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Hundeherz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am01.10.20191. Auflage
Eine mitreißende, kraftvolle und zutiefst berührende Geschichte um einen schutzlosen Welpen in der Einsamkeit der Natur von der schwedischen Bestseller-Autorin Kerstin Ekman  Die Luft ist schneidend, und die Fjällgipfel hüllen sich in Grau. In der einsamen Stille des nordschwedischen Winters verirrt sich ein junger Welpe und ist ohne seine Mutter und seine Menschen hilflos der Natur ausgeliefert. In seinem unterkühlten Körper flattert sein Herz gegen die Kälte und die Nässe wie ein Vogelflügel. Glück und Zufall verhindern, dass er schon in den ersten Tagen verhungert. Bald lernt er Gefahren besser einzuschätzen. Sein Jagdinstinkt erwacht, und es gelingt ihm, den Frühling und den Sommer zu überstehen. Bis er zu Beginn des nächsten Winters einem Menschen begegnet. Ist es vielleicht sein Mensch? »Eine Lektüre, die beglückt.« Die Zeit

Kerstin Ekman, 1933 in Risinge (Östergötland) geboren, zählt zu den wichtigsten schwedischen Autorinnen unserer Zeit. Ihr umfangreiches literarisches Werk ist vielfach preisgekrönt, es wurde verfilmt und in 28 Sprachen übersetzt. Mit Wolfslichter kehrt Ekman nach über zehn Jahren zur Romanform zurück. Das Buch stieg in Schweden mit Erscheinen auf Platz 1 der Bestsellerliste ein und wurde u.a. mit dem Norrlands litteraturpris 2022 sowie dem Kulturpreis der Stiftung Natur & Kultur 2023 ausgezeichnet. Am 27. August 2023 feiert Kerstin Ekman ihren 90. Geburtstag.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR5,99

Produkt

KlappentextEine mitreißende, kraftvolle und zutiefst berührende Geschichte um einen schutzlosen Welpen in der Einsamkeit der Natur von der schwedischen Bestseller-Autorin Kerstin Ekman  Die Luft ist schneidend, und die Fjällgipfel hüllen sich in Grau. In der einsamen Stille des nordschwedischen Winters verirrt sich ein junger Welpe und ist ohne seine Mutter und seine Menschen hilflos der Natur ausgeliefert. In seinem unterkühlten Körper flattert sein Herz gegen die Kälte und die Nässe wie ein Vogelflügel. Glück und Zufall verhindern, dass er schon in den ersten Tagen verhungert. Bald lernt er Gefahren besser einzuschätzen. Sein Jagdinstinkt erwacht, und es gelingt ihm, den Frühling und den Sommer zu überstehen. Bis er zu Beginn des nächsten Winters einem Menschen begegnet. Ist es vielleicht sein Mensch? »Eine Lektüre, die beglückt.« Die Zeit

Kerstin Ekman, 1933 in Risinge (Östergötland) geboren, zählt zu den wichtigsten schwedischen Autorinnen unserer Zeit. Ihr umfangreiches literarisches Werk ist vielfach preisgekrönt, es wurde verfilmt und in 28 Sprachen übersetzt. Mit Wolfslichter kehrt Ekman nach über zehn Jahren zur Romanform zurück. Das Buch stieg in Schweden mit Erscheinen auf Platz 1 der Bestsellerliste ein und wurde u.a. mit dem Norrlands litteraturpris 2022 sowie dem Kulturpreis der Stiftung Natur & Kultur 2023 ausgezeichnet. Am 27. August 2023 feiert Kerstin Ekman ihren 90. Geburtstag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492986236
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum01.10.2019
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse4563 Kbytes
Artikel-Nr.4781639
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

 

Ein graues Schneegestöber, ein Sturm, der von den norwegischen Fjälls her kommt, ist wie ein Besen. Er fegt den See und den Wald. Es bleiben keine Spuren, weder von Skiern oder Scooterraupenketten, noch von Pfoten oder Vogelfüßen, keine Prieme rings um die Eislöcher, keine Würmer, kein Blut. Alles ist weiß, rein und eben.

Es war der Morgen nach dem Sturm, und keiner konnte jetzt mehr die Spuren des Mannes mit dem Scooter sehen. Es hatte aufgeklart. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und der Himmel schimmerte grünlich, als es hell wurde. Über dem Björnklumpen verblasste die Mondsichel. Faserig und fragil.

Da stob ein Birkhahn auf. Als er aus seiner Fichtenhöhle brach, wirbelte ihm der Schnee um die Flügel. Er flog in den Wipfel einer Birke, und sofort kam noch einer, und dann noch einer. Wie schwarze Früchte saßen sie in der Birkenkrone, so schwer, dass sich unter ihrem Gewicht die Äste bogen. Dann machten sie sich über die Knospen her.

Der Welpe hatte unter seiner Fichte geschlafen. Er war steif und durstig, als er hinauskrauchte und die Schnauze aus dem Neuschnee reckte. Obwohl das Licht noch sehr spärlich war, blendete es ihn. Er sah die Birkhähne auf dem Baum, wusste aber nicht, was sie für welche waren und ob sie gefährlich waren. Lebendig, das waren sie. Ihre schwarzen Köpfe waren das Einzige, was sich in dem Weiß bewegte. Er kroch rückwärts wieder in seine Höhle und fraß Schnee. Dadurch wurde sein Magen geweckt, und er begann vor Hunger zu schmerzen. Der Welpe wimmerte, aber keiner kam. Er winselte und horchte. Es waren keine Pfoten auf Linoleum zu hören, keine Stiefelschritte, keine Stimme.

Er schlief ein bisschen. Die Magenschmerzen folgten ihm in den Schlaf, und er wimmerte. Als er das nächste Mal aufwachte, glaubte er etwas zu riechen, was nicht von Schnee und Kälte und Luft herrührte, und er begann zu scharren. Es kamen Nadeln und Waldstreu zum Vorschein, und zu guter Letzt stieß er auf die Quelle des Geruchs. Er war lange damit beschäftigt, und als die Sonne aufging und die vereisten Fenster der Almhütte beschien, hatte er zwei Fuchskötel und ein paar Preiselbeeren gefressen.

Als er aufwachte, waren die Birkhähne fort. Das Sonnenlicht wurde vom Schnee zurückgeworfen und tat derart in den Augen weh, dass er sie zusammenkneifen musste. Er blinzelte und fraß Schnee, der im Maul schnell zerschmolz. In seine Höhle rieselte Tauwasser. Er fror nun richtig, denn sein Fell, das die Welpenwolle noch nicht verloren hatte, war nass.

Eine Elster blitzte durch sein Blickfeld und ließ sich ein Stück entfernt nieder, wo er sie schwätzen und schackern hörte.

Dieses Geräusch kannte er. Elsterngeschwätz und das Knurren der Hündin, wenn der blitzende Vogel frech wurde und dem Futter zu nahe kam. Schneidende, scharfe Töne, die auch Gutes bedeuteten: Mutter und Fressnapf. Dorthin wollte er. Doch als er sich auf den Weg machte, sank er im nassen Schnee krauchend ein. Nach einer Weile war alles nur noch durch und durch nass und grauweiß, und er hatte keine Kraft mehr. Er lag lange Zeit im Schnee, und keine Elster war mehr zu hören. Die Erinnerung verflüchtigte sich. Als er mit seinem nackten Bauch im Schlackerschnee ernsthaft zu frieren begann, gelang es ihm trotz schmerzender Läufe umzukehren und sich in die Höhle unter der Fichte zurückzuziehen.

Er schlief, und die Sonne, die hoch am Himmel ihre Bahn zog, drang nie bis zu der Fichtenwurzel durch, wo er lag, an einem Nordhang des waldigen kleinen Fjälls hinter der Almweide. Er dämmerte im Hunger vor sich hin und hatte die Schnauze unter die Schwanzwurzel gesteckt, um sich an sich selbst zu wärmen, an seinem eigenen durchnässten und zottligen Fell und dem leeren Rumpf, in dem sein Herz wie ein Vogelflügel gegen die Kälte und die Nässe flatterte. Unregelmäßig und emsig zuckte es, hungrig nach Leben und Wärme, nach guten Stimmen, nach Milch und Sonne, nach Zungen, Fell, Pfoten, Bäuchen und Läufen flatterte es.

Er war nicht allein auf der Weide. Ein Eichhörnchen knaspelte mit krummen Krallen an der Fichtenrinde. Als der Schnee blau wurde, flogen die Birkhühner wieder in den Baumwipfel. Sie füllten sich in der Dämmerung den Kropf mit Birkenknospen, damit sie gegen die Nacht und die Kälte, die aus den blauen Schatten kroch, etwas im Magen hatten. Den lieben langen Nachmittag hatte er im Sonnenlicht und in der ersten tröpfelnden Frühlingswärme eine Kohlmeise schirken und zirpen hören. Jetzt kam die Kälte, und der Vogel verstummte und verkroch sich unter der Winddiele am Giebel der Almhütte. Dort saß eine kleine Schar und wärmte sich aneinander.

Die Nacht wurde kalt. Sie schliefen mit flatterndem Herzen und pochendem, pulsierendem Blut unter den Winddielen. Und sie schliefen in Spalten und Nestern, in Höhlen und unter Wurzeln. Der Welpe sank tiefer in den Kälteschlaf.

 

Das schneidend scharfe Lachen der Elster. Immer wieder ihr Geschwätz aus dem Wipfel einer Birke. Es gibt noch mehr Elstern in dem Wald rings um die Weide, und die sollen jetzt wissen, dass sie da ist, dass sie über diesen Baumwipfel herrscht und über alles, was sie von dort aus sieht. Keine antwortet, aber viele hören es. Und in der Tiefe unter den vom Gewicht des gefrorenen Schlackerschnees niedergedrückten Fichtenästen hört der Welpe die Elster. Zu guter Letzt wacht er tatsächlich auf. Das unverdrossen wiederholte Krächzgeschwätz holt ihn aus einem längst gefährlich tiefen Schlaf.

Er bewegt sich, weil er Durst hat, und verleibt sich ein wenig Schnee ein. Aber der ist nicht mehr wie zuvor, sondern hart. Die Elster gibt nicht auf, und von seiner Höhle aus kann er bei jeder Lachkaskade ihre weiße Brust und das blau schimmernde Schwanzgefieder blitzen sehen. Sie hat ihn geweckt. Und der Schnee, den er gefressen hat, hat seinen Magen und den Hunger geweckt. Er rappelt sich nun auf. Da erhebt sich die Elster, die das Ihre getan hat, und verschwindet in schwarz blitzenden Schleifen im Wald.

Es ist eine andere Art Morgen. Es ist sehr kalt, und deshalb riecht die Luft kaum. An den Birkenästen hängen lange, starre Eisklöppel aus dem Tauwasser, das tags zuvor noch geflossen ist. Weht ein leises Lüftchen vom See her, bewegen sie sich klirrend. Als der Welpe mühsam aus seinen eigenen Spuren vom Vortag heraustappt, schneidet ihm der spitze Harsch in die Ballen. Endlich steht er auf dem Schnee, einem gefrorenen Grund. Er bewegt sich tollpatschig auf großen Welpenpfoten. Gestern ist es unter ihm weich und matschig gewesen und hat nachgegeben, sodass er in graue Löcher gefallen ist, wo er keinen Halt gefunden hat. Heute trägt es. Er watschelt weiter, nun schon sicherer. Ab und zu bleibt er stehen, um am Harsch zu lecken.

An diesem Morgen trieb ihn der Hunger weit, obwohl er erschöpft war. Rings um die Almhütte war der Schnee zu hohen Wällen aufgeweht. Da kam er nicht durch. Er ging immer langsamer weiter bergauf. Manchmal legte er sich auf den Harsch und japste. Unablässig schaute er zum Sommerstall hinauf. Dort angekommen, setzte er sich vor die Tür. Sah sie an. Es kam aber keiner. Er winselte und kläffte, aber keine Stimme antwortete. Schließlich rollte er sich an der Tür zusammen. Er schlief nicht ein, sondern lag da, schaute übers Moor und schnupperte. Er witterte etwas. Nach einer Weile sah er denn auch, dass sich zwischen den Kiefernschösslingen auf dem Kahlschlag etwas Weißes tummelte. Es war ein Hase. Der Welpe stand auf und stakste den Abhang hinunter. Er glaubte, wo sich etwas bewege, sei möglicherweise die helle oder die raue Stimme. Oder die Hündin. Dort könnte es etwas zu fressen geben.

Rund und kräftig lag die Witterung zwischen den Kiefernschösslingen, doch der Hase war längst verschwunden. Immerhin hatte er etwas hinterlassen. Der Welpe fraß etliche warme Kügelchen der Hasenlosung. Verschlang sie. Dann machte er sich auf die Suche nach mehr. Da hörte er plötzlich eine Stimme. Sie war streng und laut und gab nur einen einzigen Ton von sich. Er war jetzt im Moor angelangt, doch standen die Birken und die kleinen wassersüchtigen Kiefern an dieser Stelle so licht, dass er keinen Schutz finden konnte. Er duckte sich, drückte sich mit dem Bauch in den Harsch und hörte erneut diese Stimme. Sie schimpfte mit ihm. Als er nach oben schielte, sah er schwarze, ausgebreitete Flügel; dieses Bild hatte er bereits tief verinnerlicht, und es bedeutete: Gefahr. Er kroch zu einer kleinen Kiefer, aber die war so schütter, dass er die Silhouette der Krähe weiterhin sah. Plötzlich waren da noch mehr Stimmen und noch mehr schwarze kreisende Körper. Sie ließen ihn jedoch in Ruhe. Sie suchten etwas anderes und fanden es nicht in diesem rein gefegten Weiß, das von einer dünnen, in der morgendlichen Kälte aber so festen Eiskruste überzogen war, dass sie sein Gewicht trug.

Darauf tappte er nun weiter, duckte sich vor denen da oben und war wachsam und bereit, sich hinzulegen, falls sie herabstießen. Was ihn antrieb und mächtiger war als die Angst, hatte er jetzt in seiner empfindsamen Nase, und es wurde immer stärker. Es war ein Geruch. Und kam aus dem Schnee. Und brachte ihn dazu, dass er mit den Pfoten grub und mit der Schnauze wühlte. Der Harsch war spitz, aber er drang rasch durch, und der Geruch, dieser Wohlgeruch, dieser Futtergeruch wallte auf. Während des Tauwetters hatte sich der Schnee gesetzt und zusammengeballt. Er war schwer und grau, aber der Welpe sank nicht mehr so hilflos ein wie bei seinen Gehversuchen tags zuvor. Mit Kopf und Vorderpfoten in einem Loch wühlte er den Schnee beiseite, der mit dem Sturm gekommen war. Mit einem Mal schmeckte er dieses Wohlriechende, intensiv, obschon es nur ein Fitzelchen war. Er grub, bis er ganz unten war. Dort schlug er die Zähne in eine gefrorene Flanke mit rauen Haaren. Er drang durch....
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Autor

Kerstin Ekman, geboren 1933 in Risinge (Östergötland), gilt als eine der wichtigsten skandinavischen Gegenwartsautorinnen. Ihr umfangreiches literarisches Werk ist vielfach preisgekrönt, es wurde verfilmt und in 28 Sprachen übersetzt. Am 27. August 2023 feiert sie ihren 90. Geburtstag.