klassische Malerei und Bildhauerei. Nach künstlerisch spannenden und anregenden Stationen in Berlin, Barcelona und Rom illustriert sie heute Kinderbücher. Sie lebt mit ihrer Familie in Freiburg im Breisgau.