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Rache am Ammersee

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am18.04.2019
Ein herrliches Krimischmankerl mit viel Lokalkolorit und herzhaftem Humor. Carola Witt hat ein neues Herzensprojekt: In einer Volksbefragung sollen die Bürger ihrer Ammersee-Gemeinde über den Neubau einer Großgastronomie abstimmen. Doch dem Projekt droht das Aus, bevor es überhaupt gestartet ist: Ruprecht Prestel, Gemeinderat und Mentor der Initiative, stürzt beim Gleitschirmfliegen ab. Nur ein Unfall oder doch ein Mord? Carola will es herausfinden, kommt dabei aber Kommissar Lenz Meisinger immer wieder in die Quere. Und womöglich auch dem Mörder ......

Inga Persson hat Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie studiert, 1994 promovierte sie. Anschließend schrieb sie jahrelang im Auftrag anderer: erst für Bundestagsabgeordnete, später für ihre Agenturkunden. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn am westlichen Ammersee und betreibt dort die traditionsreiche Gastwirtschaft 'Schatzbergalm '.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin herrliches Krimischmankerl mit viel Lokalkolorit und herzhaftem Humor. Carola Witt hat ein neues Herzensprojekt: In einer Volksbefragung sollen die Bürger ihrer Ammersee-Gemeinde über den Neubau einer Großgastronomie abstimmen. Doch dem Projekt droht das Aus, bevor es überhaupt gestartet ist: Ruprecht Prestel, Gemeinderat und Mentor der Initiative, stürzt beim Gleitschirmfliegen ab. Nur ein Unfall oder doch ein Mord? Carola will es herausfinden, kommt dabei aber Kommissar Lenz Meisinger immer wieder in die Quere. Und womöglich auch dem Mörder ......

Inga Persson hat Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie studiert, 1994 promovierte sie. Anschließend schrieb sie jahrelang im Auftrag anderer: erst für Bundestagsabgeordnete, später für ihre Agenturkunden. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn am westlichen Ammersee und betreibt dort die traditionsreiche Gastwirtschaft 'Schatzbergalm '.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960414810
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum18.04.2019
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3622 Kbytes
Artikel-Nr.4312929
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Hopfentee

Einmal ein gescheiter Rempler, und der Kas wär bissen. Das Arschloch würd den Berg runterkugeln, dass es eine Freud wär. Aber irgendein Idiot hatte ja eine Steinschlagverbauung unterhalb vom Startplatz hinstellen müssen. Und drunterhalb von derer hatte es auch noch einen Haufen krummhaxiger Latschen. Wenn s also blöd rausging, könnt die Sau sich noch derfangen. Entweder in den Latschen - oder an der Verbauung. Würd nicht den Berg runterkugeln und als blutiger Haufen Knochen und Fleisch liegen bleiben. Sich nur ein paar Knochen brechen. Nicht das Gnack. Dann müsste er in den Knast, und das Schwein käm davon.

Er atmete durch. Damit wär nichts gewonnen. Rein gar nichts. Im Gegenteil. Also doch der Plan. So, wie er ihn sich ausgedacht und vorbereitet hatte. Er kniff die Augen zusammen, sah klar, urplötzlich, und die Welt um ihn herum materialisierte sich in Blau. Wie lange hatte er schon am Startplatz gestanden und nichts gesehen? Alles um ihn war blau, blau, blau!

Als gigantische Kuppel, weit und hoch, nicht zu fassen, sosehr man sich auch strecken wollte, spannte sich der Himmel über ihm, freie Sicht von West über Nord nach Ost. Unter ihm ruhte, türkisblau und spiegelglatt, der Forggensee, Seite an Seite mit dem blau melierten Bannwaldsee und dem dunkelblauen Tupfer des Hopfensees. Das bisschen Grün der Felder dazwischen wand sich als barocker Bilderrahmen um die Seen herum.

Unwillkürlich atmete er das Blau ein, fühlte es, spürte, wie es nach ihm griff, ihn in der Tiefe seiner Seele zart berührte. Und wenn er doch â¦? Er sah die Tat vor sich, fragte sich zum millionsten Mal: Willst du das wirklich tun? Gibt es nicht doch eine andere Lösung? Er zuckte zusammen. Nein. Nicht jetzt. Jetzt nicht mehr. Jetzt waren sie schon hier oben, am Tegelberg, am Startplatz, jetzt gab es keinen Weg zurück. Oder doch? Er müsste doch nur â¦

Nein! Sein Rücken wurde immer wärmer. Hier oben war der Tau schon verdunstet, mit jeder Sekunde gewann die Morgensonne an Kraft. Er musste sich beeilen. In ein paar Stunden würde die Frühlingshitze unbarmherzig sein. Noch war die Luft weich, leicht und süß, aber er spürte einen Bilderbuchfrühsommertag in seinem Kreuz. Er sah zum Windsack hinüber, leichter Wind aus Nordost, keine zwei Beaufort. Wolken formten sich zu Kumulushaufen. Ruhig.

Ideales Flugwetter. Wieder warf er einen Blick hinab ins Tal. Von Westen mäanderte silbern der Lech in seinem Kiesbett daher. Direkt vor ihm lag die kleine Kirche, die niemand beachtete, weil alle auf die Schlösser stierten, die der geniale Irre vor langer Zeit in den Berg geklotzt hatte.

In ein paar Stunden wäre alles anders - nicht nur brüllend heiß. Jetzt war der Startplatz noch leer, aber in ein, zwei Stunden würde es von Menschen wimmeln, von spielenden Kindern, neugierigen Rentnern und Touristen, die Fotos machen wollten. Und davor auch noch die Piloten, die ihre Schirme auslegten.

Und noch etwas wäre anders. Er gestattete sich den Gedanken. Sein neues Leben hätte begonnen. Ohne das Schwein. Ohne Ruprecht. Er spürte die Vorfreude in sich aufsteigen. Nie wieder diese selbstgefällige Fresse sehen müssen. Nie wieder dieses dreckige Grinsen. Nie wieder sagen: »Ja, Rupi, sicher, Rupi, natürlich, Rupi.«

Er rang die Vorfreude nieder. Ruhig. Ganz ruhig. Nicht das Fell verkaufen, ehe er den Bären erlegt hatte. Sapperlot, ein schönes Bild! Er musste lächeln bei dem Gedanken. Der Tag war jetzt schon voller schöner Bilder.

Im Morgengrauen waren sie den langen und seiner Meinung nach spektakulären Weg zum Tegelberghaus hinaufgestiegen. Nach den ersten Metern auf der ebenso steilen wie langweiligen Teerstraße eröffnete sich nach jeder Kurve ein neuer Ausblick auf die Schlösser. Die Welt konnte so unendlich ruhig sein in diesen ersten Stunden des Tages, wenn nur ein paar Vögel in den Bäumen tschilpten oder einzelne Mäuse durchs Laub raschelten. Oberhalb der Baumgrenze dann rollte sich das Füssener Becken wie ein kostbarer persischer Teppich in seiner ganzen Pracht vor ihnen aus. Immer wieder waren sie stehen geblieben, hatten so getan, als ob sie die Schlösser bestaunten, eigentlich aber mussten sie verschnaufen. »Schon geil hier«, hatte Rupi geknurrt, bevor er wieder weitergestiefelt war.

Er grinste. Er hatte es vollkommen vergessen gehabt und sich noch am Parkplatz ein Lachen verkneifen müssen. Denn der Weg hieߠ⦠Schutzengelweg! Zum Brüllen komisch. Dumm für dich, Rupi, dass dein Schutzengel sich verzupft hat, dachte er. Dein Schutzengel, Rupi, der hat nämlich einfach nimmer mögen. Weil du halt eine gar so linke Sau bist. Und jetzt bist du allein. Keiner weiß, dass wir hier sind. Du bist ganz allein. Mit mir.

Seite an Seite standen sie am Startplatz, der wie ein Sprungturm ins Land ragte, und er strengte sich an, so zu tun, als genösse er die Aussicht. Aus dem Augenwinkel beobachtete er Ruprecht neben sich. Der sah wie immer nichts. Außer sich selbst. Jeder Ort, an den der Rupi kam, wurde zur Bühne und er zur Rampensau. Wie ein römischer Feldherr stand er am Startplatz, breitbeinig, die Arme in die Hüften gestemmt. Wichtig. Wie er das nur immer machte. Wichtig ausschauen, auch wenn keine Sau ihm zusah.

»Superidee von dir, vor allen anderen hier raufzugehen!«, rief Ruprecht, obwohl er direkt neben ihm stand. »Keiner nervt, keiner glotzt, und keiner latscht dir über den Schirm.« Er lachte. Als wäre er witzig. »Allerdings auch keine Hasen, die dich anhimmeln. Schon ein wenig schad. Ein paar hättest schon herbestellen können, wenn ich s mir recht überleg. Allein wegen der Show.« Wieder wieherndes Gelächter.

Er lachte pflichtschuldigst mit. Soso, Rupi. Keine dich anhimmelnden Hasen. Nicht dass du verheiratet wärst. Keine Hasen, keine Zeugen, Rupi, so seh ich die Sach. Zumindest nicht hier oben. Er machte sich keine Illusionen. Ganz allein war man nie am Berg. Schon gar nicht an so einem herrlichen Samstag im Mai. Irgendein verirrter Naturfreak kroch garantiert schon zu dieser frühen Stunde durch die Latschen und zählte irgendwelche Krabbelviecher. Er hatte darüber nachgedacht, ob Zeugen am Berg ihn belasten könnten. Und war zu dem Ergebnis gekommen, dass sie vollkommen wurscht wären. Ihn würde niemand identifizieren können, die Schirme hatten keine Nummern. Sie mussten halt nur in der Luft sein, bevor die Ersten mit der Bahn raufkämen. Aber bis dahin hatten sie noch locker eine Stunde Zeit.

Er sah zu Ruprecht hinüber. Klar, der war als Erster am Start. Packte seine Ausrüstung aus. Den Helm in der Hand, brüllte er: »Schlafst schon wieder, oder was? Weißt schon, ich muss a wengerl Gas geben. Zefix, der Gemeinderat mit seinem Schmarrn, der geht mir so was von auf den Sack. Ich muss halt aufs Podium, die sind doch rettungslos verloren ohne mich.« Er lachte gackernd. »Hätten wir uns nicht einfach so verzupft, hätt s bestimmt nur Gemecker und Gemaule gegeben.«

Darauf kannst du einen lassen, Ruprecht, dass keiner weiß, dass wir hier oben sind, dachte er. Musste dir das ja nur als deine Idee verkaufen, und schon hast du s geschluckt. Er zog seine Thermosflasche aus dem Rucksack, drehte den Verschluss auf, ging die paar Schritte zu Ruprecht hinüber und goss eine dampfende Flüssigkeit in die Kappe. »Tee?«, fragte er.

Ruprecht starrte ihn an und brach, wie erwartet, schon wieder in brüllendes Gelächter aus. »Tee! Bist du irre! So krank kann ich gar nicht sein, dass ich des trink«, japste er. »Hast du nichts Gscheits?«

Er lächelte still. War eigentlich zu einfach. Er drückte Ruprecht die Kappe mit dem Tee in die Hand, griff in seine Jackentasche und zog einen kleinen Flachmann hervor. »Tee mit Rum?«, fragte er.

»Bist doch immer noch mein Bester«, grölte Ruprecht und schlug ihm mit seiner Pranke auf die Schulter.

Er gab einen ordentlichen Schuss in Ruprechts Tee und sah zu, wie der ihn in sich reinschüttete. »Das ist doch mal ne Ansage! Apropos Ansage. Wir starten jetzt, sonst hätten wir uns die Latscherei hierherauf gleich sparen können. Auf geht s! Pack mer s!«

Wie selbstverständlich ließ er Ruprecht den Vortritt am Startplatz. Das war schon immer so gewesen, hier am Berg, drunten im Tal, daheim, an jedem einzelnen beschissenen Tag. Während Ruprecht sein Gurtzeug anlegte, den Helm aufsetzte, seinen Schirm ausbreitete und die Leinen ordnete, wandte er sich ab. Mit gesenktem Kopf ging er gedanklich seine Checkliste durch. Er hörte Ruprecht vor sich hin pfeifen. Gott sei Dank, so brauchte er nichts zu sagen.

Er beobachtete Ruprecht, wie er erst sein Gurtzeug, dann den Luftraum überprüfte und in die Grundhaltung ging. Mit Bremsen und A-Leinen in den Händen schrie er über die Schulter: »Schaust, dass du übers Gipfelkreuz kommst! Dann kriegst du unten einen Hopfentee!«

Mit zwei, drei raumgreifenden Schritten trat Ruprecht an. Der Schirm füllte sich mit Luft und stieg über ihm auf. Routiniert verlangsamte Ruprecht seine Geschwindigkeit, warf den Kontrollblick nach oben in die Kappe und rannte los.

Während Ruprecht abhob, ins Gurtzeug glitt und eine weite Rechtskurve flog, schloss er seine eigenen Karabiner. Wie lange würde es dauern, bis die Wirkung des Betablockers einsetzte? Zehn Minuten? Zwanzig? Ruprecht war einfach so dämlich, er hatte es noch nicht mal gemerkt, dass er ihm seine eigenen Tabletten geklaut hatte.

Diagnose Bluthochdruck. Ab und zu mal Herzklabastern. Welches Herz?, dachte er und grinste. Der Choleriker nahm schon seit Jahren dieses Zeug. Betablocker. So ging s Ruprecht ja gut mit dem ganzen Medikamentenscheiß, aber die Dosis in seinem Tee, die würde ihn umhauen. Fünf Minuten? Er hatte nicht an den Tabletten gespart, die er in den Rum gebröselt hatte. Schon echt der...
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Inga Persson hat Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie studiert, 1994 promovierte sie. Anschließend schrieb sie jahrelang im Auftrag anderer: erst für Bundestagsabgeordnete, später für ihre Agenturkunden. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn am westlichen Ammersee und betreibt dort die traditionsreiche Gastwirtschaft "Schatzbergalm ".