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Sühnenacht

von
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
477 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am31.01.20201. Aufl. 2020
In einer Grundschule in Süd-London wird die Leiche einer Lehrerin gefunden. Scheinbar hat ihr eigener Hund sie zerfleischt. Mit ihm hatte sie sich nachts in einem Abstellraum eingeschlossen. Da die Innenseite der Tür mit religiösen Schutz-Symbolen übersäht ist, wird Matt Hunter - Ex-Pastor und Professor für Soziologie - zu den Ermittlungen hinzugezogen. Matt muss sich fragen: Was wollte die Lehrerin nachts in der Schule? Weshalb drehte ihr Hund durch? Und vor was wollte sie sich schützen?



Peter Laws ist ein britischer Autor, Journalist und Filmkritiker. Er ist zudem ein ordinierter Pastor mit einer Vorliebe für das Makabre. Neben seinen Thriller hat er auch ein Sachbuch veröffentlicht, welches sich mit der menschlichen Faszination für Übernatürliches und Morbides befasst. Peter Laws ist verheiratet und Vater zweier Kinder, um die er sich tagsüber kümmert.
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Produkt

KlappentextIn einer Grundschule in Süd-London wird die Leiche einer Lehrerin gefunden. Scheinbar hat ihr eigener Hund sie zerfleischt. Mit ihm hatte sie sich nachts in einem Abstellraum eingeschlossen. Da die Innenseite der Tür mit religiösen Schutz-Symbolen übersäht ist, wird Matt Hunter - Ex-Pastor und Professor für Soziologie - zu den Ermittlungen hinzugezogen. Matt muss sich fragen: Was wollte die Lehrerin nachts in der Schule? Weshalb drehte ihr Hund durch? Und vor was wollte sie sich schützen?



Peter Laws ist ein britischer Autor, Journalist und Filmkritiker. Er ist zudem ein ordinierter Pastor mit einer Vorliebe für das Makabre. Neben seinen Thriller hat er auch ein Sachbuch veröffentlicht, welches sich mit der menschlichen Faszination für Übernatürliches und Morbides befasst. Peter Laws ist verheiratet und Vater zweier Kinder, um die er sich tagsüber kümmert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732578092
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum31.01.2020
Auflage1. Aufl. 2020
Reihen-Nr.2
Seiten477 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4421652
Rubriken
Genre9200
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Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

Jo Finch saß in ihrer alten Grundschule und kaute an den Nägeln. Sie war von einundzwanzig anderen Eltern umgeben. Jeder von ihnen saß schmerzhaft zusammengedrückt in einem winzigen Schülerstuhl, die Beine waren unter unmöglich niedrigen Schreibtischen eingezwängt. Die anderen Eltern sahen schick und wichtig aus. Für die Sache hier hatten sich viele von ihrer Arbeit freigenommen, daher trugen eine Menge der Anwesenden Anzüge. Jo bemerkte, dass zahlreiche Frauen knielange Lederstiefel anhatten, die tatsächlich feine Steppnähte aufwiesen. Sie waren mit absoluter Sicherheit nicht von Primark, um es mal so auszudrücken. Jo hingegen saß in einer Fleece-Jacke da, die in dem strahlendsten Gelb leuchtete, das jemals von der Sonne herabgefallen war. Und außerdem noch mit den dazu passenden Leggings.

O Gott.

Sie fühlte sich wie ein nackter Homer Simpson. Wie eine Butterblume auf Beinen, die von unten Gesichter anleuchtete. Ihre Chefin bei der Reinigungsfirma Merry Poppins mochte ja eine ihrer besten Kameradinnen sein, aber Kassy West war nie der Typ, der Freundschaft mit Gefälligkeiten verband. Sie hatte Jo für diese Schulführung exakt neunzig Minuten von der Arbeit freigestellt. Für einen Schichtwechsel mit einer Kollegin war keine Zeit mehr gewesen.

Ihr kam in den Sinn, dass sie für diese Schule vielleicht überhaupt gar keine Führung benötigte, denn sie kannte jeden Zentimeter davon. Jede Korridorbiegung, jeden Riss im Schulhofbeton. Vor wenigen Jahrzehnten war sie das kleine Mädchen mit den kurzen Zöpfen und Haarspangen im Feuerwerksdesign gewesen, das hier herumlief - schon damals in billigen Anziehsachen. Doch während sich die Umrisse des Gebäudekomplexes nicht verändert hatten, war die Atmosphäre dieses Ortes echt anders geworden. Sogar die großen grünen Heizkörper waren verschwunden. Diese Dinger, die ausgesehen hatten, als wären sie von einem Dampfzug aus dem Zeitalter der industriellen Revolution heruntergefallen. Man hatte sie durch einige elegant aussehende weiße Kästen mit einem ständig leuchtenden roten Licht ersetzt, das bei jedem von ihnen an der Ecke blinkte. Na, viel Glück, wenn da mal zerlaufende Wachsmalstifte drauf kommen, dachte Jo. Dann erschauderte sie. Im September nächsten Jahres würde ihre Tochter Seren fast fünf sein, was bedeutete, dass die Regierung an jedem Werktag der Woche einen gesetzlichen Anspruch auf sie hatte. Seren würde an diesem vertrauten, unvertrauten Ort ganz allein sein.

Das Einzige, was so aussah, als hätte es dieselbe Farbe wie in den alten Tagen, war der Fußboden. Jo rieb mit den Spitzen ihrer Joggingschuhe darüber. Ja, der Holzboden mit dem sechseckigen Muster war noch derselbe. Das Licht erfasste die historischen Kratzer und Schrammen. Vielleicht waren sogar noch ein paar abgenutzte Stellen von ihren kleinen Schnallenschuhen dabei, mit denen sie damals im Jahr 1993 in genau diesem Bereich des Klassenzimmers gesessen hatte. Es hätte sich so anfühlen sollen, als wäre es vor einer Million Jahren gewesen. Nur tat es das nicht. Das tat es überhaupt nicht.

Etwas puckerte in ihrem Bauch; daher drückte sie die Hand gegen das Gelb.

Neben ihr saß ihr Freund Lee, der nach Motorenöl roch. Sie zwinkerte ihm zu, doch er zwinkerte nicht zurück. Er war zu sehr damit beschäftigt, sein Smartphone durchzuscrollen und zu überprüfen, ob der Restposten von Premium-Golf-Tees, in den er investiert hatte, sich verkaufte. Vor drei Monaten hatten sie sich auf Tinder kennengelernt, wo er sich selbst als »einen im Körper eines Mechanikers gefangenen Unternehmer« beschrieb. Während er die Auflistungen durchging, zeigte er sein übliches Business-Gesicht. Das panikartige Beißen der Unterlippe; die Haut so weiß, als würde er sich gleich übergeben. Das ständige Schniefen. Wie sich herausgestellt hatte, dauerte es eine Ewigkeit, zehntausend von diesen Tees loszuwerden, selbst wenn sie aus erstklassigem afrikanischem Schwarzholz aus dem Senegal hergestellt waren.

Sie blickte auf die riesigen Fenster, die von Krepppapier-Kürbissen bedeckt waren, und von schwarzen Katzen aus Karton. Sie schaute durch die spindeldürren Beine einer Hexe, die mit der Schere schlecht ausgeschnitten worden war, und starrte über das Schulgelände hinweg. Das Dach der Vorschule war über den Hecken gerade noch sichtbar. Seren war im Augenblick dort drinnen. Viereinhalb Jahre alt, und sie führte bereits ihr eigenes Leben, wenn auch nur an einem Morgen in der Woche. Machte Sachen, die Jo nicht sehen konnte - was sich großartig und schrecklich anfühlte, und das alles gleichzeitig. Allerdings hauptsächlich schrecklich. Ihre Hände waren wahrscheinlich von oranger und schwarzer Farbe bedeckt; ihre Schuhe würden sich mit Sand füllen. Möglicherweise bereitete sie ihr Prinzessinnen-Outfit für Halloween vor. Sie würde das machen, was Kids machen sollten - mit irgendwelchen Sachen spielen. Denn Seren liebte es zu spielen. Jo blickte wieder auf die Wände des Klassenzimmers. Anders als vor den Fenstern hatte man an ihnen fast gar keine Bilder aufgehängt. Stattdessen klebten Rechenaufgaben an den Wänden. Eine von ihnen lautete: »24 minus 16«.

24 minus 16? Scheibenkleister!

Sogar Jo musste das mithilfe ihrer Finger ausrechnen. Sie spürte erneut jenes Flattern. Seren konnte kaum zählen, wie viele Füße am Ende ihrer Beine waren, was prompt einen kleinen Gedanken in ihr aufkommen ließ, der sich wie ein Nadelstich ins Herz anfühlte. Vielleicht war das hier der Ort, wo das Leben ihrer Tochter zu scheitern beginnen würde. Ihr erster Schritt ins Lager der Verlierer, wie bei ihrer Mutter.

Jo blinzelte und schaute nach vorn, wo eine wunderschöne Frau - frisch von AmazonFresh - ihren Kopf auf der Schulter ihres Ehemannes ruhen ließ. Er trug einen mörderisch guten Anzug und eine superteuer aussehende Uhr. Genau wie James Bond. Er küsste die Frau oben auf ihr glänzendes Haar, als wären sie in der Oper oder so. Jo würde jede Wette darauf eingehen, dass diese Familie 24 minus 16 in sechs verschiedenen Sprachen ausrechnen konnte. Jede Wette, dass die beiden die ganze Zeit große Divisionsaufgaben und Geschichtsfragen auf ihre Kids abfeuerten. Und das sogar bei jedem Abendessen (schön ordentlich am Tisch), anstatt auf der Couch zu liegen, über SpongeBob Schwammkopf heftig zu lachen und Nuggets zu essen. Wie Seren und sie das an den meisten Abenden taten.

Lee bohrte in seiner Nase herum, als ob das Sitzen in der hinteren Reihe ihn in eine Unsichtbarkeitsblase befördert hätte. Jo stieß ihn hart an und steckte ihm ein Papiertaschentuch unter dem Schreibpult zu.

»Danke«, sagte er lächelnd.

Er hatte wundervolle Zähne. Das war ihr bereits in dem Augenblick durch den Kopf gegangen, als sie bei ihrem ersten Date ihr erstes Meat Feast im Pizza Hut bestellt hatten. Bei seinem Lächeln, als das Meat Feast herausgetragen und vor ihm hingeknallt worden war, hatte sie gedacht: Wow, der macht seine Zähne echt, echt gut sauber. Der achtet auf Hygiene.

Sie zuckte zusammen, als die Tür des Klassenzimmers plötzlich und mit einem Scheppern weit aufgestoßen wurde.

»Showtime.« Lee steckte sein Smartphone weg.

Die Schulleiterin stürmte herein, begleitet von einem rauschenden Luftzug, und ihre stolze Mähne aus dauergewelltem weißem Haar hüpfte auf und ab, während sie sich bewegte. Auf den Ballen ihrer knallroten Nuttenstiefel federte sie rauf und runter, als könnte sie jeden Moment abheben und in die Decke schießen. Mit weit aufgerissenen Augen klatschte sie wiederholt in die Hände. Eine Robbe auf Ecstasy.

Lee flüsterte: »Jemand sollte dieser Frau einen Fisch zuwerfen.«

Jo kicherte.

»Halloooooooo, Klasse! Ich bin Mrs Walmsley, und ich bin entzückt, Sie in der Menham Lower School willkommen zu heißen.« Auf ihren Schultern trug sie einen blauen, gestrickten Umhang mit zahlreichen roten Schmetterlingen. Und so viele Armbänder! Sie klimperten und klirrten. »Mums und Dads! Betreuer und Vormunde! Es ist ein Privileg und eine Freude, Sie alle hier an unserem Tag der offenen Tür zu sehen. Ich hoffe, Sie empfinden sich ebenso sehr als ein Teil der Menham Lower, wie es Ihre Kinder bald tun werden. Es sei denn natürlich, Sie schicken sie zur Newker School, und in diesem Fall ... Viel Glück ...« Sie schob ihre Hüfte zur Seite und schlug sich spielerisch auf die Hand. »Das sollte ich besser nicht sagen, oder ich werde wegen meiner Frechheit in die Ecke gestellt.«

Lees Unterkiefer klappte nach unten.

Jo allerdings schmunzelte. Weil diese Frau sie an eine Moderatorin von CBeebies erinnerte, dem Fernsehsender für Vorschulkinder; und trotz des Augenrollens und der leisen Missfallensbekundungen der anderen Eltern hielt sie das für etwas Gutes.

Walmsley nickte einem Mädchen in der Ecke zu, das einen Tisch herüberrollte, auf dem oben ein Sandkasten war. »Das ist übrigens Lauren. Eine unserer Lehrerassistentinnen. Sag Hallo, Lauren.«

Lauren sprach kein Wort. Sie zeigte den Ansatz eines Lächelns. Sie sah aus, als wäre sie ungefähr zwölf, war aber wahrscheinlich zwanzig.

In einer weit ausholenden Geste schwenkte Walmsley ihre Hand über den Sandkasten hinweg, als wäre der ein Schrank voller Gewinne bei einer Gameshow. »Hier in der Menham Lower verstehen wir die Funktion des Spaßes, die Energie des Unterrichts und die unmissverständliche Priorität des Spiels.«

Jo spürte, wie sie ihren Atem ausstieß. Vielleicht wird das hier ja ganz in...

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Autor

Peter Laws ist ein britischer Autor, Journalist und Filmkritiker. Er ist zudem ein ordinierter Pastor mit einer Vorliebe für das Makabre. Neben seinen Thriller hat er auch ein Sachbuch veröffentlicht, welches sich mit der menschlichen Faszination für Übernatürliches und Morbides befasst. Peter Laws ist verheiratet und Vater zweier Kinder, um die er sich tagsüber kümmert.
Sühnenacht