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Die Quellen von Malun - Blutgöttin

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
591 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am31.07.20191. Aufl. 2019
Das Wasser auf Ruann versiegt. Immer mühsamer muss es durch Tunnelsysteme gefördert werden und verurteilt die Völker zu Hunger und Durst. Das Großreich Sapion fordert sämtliche Ressourcen für sich und führt erbitterte Kriege. Alia, eine Sklavin der Sapioner, findet verbotene Aufzeichnungen und kommt damit einem gefährlichen Geheimnis auf die Spur. Um Antworten zu finden, schmiedet Alia einen riskanten Plan: Sie muss fliehen und versuchen, das sagenumwobene Land Malun zu erreichen.


Daniela Winterfeld wurde 1978 in Rheda-Wiedenbrück geboren. Sie ist in Westfalen auf einem Bauernhof aufgewachsen und begann bereits in ihrer Jugend mit dem Schreiben. Später studierte sie Literaturwissenschaften mit den Nebenfächern Geschichte und Psychologie. Inzwischen lebt die Autorin mit Mann und Kindern in Berlin.
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Produkt

KlappentextDas Wasser auf Ruann versiegt. Immer mühsamer muss es durch Tunnelsysteme gefördert werden und verurteilt die Völker zu Hunger und Durst. Das Großreich Sapion fordert sämtliche Ressourcen für sich und führt erbitterte Kriege. Alia, eine Sklavin der Sapioner, findet verbotene Aufzeichnungen und kommt damit einem gefährlichen Geheimnis auf die Spur. Um Antworten zu finden, schmiedet Alia einen riskanten Plan: Sie muss fliehen und versuchen, das sagenumwobene Land Malun zu erreichen.


Daniela Winterfeld wurde 1978 in Rheda-Wiedenbrück geboren. Sie ist in Westfalen auf einem Bauernhof aufgewachsen und begann bereits in ihrer Jugend mit dem Schreiben. Später studierte sie Literaturwissenschaften mit den Nebenfächern Geschichte und Psychologie. Inzwischen lebt die Autorin mit Mann und Kindern in Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732573905
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum31.07.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Reihen-Nr.1
Seiten591 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4312334
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

PROLOG
Ebene von Zeylem
BLUTSOHN

Die Hufe der Pferde zerrissen den Boden zu Staub, zerfetzten die Erdkruste und wirbelten eine Wolke in die Höhe. Wie ein Schleier haftete sie an den Fersen der Reiter, flog ihnen nach, während sie über die ausgedorrte Ebene dahinjagten. Die Pferde schwitzten und keuchten, ihr weißes Fell war längst gelb gefärbt von Staub und Schweiß und glich damit dem Blond ihrer Reiter. Doch die Männer kannten keine Gnade, trieben die Tiere unerbittlich voran. Nichts durfte sie jetzt noch aufhalten, nichts durfte sie an dem hindern, was zu tun war. Denn längst schon sank das Licht des Tages hinab zum Horizont und warf einen goldenen Schein über die verbrannten Dörfer.

Wann immer sie eine Siedlung durchquerten, sprangen die Pferde über verkohltes Holz und menschliche Knochen. An den Dachsparren hingen mumifizierte Leichen, denen Beine und Arme fehlten, abgerissen von wilden Tieren. Doch inzwischen waren selbst die Sandhyänen den Dürretod gestorben oder weiter nach Norden gezogen. Nichts lebte mehr in Zeylem, dem ersten Land, das vor mehr als hundert Blutjahren durch Sapion erobert worden war. Nicht einmal die Aasfliegen fanden noch Nahrung.

Kurz bevor sie ihr Ziel erreichten, begann der Wald. Oder das, was vor langer Zeit ein Wald gewesen war. Wie ein zu Salzkrusten erstarrtes Meer überzogen die umgestürzten Bäume die Ebene. Es waren mächtige, riesenhafte Maruschkabäume, deren Stämme sich hohl und mit zerfledderter Rinde übereinandertürmten. Der heiße Wind riss an ihren Überresten, blätterte die trockenen Stämme in Schichten auseinander, bis sie in Fetzen davonflogen.

Nur ein schmaler Pfad inmitten der Trümmer war freigeräumt worden, kaum mehr als eine Gasse, welche die Reiter wie ein Hohlweg umfing und sie zwang, sich zu einer Reihe zu formieren.

Wie immer galoppierte der Blutsohn voran und beugte sich tief über den Hals des Schimmels. Das Trommeln der Hufe dröhnte in seinen Ohren, übertönte das Pfeifen des Windes und vereinte sich mit der Jagd seines Herzens. Er musste nicht hochsehen, um zu wissen, dass Rabanus bereits untergegangen war und nur noch seine Dämmerung den Himmel erhellte. Er musste nicht nach vorne schauen, um zu erfahren, wie lange es noch dauern würde. Er musste nur die Gier und den Hass fühlen, die seinen Körper erfüllten, um sicher zu sein, dass seine Zeit davonlief.

Ihre Zeit, die Zeit, die seiner Mutter noch blieb.

»Schneller! Kommt schon!« Turor galoppierte direkt hinter ihm, rief die Befehle, die der Blutsohn nicht aussprach. Nicht jetzt, nicht heute. Nur die magischen Worte sprach der Sohn der großen Göttin am Bluttag.

Das Mädchen fing wieder an zu jammern. Direkt vor Turor war sie an den Doppelsattel gefesselt. Ihre kurzen Beinchen waren ans Sattelblatt gekettet, ihr Oberkörper war vornüber am Mähnenkamm des Pferdes festgebunden. Es war schon schwer genug gewesen, sie zu finden - um keinen Preis durfte sie fallen oder fliehen.

Oftmals waren die Kinder halbtot, wenn sie ankamen. Ketten und Seile zerrissen ihre Haut, die Bewegung von Pferd und Sattel prellte ihre Rippen und zerbrach die zarten Knochen. Manchmal erstickten sie in der Enge der Schnürung.

Aber dieses hier jammerte noch.

Wenigstens das war ein gutes Zeichen. Es musste lebendig sein, wenn sie ankamen. Nur was lebte, konnte getötet werden.

Eisige Kälte durchdrang den Körper des Blutsohnes, breitete sich immer weiter aus und fror alles ein, was in ihm gefangen lag. Einzig sein Hass brannte weiter, eine kleine, eisige Flamme, die sein Herz schon lange verkohlt hatte.

In diesem Moment sah er doch nach vorne und entdeckte den einzelnen Berg, der sich am Horizont abzeichnete. Die Silhouette der Blutburg erhob sich auf seiner Spitze. Der Berg leuchtete rot im Licht der aufgehenden Nachtsonne, drängte sich gegen den schwärzer werdenden Himmel. Nur dort, am Fuße der Blutburg, standen die Bäume noch aufrecht. Rotes Laub hing an ihren Zweigen, schon vor Jahrzehnten getrocknet und dennoch nie herabgefallen.

Der Übergang zwischen Tag und Nacht hatte begonnen, jene Zeit, in der die Dämmerung beider Sonnen den Himmel rot färbte. Links neben der Burg leuchtete noch der orangefarbene Schein, den Rabanus seit seinem Untergang an den Himmel warf, während sich Sapia auf der rechtsseitigen Ebene von ihrem Schlaflager erhob. Klein und dunkelrot wachte die Blutsonne auf, nur um im Laufe der Nacht noch kleiner zu werden und als rote Leuchtfackel über den Himmel zu ziehen.

Nicht weit von ihr entfernt erwachte noch jemand. Bis jetzt war nur die obere Hälfte seines zerklüfteten Gesichtes zu sehen. Doch der große Mond war schneller als jeder andere Himmelskörper. Sein kaltblaues Antlitz schälte sich mit jedem Galoppsprung weiter hinter dem Meer der toten Bäume hervor, bis es sich voll und ganz darüber erhob. Bald schon würde der kalte Mondsohn seiner rotglühenden Mutter entgegentreten, voller Hass würde er sie küssen und verschlingen. Für wenige Augenblicke würden sich Sapia und Sapionas vereinigen, ehe der große Mond seine Mutter wieder freigäbe. Es war jener Moment, der sich jeden Monat wiederholte, das Opfer, das sie ein ums andere Mal bringen mussten - um das Licht und die Energie der hassenden Göttin zu erneuern.

Der Blutsohn riss sich vom Anblick der Gestirne los. Nur Sapia warf ihr Licht auf diese Seite des Burghügels und färbte die Bäume rot. Wenige Galoppsprünge später erreichten sie den Wald. Die riesenhaften Baumkronen schlossen sich über ihren Köpfen, bildeten einen dicht bewachsenen Tunnel, der vor ihnen den Berg hinaufführte.

Sie waren zu spät, viel zu spät ...

Der Blutsohn trieb dem Schimmel die Sporen in die Seite, jagte ihn den Berg hinauf. Tatsächlich wurde das Tier schneller, doch nur kurz, ehe es in erschöpften Trab fiel.

Keine Zeit, keine Gnade! Für seinen nächsten Ritt würde er ein neues Pferd brauchen. Doch dieses hier musste seinen Dienst erfüllen, musste ihn rechtzeitig zur Burg bringen, auch wenn es das Letzte war, was es tat. Der Blutsohn griff an seinen Oberschenkel, zog die Knötchenpeitsche aus der Halterung und holte aus. Eisiger Hass flutete durch seine Adern, löste sich in einem Aufschrei und prasselte mit dem Leder auf die Kruppe des Pferdes. Der Hengst quietschte und streckte sich nach vorne, strauchelte und stolperte, ging für einen winzigen Moment in die Knie und gab dennoch sein Letztes, um seinen Reiter den Berg hinaufzutragen.

Turor war ihm noch auf den Fersen, mit einem kurzen Blick über die Schulter konnte der Blutsohn ihn sehen. Die restlichen Männer waren weit hinter ihnen zurückgefallen. Doch auf sie kam es nicht an. Von nun an brauchte er nur noch Turor und das Mädchen.

»Öffnet die Tore! Der Blutsohn kommt!« Turor rief den Befehl den Berg hinauf, nur wenige Augenblicke ehe das verschlossene Burgtor vor ihnen lag.

Eilige Gestalten liefen hin und her, zogen das Fallgitter hoch und öffneten die Torflügel. Es war kaum weit genug geöffnet, als der Blutsohn hindurchpreschte. Zwei weitere Tore lagen dahinter, ehe er den inneren Burghof erreichte. Sapionas, der Blutsohn, richtete sich im Sattel auf, zügelte das Pferd und brachte es zum Stehen. Noch in der gleichen Bewegung sprang er ab. Doch der Weg zum Boden war kurz, das Pferd sackte unter ihm in die Knie. Er konnte gerade noch zur Seite springen, ehe es zusammenbrach. Mit zuckenden Beinen blieb es auf der Seite liegen.

Der Blutsohn wandte sich ab. Sollten sich seine Männer darum kümmern.

Auch Turors Schimmel hielt sich nur mit Mühe aufrecht, während der oberste Blutsucher das Kind losband und über seine Schulter warf. Das strähnige Blond des Mädchens fiel auf Turors Rücken, vereinte sich mit dem blonden Zopf des ältesten Kinderjägers.

Es war nicht leicht gewesen, das Mädchen zu finden. Das ganze Dorf hatte so getan, als gäbe es keine blonden Kinder in ihrer Gemeinschaft. Doch Sapionas wäre nicht der Blutsohn, wenn er die Existenz des Kindes nicht erahnt hätte. In den Legenden hieß es, es sei Magie, mit der er die Kinder erspürte. Doch ob es tatsächlich so war, wusste er nicht einmal selbst. Er las die Geheimnisse der Menschen in ihren Gesichtern. So war es immer gewesen, und wenn es wahrhaftig Magie war, so war es ein Talent, das er niemals geschult hatte.

Womöglich könnte er weitaus mächtiger sein.

Sapionas´ Hass wallte auf, schäumte in seinem Magen über und durchdrang seinen Körper, bis er ganz und gar davon erfüllt war. Mit schnellen Schritten durchquerte er den Burghof.

Ein blonder junger Mann stand am Eingang zum Turm. Hastig riss er die Tür auf, um den Blutsohn passieren zu lassen. Nur flüchtig erkannte Sapionas die Angst im Gesicht des Jungen, ein wildes, animalisches Leuchten, genau der richtige Funke, der bald schon in glühenden Hass umschlagen würde.

Die Treppe im Inneren lag im Dunklen. Ohne Geländer schlängelte sie sich an den Mauern des Turmes nach oben. Nur hier und dort wurde sie von Fackeln erhellt. Doch der Blutsohn hatte keine Zeit, um sich an das Zwielicht zu gewöhnen. Beinahe blind hastete er die Stufen hinauf.

In dieser plötzlichen Dunkelheit sah er das Gesicht der Kindesmutter noch einmal vor sich. Auch ihre Augen hatten wild geleuchtet, Mutteraugen, die versuchten, ihr Kleines zu schützen. Was war es nur, das Mütter mit ihren Kindern verband? Was war es, dass sie selbst für ein Blutsbalg wie dieses zu wilden Tieren wurden? Dass sie ihr Leben riskierten, um einen Bastard zu beschützen?

Die Augen der Mutter waren blau gewesen. Blaue Augen und rote Haare. So wie sie sahen fast alle Frauen aus, die sich...

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