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Die Quellen von Malun - Blutsohn

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
655 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am28.02.20201. Aufl. 2020
Auf Ruann herrscht immer noch Krieg um die letzten Wasservorräte. Der Offizier Dorgen ist inzwischen zum Heerführer aufgestiegen. Er ist entsetzt, als ihm sein mächtiger Schwiegervater Walerius aufträgt, den letzten großen Wald abzubrennen, um die Feinde in die Knie zu zwingen. Aber kann Dorgen sich ihm widersetzen?
Währenddessen versuchen die geflohene Sklavin Alia und der desertierte Soldat Tailin, den Lauf der Dinge aufzuhalten. Beide begeben sich in Lebensgefahr, um ihre Welt vor dem Untergang zu bewahren. Doch der Herrscher Sapions verfügt über zerstörerische Magie - und ihre grausame Macht wurzelt längst schon tief in den Seelen der Menschen.


Daniela Winterfeld wurde 1978 in Rheda-Wiedenbrück in NRW geboren. Später studierte sie Literaturwissenschaften mit den Nebenfächern Geschichte und Psychologie. Bis heute dienen ihr historische Begebenheiten, Märchen, Mythologie und die menschliche Psyche als liebste Inspiration für ihre Bücher. Inzwischen lebt die Autorin mit Mann und Kindern in Berlin.
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Produkt

KlappentextAuf Ruann herrscht immer noch Krieg um die letzten Wasservorräte. Der Offizier Dorgen ist inzwischen zum Heerführer aufgestiegen. Er ist entsetzt, als ihm sein mächtiger Schwiegervater Walerius aufträgt, den letzten großen Wald abzubrennen, um die Feinde in die Knie zu zwingen. Aber kann Dorgen sich ihm widersetzen?
Währenddessen versuchen die geflohene Sklavin Alia und der desertierte Soldat Tailin, den Lauf der Dinge aufzuhalten. Beide begeben sich in Lebensgefahr, um ihre Welt vor dem Untergang zu bewahren. Doch der Herrscher Sapions verfügt über zerstörerische Magie - und ihre grausame Macht wurzelt längst schon tief in den Seelen der Menschen.


Daniela Winterfeld wurde 1978 in Rheda-Wiedenbrück in NRW geboren. Später studierte sie Literaturwissenschaften mit den Nebenfächern Geschichte und Psychologie. Bis heute dienen ihr historische Begebenheiten, Märchen, Mythologie und die menschliche Psyche als liebste Inspiration für ihre Bücher. Inzwischen lebt die Autorin mit Mann und Kindern in Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732578320
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum28.02.2020
Auflage1. Aufl. 2020
Reihen-Nr.2
Seiten655 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4421536
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

PROLOG
Östliches Südfarua, Wildnis
NUROK

Das Licht der Nachtsonne leuchtete orangefarben auf den trockenen Wiesen, heißer Wind fegte darüber hinweg und trieb dunkle Wellen durch das Meer aus Gräsern. Schon seit mehr als einem Tagesritt erstreckte sich dieses Gras über die weitläufigen Hügel, und je länger Nurok durch die faruanische Landschaft ritt, desto heftiger hämmerte die Angst in seiner Brust. Er war noch nicht oft als Bote geritten, und so allein in der Weite ängstigte ihn fast alles: dieses Rotlicht der Sonne, das entfernte Heulen der Vatus, die nur auf eine schwache Beute warteten, und nicht zuletzt die vereinzelten Bäume und Wäldchen, die im Nachtlicht wie geisterhafte Schatten aufragten.

Oder waren es nur seine Nerven, die nach zwei durchwachten Nächten überreagierten? Er musste ankommen. Endlich ankommen.

Andererseits - vielleicht doch eine Pause einlegen? Wenigstens jetzt? Weil es endlich still genug war, sodass er schlafen konnte?

Als hätten seine Gedanken es herbeigerufen, setzte das Kreischen des Säuglings wieder ein. Bestialisch und rau durchdrang es die Nacht. Das Pferd machte einen Satz zur Seite, buckelte nach vorn und beendete seine Panikattacke mit einem Stolpern. Nuroks Herzschlag hämmerte mit dem Trommeln der Hufe um die Wette. Dieser Säugling war ein Monster, eine Bestie, die Ursache dafür, dass sich jedes Haar an seinem Körper sträubte. Nur einen winzigen Blick hatte er auf das grausam entstellte Gesicht geworfen, ehe er das Tuch über sein Antlitz geworfen hatte. Es war gleichgültig, ob dieses Ding tot oder lebendig ankam, das hatten auch seine Kameraden gesagt. Aber keiner von ihnen war bereit gewesen, die Aufgabe an Nuroks Stelle zu übernehmen. Sie hatten ihm nur erklärt, wohin er das kreischende Bündel bringen sollte, und hatten sich dann eilig von ihm verabschiedet. Sogar ein fertig gesatteltes Pferd hatte ihm jemand gebracht, um ihn und das Biest möglichst schnell loszuwerden. Beim Proviant hingegen hatten sie gespart, ein weiterer Grund, warum er bald aus dem Sattel fallen würde.

Er musste ankommen. Endlich ankommen. Unerbittlich trieb er sein Pferd zum Galopp. Das Tier atmete keuchend, sein Hufschlag dröhnte schwerfällig auf der trockenen Erde. Dennoch durfte er nicht nachgeben, durfte nicht langsamer werden.

Das Kreischen des Säuglings steigerte sich, schrillte in seinen Ohren. Dieses Biest trieb ihn zum Wahnsinn. Es bekam seit Tagen nichts zu essen. Warum krepierte es nicht einfach? Dann hätte er es für die Vatus ins Gras werfen und umkehren können.

Anfangs hatte er nicht gewusst, wie er dieses Kind überhaupt auf dem Pferd transportieren sollte. Doch seine Kameraden hatten nur abgewunken. »Egal«, hatten sie gesagt. »Binde es irgendwo fest, die Dinger sind unverwüstlich. Hauptsache, du verlierst es nicht. Und Hauptsache, du bist schnell. Die Viecher sind keine Menschen. Nur Monster wachsen in dem Tempo. Du musst es wegbringen, ehe es laufen lernt.«

Die anderen wussten, wovon sie sprachen. So gut wie jeder aus Rabanus Garde hatte schon mal eins von den Säuglings-Monstern wegbringen müssen, und die Horrormärchen darüber beherrschten nicht nur die Abende am Lagerfeuer, sondern so gut wie jeden Albtraum, aus dem die Männer nachts aufschreckten.

Voller Grauen hatte Nurok das Ding mit dem Tuch zusammengewickelt und in eine seiner Satteltaschen gesteckt. Jetzt hörte er, wie sich das Leder dehnte und die ersten Nähte zerrissen. Seine letzte Rast hatte er nur gemacht, um zusätzlich Schnüre um die Satteltasche zu binden, damit sie nicht aufging und das Monster zu Boden fiel.

Pass auf, dass du es nicht verlierst.

Es wächst rasend schnell.

Bring es weg, bevor es laufen lernt.

Nurok wagte es nicht, nach hinten zu schauen. Er wollte nicht sehen, wie groß es schon war. Was, wenn es ihn von hinterücks anfiel und auffraß? Taten die Monster so etwas? Fraßen sie Menschen?

Milch tranken sie jedenfalls nicht. Wenn dieses Bündel ein Wesen mit normalen Bedürfnissen wäre, dann bräuchte es eine Mutter, die es mit Milch nährte. Kein neugeborenes Fohlen hätte so lange überlebt ohne seine Mutter. Doch dieses Ding schien nicht einmal an Kraft zu verlieren. Ganz im Gegenteil: Sein Kreischen wurde immer durchdringender.

Erst als Sapia am Ende der Nacht unterging und die kurze Dunkelheit über dem Land aufstieg, ließ Nurok sein Pferd in Schritt fallen. Auf jedem anderen Ritt hätte er in der Dunkelheit eine Rast eingelegt. Aber wie sollte er einschlafen, wenn dieses Ding jeden Moment die Satteltaschen sprengte und dann neben seinem schlafenden Körper im Gras landete?

Nurok schüttelte sich. »Halt durch«, murmelte er. »Halte durch, Nurok, du schaffst das.« Doch seine Augen fielen zu. Nur kurz ausruhen. Nur ein bisschen im Sattel die Augen schließen. Männer konnten auch beim Reiten schlafen. Er wusste das. Oft genug hatte er es getan.

Er bemerkte kaum, wie der Säugling verstummte. Ruhe, endlich Ruhe. Die schwankenden Schritte lullten ihn ein. Und dann Stille.

Harter Schmerz ließ ihn aufschrecken. Der Boden! Er lag auf dem Boden. Er war gefallen. Das Pferd stand neben ihm. Er musste aufstehen. Weiterreiten! Doch er konnte nicht. Der Erdboden hielt ihn fest.

Als er aufwachte, war es hell. Rabanus glühte über dem östlichen Ausläufer des Waldgürtels. Nurok schreckte hoch. Hatte er tatsächlich geschlafen? Und wo war das Monster? Warum schrie es nicht?

Das Pferd stand neben ihm. Es hatte ein Bein angestellt und döste mit gesenktem Kopf. Doch was war mit dem Kind? Von hier aus konnte Nurok das Bündel nicht sehen, er hatte es auf der anderen Seite angebracht.

Sein Körper war noch immer schwer von der Müdigkeit, schwer von der Anstrengung. Dennoch kam er auf die Beine, torkelte um das Pferd herum und warf einen Blick auf die Satteltaschen.

Sie waren weg! Das Kind war weg!

Panik überfiel ihn. Das Monster war entkommen. Es würde wachsen und laufen lernen - und dann würde es jagen und Menschen fressen.

Panisch sah er sich um.

Dann hörte er das Kreischen. Genau in diesem Moment setzte es ein, weiter hinten im Gras, irgendwo in der Richtung, aus der er gekommen war. Die Stimme der Kreatur war tiefer geworden, nicht mehr schrill und hoch wie von einem Säugling. Mehr wie ein â¦ Tier in der Größe eines Vatus.

»Beim Blute der großen Göttin«, murmelte er. Was sollte er tun? Fliehen? Oder seiner Pflicht folgen und das Biest einfangen?

Wenn Rabanus herausfand, dass er seine Aufgabe nicht erfüllt hatte, würde er, Nurok, über dem Feuer enden. Rabanus bestrafte immer mit Feuer, egal, wie klein das Vergehen war, das seine Soldaten begingen. Dabei zu sterben, war die größere Gnade. Deutlich mehr Männer überlebten die Strafe ihres Herrn.

Nurok schluckte. Er durfte nicht versagen. Er musste das Ding wegbringen, auch wenn es sein Leben kostete.

Mit zusammengebissenen Zähnen griff er sein Pferd am Zügel, zog den widerwilligen Gaul hinter sich her und lief durch die Spur, die sie im hohen Gras hinterlassen hatten. Immer näher drang das Kreischen, immer tiefer schien die Stimme zu werden. Dann lag es vor ihm. Das Bündel war gewachsen! Wenn es gestern noch so winzig wie ein Feldhuhn gewesen war, strampelte es jetzt in der Größe eines halbwüchsigen Mastferkels. Doch sehen konnte er nicht viel. Das Leder der Satteltasche spannte sich um den kreischenden Körper.

Besser so! Er wollte nicht verletzt werden, wenn er das Biest einsammelte. Er holte weitere Seile aus der zweiten Satteltasche, band sie zu Schlaufen und trat auf das Monster zu. Soweit er die Form erkennen konnte, lag es auf dem Rücken und rollte sich hin und her wie ein Käfer, der versuchte, auf die Beine zu kommen.

Was, wenn es schon laufen konnte? Um keinen Preis durfte es aufstehen!

Nurok warf die erste Schlaufe als Lasso und fing das Ding an seinem oberen Ende. Mit einem Ruck zog er das Seil fest, stürzte sich ein paarmal nach vorn, um es um die zappelnden Gliedmaßen zu schlingen. Dann nahm er die zweite Schlaufe von seiner Schulter. Dieses Mal fesselte er das Ding an seinem anderen Ende, bis sämtliche zappelnden Teile eng an den Körper gebunden waren.

»So richtest du keinen Schaden mehr an!«, knurrte er.

Hoffentlich, wisperte die Furcht.

Mit gesträubten Nackenhaaren beugte er sich zu dem Bündel aus Stricken und Leder und hob es hoch. Das Ungetüm stank: nach versengter Haut und angeschmorten Haaren. Als wäre es im Feuer verbrannt.

Nurok wurde übel. Das hier war der Gestank der Feuerstrafen. Wenn diese Art von Rauch durch das Gardelager zog, wagte sich niemand aus dem Zelt, aus purer Angst, in Rabanus Blickfeld zu geraten - oder den Kameraden zu sehen, der im Feuer gefoltert wurde.

Ihm am nächsten Tag zu begegnen war schlimm genug. Wenn er entstellt und erblindet durch das Lager kroch. Wenn er um Nahrung und Wasser bettelte, oder einfach nur irgendwo lag, um zu sterben.

Fast immer blieben die Bestraften zurück, wenn sie das Lager auflösten und weiterritten. Nur wenige besaßen noch die Kraft, um ihrem Tross zu folgen oder gar ihren Dienst wieder anzutreten.

Er selbst würde so enden, wenn er seine Aufgabe nicht bewältigte!

Entschlossen packte er das Ding enger. Sein Pferd warf erschrocken den Kopf hoch, als er das Paket hinter dem Sattel auf die Kruppe warf. Noch einmal durfte er es nicht verlieren. Zum Glück waren noch einige Seile da. Mit unzähligen Schlaufen und zahlreichen Knoten wickelte er sie um das Bündel und...

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Daniela Winterfeld wurde 1978 in Rheda-Wiedenbrück in NRW geboren. Später studierte sie Literaturwissenschaften mit den Nebenfächern Geschichte und Psychologie. Bis heute dienen ihr historische Begebenheiten, Märchen, Mythologie und die menschliche Psyche als liebste Inspiration für ihre Bücher. Inzwischen lebt die Autorin mit Mann und Kindern in Berlin.
Die Quellen von Malun - Blutsohn