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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am26.07.20191. Auflage
»Cookys« ist ein Roman über das Erwachsenwerden, über Freundschaft, Verlust und die Verwirrung der Gefühle. Vor allem aber ist es eine Liebeserklärung an die alles vereinende Kraft des Kochens. »Cookys« erzählt die Geschichte einer Leidenschaft - Kochen. Seine Jugend in den 70er Jahren verbringt Gerd Krüger, genannt »Cooky«, wie viele junge Männer: schweigend und dauerverliebt. Natürlich spricht er nicht mit den Mädchen, aber er kocht für sie. Als er merkt, dass nicht nur die Liebe durch den Magen geht, sondern sich mittels eines Menüs mehr sagen lässt als mit tausend Worten, steht die Richtung für sein weiteres Leben fest: Es muss mit dem Kochen zu tun haben. Der junge Hobbykoch mausert sich zum ambitionierten Laien und schließlich zum erfolgreichen Leiter des Spitzenrestaurants »Cookys«.

Werner Köhler, geboren 1956, ist Schriftsteller und Gründer des Literaturfestivals lit.COLOGNE. Er lebt in Köln. Bisher erschienen bei Kiepenheuer & Witsch die Romane »Cookys« (2004), »Eine ganz normale Familie« (2006), »Drei Tage im Paradies« (2011) und »Cookys Reise« (2013) sowie die Krimireihe rund um Hauptkommissar Jerry Crinelli. Unter dem Pseudonym Yann Sola veröffentlichte Köhler außerdem die in Südfrankreich spielende Krimireihe um den Kleinganoven und Hobbyermittler Perez.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,49

Produkt

Klappentext»Cookys« ist ein Roman über das Erwachsenwerden, über Freundschaft, Verlust und die Verwirrung der Gefühle. Vor allem aber ist es eine Liebeserklärung an die alles vereinende Kraft des Kochens. »Cookys« erzählt die Geschichte einer Leidenschaft - Kochen. Seine Jugend in den 70er Jahren verbringt Gerd Krüger, genannt »Cooky«, wie viele junge Männer: schweigend und dauerverliebt. Natürlich spricht er nicht mit den Mädchen, aber er kocht für sie. Als er merkt, dass nicht nur die Liebe durch den Magen geht, sondern sich mittels eines Menüs mehr sagen lässt als mit tausend Worten, steht die Richtung für sein weiteres Leben fest: Es muss mit dem Kochen zu tun haben. Der junge Hobbykoch mausert sich zum ambitionierten Laien und schließlich zum erfolgreichen Leiter des Spitzenrestaurants »Cookys«.

Werner Köhler, geboren 1956, ist Schriftsteller und Gründer des Literaturfestivals lit.COLOGNE. Er lebt in Köln. Bisher erschienen bei Kiepenheuer & Witsch die Romane »Cookys« (2004), »Eine ganz normale Familie« (2006), »Drei Tage im Paradies« (2011) und »Cookys Reise« (2013) sowie die Krimireihe rund um Hauptkommissar Jerry Crinelli. Unter dem Pseudonym Yann Sola veröffentlichte Köhler außerdem die in Südfrankreich spielende Krimireihe um den Kleinganoven und Hobbyermittler Perez.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462320817
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum26.07.2019
Auflage1. Auflage
ReiheKIWI
Reihen-Nr.808
SpracheDeutsch
Dateigrösse1905 Kbytes
Artikel-Nr.4537524
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis Monika

1970-1972

Morgen würde ich es endlich tun, ich meine, wirklich und schlussendlich tun! Geredet, gedacht oder gefühlt hatte ich es schon oft, sogar getan hatten wir es schon ungefähr dreiunddreißigmal. Das eine Mal ging es von ihr aus, das andere Mal war ich der Aktive, nur wirklich erledigt hatten wir es noch nicht. Nach diesem Abend allerdings würde ich standhaft bleiben. Morgen mache ich endgültig Schluss mit Monika!

 

Dabei hatte alles so sensationell angefangen. Monika lag mit ihrer Freundin Marlene auf einer blaukarierten Decke im Freibad. Mein Freund Peter und ich platzierten unsere knappen Handtücher höchstens drei Meter hinter die Mädchen. So konnten wir sie beobachten, sie aber höchstens unsere begierigen Blicke spüren.

»Mit der würde ich gern bei der nächsten Fete mal rummachen«, fing Peter gleich an.

»Welche meinst du?«, fragte ich, um das Terrain zu sondieren. »Egal, die sind beide scharf wie Nachbars Lumpi. Ich bin mir nur nicht sicher, ob sie vielleicht lesbisch sind.«

Lesbisch waren bei uns derzeit alle Frauen, die als Pärchen auftraten und sich von uns nicht anmachen ließen.

»Könnte sein«, ahnte ich Komplikationen voraus.

Die beiden räkelten sich auf ihrer Decke. Monika hatte lange blonde Locken, trug einen knappen Bikini und hatte ein Lederbändchen um ihr Fußgelenk gewickelt. Marlene, die zweite der attraktiven Mädchen, war etwas pummeliger, dafür waren aber ihr Busen und Hintern auch schon deutlich besser entwickelt, was mich sehr erregte. Sie trug den Lederriemen als Stirnband. Beide sahen echt hippiemäßig aus.

»O.K., Alter, wir gehen auf Angriff«, sagte Peter und stand auf. »Wir gehen schwimmen, und übrigens, nenn mich bitte den Schnecken gegenüber Pete, klar.«

Ich prustete los.

»Pete, och, Peteee!«, sang ich laut.

»Hey, Alter, nimm´s locker, O.K.? Kannst dir ja auch was Amerikanisches zulegen. Peter ist echt verschissen, verstehst du? Also, Pete - alles klar?«

»Klar Pete«, prustete ich erneut los, »let´s move.«

Peter packte sich das Päckchen Zigaretten, Marke Overstolz, in den Bund seiner blauen Badehose und ging direkt auf die beiden Mädchen zu. Ich stiefelte leicht schüchtern hinterher, so ein Erstkontakt war nicht meine Stärke.

»He, ihr beiden, ich bin Pete, und das hier«, dabei drehte er sich halb zu mir um, »das ist G. Kommt ihr mit ins Wasser?«

Er sprach es Tschie aus, es klang absolut lächerlich.

»Gert«, sagte ich leise und zog dabei entschuldigend die Schultern hoch, »hallo.«

»Wir wollten uns eh gerade ein bisschen abkühlen«, säuselte Marlene und sprang bereitwillig auf.

»Ich komm nach«, sagte Monika und drehte sich gelangweilt wieder ihrem Buch zu. »Simone de Beauvoir - Das andere Geschlecht«, ich hatte den Titel so eben noch lesen können.

»Gutes Buch?«

»Politisch und emotional das beste, das ich bisher gelesen habe. Es ist die erste ausführliche Analyse der Frau in unserer modernen Gesellschaft. Wenn du wirklich interessiert bist, kann ich es dir ja mal leihen.«

»Oh, ja, das wäre toll, ich bin zwar im Moment eher in einer rein politischen Phase, Ost-West, verstehst du, aber Gleichberechtigung ist wirklich ein wichtiges Ding. Na, O.K., ich bin dann auch mal im Wasser. Wär schön, wenn du dich losreißen könntest.«

»Ja, mal sehen.«

Ich ging eher philosophischen Schrittes davon. So was konnte auch nur mir passieren. Anstatt im Wasser ein bisschen an ihr zu knabbern, könnte ich jetzt für ihr nächstes Frauentreffen ein Referat über den Zusammenhang zwischen Abhängigkeit in der Ehe und Ausbeutung in kapitalistischen Systemen erarbeiten. Ich war zwar nach einem Italienaufenthalt, den ich gerade hinter mir hatte, deutlich politisiert, aber noch mehr war ich an einer starken Beziehung mit intensivem Sex interessiert.

Um wieder klaren Kopf zu bekommen, sprang ich erst mal in die kalten Fluten. Kaum wieder aufgetaucht, hörte ich hinter mir schon den lauten Pfiff einer Trillerpfeife. Der Bademeister stand wild gestikulierend am Beckenrand. Ich schwamm betont langsam auf ihn zu.

»Was ´n los, Sheriff?«, fragte ich.

»Pass auf, Krüger, entweder du hältst dein vorlautes Maul, kommst aus dem Wasser und setzt erst mal eine Badekappe auf, gehst dann fein unter der Dusche durch und springst nie mehr vom Seitenrand ...« »Oder?«, fragte ich gedehnt und gelangweilt.

»Oder du hast Beckenverbot, du Arsch.«

Vornehm ging es hier nicht zu. Ich suchte nach Peter, Verzeihung, nach Pete und seiner Nixe. Wo immer er sie auch her hatte, dieser Idiot von meinem Freund hatte doch tatsächlich eine Kappe auf. Ich hasste Badekappen, hatte aber natürlich auch eine in meiner Sporttasche. Jede Haarlänge oberhalb von Vollglatze musste seit neuestem so ein Scheißding tragen. Ich ging zurück zur Wiese, murmelte Monika im Vorbeigehen ein »Gauleiter! - Badekappe« zu und fischte mein super giftgrünes Teil aus der an allen Nähten gerissenen Adidastasche. Wieder im Wasser, schwamm ich zu den beiden, die schon bei neckischen Wasserschlachten angekommen waren. Hier war man lustig, hier hatte die große Politik keinen Nährboden.

»He, G, super Kappe! Komm, wir machen ein geiles Spiel«, gefiel sich Pete in seiner neuen Rolle als Aufreißer.

»Was soll das sein?«

»Marlene macht die Beine breit, und ich tauch durch.«

Beide lachten derart über den nicht gerade subtilen Scherz, dass ich annehmen musste, dass sich die beiden trotz der Kürze der Zeit schon deutlich näher gekommen waren. Ich störte hier eher. Im Wegschwimmen hörte ich den völlig aufgedrehten Pete noch sagen: »Das Ganze nochmal, aber diesmal auf dem Rücken. Außerdem lass ich die Augen offen.«

Ich meinte noch leise gehört zu haben, wie Marlene dezent stöhnte, war aber schon zu weit weg, um das mit Sicherheit sagen zu können.

Als Pete wieder aus dem Wasser kam, zeigte ein Blick in seine geröteten Augen, dass er wohl noch mehrmals mit offenen Augen durch Marlenes Beine getaucht sein musste.

»Super, Alter, total super. Wir verstehen uns astrein. Wie läuft´s bei dir?«

»Ich arbeite an einem Referat über die Rolle der Geschlechter«, antwortete ich.

»Hast du den Arsch auf? Alter, die Braut ist scharf wie Hühnermist, kein Scheiß, hab mit Marlene darüber gesprochen. Monika hat zwar schon ´nen Freund, so ´nen Studi mit langen Haaren und ´ner Ente, soll aber wohl kurz vor Schluss sein. Hey, Mann, das ist genau die richtige Zeit, um sie abzugreifen, wirst schon sehen. Bloß, wenn du hier so rumliegst, läuft natürlich gar nichts. Mann, bin ich spitz, ich werd wahnsinnig, muss ihr unbedingt so schnell wie möglich an die Wäsche.«

Peter redete ohne Punkt und Komma, konnte sich kaum beruhigen.

»Mann G, Samstag läuft bei den Schnecken ´ne Fete. Wir sind eingeladen, da geht die Post ab, sag ich dir.«

»Leck mich, Peter. Die hat keinen Bock auf mich, und außerdem ist die mir zu politisch. Find ich zwar eigentlich ganz O.K., aber, verdammt, ich weiß nicht so genau. Wir können ja mal auf die Fete gehen, dann sehen wir weiter.«

»Genau, genau, genau, das hört sich schon eher wieder wie mein guter, alter G an«, salbaderte mein naturgeiler Freund mütterlich, »wir besorgen beim Spanier ´ne Fünf-Liter-Bastflasche Chianti, stehen die Schnecken drauf, weil man da anschließend Tropfkerzen draufstecken kann, du bringst die neue Wishbone Ash mit, und dann machen wir das klar. Saugut, sau-sau-gut!«

 

Als ich nach Hause kam, war niemand da. Ich konnte mich in aller Ruhe auf mein Bett legen. Zuvor zog ich die Gardinen zu und drehte die Lampe mit dem Rotlicht an. Anschließend legte ich Grand Funk Live auf und hörte mit äußerster Lautstärke Mark Farners ausufernden Gitarrensoli zu. Der Sound war eher suboptimal, die selbst gebastelte Anlage gab aber nicht mehr her. Ich besaß lediglich einen Philips Kofferplattenspieler, aber mit Hilfe von Klingeldraht hatte ich an den einzigen Ausgang noch einen weiteren gebrauchten Radiolautsprecher gehängt. An diesen dann noch einen weiteren und so fort, bis hin zur derzeit letzten Ausbaustufe. Jetzt hingen vierzehn Lautsprecher überall im Zimmer verteilt. Wenn Farner richtig Gas gab, schepperte nur noch ein einziger Soundbrei durchs Zimmer, aber egal, ich kannte das Solo eh auswendig. Ich lag auf meinem Bett und dachte an Monika. Sie hatte also schon einen Freund, Student sogar, mit langen Haaren und einem Auto, aber die Beziehung ging, zumindest laut Peter, ihrem Ende entgegen. Politisch war ich da wahrscheinlich im Hintertreffen, Auto hatte ich auch nicht, und meine Haare reichten gerade mal bis über die Ohren. Damit immerhin konnte ich ja schon mal anfangen, und noch weiter angestachelt von Mark Farners langer Matte auf dem Cover der Grand-Funk-Live-Platte beschloss ich, dass ab sofort kein Frisör mehr meine Haare berühren sollte.

â

Die folgende Woche verbrachte ich mit intensivem Studium der »Deutschen Volkszeitung«, einem kommunistischen Kampfblatt, das ganz offensichtlich stark von der offiziellen DDR-Staatsmeinung unterwandert war. Die Inhalte des Blattes waren mir unverständlich und lasen sich noch dazu grauenvoll. In der »Volkszeitung« lag aber die einzige Möglichkeit, mir bis Samstag einen zumindest aktuell-politischen Background zu verschaffen. Schon einmal dabei, mir den antifaschistischen Schutzwall als einzig mögliche Abwehr gegen die imperialistischen Kräfte des Westens erklären zu lassen, kam mir eine brandneue Idee einiger Mitarbeiter unserer Schülerzeitung gerade recht, um mich politisch zusätzlich etwas besser zu...
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Werner Köhler, geboren 1956, ist Schriftsteller und Gründer des Literaturfestivals lit.COLOGNE. Er lebt in Köln. Bisher erschienen bei Kiepenheuer & Witsch die Romane »Cookys« (2004), »Eine ganz normale Familie« (2006), »Drei Tage im Paradies« (2011) und »Cookys Reise« (2013) sowie die Krimireihe rund um Hauptkommissar Jerry Crinelli. Unter dem Pseudonym Yann Sola veröffentlichte Köhler außerdem die in Südfrankreich spielende Krimireihe um den Kleinganoven und Hobbyermittler Perez.