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Märchen von Speis und Trank

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Königsfurt-Urania Verlag GmbHerschienen am10.09.2018
Speis und Trank - eine tägliche Notwendigkeit und doch nicht immer verfügbar. Aber glücklicherweise kennt das Märchen viele wunderbare Mittel, um den Traum vom Schlaraffenland Wirklichkeit werden zu lassen: durch Zauberhand üppig gedeckte Tische, Mühlen, die alles mahlen, was das Herz und der Magen begehrt, Wunderhütchen, die die dicksten Zechen im Wirtshaus begleichen und nicht zuletzt hat der Teufel oder Herrgott selber oft die Hand im Spiel ... Magische Speisen, wie lebensspendende Äpfel, können Krankheiten heilen oder gar das Leben zurückbringen. Mäuse verstehen es, aus einem kleinen Holzstäbchen eine leckere Suppe zuzubereiten. Ganz wie in der 'Arme-Leute-Küche', wo oft aus 'fast nichts' etwas 'gezaubert' werden muss. Gewitzten Helden gelingt es listig, ihren Hunger oder ihr Gelüste zu stillen und um ein geheimes Rezept wird ein 'Kräuterkrieg' geführt, der im 'Pastetenfrieden' endet... All diese Geschichten von Essen und Trinken werden in dieser internationalen Märchensammlung erzählt, die in erster Linie Volksmärchen aber auch Kunstmärchen enthält.mehr
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Produkt

KlappentextSpeis und Trank - eine tägliche Notwendigkeit und doch nicht immer verfügbar. Aber glücklicherweise kennt das Märchen viele wunderbare Mittel, um den Traum vom Schlaraffenland Wirklichkeit werden zu lassen: durch Zauberhand üppig gedeckte Tische, Mühlen, die alles mahlen, was das Herz und der Magen begehrt, Wunderhütchen, die die dicksten Zechen im Wirtshaus begleichen und nicht zuletzt hat der Teufel oder Herrgott selber oft die Hand im Spiel ... Magische Speisen, wie lebensspendende Äpfel, können Krankheiten heilen oder gar das Leben zurückbringen. Mäuse verstehen es, aus einem kleinen Holzstäbchen eine leckere Suppe zuzubereiten. Ganz wie in der 'Arme-Leute-Küche', wo oft aus 'fast nichts' etwas 'gezaubert' werden muss. Gewitzten Helden gelingt es listig, ihren Hunger oder ihr Gelüste zu stillen und um ein geheimes Rezept wird ein 'Kräuterkrieg' geführt, der im 'Pastetenfrieden' endet... All diese Geschichten von Essen und Trinken werden in dieser internationalen Märchensammlung erzählt, die in erster Linie Volksmärchen aber auch Kunstmärchen enthält.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783868264302
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum10.09.2018
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1423 Kbytes
Artikel-Nr.4986075
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe
Der Mann, der nicht schlafen konnte

Es war einmal ein junger Mann, der war so unermesslich faul, dass niemand glaubte, dass er es im Leben zu etwas bringen werde. In verschiedenen Handwerken hatte er sich versucht, aber keines gefiel ihm, denn überall musste er ja doch arbeiten, und das lag ihm ganz und gar nicht.

Schließlich kam ihm der Gedanke, sich als Soldat zu verdingen. Er durchstreifte ein ganzes Jahr lang die Welt, peinigte die Armen, stahl sich durch und aß und trank, soviel es ihn gelüstete. Aber auch dieser Beruf machte ihm bald kein Vergnügen mehr, denn mehr als nur einmal war er vom Kommandanten bestraft worden, war er doch nicht beim ersten Trompetenstoß aufgestanden oder war betrunken ins Quartier zurückgekommen und hatte Unheil gestiftet. Daher nahm er eines Tages seinen Abschied und zog fort.

Die ersten Tage ging alles gut, denn er hatte etwas Geld im Beutel. Am Morgen des vierten Tages aber warf ihn der Wirt hinaus, weil er die Zeche nicht bezahlen konnte. Da setzte er sich niedergeschlagen ins Gras und überlegte, dass es ihm nichts ausmachen würde, wäre er für sieben Jahre dem Teufel verschrieben, könnte er währenddessen nur nach Herzenslust essen und trinken und müsste nicht arbeiten. Er hatte kaum den Gedanken zu Ende gedacht, als er ein schönes Mädchen über die Wiese kommen sah. Sie trug in der einen Hand ein großes Stück Brot, in der anderen einen Krug Wein. Der Hungrige rief ihr nach: »Wohin gehst du?«

Sie antwortete:

»Bist du hungrig, hier ist Brot

auch für den Durst hat´s keine Not,

wenn du mit mir Hochzeit hältst,

nie in Not du mehr verfällst;

das Beste gar aus Küch´ und Keller

hast du stets auf deinem Teller.«

»Meiner Treu«, rief da der Soldat, »wenn es weiter nichts ist, so tu ich´s mit dem größten Vergnügen.«

»Das ist ein Wort«, sprach das Mädchen. »Es gilt. Ich bin jetzt deine Frau. Trink aus dem Krug und folge mir.«

Sie reichte ihm einen Krug und der Soldat nahm einen tüchtigen Schluck. Dann gingen sie zusammen über die Wiese. Unterwegs fiel dem Soldaten auf, dass sie einen behenden, hüpfenden Gang hatte. Er fand Gefallen daran und dachte bei sich: »Was habe ich doch da für eine flinke Frau gefunden?« Nachdem sie die Wiese verlassen hatten und einen Weg betraten, hörte er die Steine unter den Füßen seiner Frau klingen, als schlügen Hämmerchen darauf. Auch daran fand er Gefallen und er dachte bei sich: »Was für hübsche Schühchen sie hat!«

Sie kamen in einen großen Wald. In dessen Mitte stand ein schönes Haus.

»Hier wohne ich«, sprach das Mädchen. »Du kannst in diesem Haus soviel essen und trinken, soviel du begehrst, und du brauchst das ganze Jahr über, vom ersten bis zum letzten Tage nichts zu arbeiten.«

»Das ist genau das Richtige für mich«, antwortete der Soldat. »Wohlan denn, trage mir das Essen auf!«

Kaum hatte er die Worte gesprochen, da stand der Tisch auch schon da und war gefüllt mit den allerbesten Speisen und erlesensten Weinen. Der Soldat nahm mit seiner Frau Platz und sie aßen und tranken bis spät in die Nacht hinein. Endlich waren sie satt und hatten genug. Da sprach der Soldat: »Meine liebe Frau, mein Schatz, jetzt wollen wir uns ausziehen und ins Bett gehen.«

Das Mädchen fing an, sich zu entkleiden, aber was sah da unser Soldat, als sie die Röcke fallen ließ?!

»Was zum Teufel soll das bedeuten!«, rief er, »habe ich denn eine Geiß geheiratet!«

»Eine Geiß?«, rief das Mädchen. »Bist du denn so betrunken, dass du mich für eine Geiß hältst?«

Sie stieß ihn aufs Bett, zog sich rasch wieder an und verließ bebend vor Zorn das Haus. Unser Soldat lag nun ganz benommen auf dem Bett. Er war so betrunken, dass jeder andere in der gleichen Lage auf der Stelle eingeschlafen wäre. Er fand aber keine Ruhe und fragte sich, ob er ein Opfer seiner Trunkenheit war oder ob das Mädchen tatsächlich Geißfüße hatte.

Schließlich sprach er zu sich selbst: »Es ist doch töricht von mir, über dergleichen Dinge nachzudenken. Sie wird ja doch morgen wiederkommen und ich kann der Sache dann auf den Grund gehen. So will ich jetzt schlafen.«

Doch der Schlaf wollte nicht kommen. Er wälzte sich auf die linke und auf die rechte Seite. Er legte sich auf den Rücken, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Bis der Morgen graute, lag er wach.

Zerschlagen und müde stand er auf und sprach: »Oft habe ich erlebt, dass einen Mann nach durchwachter Nacht nichts besser wieder auf die Beine stellt als ein gutes Essen zu einem tüchtigen Schluck Wein.«

Er hatte kaum die Worte gesprochen, da kam das Mädchen auf behenden Füßen fröhlich tänzelnd herein und fing an, den Tisch zu decken. Als sie fertig war, sprach sie zu ihrem Mann: »Komm zu Tisch, wir wollen es uns schmecken lassen!«

Wieder speisten sie bis spät in die Nacht hinein. Immer wieder versuchte der Mann, die Füße seiner Frau zu Gesicht zu bekommen. Ihr Kleid fiel aber tief hinab und er konnte nichts erkennen. Als er zu viel getrunken hatte wie am Abend zuvor, erhob er sich schwankend und sprach: »Ich denke, es ist Zeit zum Schlafengehen. Jetzt wollen wir uns ausziehen.«

Das Mädchen zog das Kleid aus und der Soldat erblickte zwei Geißenfüße. »Der Teufel soll mich holen«, rief er, »wenn du nicht zwei Geißenfüße hast!«

»Geißenfüße, Geißenfüße«, schimpfte das Mädchen, warf ihn aufs Bett und ging voller Zorn hinweg.

»Ach«, dachte er, »ich gäbe die beste Flasche Wein für ein Viertelstündchen Schlaf«. Doch der Schlaf wollte die ganze Nacht nicht kommen. Am Tage bekam er wieder Hunger und Durst. Kaum hatte er daran gedacht, da kam das Mädchen auch schon fröhlich tänzelnd herein und deckte den Tisch. Sie forderte ihn auf, Platz zu nehmen, und der Tag verging wie die anderen. Und die Nacht verging wiederum ohne Schlaf.

Ein ganzes Jahr ging es so. Das gute Essen und Trinken nützte dem armen Tropf, der nicht schlafen konnte, wenig. Er wurde mager wie der Gockelhahn auf dem Kirchturm. Schließlich verlor er auch noch den Appetit. Weil das Mädchen aber nur zu ihm kam, wenn er nach Essen und Trinken verlangte, sah er sie manchmal zwei oder drei Tage nicht.

Eines Tages, als er auf der Türschwelle saß und jammerte, kam plötzlich ein kleines graues Männchen zu ihm und sprach: »Guten Tag, Kamerad. Was jammerst du denn so?«

»Warum sollte ich nicht jammern und klagen«, antwortete der Soldat. »Ich habe zu essen und zu trinken, soviel ich nur will, ich brauche nicht zu arbeiten und doch weiß ich nicht, ob meine Frau eine Geiß ist. Meine noch größere Qual aber ist, dass ich nicht schlafen kann. Seit einem ganzen Jahr habe ich kein Auge zugetan.«

»Wenn es weiter nichts ist«, sprach das graue Männchen, »so will ich dir das Heilmittel in die Hand geben. Hebe diesen Steinbrocken und trage ihn zum Waldrand. Gehe dann zurück und leg dich nieder. Du wirst dann eine Viertelstunde schlafen können.«

»Wie soll ich denn den Stein schleppen, er ist doch viel zu schwer«, rief der Soldat. »Sage mir ein anderes Mittel.«

Aber das graue Männchen war schon wieder verschwunden.

Als einige Zeit vorübergegangen war, stand der Soldat jedes Mal auf, wenn er zu sehr unter dem mangelnden Schlaf litt, lud sich den Steinbrocken auf die Schultern und trug ihn ächzend und stöhnend zum Waldrand. Dort hatte er kaum den Stein abgeworfen, als seine Lider schwer wurden. Er fand kaum Zeit, bis nach Hause zu kommen, wo er eine Viertelstunde tief und fest schlief.

Als er erwachte, war er hungrig und durstig und rief: »Meine liebe Frau, wo bist du?« Die Frau kam wie üblich herein und deckte den Tisch. Sie war aber nicht mehr so munter wie vorher und auch die Speisen mundeten nicht mehr so gut. Der Wein war ebenfalls schlechter.

Trotzdem aß er aber wieder tüchtig und trank so viel, dass er am Abend betrunken war. »Lass uns zu Bett gehen«, sprach er zu seiner Frau. Diese aber ging aus dem Zimmer, anstatt sich zu entkleiden, und ließ ihn allein.

Er versuchte wieder zu schlafen, aber es gelang ihm nicht. Am Morgen litt er so sehr unter dem Schlafmangel, dass er beschloss, wenn es ihm auch noch so schwerfallen würde, den Stein vom Waldrand zu holen. Danach rief er seine Frau, die so missmutig erschien wie am Tage zuvor. Sie deckte den Tisch in liebloser Weise und als der Abend kam, verließ sie ihn. So verging wieder ein ganzes Jahr.

Der Soldat hatte sich...
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