Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Tod im Leuchtturm

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
316 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am12.02.20202024
Seit ihrer Kindheit war Julia nicht mehr auf der Nordseeinsel Neuwerk. Nach fast drei Jahrzehnten kehrt sie zurück, um über den Winter den Leuchtturm zu hüten. Als sie kurz darauf tot in der Badewanne gefunden wird, kann sich Margo Valeska nicht mit dem festgestellten Suizid ihrer Freundin abfinden. Die Hamburger Kommissarin Friederike von Menkendorf nimmt Ermittlungen auf und stößt auf ein ungelöstes Verbrechen, bei dem die Tote einst Zeugin war. Hatte jemand ein Interesse daran, sie zum Schweigen zu bringen?

Susanne Ziegert wurde im Erzgebirge geboren und wuchs in Leipzig und Plauen im Vogtland auf. Zwei Tage vor dem Mauerfall floh sie in den Westen, um endlich Paris zu sehen. Nach ihrem Studium in Aix-en-Provence in Südfrankreich arbeitete sie mehrere Jahre in Brüssel und zog dann nach Berlin, wo sie eine Stelle als Reporterin bei der Berliner Morgenpost antrat. Seit 2019 lebt Susanne Ziegert mit ihrem Ehemann und den gemeinsamen Pferden und Eseln in einem alten Bauernhof im Landkreis Cuxhaven und in Berlin. Sie arbeitet als Journalistin für die Neue Zürcher Zeitung am Sonntag und Konferenzdolmetscherin. Schreiben war ihr von Kleinauf ein Bedürfnis. Als Kind verfasste sie Briefe in alle Welt, Tagebücher sowie einen Roman über die Stadt der Liebe. Schon damals träumte sie davon, einmal Schriftstellerin zu werden.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR10,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextSeit ihrer Kindheit war Julia nicht mehr auf der Nordseeinsel Neuwerk. Nach fast drei Jahrzehnten kehrt sie zurück, um über den Winter den Leuchtturm zu hüten. Als sie kurz darauf tot in der Badewanne gefunden wird, kann sich Margo Valeska nicht mit dem festgestellten Suizid ihrer Freundin abfinden. Die Hamburger Kommissarin Friederike von Menkendorf nimmt Ermittlungen auf und stößt auf ein ungelöstes Verbrechen, bei dem die Tote einst Zeugin war. Hatte jemand ein Interesse daran, sie zum Schweigen zu bringen?

Susanne Ziegert wurde im Erzgebirge geboren und wuchs in Leipzig und Plauen im Vogtland auf. Zwei Tage vor dem Mauerfall floh sie in den Westen, um endlich Paris zu sehen. Nach ihrem Studium in Aix-en-Provence in Südfrankreich arbeitete sie mehrere Jahre in Brüssel und zog dann nach Berlin, wo sie eine Stelle als Reporterin bei der Berliner Morgenpost antrat. Seit 2019 lebt Susanne Ziegert mit ihrem Ehemann und den gemeinsamen Pferden und Eseln in einem alten Bauernhof im Landkreis Cuxhaven und in Berlin. Sie arbeitet als Journalistin für die Neue Zürcher Zeitung am Sonntag und Konferenzdolmetscherin. Schreiben war ihr von Kleinauf ein Bedürfnis. Als Kind verfasste sie Briefe in alle Welt, Tagebücher sowie einen Roman über die Stadt der Liebe. Schon damals träumte sie davon, einmal Schriftstellerin zu werden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839263143
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum12.02.2020
Auflage2024
Reihen-Nr.2
Seiten316 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1791 Kbytes
Artikel-Nr.5025312
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 2

Die Nebelhörner gaben einen klagenden Ton von sich, ansonsten war es beängstigend still. Margo schien es, als schlucke der Nebel die Geräusche. Eine besondere Stimmung, die nicht einfach zu malen war. Wie konnte sie das ihren Malschülern vermitteln? Vor zwei Monaten hatte sie ihr neues Wohnatelier bezogen, in der ersten Etage über einer traditionellen Seilfabrik im Alten Fischereihafen von Cuxhaven. Eine ganze Etage kostete hier gerade einmal so viel Miete wie ein WG-Zimmer in Berlin - und sie war fasziniert vom rauen Charme. Sie schaute hinab auf die Krabbenkutter am Kai, wo die Fischer gerade die Kisten mit ihren Fängen ausluden.

Direkt vor dem Haus sah sie drei Frauen, die ihre Fahrräder abstellten - wahrscheinlich ihre Malschülerinnen. Mit ihrer Kunstschule »Hafenmaler« hatte sie eine Marktlücke besetzt, denn ihre Kurse waren gefragt. Sie sah auf die Uhr. Die Damen waren überpünktlich. In der verbleibenden Viertelstunde wollte sie ihre Bekannte anrufen, die sie auf der Insel Neuwerk getroffen hatte. Als ihr Atelier gerade renoviert wurde, war sie auf die Insel gefahren, um weitere Mitglieder der Familie ihres Vaters kennenzulernen.

Vor zwei Jahren hatte sie im Winter den Leuchtturm gehütet, in dieser Zeit waren zwei schreckliche Morde passiert - und sie war sogar verdächtigt worden. Schließlich hatte sie wesentlich dazu beigetragen, dass die Verbrechen aufgeklärt wurden. Durch die Suche nach ihren eigenen Wurzeln war sie dem Mörder gefährlich nah gekommen. Dabei hatte sie endlich herausgefunden, wer ihr Vater war. Dieser war seit Langem tot, ihr Onkel, den sie noch kennenlernen durfte, verschollen. Doch sie hatte auf der Insel einen Cousin, Daniel Prell. Sie hatten sich auf Anhieb verstanden, es war ein gutes Gefühl für sie, dass sie in der Familie ihres Vaters willkommen war.

Außerdem hatte sie Julia getroffen, die neue Leuchtturmwärterin auf Zeit, die eigentlich in Cuxhaven lebte. Margo hatte ein paar Skizzen von der Kuppel anfertigen wollen. Julia hatte ihr zugesehen und ihr Fragen über das Leben als Künstlerin gestellt. Sie war an vielen Abenden zu Besuch bei ihr gewesen, stundenlang hatten sie sich über Gott und die Welt unterhalten. Margo feilte noch an ihrem Konzept für die Malschule. Julia kannte jeden Winkel von Cuxhaven und hatte ihr Tipps gegeben, doch sie hatte auch jedes Wort eingesogen, das Margo über ihr eigenes Leben erzählt hatte.

Julia war unglücklich. Aber sie war eine unglaublich mutige und feinsinnige Frau und hatte sich nicht aufgegeben. Sie war dort, um nachzudenken, und suchte einen Neuanfang. Das hatte sie gespürt, auch wenn sie nicht über die Gründe gesprochen hatten. Margo hatte ihrer neuen Freundin schließlich vorgeschlagen, den Telefondienst und die Verwaltungsarbeit für ihre Malschule zu übernehmen. Julia war ihr um den Hals gefallen, und solche Gefühlsäußerungen waren bei ihr selten. Sie hatte das Ganze überschlafen und am nächsten Morgen erklärt, dass sie auf so eine Chance gewartet hatte. Dabei war dies keine besonders tolle Stelle, für Julia jedoch ein Neubeginn nach ihrer Arbeit in der Fischfabrik und verschiedensten Aushilfsjobs.

Doch nun erreichte sie Julia seit Tagen nicht. Sie hatte Nachrichten hinterlassen, irgendwann bekam sie nur noch die Ansage vom Band, dass der Anschluss nicht erreichbar war. Die Mailbox war offenbar voll. Was war da los? Sie würde es am Abend nochmals probieren, doch in einer Minute begann ihr Kurs - und sie konnte es sich nicht leisten, unpünktlich zu sein. Sie nahm sich ihre Staffelei und die Tasche mit der Wasserflasche, Farben und Pinseln und ging vor die Tür, um die Kursteilnehmer zu begrüßen.

Zehn Frauen warteten schon, die älteste schätzte sie auf etwa 70, eine Ärztin in Rente mit schlohweißen kurzen Haaren, die mit ihrer Tochter gekommen war. Sie begann immer mit einer Vorstellungsrunde, das machte die Kurse persönlicher. Die jüngsten waren drei Kunstlehrerinnen aus dem Kölner Raum, die in Cuxhaven ihren Urlaub verbrachten. Eine Buchhändlerin aus Heilbronn hatte den Kurs zum Geburtstag bekommen. Sie erklärte verlegen, dass sie seit der Schulzeit nicht mehr gemalt hatte.

Sie postierten sich am Kai mit Blick auf die Kutter, die zunehmend der Nebel einhüllte. Margo hielt eine kurze Einführung über Industriemalerei und zeigte einige ihrer Werke, dann begannen die Hobbykünstlerinnen mit groben Skizzen. Margo ging von Staffelei zu Staffelei, gab Ratschläge, half beim Anmischen der Farben. Die Buchhändlerin wollte sich an einem Aquarell versuchen. Sie half ihr, mehrere Blau- und Grüntöne auf der Palette zu mischen, fügte verschiedene Grautöne hinzu. »Aber bitte keine 50 davon«, sagte die Buchhändlerin.

»Handschellen habe ich auch nicht dabei«, konterte Margo. Sie mochte ihren Humor.

Sie stahl sich für eine kurze Rauchpause davon und wählte wieder die Nummer auf Neuwerk. Nichts! Sie schickte ihrem Cousin eine Nachricht und bat ihn, bei Julia nach dem Rechten zu sehen. Notfalls müsste sie die Polizei einschalten. Warum sollte Julia ihr aus dem Weg gehen? Sie hatte sich unglaublich über das Angebot gefreut und einen absolut verlässlichen Eindruck gemacht.

Natürlich konnte einem die Einsamkeit aufs Gemüt schlagen. Sie war damals nach traumatischen Erlebnissen weggegangen und nie vorher zurückgekehrt. Andeutungsweise hatte sie von den Gespenstern der Vergangenheit gesprochen.

»Frau Valeska«, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie zur Gruppe zurückkehrte. Elisabeth, die Ärztin, hatte sie gerufen und deutete auf ihr Werk, ob sie ihr einen Rat geben könne. Es sah aus wie der Versuch einer Sechsjährigen, bunte Kästen, das sollten wohl die Schiffe sein, entlang einer braunen Linie. Die Frau war verkopft, hatte Angst, eine falsche Linie zu setzen. Margo setzte Schatten, korrigierte die Konturen und tupfte mit Weiß Spiegelungen in die Wasserfläche. Dann trat sie zurück - mit wenigen Strichen hatte sie aus dem Versuch ein annehmbares Hafenporträt gemacht. »Fantastisch«, schwärmte die Hobbymalerin begeistert. Gespannt sah sie, was die Buchhändlerin auf das Papier gebracht hatte - und war überrascht. Sie hatte sich auf ein Detail konzentriert und das Seil des Kutters am Kai mit mutigen Aquarellstrichen festgehalten, dazu noch etwas Nebel über das Wasser gelegt.

»A bissl peinlich«, sagte sie in charmantestem Schwäbisch. Doch Margo war begeistert, da schien ein Talent brachzuliegen. Sie hielt das Bild hoch, um es den anderen Teilnehmerinnen zu zeigen, bevor sie von Staffelei zu Staffelei ging, um den Werken den letzten Schliff zu geben. Am Ende klatschten die Frauen begeistert, jede von ihnen schien mit ihrem Werk zufrieden zu sein. Sie verabschiedete sich von ihren Schülerinnen. Dieses Mal verzichtete sie auf eine Nachbesprechung am Hafenimbiss, wo sie sonst gerne einen Kaffee trinken ging. Sie hatte ganz vergessen, ein eigenes Gemälde zu erstellen, ihre Gedanken waren weit weg.

Sie sorgte sich um Julia und hoffte, dass ihr nichts geschehen war. Und sie selbst hatte auch noch eine Entscheidung zu treffen. Sie hatte einen Mann kennengelernt, es war ein Flirt für sie. Doch sie spürte, dass er mehr wollte, eine Beziehung. Sie hatte Spaß mit ihm, doch sie würde ihm die Wahrheit sagen müssen. Dass sie nicht bereit war. Aber eines überraschte sie: Berlin hatte sie noch kein einziges Mal vermisst. Viele Freunde fehlten ihr, doch vielleicht würden diese an die Nordsee zu Besuch kommen. Selbst ihr Kater Horlemann, den sie vor zwei Wochen geholt hatte, schien sich wohlzufühlen.

Sie öffnete die Tür ihrer Fabriketage. Jedes Mal, wenn sie in das Loft eintrat, freute sie sich über diesen fantastischen Raum mit den großen Fenstern, von denen sie auf die Fischereiboote blickte. Auf der anderen Hafenseite befanden sich die historischen Fischhallen mit den Restaurants, die frühere Fischbörse, die Verarbeitungsfabriken für den Fang und die Werften. In der Nacht war die ganze Anlage hell beleuchtet, ein Lichtermeer wie das einer Großstadt, die nie schläft. Es war eine faszinierende eigene Welt.

Sie legte ihre Tasche ab, ging zu ihrem roten Sofa und ließ sich erschöpft fallen, als ihr Horli auf den Bauch sprang. Sie öffnete ihm seine Dose, bevor sie wieder ihr Telefon zur Hand nahm. Nichts! Auch Daniel hatte nichts mehr erreicht, er hatte am Leuchtturm geklingelt und gerufen - niemand hatte geantwortet. Kurzerhand wählte Margo die Telefonnummer von Friederike von Menkendorf, der Hamburger Kommissarin, mit der sie vor zwei Jahren aneinandergeraten war.

»Von Menkendorf«, die Stimme klang gestresst. Margo schilderte das Problem.

»Ich habe Angst, dass sich Julia etwas angetan haben könnte.«

Eigentlich hatte sich Julia auf ihre Zusammenarbeit gefreut und auf die Rückkehr nach Cuxhaven. Aber man konnte in die Menschen nicht hineinsehen. Das wusste sie nur allzu gut, ein naher Freund war wegen Depressionen aus dem Leben geschieden, zuletzt hatte er fröhlich gewirkt.

»Das ist ja kein Fall für die Mordkommission. Ich kann ja bei Gelegenheit jemanden hinschicken«, antwortete ihr von Menkendorf in gelangweiltem Ton.

Margo hatte den Eindruck, dass diese daraus nicht gerade eine Priorität machte. »Da muss wirklich was passiert sein.«

»Sie kann aufs Festland gefahren sein. Neuwerk ist außerhalb der Saison sehr einsam«, beschwichtigte die Kommissarin.

Als ob sie das nicht wüsste - doch schien Julia das nichts auszumachen, sie hatte die Einsamkeit für einige Monate gewählt.

»Bitte, vielleicht hatte sie auch einen Unfall und liegt irgendwo hilflos, im Leuchtturm hört sie keiner.«

»Ich kann mich...

mehr

Autor

Susanne Ziegert wurde im Erzgebirge geboren und wuchs in Leipzig und Plauen im Vogtland auf. Zwei Tage vor dem Mauerfall floh sie in den Westen, um endlich Paris zu sehen. Nach ihrem Studium in Aix-en-Provence in Südfrankreich arbeitete sie mehrere Jahre in Brüssel und zog dann nach Berlin, wo sie eine Stelle als Reporterin bei der Berliner Morgenpost antrat. Seit 2019 lebt Susanne Ziegert mit ihrem Ehemann und den gemeinsamen Pferden und Eseln in einem alten Bauernhof im Landkreis Cuxhaven und in Berlin.
Sie arbeitet als Journalistin für die Neue Zürcher Zeitung am Sonntag und Konferenzdolmetscherin. Schreiben war ihr von Kleinauf ein Bedürfnis. Als Kind verfasste sie Briefe in alle Welt, Tagebücher sowie einen Roman über die Stadt der Liebe. Schon damals träumte sie davon, einmal Schriftstellerin zu werden.